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Aufmerksame
Heimatfreunde haben es bereits dem Informationsschreiben des VB
Deutsche Kriegsgräberfürsorge vom Juni d.J. entnommen, dessen
polnischer Partnerverband POMOST ist seit geraumer Zeit wieder in
Glogau mit Sondierungs- und Grabungsarbeiten tätig. Nach offizieller
Bekanntgabe der Gräbersuche sind wir sowohl mit dem Referatsleiter
beim VB in Kassel als auch mit dem verantwortlichen Leiter der
polnischen Partnerorganisation in Posen in Verbindung getreten. Herr
Tomasz Czabański von POMOST schrieb uns u.a. wie folgt:
Seit 2004 besteht die offizielle Zusammenarbeit zwischen dem
Volksbund und dem Verband POMOST, der 1997 zur Förderung der
deutsch-polnischen Zusammenarbeit gegründet wurde und in Westpolen,
somit auch in Niederschlesien tätig ist. Dem humanitären Handeln
zugrunde liegt die 1965 von polnischen Bischöfen ihren deutschen
Amtsbrüdern übermittelte Verlautbarung, „Wir vergeben und bitten um
Vergebung“. Die heute Verantwortlichen handeln weiterhin im Geist
der Versöhnung und des Respekts.
Bei POMOST werden Informationen aus verschiedenen Quellen gesammelt,
so aus dem VB internen Archiv in Kassel, Aufzeichnungen aus
polnischen Archiven sowie Hinweise von ehemaligen deutschen und
heutigen polnischen Bewohnern der im Arbeitsbereich liegenden
Regionen. Seit 2012 ist man in Niederschlesien tätig, seit langem
auch – mit unterschiedlicher Intensität – in unserer Heimatstadt
Glogau. Jeweilige Hürden sind die für die Grabungsarbeiten
benötigten institutionellen Lizenzen bzw. Genehmigungen sowie bei
Funden die Einbindung der Staatsanwaltschaft und der örtlichen
Polizei. Folgende Grabungserfolge waren im Glogauer Stadtgebiet
jüngst zu verzeichnen:
1. Raudtener Str. = Rudnowska, nahe der ehemaligen
Lüttich Kaserne; es erfolgte die Exhumierung der Überreste von 48
Soldaten, 15 davon hatten Erkennungsmarken
2. Boelckeweg = Ulica Żwirki i Wigury, es erfolgte
die Exhumierung der Überreste eines Soldaten
3. Promenadenstraße = Ulica Daszyńskiego, es
erfolgte die Exhumierung der Überreste von 5 Soldaten
4. Fort Stern, es erfolgte dieses Jahr die
Exhumierung der Überreste von 19 Soldaten
Weitere Sondierungsarbeiten wurden in den Parkanlagen des Schlosses
durchgeführt, sowie auf dem Gelände des ehemaligen und heutigen
Krankenhauses. In beiden Fällen gestalten sich die weiterführenden
Genehmigungsverfahren als schwierig, da u.a. bestehende Überbauungen
und Bepflanzungen entfernt werden müssen. Aber man ist
zuversichtlich, dass im kommenden Jahr den dokumentierten Hinweisen
auf das Massengrab im Schlosspark nachgegangen und im Erfolgsfall
die Umbettung der sterblichen Überreste vorgenommen werden kann.
Bzgl. des Massengrabes im Bereich der Tribüne wurde darauf
hingewiesen, dass sterbliche Überreste an dortiger Stelle bereits
beim Bau der Anlage entfernt worden sind, deren Verbleib aber
unbekannt ist. Wir bitten die Glogauer Heimatfreunde und Freundinnen
soweit möglich um weitere Hinweise, denn es soll keine Grablage
unbeachtet bleiben. Gleichzeitigen bitten wir (Volksbund/POMOST) um
Geduld, da die Genehmigungsverfahren insbesondere für das Glogauer
Stadtgebiet langwierig und schwierig sind.
Soweit aus dem polnischen übersetzt die Ausführungen von Tomasz
Czabański. Aktuell bemühen wir (GHB) uns um die Identifizierung und
Personalisierung der Erkennungsmarken, soweit vorhanden.
Gleichzeitig haben wir gebeten, uns über weitere Grabungstätigkeiten
zeitnah zu informieren, uns ggf. einzubinden und nach der Umbettung
die letzte Ruhestätte bekannt zu geben. Von Seiten aller Beteiligten
wurden wir gebeten, erfolgversprechende Grabungsörtlichkeiten im
Vorfeld nicht in einer NGA Veröffentlichung zu präzisieren.
Verständlicherweise möchte man Grabräuber nicht anlocken und mit den
sterblichen Überresten der gefallenen Soldaten und etwaiger
Zivilisten nach der Exhumierung pietätvoll umgehen. An dieser Stelle
geht unser Dank an Tomasz Czabański und seine Mitarbeiter sowie alle
Unterstützer*innen für ihre humanitäre, völkerverbindende Arbeit.
Sie, liebe Mitglieder*innen halten wir auf dem Laufenden, sobald
weitere Erkenntnisse vorliegen.
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