Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 7,Juli 2019


Eine Wanderung um das schlesische Meer



 




Wir sammeln uns auf dem Marktplatz in Schlawa an der 1832 erbauten evangelischen Kirche. Unser Weg führt uns durch den Privatpark des Grafen von Haugwitz, ein Park mit alten Baumbeständen und im gepflegten Zustand. Durch das Rädchener Tor verlassen wir den Park. Unser Weg führt uns immer am See entlang mit einem herrlichen Blick auf das Wasser und das am gegenüberliegenden Ufer liegende Strandhaus Schlawa. Wir kommen an einer von der Familie Lange betriebenen Waldgaststätte vorbei. Sie trug den Spitznamen „Revolverdiele", es war aber eine friedliche schattige Gaststätte. Dann durchwandern wir das Dorf Rädchen mit seinen 150 Einwohnern. Es liegt an der Straße Schlawa - Neusalz. Hinter dem Dorf biegen wir rechts von der festen Straße ab, wandern einen breiten Waldweg entlang und kommen hier in eine sehr ruhige Gegend.
Wir sehen Hasen, Kaninchen und Rehe springen. Aus dem Schilf am Rande des Sees steigen Fischreiher und Möwen auf. Über uns kreisen auch manchmal Habichte.
Unsere Wanderung geht durch Kiefernwald durch das Forstrevier Thiergarten. Wir schauen über den See hinweg und erblicken auf der anderen Seite das schönste Dorf am Schlesiersee, Laubegast. Links im Wald sehen wir das Forsthaus Thiergarten liegen. Hier war des Revierförsters Proposkas Zuhause. Unweit vom Forsthaus befinden sich einige Hügelgräber, die von großen Feldsteinen umstellt sind. Unser Weg führt uns an einer am Wege stehenden 600jährigen Eiche vorbei. Sie wurde als Treffpunkt für Holzversteigerungen benannt.



Unser Blick geht wieder über den See. Da erblicken wir die größte Insel im See, das 23 Morgen große Werder. In früheren Zeiten brachte man das Vieh vom Vorwerk Ohneeiche mit Kähnen hierher auf die Weide. Ein Motorboot der gräflichen Fischerei Schlawa bringt in drei angehängten Kähnen Netze über das Wasser, um einen Fischfang durchzuführen. Nun sind wir schon 1 1/2 Stunden unterwegs, der Weg ist sandig und uns begegnen hier kaum Menschen. Vor uns tauchen drei kleine bescheidene aus roten Ziegelsteinen erbaute Gehöfte auf. Es ist die Kolonie Josephshof. Hier wohnen ein Hilfsförster und zwei Waldarbeiter in stiller Abgeschiedenheit. Der See wird jetzt immer schmaler und bald haben wir das Ende des Sees erreicht, den Kontopper Zipfel. In zwei Stunden sind wir jetzt 11 km gewandert, das ist auch die Länge des Sees.
Auf der anderen Seite geht es nun wieder zurück in Richtung Schlawa. Bekanntlich hat unser See die Form des Bodensees. Über eine Holzbrücke führt uns der Weg über die Faule Obra, der einzige Abfluss des Sees, der in der Oder mündet. Dagegen hat der See vier Zuflüsse: Goiler Graben, Scharnitze, Rädchener Graben und Hammer Graben.
Wir befinden uns jetzt auf der Straße Kontopp — Schlawa und erreichen das schmucke Dörflein Aufzug. In dem kleinen Gasthof halten wir Einkehr, denn nach 2 1/2 Stunden Marsch werden die Beine müde, und Hunger und Durst machen sich bemerkbar. Nachdem wir uns gestärkt haben, setzen wir die Wanderung unter schattigen Kiefern fort und erreichen den Krempinezipfel des Sees. Das ist eine Landzunge, die 800 Meter in den See hineinragt, wenig betreten von Menschen, idyllisch für die Vogelwelt. Hier lag vor 150 Jahren das Vorwerk Krempine. Das Vorwerk war durch Brand vernichtet worden und wurde 1 km vom See entfernt wieder aufgebaut. Es hatte eine Größe von 102 ha und wurde 1923 durch Bauern aus der Provinz Posen besiedelt. Es erhielt 1934 den Namen Neuacker. Wir überquerten den Goiler Graben und schauen über Wiesen auf den See. 200 Meter links von der Straße liegt die Kolonie Eichberg, bestehend aus zwei Kleinbauernstellen und einer Häuslerstelle. Wir übersteigen den Birkberg, die höchste Erhebung am See, mit Birken bewachsen. Jugendgruppen hatten hier oft ihre Zeltlager durchgeführt. Vor uns liegt nun Laubegast. In Oltmanns Strandhaus unter schattigen Bäumen halten wir nochmals Einkehr. Hier herrscht Leben und Treiben bei Bade- und Bootsbetrieb. Laubegast, das saubere Dörfchen wird von uns durchwandert. Rechts im See sehen wir wieder eine Halbinsel, die Klude genannt. Über den See hinweg erkennen wir auf der anderen Seite Rädchen, den Ort, den wir vor 4 1/2 Stunden durchwandert hatten.
Unsere Wanderung geht zu Ende. Ermüdet erreichen wir das RAD-Lager und die Jugendherberge am Strand von Schlawa. Wir kommen am „Seehof" vorbei und sind am
Strandhaus Schlawa angekommen. Wie zu Beginn unserer Wanderung nimmt uns
wieder der gräfliche Park auf. Nach 5 1/2- stündiger Wanderung haben wir unseren
Ausgangspunkt, den Markt in Schlawa, wieder erreicht. Wir haben 23 km zurück-
gelegt.   




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