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Freundliches
Bauerndorf in abwechslungsreicher Landschaft mit Begräbniskirche.
Der Ort liegt an der Chaussee Gramschütz — Heerwegen, 15 km von
Glogau entfernt, mit einer Feldmark von 624 ha.
Kleinschwein mit den Ortsteilen Willschau und Pinquart hatte 1943
305 Einwohner. Bürgermeister war damals Herr Josef Jammer aus
Pinquart. Außer dem Gut gab es in der Gemeinde 21 Bauern- bzw.
Häuslerstellen und die Wassermühle im Ortsteil Pinquart, Besitzerin
Frau Marie Schwefler. In Pinquart betrieb außerdem das Gut
Kleinschwein eine Rinder- und Pferdezucht. Futtermeister war Herr
Paul Ober. Kleinschwein hatte eine Schule und einen Friedhof mit
Kapelle. Hier hielt Pastor Wieder aus Gramschütz an den Feiertagen
den Gottesdienst ab. Die jeweiligen Lehrer (es waren seit 1929 die
Lehrer Geißler, Höhing und zuletzt Dr. Richard Hiort,
vertretungsweise auch Lehrer Herbert Jander aus Gramschütz) spielten
das Harmonium, Teile der einklassigen Volksschule sangen im Chor. Es
war immer sehr feierlich.
>Klein-Schwein: Akazienallee im Winter 1928/29<
Das Gut in Kleinschwein, der Mittelpunkt des Ortes, war ein gesunder
und moderner Betrieb. Es hatte etwa 2000 Morgen Land und Waldungen.
Südlich grenzte es an Suckau, westlich an Großschwein und Gemarkung
Obisch, nördlich an Gramschütz, östlich an Rettkau, Porschütz und
Altwasser. Ein Besitzer des Gutes war Landwirt Wilhelm Mathis, er
verstarb 1945 in russischer Gefangenschaft. Das Gut hatte einen
modernen Kuhstall mit etwa 100 Milchkühen, Zuchtbullen und
Zugochsen. Die Betreuung lag in den Händen von Melkermeister Konrad
Spieß. Ein bekanntes Wahrzeichen war an der Gutseinfahrt die Statue
des Hl. Nepomuk, umsäumt von alten Linden. Ein Teil des Parks
schloss die Gutsgärtnerei ein, betreut von Gärtnermeister Hermann
Binder. Die katholischen Gemeindemitglieder gehörten zum Kirchspiel
Hochkirch, die evangelischen zum Kirchspiel Gramschütz. Die
Freiwillige Feuerwehr wurde von Brandmeister Ernst Tscheu geführt.
In zwei Gaststätten — Alfred Kühn und Max Urban — konnte man in
geselliger Runde zusammensitzen.
>Klein Schwein – Opa Schweidler bei der Feldarbeit<
Kleinschwein ist 1945 ohne Kampfhandlungen besetzt worden. Die
Einwohner sind im Januar 1945 in Richtung Plauen im Vogtland
geflüchtet und erlebten hier den Einmarsch der Amerikaner. Sie leben
heute in der Gegend um Lehesten im Thüringer Wald. Dagegen sind die
Einwohner des Ortsteiles Pinquart fast alle daheim geblieben und
haben Schreckliches erlebt. Die Willschauer wohnen heute in der
Gegend um Wittenberg." Hfrd Schweidler war auf dem Gut als
landwirtschaftlicher Lehrling tätig und hat 1939 die Gehilfenprüfung
in Gramschütz abgelegt. „Ich war sehr zufrieden und glücklich in
Kleinschwein. Als ich nach vierjähriger Soldatenzeit und
Gefangenschaft nicht mehr nach Hause konnte, war ich tief betrübt",
schrieb er zum Abschluss seines Briefes
Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Landwirt Josef Jammer
Beigeordnete: Landwirt Wilhelm Mathis, Milchoberkontrolleur
Richard Gergs
Gemeinderäte: Schlosser Karl Kraske, Bäckermeister Richard
Baer, Straßenmeister Paul Baumgart, Landwirt Ernst Tscheu, Landwirt
Paul Walter
Kassenwalter: Landwirt Alfons Kube
Kleinschwein gehörte zum Amtsbezirk Gramschütz.
Amtsvorsteher: Bauer Gotthelf Schulz |
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