Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 10, Oktober 2020

Erinnerungen an das Heimatdorf Neuhammer

mit Ortsteil Neudeck

Neuhammer

mit Ortsteil Neudeck

Das Dorf liegt malerisch in der wasserreichen Bruchniederung der Sprotte. Es ist eine Streusiedlung, deren Besiedlung zuerst von den umliegenden Dörfern aus erfolgte. Es gab einen Tschammeranteil, westlich in Richtung Primkenau mit Sägemühle und einen Kunzendorfer Anteil. Das Hammerwerk war verschwunden, bestand aber früher, als hier Eisenerz gefunden und verarbeitet wurde. Wenn die Wiesen von Hochwasser überflutet wurden, hinterließ das Wasser überall einen rostig roten Schlamm.
Der Ort hatte 1943 376 Einwohner und eine Feldmark von 652 ha. Er liegt an der Chaussee Buchendamm-Neuheidau, etwa 25 km von Glogau entfernt. Bahnstation war Primkenau.

Die Gemeindeverwaltung setzte sich zuletzt wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Paul Sucker
Beigeordnete: Landwirt Wilhelm Scharntke und Bauer Otto Niedergesäß
Gemeinderäte: Landwirt Richard Thiel, Bauer Otto Menzel, Landwirt Gustav Schubert, Arbeiter Fritz Adam, Landwirt Albert Scharf
Kassenwalter: Landwirt Paul Bogatsch
Schiedsmann: Landwirt Fritz Kunze

Neuhammer Schule

Neuhammer gehörte zum Amtsbezirk Roggendorf, Amtsvorsteher war Landesproduktenhändler Richard Hoffmann. Die Schule am Ort wurde von Lehrer Willi Strietzel geleitet. Die Besitzerin der Wassermühle Neudeck war Frau Erna Ponto. Die Gemeindemitglieder beider Konfessionen hatten ihre Kirchen in Kunzendorf. Das Dorf hatte zwei Gaststätten, eine in Neuhammer (Paul Sucker) und eine in Neudeck (Paul Bensch).

Neustrunz

mit Kolonie Waldvorwerk

Größeres Walddorf im nördlichsten Teile des Kreises Glogau mit einer Feldmark von 763 ha, 27 km von Glogau entfernt. Dicht an der durch das Versailler Diktat 1919 gezogenen polnischen Grenze lag die Kolonie Waldvorwerk, zum Rittergut Altstrunz gehörend, mit etwa 50 Einwohnern und einer bedeutenden Schweinemästerei. Der Name ist hergeleitet von stroza = Wächter. Die Einwohnerzahl von Neustrunz stieg von 238 Einwohnern 1930 auf 267 im Jahre 1936. 1943 waren es 296 Einwohner. 1909 erhielt der Ort ein Landschulhaus. Die Schule wurde zuletzt von Lehrer Fritz Krähe geleitet. Seelsorgerisch waren die Kirchen in Deutscheck zuständig.

Die Gemeindeverwaltung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Landwirt Otto Pretzel
Beigeordnete: Landwirt Robert Kutzner in Kolonie Waldvorwerk und Bauer Ernst Sonnenberg
Gemeinderäte: Bauer Arthur Pretzel, Bauer Karl Risse, Vogt Ludwig Laube (Gutshof Neustrunz) und Landwirt Adolf Gottschalk (Kolonie Waldvorwerk)
Kassenwalter: Arthur Pretzel.
Neustrunz gehörte zum Amtsbezirk Deutscheck. Die Gaststätte im Ort betrieb Artur Bieberstein.

Die Vorwerke Neu Strunz (Stracze Nowe) und Waldvorwerk (Przylesie)

Die Wurzeln des Vorwerk Neu Strunz liegen im Dunklen. Entstanden ist die Ansiedlung aus dem südlich gelegenen Vorwerk des Gutes Strunz im Dorf Alt Strunz.

Urkundlich erwähnt wird Neu Strunz in der Güteraufstellung des Jahres 1765. Damals lebten hier 14 Gärtner, 18 Häusler, 1 Inlieger und 6 Handwerker. 1791 wird hier das Vorwerk, ein Dorfkrug, 13 Gärtner, 19 Häusler (offenbar ist eine Gartenwirtschaft zur Häuslerwirtschaft herabgesunken) und 1 Windmüller aufgeführt. In den 39 Gebäuden leben 177 Personen. Bis 1845 wurde Neu Strunz auf 53 Häuser ausgebaut, inzwischen mit zwei Windmühlen. Unter den 281 Einwohnern sind 10 Katholiken verzeichnet. Im Jahr 1885 war die Bevölkerungszahl auf 269 gesunken, stieg dann aber wieder leicht (1895 = 278).

In der Vorkriegszeit lebten hier die Familien Armbruster, Bieberstein, Dorn, Faustmann, Jähner, Kaupke, Kuck, Lange, Paschel, Prätzel, Priedemost, Riedel, Risse, Sonnenberg, Suckel, Stanke, Thiel, Walter, Wunsch, Zacher. Eindeutig polnischen Ursprungs ist nur der Name Bialas.
Mehr ließ sich bislang über das Vorwerk nicht in Erfahrung bringen. Als in den 1930er Jahren die nationalsozialistischen Rassisten mit der Eliminierung der slawisch klingenden Vornamen begannen, haben sie zwar Alt Strunz in Deutscheck umbenannt, das Vorwerk Neu Strunz haben sie dabei vergessen.
Nach dem Krieg erhielt das Vorwerk die Namen Stróza Nowa und Nowy Stronsk, ehe man zu Stracze Nowe überging. Nördlich von Neu Strunz lag das entlegenste Vorwerk der Gutsherrschaft Strunz, Waldvorwerk. Es wird zumeist nicht extra aufgezählt. Im Jahr 1895 lebten hier nur 18 Einwohner. Hier wohnten vor dem 2. Weltkrieg die Familien Dietrich, Gottschalk, Hahn, Kutzner, Lange, Mücke, Müller, Schrenner und Walter. Polnischer Herkunft aus den benachbarten Kirchdörfern waren die Familien Bajon, Ratajczak, Spottag und Turkowski.
Während des Krieges fand hier die Familie Antoni Zielnica Zuflucht, nachdem der Vater von den Nationalsozialisten im sogenannten Reichsgau Wartheland verhaftete und ins KZ Auschwitz deportiert worden war. Nach dem Krieg erhielt Waldvorwerk einen polnischen Namen und wurde zur Gemeinde Wijewo (Weine) geschlagen, weil man auf diese Weise im kommunistischen Polen versuchte die ehemaligen Reichsgrenzen etwas auszulösen und zu verschleiern. Dr. M. Sprungala