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Nach
vier inzwischen erfolgten Besuchen des Dorfes Klopschen seit der
deutschen Einheit haben sich dort sehr viele Veränderungen ergeben.
Nach dem Kriege und Flucht und Vertreibung war Klopschen zunächst
ziemlich ausgestorben, und die Besiedlung aus Zentralpolen sowie mit
von Russen Vertriebenen aus Galizien/Bukowina ging nur sehr
schleppend voran. Diese Menschen kamen jetzt nach Klopschen mit der
Großen Ungewissheit: was wird aus uns hier in Klopschen werden, so
dass in Bezug auf Häuser, sonstige Gebäude und Lebenseinrichtungen
wenig oder nichts geschah und diese nach Verfall abgerissen wurden.
Im Laufe der Jahrzehnte sind die Alten inzwischen gestorben und die
Jungen aus vielen Gründen weggezogen. In dieser Zeit wurde 1957 in
Klopschen ein Junge, Josef Wilczak geboren, (-seine Schwester lebt
heute noch auf dem Hof von Alois Sterz,-) der zwischen den Polen und
den früheren Klopschenern ein hervorragend gutes Verhältnis
aufbaute. Josef Wilczak wuchs in Klopschen auf, ging hier zur Schule
dann zur höheren Schule in Glogau und begann anschließend ein
Studium am Priesterseminar Paradys in Polen. . Später brach Josef
Wilczak sein Theologiestudium ab, studierte weiter das Lehramt und
wurde Musiklehrer; nach der Wende schließlich Schuldirektor in
Quaritz. Anschließend arbeitete er bis heute bei der Stadt
Glogau/Glogów, und wohnt mit der Familie auch dort.
>Die Kirche in Klopschen im Oktober 2018<
Als Theologiestudent fand er den ebenfalls aus Klopschen stammenden
Priester Arnold Schwarz (Sohn von Schmied Josef Schwarz und Ottilie
Schwarz geb. Prüfer) als Pfarrer in Finsterwalde und später Regens
im Priesterseminar Neuzelle in der DDR. Infolge des gleichen
Geburtsortes und des katholischen Glaubens entwickelte sich zwischen
den beiden eine sehr gute und bis heute anhaltende Freundschaft.
Die von der Resl Jander organisierten Besuche in Klopschen wurden in
immer größeren Umfang von z.T. über 100 – 160 Personen in unserem
Heimatdorf - jetzt in Polen - von Josef Wilczak, seiner Familie und
anderen polnischen Bürgern organisiert, immer auch mit
Übernachtungen vor Ort. Noch heute ist er in Klopschen wie bei 18
vergangenen Treffen bzw. Besuchen dabei. Ich sage
nur “Gasthof Karschunke“ hier war auch ich mal bei einem sehr großen
Treffen dabei.
Nun zu meinem letzten Besuch in Klopschen: Die Fahrt ging am
9.9.2018 von Hannover über die Berliner Autobahn direkt nach Glogau.
Hier fanden wir die im Krieg total zerstörte Festung Glogau in einem
großen Teil hervorragend wieder aufgebaute Kernstadt, Rathaus, Dom
usw. mit dem Theater im Bau. Das Hotel Qubus ebenfalls sehr gut und
der Verkehr wie in einer deutschen Stadt. Als wir in Klopschen
ankamen, kreuzten wir zuerst einen negativen Punkt in Klopschen, die
seit dem Kriege nur noch eingleisige Bahnstrecke Glogau-Sagan wird
lediglich für Transporte genutzt und ist für den Personenverkehr
totgelegt und durch eine Busverbindung ersetzt. Alle anderen
Änderungen sind nur positiv zu bewerten. Der Dorfgraben ist in
seiner gesamten Länge bis zum Dorfteich bereits in den 50/60er
Jahren voll verrohrt worden. Die Dorfstraße mit der hinteren Straße
am Schwesternhaus wurden zur gleichen Zeit asphaltiert. In den
letzten etwa zehn Jahren sind die beiden Außenstraßen (vor
Winkelmann im Osten und vor Bürgermeister Fengler im Westen)
ebenfalls in voller Länge asphaltiert. Dazu noch die Straße nach
Kosel, an der oberhalb links gegenüber der rechts unten liegenden
Sandgrube vier schöne neue Wohnhäuser gebaut wurden. Im inneren Dorf
gibt es auch eine Reihe neuer Häuser und auf dem Gelände von
Kirchvater Bernhard Quanz ein neues Feuerwehrhaus. Weiterhin gibt es
auf dem Gelände von Gastwirt Schenk nach Abriss eine große, moderne
Pension “Aleksandria“ mit Restaurant.
Nun zur Kirche: Dach, Außenfassade und Kircheninnenraum sind
gepflegt bzw. erneuert. Die verbliebenen Kirchengeräte, die z.T.
beschädigt waren, wurden restauriert u.a. von der Feuerwehr unter
Präsident Janusz Michalski, der sich dieser Aufgabe angenommen
hatte. Eine Monstranz von 1739, ein Altarkruzifix, eine kleine
Monstranz, das Hedwigs Reliquiar und das Prozessionskreuz; gemacht
in Regensburg bei J.J.Deplaz 1900. Ein Tabernakel mit kürzlich
gefundener Rückwandnotiz steht noch zur Restaurierung an.
