„Gros Glogau, die Haupt-Stadt dieses Fürstenthums” Kupferradierung, koloriert. Aus dem Atlas von Johann David Schleuen, „Das souveraine Hertzogthum Ober- und Nieder-Schlesien, nebst der souverainen Grafschaft Glatz (...), Berlin, nach 1742.

Geschichte der Stadt Glogau

Glogau, in der fruchtbaren Oderniederung gelegen, gehörte über viele Jahrhunderte hinweg zu den wichtigsten Städten Schlesiens. Die seit dem späten Mittelalter aufgrund ihrer strategischen Lage prosperierende Stadt litt im 30jährigen Krieg großen Schaden, von dem sie sich erst im Laufe des 18. Jahrhunderts erholte. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts, nach 1740, wurde Glogau zu einer Festung ausgebaut, was sein Erscheinungsbild nachhaltig prägte.

Im Frühjahr 1945 wurde die Stadt zum großen Teil zerstört. Im Laufe der Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg entstanden neue Wohngebiete für die polnischen Zuwanderer; die alte deutsche Stadt dagegen wurde in weiten Teilen eingeebnet und erlebt heute in einigen Bereichen ihre Wiedergeburt mit dem originalgetreuen Aufbau einzelner Baudenkmale und ganzer Straßenzüge.

Glogaus Geschichte in Zahlen

Quellen:
Juilius Blaschke: Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, Glogau 1913
Erwin Stein: Das Buch der Stadt Glogau, 1926

Andreas Gryphius

Tränen des Vaterlandes
Anno 1636

Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun,
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun
Hat allen Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret.

Die Türme stehn in Glut. Die Kirch ist umgekehret.
Das Rathaus liegt im Graus. Die Starken sind zerhaun.
Die Jungfern sind geschändt. Und wo wir hin nur schaun,
Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret.

Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frisches Blut.
Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut,
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fortgedrungen.

Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer denn die Pest, und Glut, und Hungersnot:
Daß auch der Seelen-Schatz so vielen abgezwungen.