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Der
Jahre Fluss verströmt... und wir zählen schon die Jahrzehnte, seit
wir die Heimat verlassen mussten. Aber jeder Monat jeden Jahres
erinnert uns an unser Glogau. Der Juli, der uns jetzt heiß
anstrahlt, dort, wohin uns das Schicksal vertrieb, erinnert an jene
Kühle, die im Schatten der alten Bäume herrschte, im breiten grünen
Gürtel am Südrand der Stadt, in unserer alten Promenade. Sie dehnte
sich aus vom Anfang der Zarkauer Straße bis hin zur Rauschwitzer
Straße und darüber hinaus bis zum Pionierwäldchen und fand eine
schattige Fortsetzung in unserer kilometerlangen Prachtstraße, der
Hohenzollernstraße, deren Fahrbahnen von der Linden-Allee geteilt
wurden: Wenn der hohe Sommer seine Hitze über die Oder strahlte,
wenn die Ufer voller Brombeerduft waren, wenn das Wiesenstrandbad,
die „Pio" oder „Kamerun" und „Togo" die vielen sonnengebräunten
Gestalten nicht mehr aufnehmen konnten und das ganze badefreudige
Glogau vom Wehr bis nach Beichau hin am Strande lag, blühten
zwischen den prächtigen Häuserzeilen der Hohenzollernstraße die
Linden. Dort war Kühle, dort zeigte der Sommer die schöne Seite:
Lindenduft und Schatten.
>Das Schiller-Denkmal in den Promenaden-Anlagen<
Kühle herrschte aber auch unter den hohen alten Bäumen der
Promenade. Und das war der grüne Gürtel zwischen den Wallgräben und
der Promenadenstraße. Geradezu klassische Kühle strahlte der
Goethe-Pavillon mit seiner Umgebung aus, wenn man von der
Kinderkrippe am Friedrich-Ebert-Denkmal herkam. Neben dem
Goethe-Pavillon, dem Platz mit der Schillerbüste und dem Platz um
den Jahnstein waren die „gute Stube", die „Scheiervase", das
Blumenrondell gegenüber der Lindenruher Straße, der Palmenplatz und
der Platz mit den Bananenstauden gegenüber der Kinderkrippe
besonders anziehend. Die Promenade hatte ihre Fortsetzung westlich
der Lindenruher Straße mit gepflegten Wegen bis hin zur
Häusler-Mühle. Mittelpunkt dieses Parkteiles waren die Bauch'schen
Anlagen mit dem schönen Teich. Wir lasen in früheren Ausgaben
unserer Heimatzeitung über diesen Teil unserer Promenaden schon
viel, viel auch über den Rosengarten im Wallgraben, der im Juli
voller Rosenduft war, der aber auch einen wirklichen Zoo hatte. Er
hatte sich aus einem kleinen Aquarium und einem größeren Terrarium
entwickelt.
>Planschbecken in den neuen Promenaden-Anlagen<
Mit dem Rosengarten erwähnten wir schon die eine Erweiterung unserer
alten Promenade. Eine andere war die neue Anlage auf dem Gelände
zwischen Friedenstalplantage, dem alten Sternlazarett und der
früheren Grundmühle. Hier spielte sich um das Planschbecken für
Kinder im heißen Sommer reges Treiben ab. Als jüngste Anlage wäre
der Platz vor dem Flemminghaus zu nennen mit dem runden Teich, der
von schlanken Pappeln umgeben war. In dieser Anlage stand auch das
Denkmal des Infanterie-Regiments Nr. 47.
Dieses Denkmal ist das letzte, das Glogau erhielt. Glogau, die
Garnisonstadt und Festung.
Wir nennen, zu den Glogauer Anlagen gehörig, noch das 58er Denkmal
am Platz vor dem städtischen Krankenhaus, das 41er Denkmal in den
Anlagen an der Hohenzollernstraße und das Pionier-Denkmal am
Pionier-Wäldchen, die hohe Denkmalssäule auf dem rechteckigen Rasen
am Kriegerdenkmalsplatz.
Vor dem Denkmal Friedrichs des Großen am König-Friedrich-Platz war
eine schöne Wasserfläche mit Seerosen, die im Sommer auch Kühle
verbreitete. Diesen Teich, der zu einer der schönsten Anlagen mitten
in der Stadt gehörte, nannten die Glogauer Kinder den
„Fischelteich". Die romantischen Trauerweiden an seinen Ufern boten
reichlich Schatten und die weißen Bänke darunter waren wie
geschaffen zum Ausruhen. Wohl mancher Strumpf ist dort von einer
Großmutter gestrickt worden. Besonders beliebt war bei uns Kindern
damals das kleine Becken, das immer nur kniehoch Wasser enthielt, so
dass man darin planschen konnte. Durch die an der Mauer modellierten
speienden Kinderköpfe kam immer Wasser hinzu und floss durch Siebe
wieder ab. Die größte Freude aber war für uns, wenn uns die Muttel
etwas altes Brot mitgab und wir damals die Goldfische im großen
Teich füttern konnten ..."
>Glogau: Ehrendenkmal für die im 1. Weltkrieg
gefallenen Angehörigen des Inf. Reg. Nr. 58.<
>Glogau: Partie am Wallgraben mit Amtsgericht<
>Glogau: Hohenzollernstrasse mit Lindenallee<
>Glogau: Friedenstal Plantage<
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