Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 1, Januar 2020

Erinnerungen an das Heimatdorf Laubegast

mit den Ortsteilen Rodenheide früher Goile), Sperlingswinkel und Kolonie Eichberg

Laubegast

Die Gesamtgemeinde mit 142 ha Feldmark an der Chaussee Schlesiersee — Ostlinde — Unruhstadt gelegen und 35 Km von Glogau entfernt, hatte 522 Ein-wohner. Die Bahnstation war Schlesiersee (5 km).

Die Gemeindeverwaltung Laubegast setzte sich 1943 wie folgt zusammen: Bürgermeister Bauer Gustav Jokisch in Rodenheide; Beigeordnete: Bauer Ernst Weiß (Rodenheide), Bauer Wilhelm Weiß (Sperlingswinkel); Gemeinderäte: Bauer Gerhard Wittich und Bauer Her-mann Jartsch (Laubegast), Bauer Robert Pretzel und Bauer Paul Faulhaber (Rodenheide), Bauer Alfred Paustel und Bauer Emil Fäustel (Sperlingswinkel); Kassenwalter: Bauer Hermann Eckert. Die Gemeinde gehörte zum Amtsbezirk Schlesiersee-Laubegast, Amtsvorsteher war Bauer Adolf Günzel (Laubegast). Das Standesamt und die Gen-darmerie befanden sich in Schlesier-see.
Postverwalter waren in Laubegast Helmut Günzel, in Rodenheide Georg Adamzewski, in Sperlingswinkel Alfred Lange. Für die Gerichtsbarkeit war das Amtsgericht in Glogau zuständig. Gaststätten befanden sich in Laubegast (Hermann Oltmanns und Helmut Günzel), in Rodenheide (Robert Pretzel) und in Sperlingswinkel (Otto Fäustel).

Oltmanns Strandhof in Laubegast Blick vom großen Werder
©Aus der Sammlung von B. Ratajczak, Dresden

Der Schlesiersee mit seinen waldigen Ufern und seinem günstigen Badestrand machte das Dorf zu einer beliebten Sommerfrische. Es hatte auch vorge-schichtliche Funde aufzuweisen (Hügelgrab). Über Laubegast als Ortsteil über-sandte uns Heimatfreund Hermann Eckert den nachstehenden Bericht: Der Ort war eines der schönsten Bauerndör-fer direkt am See gelegen, 2,5 km von Schlawa entfernt. Er war von hier auf guter Teerstraße - für Fußgänger auf dem Waldweg — immer am See entlang zu erreichen und hatte 170 Einwohner mit 23 Vollbauernstellen in den Größen von 8 bis 60 ha. Außerdem 9 Häuslerstellen, deren Bewohner ihr Geld als Maurer und Zimmerleute verdienten. Laubegast hatte einen Gasthof (Olt-manns) mit Strandgarten, Bootsverleih, Landungssteg und Badekabinen und das Café Waidmannsruh mit Kolonial-warengeschäft. Es waren außerdem vorhanden: Eine Dorfschmiede, ein Mühlenbetrieb mit Bäckerei und ein Bürstenmacher. Die Dorfschule lag zwischen Laubegast und dem Ortsteil Rodenheide (Goile). Die Schülerzahl lag bei 40. Sie wurde von beiden Ortsteilen beschickt. Lehrkraft war von 1921 bis zur Vertreibung Lehrer Geß. Die Bauern bauten Kartoffeln, Roggen und Hafer auf leichten bis mittleren Böden an. Acht Bauern gehörten den Kartoffelbrennereien in Schlawa an. Für die gelieferten Kartoffeln erhielten sie Schlempe zur Viehfütterung. Sämtliche Milch wurde an die Molkereigenossenschaft nach Schlawa geliefert. Laubegast war weit über die Kreisgrenze hinaus bekannt. Gäste aus Liegnitz, Breslau und Berlin verbrachten hier ihren Urlaub am See, der in Laubegast am breitesten ist. Von hier hat man eine wunderbare Sicht über das Wasser auf die Hammerseite. Die Hälfte aller Hausbesitzer hatten es schon Anfang der 30er Jahre durch An- oder Umbauten möglich gemacht, an Sommer-Gäste Zimmer zu vermieten. Eine gute Teerstraße mit Bürgersteig gab dem Ort ein sauberes Bild. Die Hausbesitzer wetteiferten untereinander, ihre Häuser glänzen zu lassen. Der schattige Garten von Oltmanns Gasthof bot allen Gästen gute Erholung. Militärkapellen und die Stadtkapelle Horschler aus Glogau spielten an den Sonntag-Nachmittagen zu Unterhaltung und Tanz auf. Unter Otto Seiler als Brandmeister hatte Laubegast eine 24 Mann starke Feuerwehr.
Der Ortsteil Rodenheide, das frühere Goile hatte nach dem Glogauer Adressbuch von 1943 38 Bauernstellen, zwei Kolonialwarengeschäfte und eine Gastwirtschaft aufzuweisen. Der Ortsteil Sperlingswinkel hatte 17 Bauernstellen, einen Mühlenbetrieb, eine Gastwirtschaft und ein Baugeschäft, die Kolonie Eichberg zwei Bauernstellen.

Weitere Bilder und Berichte über Laubegast in der nächsten NGA-Ausgabe.