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Nun
schüttet der September wieder das Füllhorn seines Segens über uns
aus. Er ist der Monat, der zum Teil noch dem Sommer, zum anderen
Teil bereits dem Herbst angehört, und das gibt ihm einen besonderen
Reiz. Der September ist der Mai des Herbstes, hat ein Dichter einmal
gesagt, und er hat damit das Wesen dieses Monats gut gekennzeichnet.
Blaue Septembertage mit ihrem leichten Dunst über der Landschaft
gehörten zum Schönsten was uns die heimatliche Natur im Wandel des
Jahres zu bieten vermochte. Noch einmal blühten die Veilchen, und
ihr Duft erfüllte die Gärten wie einst im erwachenden Lenz. Mancher
gefiederte Sänger der den Sommer über geschwiegen hatte, meldete
sich nun wieder, wenn auch leiser und schüchterner. Wie schön war es
in diesen Wochen in unserer Heimat. Heiße Tage mit wundersamen,
nebelfrischen Morgenstunden waren das Kennzeichen des Septembers.
Die Sonne musste manchmal lange kämpfen, ehe es ihr gelang, den
morgendlichen Schleier zu durchbrechen. War es ihr aber geglückt,
dann funkelte und glänzte alles ringsumher und die Berge standen in
einem zauberhaften matten Blau. Noch trug der Wald sein grünes
Sommerkleid, und nur da und dort hatte der Herbst seine ersten
bunten Tupfer auf einen Baum oder einen Strauch gesetzt. Stare und
Schwalben versammelten sich freilich schon und rüsteten für die
große Reise nach dem Süden. Den ganzen Tag war die Luft von dem
munteren Lärm ihrer Stimmen erfüllt. In den Gärten waren indessen
die schönsten Früchte herangereift und immer neue Erntefreuden
erwarteten uns. Blaupflanzen, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel
und Kürbisse lachten uns an und wollten geborgen sein. Das größte
Ereignis des Monats aber war die Kartoffelernte. Da wurde gehackt,
gewühlt und „geklaubt". Körbe und Säcke füllten sich, und beladen
bis zum Rand, fuhren die Wagen in die Höfe ein, während auf den
weiten Feldern die Kartoffelfeuer lustig flackerten und schwelten
und mit ihrem Rauch das ganze Land einnebelten. Hütejungen hockten
an den Flammen und brieten sich Kartoffeln, die, im offenen Feuer
geröstet, prächtig schmeckten. Da und dort sah man schon
Papierdrachen in den blauen Himmel aufsteigen, in den Wäldern aber
wimmelte es jetzt von Pilzen. Die schönsten Sorten fand man überall.
So gab es Freuden über Freuden und der Segen häufte sich in Haus und
Keller. Auch das zweite Heu, das Grummet, wurde jetzt eingebracht.
Köstlich duftete es auf den Wiesen, wo sich die ersten
Herbstzeitlosen zeigten, während in den Gärten Aster und Dahlien
ihre ganze Farbenpracht entfalteten.
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