Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 6, Juni 2019

 

Erinnerungen an das Heimatdorf Klopschen:

In Klopschen tut sich etwas


von Heinrich Kampe




Nach vier inzwischen erfolgten Besuchen des Dorfes Klopschen seit der deutschen Einheit haben sich dort sehr viele Veränderungen ergeben. Nach dem Kriege und Flucht und Vertreibung war Klopschen zunächst ziemlich ausgestorben, und die Besiedlung aus Zentralpolen sowie mit von Russen Vertriebenen aus Galizien/Bukowina ging nur sehr schleppend voran. Diese Menschen kamen jetzt nach Klopschen mit der Großen Ungewissheit: was wird aus uns hier in Klopschen werden, so dass in Bezug auf Häuser, sonstige Gebäude und Lebenseinrichtungen wenig oder nichts geschah und diese nach Verfall abgerissen wurden. Im Laufe der Jahrzehnte sind die Alten inzwischen gestorben und die Jungen aus vielen Gründen weggezogen. In dieser Zeit wurde 1957 in Klopschen ein Junge, Josef Wilczak geboren, (-seine Schwester lebt heute noch auf dem Hof von Alois Sterz,-) der zwischen den Polen und den früheren Klopschenern ein hervorragend gutes Verhältnis aufbaute. Josef Wilczak wuchs in Klopschen auf, ging hier zur Schule dann zur höheren Schule in Glogau und begann anschließend ein Studium am Priesterseminar Paradys in Polen. . Später brach Josef Wilczak sein Theologiestudium ab, studierte weiter das Lehramt und wurde Musiklehrer; nach der Wende schließlich Schuldirektor in Quaritz. Anschließend arbeitete er bis heute bei der Stadt Glogau/Glogów, und wohnt mit der Familie auch dort.


>Die Kirche in Klopschen im Oktober 2018<

Als Theologiestudent fand er den ebenfalls aus Klopschen stammenden Priester Arnold Schwarz (Sohn von Schmied Josef Schwarz und Ottilie Schwarz geb. Prüfer) als Pfarrer in Finsterwalde und später Regens im Priesterseminar Neuzelle in der DDR. Infolge des gleichen Geburtsortes und des katholischen Glaubens entwickelte sich zwischen den beiden eine sehr gute und bis heute anhaltende Freundschaft.
Die von der Resl Jander organisierten Besuche in Klopschen wurden in immer größeren Umfang von z.T. über 100 – 160 Personen in unserem Heimatdorf - jetzt in Polen - von Josef Wilczak, seiner Familie und anderen polnischen Bürgern organisiert, immer auch mit Übernachtungen vor Ort. Noch heute ist er in Klopschen wie bei 18 vergangenen Treffen bzw. Besuchen dabei. Ich sage
nur “Gasthof Karschunke“ hier war auch ich mal bei einem sehr großen Treffen dabei.
Nun zu meinem letzten Besuch in Klopschen: Die Fahrt ging am 9.9.2018 von Hannover über die Berliner Autobahn direkt nach Glogau. Hier fanden wir die im Krieg total zerstörte Festung Glogau in einem großen Teil hervorragend wieder aufgebaute Kernstadt, Rathaus, Dom usw. mit dem Theater im Bau. Das Hotel Qubus ebenfalls sehr gut und der Verkehr wie in einer deutschen Stadt. Als wir in Klopschen ankamen, kreuzten wir zuerst einen negativen Punkt in Klopschen, die seit dem Kriege nur noch eingleisige Bahnstrecke Glogau-Sagan wird lediglich für Transporte genutzt und ist für den Personenverkehr totgelegt und durch eine Busverbindung ersetzt. Alle anderen Änderungen sind nur positiv zu bewerten. Der Dorfgraben ist in seiner gesamten Länge bis zum Dorfteich bereits in den 50/60er Jahren voll verrohrt worden. Die Dorfstraße mit der hinteren Straße am Schwesternhaus wurden zur gleichen Zeit asphaltiert. In den letzten etwa zehn Jahren sind die beiden Außenstraßen (vor Winkelmann im Osten und vor Bürgermeister Fengler im Westen) ebenfalls in voller Länge asphaltiert. Dazu noch die Straße nach Kosel, an der oberhalb links gegenüber der rechts unten liegenden Sandgrube vier schöne neue Wohnhäuser gebaut wurden. Im inneren Dorf gibt es auch eine Reihe neuer Häuser und auf dem Gelände von Kirchvater Bernhard Quanz ein neues Feuerwehrhaus. Weiterhin gibt es auf dem Gelände von Gastwirt Schenk nach Abriss eine große, moderne Pension “Aleksandria“ mit Restaurant.  
Nun zur Kirche: Dach, Außenfassade und Kircheninnenraum sind gepflegt bzw. erneuert. Die verbliebenen Kirchengeräte, die z.T. beschädigt waren, wurden restauriert u.a. von der Feuerwehr unter Präsident Janusz Michalski, der sich dieser Aufgabe angenommen hatte. Eine Monstranz von 1739, ein Altarkruzifix, eine kleine Monstranz, das Hedwigs Reliquiar und das Prozessionskreuz; gemacht in Regensburg bei J.J.Deplaz 1900. Ein Tabernakel mit kürzlich gefundener Rückwandnotiz steht noch zur Restaurierung an.