>Die Glockenweihe am 14.10.2018<
Die bisher größte Aktion der Feuerwehr war: Klopschen besitzt die
älteste erhaltene Glocke Schlesiens, 1300 gegossen im Auftrag des
Abtes Swentuslaus. Die Glocke befindet sich im Diözesan-Museum in
Breslau. Die Feuerwehr von Klopschen hat nach Ausleihe in Polen
einen bronzenen Originalabguss machen lassen. Ich selbst habe diese
Glocke im Abguss in Klopschen gesehen, wo diese am 14.10.2018
eingeweiht wurde. Heute hängt die Glocke im Klopschener Kirchturm
schlägt elektronisch gesteuert alle Viertelstunde 1-2-3-4 mal und
anschließend alle volle Stunde 1 bis 12 mal. Die nächste noch
geplante Reparatur ist die relativ gute aber z. Zt. nicht spielbare
Kirchenorgel.
Wir wünschen den polnischen Bewohnern alles Gute für solche auch uns
erfreuende Aktivitäten!
Klopschen
Der Ort war ein sehr beachtliches Bauerndorf mit einer Feldmark
von 925 ha in fruchtbarer Gegend. Die sehr alte Kirche mit einem
stimmungsvollen Dorffriedhof befand sich lange im Besitze des
Saganer Augustinerklosters.
Die Gemeindeverwaltung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Bauer Richard Fengler
Beigeordnete: Bauer Max Müller, Bauer Paul Kochmann
Gemeinderäte: Bauer Paul Seipolt, Zimmermann Paul Senftleben,
Ackerkutscher Friedrich Jakob
Kassenwalter: Gertrud Schellakowski
Standesamt: Karl Kampe
Amtsvorsteher: Bauer Max Müller
Bahnhofsvorsteher war der Techn. Reichsbahninspektor Horst Krause;
Postverwalter Adolf Jander.
Klopschen hatte drei Gaststätten, die von Alfred Karschunke, Gasthof
„Zur Eisenbahn", den „Gerichtskretscham" und den Gasthof von Robert
Kampe.
Die Geschichte Klopschens geht bis auf das Jahr 1222 zurück. Es war
also einer der ältesten Orte im Kreis Glogau, damals den Namen
Clobusco tragend, der Name des Gründers. 1244 hieß der Ort Clobucyn
und 1342 Clopczyn. Klopschen besaß die älteste bekannte
Kirchenglocke Schlesiens, die vom Jahre 1300 datiert war und im
Diözesanmuseum in Breslau aufbewahrt wurde. Als Friedrich der Große
die Seidenraupenzucht in Schlesien einführte, fand er in Pfarrer
Segnitz einen der eifrigsten Förderer seiner Absichten.
Im Anfang des 19. Jahrhunderts bildete Klopschen für jene Zeit einen
postalischen Knotenpunkt, denn 1826 wurde von Glogau aus eine
Reitpost nach Klopschen eingerichtet, um dort den Anschluss an die
Schnellpost nach Breslau und Berlin zu erreichen. Mit dem
Bahnanschluss dauerte es doch noch 20 Jahre. 1846 erhielt der Ort
einen Bahnhof an der Niederschlesischen Zweigbahn für 19 445 Taler.
Seitdem lag Klopschen als zweite Station an der Bahnlinie Glogau —
Sagan, 13,4 Kilometer von der Kreisstadt Glogau entfernt. Im Jahre
1819 muss der Ort von einer entsetzlichen Feuersbrunst heimgesucht
worden sein. Man war allenthalben in Schlesien bemüht, den Bewohnern
des Dorfes beizustehen und aus den Trümmern ein neues Klopschen
erstehen zu lassen. Das geht aus einer Aufforderung der Regierung in
Breslau hervor, die im Amtsblatt vom 8. Dezember 1819 zu finden ist.
Im „Blaschke" lesen wir: „König Friedrich Wilhelm III. nahm auf
seinen Reisen nach Schlesien seinen Weg gewöhnlich über Klopschen.
Als er am 3. September 1819 hier ankam, sah er das Dorf durch einen
furchtbaren Brand in einen Schutthaufen verwandelt und spendete auf
Bitten des Pfarrers Gemrich freies Bauholz zum Wiederaufbau der
Häuser."
Die Bevölkerungsbewegung des Dorfes zeigte, wenn man sie durch zwei
Jahrhunderte verfolgt, an einer Stelle einen auffälligen Einschnitt.
Im Jahre 1756 zählte das Dorf 600 Einwohner, deren Zahl sich bis zum
Jahre 1856 auf 1030 und bis 1890 auf 1129 erhöhte. Dann kam bis zum
Jahre 1910 ein Rückschlag auf 878 Einwohner, 1930 waren es 865
Personen und 1943 802.
Zu den Orten des Landkreises Glogau mit industriellem Einschlag
gehörte das Dorf Klopschen, an der Spitze die Glogauer Flachsröste.
Es kam hinzu ein Häckselwerk, eine Elektromotormühle, eine
Leinölschlägerei sowie zwei Flachsschwingereien. Die Landwirtschaft
war
vertreten durch 30 Bauerngüter und nicht weniger als 115
Bauernstellen. Mit seiner Einwohnerzahl von etwa 800 Personen
gehörte der Ort zu den mittelgroßen des Kreises Glogau. Die Zahl der
Gewerbetreibenden war nicht gering, sie umfasste alle gängigen
Handwerke und bei der dort ansässigen Industrie drei Flachshändler.
In der überwiegenden Zahl dem katholischen Bekenntnis angehörend,
hatte die Gemeinde ihre Kirche am Orte (Erzpriester Karl Hausdorf)
und ebenso ihre Schule mit einem Hauptlehrer, einem zweiten Lehrer,
einer Hilfslehrerin und einem Wanderlehrer. Die Evangelischen waren
kirchlich in Oberquell (Quaritz), schulisch in Kosel „daheim". An
Vereinen besaß es den Militärverein, den Schlesischen Bauern- und
Darlehnskassenverein, den Radfahrerverein sowie die Freiwillige
Feuerwehr. |
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