Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 7, Juli 2019


Im Schatten der alten Bäume

 

In unserer „Promenade" war es im Juli am schönsten

 




Der Jahre Fluss verströmt... und wir zählen schon die Jahrzehnte, seit wir die Heimat verlassen mussten. Aber jeder Monat jeden Jahres erinnert uns an unser Glogau. Der Juli, der uns jetzt heiß anstrahlt, dort, wohin uns das Schicksal vertrieb, erinnert an jene Kühle, die im Schatten der alten Bäume herrschte, im breiten grünen Gürtel am Südrand der Stadt, in unserer alten Promenade. Sie dehnte sich aus vom Anfang der Zarkauer Straße bis hin zur Rauschwitzer Straße und darüber hinaus bis zum Pionierwäldchen und fand eine schattige Fortsetzung in unserer kilometerlangen Prachtstraße, der Hohenzollernstraße, deren Fahrbahnen von der Linden-Allee geteilt wurden: Wenn der hohe Sommer seine Hitze über die Oder strahlte, wenn die Ufer voller Brombeerduft waren, wenn das Wiesenstrandbad, die „Pio" oder „Kamerun" und „Togo" die vielen sonnengebräunten Gestalten nicht mehr aufnehmen konnten und das ganze badefreudige Glogau vom Wehr bis nach Beichau hin am Strande lag, blühten zwischen den prächtigen Häuserzeilen der Hohenzollernstraße die Linden. Dort war Kühle, dort zeigte der Sommer die schöne Seite: Lindenduft und Schatten.


>Das Schiller-Denkmal in den Promenaden-Anlagen<

Kühle herrschte aber auch unter den hohen alten Bäumen der Promenade. Und das war der grüne Gürtel zwischen den Wallgräben und der Promenadenstraße. Geradezu klassische Kühle strahlte der Goethe-Pavillon mit seiner Umgebung aus, wenn man von der Kinderkrippe am Friedrich-Ebert-Denkmal herkam. Neben dem Goethe-Pavillon, dem Platz mit der Schillerbüste und dem Platz um den Jahnstein waren die „gute Stube", die „Scheiervase", das Blumenrondell gegenüber der Lindenruher Straße, der Palmenplatz und der Platz mit den Bananenstauden gegenüber der Kinderkrippe besonders anziehend. Die Promenade hatte ihre Fortsetzung westlich der Lindenruher Straße mit gepflegten Wegen bis hin zur Häusler-Mühle. Mittelpunkt dieses Parkteiles waren die Bauch'schen Anlagen mit dem schönen Teich. Wir lasen in früheren Ausgaben unserer Heimatzeitung über diesen Teil unserer Promenaden schon viel, viel auch über den Rosengarten im Wallgraben, der im Juli voller Rosenduft war, der aber auch einen wirklichen Zoo hatte. Er hatte sich aus einem kleinen Aquarium und einem größeren Terrarium entwickelt.


>Planschbecken in den neuen Promenaden-Anlagen<

Mit dem Rosengarten erwähnten wir schon die eine Erweiterung unserer alten Promenade. Eine andere war die neue Anlage auf dem Gelände zwischen Friedenstalplantage, dem alten Sternlazarett und der früheren Grundmühle. Hier spielte sich um das Planschbecken für Kinder im heißen Sommer reges Treiben ab. Als jüngste Anlage wäre der Platz vor dem Flemminghaus zu nennen mit dem runden Teich, der von schlanken Pappeln umgeben war. In dieser Anlage stand auch das Denkmal des Infanterie-Regiments Nr. 47.
Dieses Denkmal ist das letzte, das Glogau erhielt. Glogau, die Garnisonstadt und Festung.
Wir nennen, zu den Glogauer Anlagen gehörig, noch das 58er Denkmal am Platz vor dem städtischen Krankenhaus, das 41er Denkmal in den Anlagen an der Hohenzollernstraße und das Pionier-Denkmal am Pionier-Wäldchen, die hohe Denkmalssäule auf dem rechteckigen Rasen am Kriegerdenkmalsplatz.
Vor dem Denkmal Friedrichs des Großen am König-Friedrich-Platz war eine schöne Wasserfläche mit Seerosen, die im Sommer auch Kühle verbreitete. Diesen Teich, der zu einer der schönsten Anlagen mitten in der Stadt gehörte, nannten die Glogauer Kinder den „Fischelteich". Die romantischen Trauerweiden an seinen Ufern boten reichlich Schatten und die weißen Bänke darunter waren wie geschaffen zum Ausruhen. Wohl mancher Strumpf ist dort von einer Großmutter gestrickt worden. Besonders beliebt war bei uns Kindern damals das kleine Becken, das immer nur kniehoch Wasser enthielt, so dass man darin planschen konnte. Durch die an der Mauer modellierten speienden Kinderköpfe kam immer Wasser hinzu und floss durch Siebe wieder ab. Die größte Freude aber war für uns, wenn uns die Muttel etwas altes Brot mitgab und wir damals die Goldfische im großen Teich füttern konnten ..."


>Glogau: Ehrendenkmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Angehörigen des Inf. Reg. Nr. 58.<



>Glogau: Partie am Wallgraben mit Amtsgericht<



>Glogau: Hohenzollernstrasse mit Lindenallee<



>Glogau: Friedenstal Plantage<



zum Seitenanfang



zum Seitenanfang