>Die Glockenweihe am 14.10.2018<

Die bisher größte Aktion der Feuerwehr war: Klopschen besitzt die älteste erhaltene Glocke Schlesiens, 1300 gegossen im Auftrag des Abtes Swentuslaus. Die Glocke befindet sich im Diözesan-Museum in Breslau. Die Feuerwehr von Klopschen hat nach Ausleihe in Polen einen bronzenen Originalabguss machen lassen. Ich selbst habe diese Glocke im Abguss in Klopschen gesehen, wo diese am 14.10.2018 eingeweiht wurde. Heute hängt die Glocke im Klopschener Kirchturm schlägt elektronisch gesteuert alle Viertelstunde 1-2-3-4 mal und anschließend alle volle Stunde 1 bis 12 mal. Die nächste noch geplante Reparatur ist die relativ gute aber z. Zt. nicht spielbare Kirchenorgel.
Wir wünschen den polnischen Bewohnern alles Gute für solche auch uns erfreuende Aktivitäten!

Klopschen

Der Ort war ein sehr beachtliches Bauerndorf mit einer Feldmark von 925 ha in fruchtbarer Gegend. Die sehr alte Kirche mit einem stimmungsvollen Dorffriedhof befand sich lange im Besitze des Saganer Augustinerklosters.

Die Gemeindeverwaltung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Bauer Richard Fengler
 
Beigeordnete: Bauer Max Müller, Bauer Paul Kochmann

Gemeinderäte: Bauer Paul Seipolt, Zimmermann Paul Senftleben, Ackerkutscher Friedrich Jakob

Kassenwalter: Gertrud Schellakowski

Standesamt: Karl Kampe

Amtsvorsteher: Bauer Max Müller

Bahnhofsvorsteher war der Techn. Reichsbahninspektor Horst Krause; Postverwalter Adolf Jander.

Klopschen hatte drei Gaststätten, die von Alfred Karschunke, Gasthof „Zur Eisenbahn", den „Gerichtskretscham" und den Gasthof von Robert Kampe.

Die Geschichte Klopschens geht bis auf das Jahr 1222 zurück. Es war also einer der ältesten Orte im Kreis Glogau, damals den Namen Clobusco tragend, der Name des Gründers. 1244 hieß der Ort Clobucyn und 1342 Clopczyn. Klopschen besaß die älteste bekannte Kirchenglocke Schlesiens, die vom Jahre 1300 datiert war und im Diözesanmuseum in Breslau aufbewahrt wurde. Als Friedrich der Große die Seidenraupenzucht in Schlesien einführte, fand er in Pfarrer Segnitz einen der eifrigsten Förderer seiner Absichten.





Im Anfang des 19. Jahrhunderts bildete Klopschen für jene Zeit einen postalischen Knotenpunkt, denn 1826 wurde von Glogau aus eine Reitpost nach Klopschen eingerichtet, um dort den Anschluss an die Schnellpost nach Breslau und Berlin zu erreichen. Mit dem Bahnanschluss dauerte es doch noch 20 Jahre. 1846 erhielt der Ort einen Bahnhof an der Niederschlesischen Zweigbahn für 19 445 Taler. Seitdem lag Klopschen als zweite Station an der Bahnlinie Glogau — Sagan, 13,4 Kilometer von der Kreisstadt Glogau entfernt. Im Jahre 1819 muss der Ort von einer entsetzlichen Feuersbrunst heimgesucht worden sein. Man war allenthalben in Schlesien bemüht, den Bewohnern des Dorfes beizustehen und aus den Trümmern ein neues Klopschen erstehen zu lassen. Das geht aus einer Aufforderung der Regierung in Breslau hervor, die im Amtsblatt vom 8. Dezember 1819 zu finden ist. Im „Blaschke" lesen wir: „König Friedrich Wilhelm III. nahm auf seinen Reisen nach Schlesien seinen Weg gewöhnlich über Klopschen. Als er am 3. September 1819 hier ankam, sah er das Dorf durch einen furchtbaren Brand in einen Schutthaufen verwandelt und spendete auf Bitten des Pfarrers Gemrich freies Bauholz zum Wiederaufbau der Häuser."

Die Bevölkerungsbewegung des Dorfes zeigte, wenn man sie durch zwei Jahrhunderte verfolgt, an einer Stelle einen auffälligen Einschnitt. Im Jahre 1756 zählte das Dorf 600 Einwohner, deren Zahl sich bis zum Jahre 1856 auf 1030 und bis 1890 auf 1129 erhöhte. Dann kam bis zum Jahre 1910 ein Rückschlag auf 878 Einwohner, 1930 waren es 865 Personen und 1943 802.
Zu den Orten des Landkreises Glogau mit industriellem Einschlag gehörte das Dorf Klopschen, an der Spitze die Glogauer Flachsröste. Es kam hinzu ein Häckselwerk, eine Elektromotormühle, eine Leinölschlägerei sowie zwei Flachsschwingereien. Die Landwirtschaft war
vertreten durch 30 Bauerngüter und nicht weniger als 115 Bauernstellen. Mit seiner Einwohnerzahl von etwa 800 Personen gehörte der Ort zu den mittelgroßen des Kreises Glogau. Die Zahl der Gewerbetreibenden war nicht gering, sie umfasste alle gängigen Handwerke und bei der dort ansässigen Industrie drei Flachshändler. In der überwiegenden Zahl dem katholischen Bekenntnis angehörend, hatte die Gemeinde ihre Kirche am Orte (Erzpriester Karl Hausdorf) und ebenso ihre Schule mit einem Hauptlehrer, einem zweiten Lehrer, einer Hilfslehrerin und einem Wanderlehrer. Die Evangelischen waren kirchlich in Oberquell (Quaritz), schulisch in Kosel „daheim". An Vereinen besaß es den Militärverein, den Schlesischen Bauern- und Darlehnskassenverein, den Radfahrerverein sowie die Freiwillige Feuerwehr.



zum Seitenanfang



zum Seitenanfang