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Kunzendorf
Ein Bauerndorf - 1507 ha Feldmark - in abwechslungsreicher
Bruchlandschaft an der Straße Wiesau - Heerwegen gelegen mit einer
ev. Bethauskirche und einer sehr alten katholischen Kirche. Es
handelt sich um eine deutsche Dorfgründung. Der Name Kunzendorf ist
abgeleitet von Konrad. Der Ort hieß 1305 Conradi villa und
Cuncindorf. Die kath. Kirche wurde um 1500 erbaut, die Pfarrei
gehörte zum Archipresbyteriat Polkwitz. Die Figurengrabmäler stammen
aus dem 16. und 17. Jahrhundert. 1741 erhielt Kunzendorf einen
evangelischen Geistlichen (Pastor Linke) aus dem Hauptquartier des
Prinzen Leopold von Dessau in Rauschwitz. Die ersten Gottesdienste
wurden ab 1741 in einer Scheune abgehalten, bis 1786 eine neue ev.
Kirche (Bethaus) erbaut worden war. Die Einwohnerzahlen betrugen
1756 = 516 Personen, 1845 = 754, 1858 = 808 und 1910 = 516 Personen.
Zuletzt hatte Kunzendorf 525 Einwohner. Der kleine Ort Greif gehörte
mit zur Gemeinde Kunzendorf. Die Entfernung zur Kreisstadt Glogau
betrug 21 km, Bahnstation war Klopschen.
>evangelische Bethauskirche<
Das Rittergut mit 2 Schäfereien und einer Brennerei gehörten dem
Prinzen Johann-Georg zu Schleswig-Holstein-Glücksburg. In der einen
Schäferei wurde Schweinezucht betrieben, in der anderen Schafzucht.
Das Kontingent der Brennerei belief sich auf 64 000 Liter. Der
letzte Inspektor auf Gut Kunzendorf war Erwin Nicke, der auch
Lehrlinge ausbildete.
Schloss Kunzendorf wurde von Carl Gotthard Langhans erbaut, der auch
das Brandenburger Tor in Berlin und andere Bauwerke in Schlesien
schuf. Er stammte aus Landeshut im Riesengebirge. Von 1500 ha
Feldmark gehörten etwa 500 dem Gut, Wald und Wiese einbegriffen. Die
Bauernhöfe waren mittlerer Größe.
1943 setzte sich die Gemeindevertretung wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Sattlermeister Paul Lissel
Beigeordnete: Fritz Kunze, Bauer Richard Schmidt und Bauer
Wilhelm Kleske
Gemeinderäte: Bauer Eduard Adam, Händler Richard Rudolph,
Bauer Rudolf Wuttke, Landwirt Oswald Richter, Arbeiter Johann
Jakubek
Außerdem waren vorhanden:
Zwei Tischlereien von Otto Arlt und Willi Karschunke, zwei Schmieden
von Robert Walter und Gustav Karschunke, eine Bäckerei mit Kaufladen
von Alfred Kunze und ein Gemischtwarenladen von Anna Dittmann, eine
Sattlerei von Paul Lissel, der nach Gustav Fiedler viele Jahre
Bürgermeister war und 1944 nach Heerwegen verzog, eine Schneiderei
von Alfred Kurz, eine Viehhandlung mit Nutz-und Schlachtvieh von
Herbert Schwerdtner und eine Kohlenhandlung von Fritz Kunze, der
auch als Fleischbeschauer tätig war. Zu erwähnen wäre noch die Spar-
und Darlehnskasse, die von Herrn Hermann Niedergesäß geführt wurde.
Als Standesbeamter war Gustav Adam tätig. Bürgermeister war zuletzt
Malermeister Martin Dittmann, Schiedsmann war Fritz Kunze, der auch
stellv. Bürgermeister war.
Das Gut Greif - etwa 150 ha - gehörte bis 1938 der Familie
Pohl, dann erwarb es die Gutsverwaltung Kunzendorf. Das Gut Greif
war unter der Familie Pohl Lehrgut und bekannt für vorbildliche
Ausbildung weiblicher Lehrlinge. Kunzendorf hatte eine evangelische
Schule, die katholischen Kinder gingen ab 3. Schuljahr in die Schule
nach Buchendamm (vorher Thamm). Die Lehrer in Kunzendorf waren
Kantor Stempell, der nach Wiesau verzog, und Lehrer Wonneberger.
Der Geistliche an der ev. Kirche war zuletzt Pastor Schuster, der
auch die Gemeinden Neuhammer und Neudeck betreute. In der kath.
Kirche in Kunzendorf wurde nur alle drei Wochen ein Gottesdienst
abgehalten, da die Gemeinde überwiegend aus evangelischen Christen
bestand. Die Hauptkirche für die kath. Gemeindemitglieder war in
Groß-Logisch. Im Ort waren zwei Gasthäuser mit Saal, das von Paul
Riediger und das von Emma Köhler. Paul Riediger führte gleichzeitig
eine Schlachterei. |
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