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Verkehrsknotenpunkt
auf halbem Wege von Glogau nach Schlesiersee. Bedeutendes
Bauerndorf mit mehreren Wind- und Motormühlen. Evangelische und
katholische Kirche.
1074 Einwohner / 2845 ha Feldmark / An der Chaussee Glogau –
Schlesiersee / 14 km von Glogau / Bahnstation: Langemark / Post am
Ort
1943 setzte sich die Gemeindevertretung wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Landwirt Gustav Kutzner
Beigeordnete: Kaufmann Herbert Weiß, Bauer Robert Stephan
Gemeinderäte: Bauer Bruno Riese, Bauer Albert Strauchmann,
Lehrer Ernst Flögel, Landwirt Paul Lindner, Gutsbesitzer Walter
Rother, Wirtschaftsvogt Paul Büttner
Kassenwalter war Schuhmachermeister August John.
Weitere Dienstobliegenheiten:
Schiedsmann: Bauer Albert Seifert aus Altkranz
Amtsvorsteher: Kaufmann Herbert Weiß, Stellvertreter
Bürgermeister Gustav Kutzner
Standesbeamter: Bauunternehmer Gustav Kutzner
Amtsbezirk: Langemark
Hebamme: Anna Klitscher in Kuttlau
Postagentur: Wilhelm Fröhlich und 2 Zusteller
Bahnhof: Vorsteher Reinhold Eichberg
Polizei: Gendarmerie-Hauptwachtmeister Erich Köhn
Fleisch- und Trichinenbeschau: Erich John
Kirchen: Evangel. Kirche: Pastor Alfred Bayer, Organist Richard
Bock; Kath. Kirche: Pfarrer Hackenberg, Organist J. Hollmann. Zum
Kirchspiel der evangel. Kirche gehörten noch die Dörfer Altkranz
und Höckricht. Auch das Dorf Grochwitz wurde mitbetreut. Als
Organe der Kirchengemeinde fungierten der Kirchenvorstand und die
Kirchengemeindevertretung.
Gemeinschaftseinrichtungen: Evang. Friedhof, kath. Friedhof,
Sportplatz, Feuerwehrgerätehaus, 1 Jugendraum (Hospital), Raum für
standesamtl. Trauungen (in der kath. Schule).
Gesundheitswesen: 2 Zahnärzte, 1 Drogerie, 1 Hebamme.
Gewerbebetriebe: 3 Bäckereien, 3 Fleischereien, 6 Kolonialwaren-
und Lebensmittelgeschäfte, 4 Windmühlen, 1 mechan. Mühle, 1
Käserei, 5 Gastwirtschaften, 1 Bauunternehmen, 1 Sägewerk mit
Holzhandlung, 2 Dachdeckereibetriebe, 1 Klempnerei, 2
Malerbetriebe, 1 Ofensetzbetrieb, 5 Tischlereien (davon 2 voll
mechanisch), 2 Stellmachereien, 1 Sattlerei, 3 Schneidereien für
Herrenbekleidung und 2 für Damenbekleidung, 5 Schuhmachereien, 1
Schuhgeschäft, 2 Textilwarengeschäfte, 1 Uhrmacher mit
Ladengeschäft, 1 Radiogeschäft, 3 Fahrradhandlungen, 1 Gärtnerei,
2 Tankstellen, 1 Haushaltswarengeschäft, 1 Frisör, 2 Geschäfte für
Getreide, Düngemittel und Kohle, 1 Korbmacherei.
Der Regenmesser
Eine lustige Begebenheit aus
Ingersleben
Seit 1897 amtierte der „Ferschter" Franz Hoffmann in Ingersleben
und betreute die Forsten des Grafen Schlabrendorff, der die
Rittergüter Tschepplau und Seppau besaß. Da geschah es nun, dass
in irgendeinem Sommer nach dem ersten Weltkrieg die Witterung
ungemein trocken war. Es wollte und wollte nicht regnen, obwohl
sich die Bewohner der Städte wie auch die Landleute auf den
Dörfern Tag für Tag die Hälse geradezu verrenkten, um zu sehen, ob
sich denn nicht irgendwo am Himmel ein Wölkchen zeige, das auf
nahenden Regen schließen lasse.
Der „Ferschter" hatte sich nun vorgenommen, die durchschnittliche
Niederschlagsmenge in seinem Forstbereich zu ermitteln und stellte
eines Abends im Obstgarten, der sich beim Forstamt Ingersleben
erstreckte, einen Regenmesser auf. Der Zufall wollte es, dass
gerade die Mutter Heinrichen vorbeikam, denn sie holte
allabendlich an der Pumpe der Försterei das Wasser für ihren
Hausgebrauch, weil sie über keine Pumpe und auch über keinen
Brunnen verfügte. Sie sah den Förster bei seiner Hantierung und
wollte gerne wissen, was Franz Hoffmann da zu tun hatte. Sie
grüßte also erst einmal: „Gud'n Oabend, Herr Ferschter!"
Hoffmann antwortete: „Gud'n Abend!"
Und die Mutter Heinrichen fragte nun: „Woas huan's 'n doa?"
Die Antwort des Försters lautete: „Einen Regenmesser, Mutter
Heinrichen!"
Von einem Regenmesser hatte die Mutter Heinrichen noch niemals
etwas gehört. Ihrer Meinung nach konnte das nichts anderes sein
als ein Instrument, mit dem man vorherbestimmen konnte, ob denn
nicht endlich der lang ersehnte Regen einträfe. Sie antwortete
deshalb: „Doa kenn' se zahn sitt'ne Scheeßdinger heistell'n, doa
raant's oa noa nie mei!"
Der Förster mag geschmunzelt haben aber es mangelte ihm offenbar
an Zeit, der Mutter Heinrichen zu erklären, was es mit solch'
einem Regenmesser auf sich habe. Einige Tage später kommt des
Abends die Mutter Heinrichen wieder mit ihren beiden Eimern Wasser
an der Pumpe der Försterei holen, und der Zufall will es wieder,
dass Franz Hoffmann sich am Regenmesser zu schaffen macht. Die
Mutter Heinrichen grüßt: „Gud'n Oabend, Herr Ferschter, woas zeegt
denn der Dingerich oah?" Was sollte der Förster auf diese Frage
antworten? Er spürte es längst, dass ein Gewitter in der Luft lag.
Deshalb erklärte er also der Heinrichen: „Ja, Mutter Heinrichen,
in spätestens zwei Tagen kommt Regen!"
Und was der Förster prophezeit hatte, traf auch tatsächlich ein.
Nach zwei Tagen ging über dem Glogauer Land ein Gewitter nieder,
das die Menschen erfrischte und die lechzende Erde mit kostbarem
Regen netzte. Als nun die Mutter Heinrichen am Abend jenes Tages
wieder zum Forsthaus kam, um ihr Wasser an der Pumpe zu holen, sah
sie den Förster, der sich wieder am Regenmesser zu schaffen
machte, um die Niederschlagsmenge abzulesen. Da erklärte die alte
Frau dem Förster: „Gud'n Oabend, Herr Ferschter! Eich gleeb, dar
Dingerich zeegt doch richtig oah!“ |
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