Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 4, April 2019

 

Erinnerungen an das Heimatdorf Klein-Schwein mit den Ortsteilen Willschau und Pinquart






Freundliches Bauerndorf in abwechslungsreicher Landschaft mit Begräbniskirche. Der Ort liegt an der Chaussee Gramschütz — Heerwegen, 15 km von Glogau entfernt, mit einer Feldmark von 624 ha.
Kleinschwein mit den Ortsteilen Willschau und Pinquart hatte 1943 305 Einwohner. Bürgermeister war damals Herr Josef Jammer aus Pinquart. Außer dem Gut gab es in der Gemeinde 21 Bauern- bzw. Häuslerstellen und die Wassermühle im Ortsteil Pinquart, Besitzerin Frau Marie Schwefler. In Pinquart betrieb außerdem das Gut Kleinschwein eine Rinder- und Pferdezucht. Futtermeister war Herr Paul Ober. Kleinschwein hatte eine Schule und einen Friedhof mit Kapelle. Hier hielt Pastor Wieder aus Gramschütz an den Feiertagen den Gottesdienst ab. Die jeweiligen Lehrer (es waren seit 1929 die Lehrer Geißler, Höhing und zuletzt Dr. Richard Hiort, vertretungsweise auch Lehrer Herbert Jander aus Gramschütz) spielten das Harmonium, Teile der einklassigen Volksschule sangen im Chor. Es war immer sehr feierlich.


>Klein-Schwein: Akazienallee im Winter 1928/29<

Das Gut in Kleinschwein, der Mittelpunkt des Ortes, war ein gesunder und moderner Betrieb. Es hatte etwa 2000 Morgen Land und Waldungen. Südlich grenzte es an Suckau, westlich an Großschwein und Gemarkung Obisch, nördlich an Gramschütz, östlich an Rettkau, Porschütz und Altwasser. Ein Besitzer des Gutes war Landwirt Wilhelm Mathis, er verstarb 1945 in russischer Gefangenschaft. Das Gut hatte einen modernen Kuhstall mit etwa 100 Milchkühen, Zuchtbullen und Zugochsen. Die Betreuung lag in den Händen von Melkermeister Konrad Spieß. Ein bekanntes Wahrzeichen war an der Gutseinfahrt die Statue des Hl. Nepomuk, umsäumt von alten Linden. Ein Teil des Parks schloss die Gutsgärtnerei ein, betreut von Gärtnermeister Hermann Binder. Die katholischen Gemeindemitglieder gehörten zum Kirchspiel Hochkirch, die evangelischen zum Kirchspiel Gramschütz. Die Freiwillige Feuerwehr wurde von Brandmeister Ernst Tscheu geführt. In zwei Gaststätten — Alfred Kühn und Max Urban — konnte man in geselliger Runde zusammensitzen.

>Klein Schwein – Opa Schweidler bei der Feldarbeit<

Kleinschwein ist 1945 ohne Kampfhandlungen besetzt worden. Die Einwohner sind im Januar 1945 in Richtung Plauen im Vogtland geflüchtet und erlebten hier den Einmarsch der Amerikaner. Sie leben heute in der Gegend um Lehesten im Thüringer Wald. Dagegen sind die Einwohner des Ortsteiles Pinquart fast alle daheim geblieben und haben Schreckliches erlebt. Die Willschauer wohnen heute in der Gegend um Wittenberg." Hfrd Schweidler war auf dem Gut als landwirtschaftlicher Lehrling tätig und hat 1939 die Gehilfenprüfung in Gramschütz abgelegt. „Ich war sehr zufrieden und glücklich in Kleinschwein. Als ich nach vierjähriger Soldatenzeit und Gefangenschaft nicht mehr nach Hause konnte, war ich tief betrübt", schrieb er zum Abschluss seines Briefes

Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Landwirt Josef Jammer

Beigeordnete: Landwirt Wilhelm Mathis, Milchoberkontrolleur Richard Gergs

Gemeinderäte: Schlosser Karl Kraske, Bäckermeister Richard Baer, Straßenmeister Paul Baumgart, Landwirt Ernst Tscheu, Landwirt Paul Walter

Kassenwalter: Landwirt Alfons Kube

Kleinschwein gehörte zum Amtsbezirk Gramschütz.

Amtsvorsteher: Bauer Gotthelf Schulz



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