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Klein-Logisch
mit Ortsteil Mahnau
Bedeutendes Bauerndorf mit 385 Einwohnern und einer Feldmark von 718
ha am Wege nach Jakobskirch. Stattliches Schloss in Mahnau. Logisch
von lug = Bruchland, 1305 hieß der Ort Logusch. Kaspar von
Knobelsdorf († 1607) residierte auf Klein-Logisch.
Der Ort liegt an der Chaussee Hahnenfeld-Jakobskirch, 8,5 km von
Glogau entfernt. Bahnstation: Nilbau (3,5 km).
Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Bauer Alfred Hirschfelder
Beigeordnete: Landwirt Erich Rüdiger;
Gemeinderäte: Landwirt Richard Schmidt, Dipl.-Landwirt Eberhard von
Dallwitz-Nolda, Landwirt Richard Hansel, Landwirt und Zimmerer Otto
Fallnich
Kassenwalter: Amtsgehilfe Otto Rüdiger
Schiedsmann: Otto Fallnich (Mahnau)
Eigener Amtsbezirk. Die Gendarmerie befand sich in Hermsdorf.
Gerichtlich gehörte der Ort zu Glogau.
Gewerbliche Anlagen: Brennerei-Domäne Klein-Logisch
Gaststätten: Gasthof „Zum Stern", Max Gurke; Gasthof „Zum
Deutschen Haus", Albert Metz und Gasthof Ewald Franke in Mahnau
Dominium: Staatl. Domäne in Klein-Logisch, Pächter
Dipl.-Landwirt Eberhard von Dallwitz-Noldau; Domäne Mahnau, Pächter
Landwirt Erich Kache
Über den Ortsteil Mahnau erhielten wir den nachstehenden Bericht von
Hfrd. W. Günther. Mahnau war einer der kleinen Orte des Landkreises
Glogau. Seit 1937 gehörte er zur Gemeinde Klein-Logisch, wo sich
auch Bürgermeisteramt und Schule befanden. Zur frühen Geschichte des
Dorfes schreibt Julius Blaschke (1913), dass der Ortsname 1305 als
„Manow" urkundlich erwähnt werde und auf die Bestimmung des Ortes
verweise: Mahnau = Lehngut. Blaschke berichtet ferner von
frühgeschichtlichen Funden im Mahnauer Gebiet: „Auf dem Mühlfeld
wurden im September 1894 in einem runden Topfe mit quergeripptem
Körper und radförmiger Bodenmarke, in leinene Beutel gewickelt, ca.
1600 Silbermünzen, meist böhmische Denare von Bretislaw I. (1037—
1055) u. a., sowie zahlreiche arabische Schmuckstücke aus
Silberfiligran gefunden. Am Roten Berge und auf dem Kapellenberge
bei Mahnau fanden sich zahlreiche Scherben mit Wellenornamenten. Auf
dem Spitzberg wurde vor längerer Zeit in gewaltigem Steinsatz ein
Grab mit Urnen aufgedeckt, und am Burgberg fand man 1894 zahlreiche
kleinere Gefäße, zumeist in Pokalform, roh gearbeitet, mit einzelnen
Bronzenadelstücken und einem muschelförmigen Zierstück eines
römischen Kessels." Blaschke wertet diese Funde als Dokumente einer
Handelsstraße, die seit alter Zeit aus dem inneren Russland über
Polen durch Schlesien (Glogau!) nach Westen geführt habe.
>Das Schloss in Mahnau in schöner Parklandschaft<
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Mahnau etwa 200 Einwohner, von denen
die meisten von der Landwirtschaft lebten. Größter Betrieb war das
Gut einschl. Vorwerk mit ca. 3000 Morgen Acker, Wiesen und Wald. Es
gehörte den Grafen von Rittberg, bevor es um 1890 in den Besitz der
Familie Jörs kam. Weil das damalige Wohnhaus im Gutshofe nicht
gefiel, ließ Jörs 1893 auf der Anhöhe gegenüber ein Schloss erbauen,
wobei auch ein Park vorgesehen wurde. Dieser hatte Neigung nach
Süden bis heran an den Grenzwald von Hermsdorf; unten entstand ein
Teich. Bereits einige Jahre später ging das Gut an die Familie von
Köckritz über. Der Schlossbau wurde erweitert, um dort alte
Familienangehörige unterzubringen. Das Schlesische Güteradressbuch
von 1917 nennt als Besitzer den Hauptmann a. D. Friedrich Karl Frh.
von Köckritz und Friedland; der Gutsinspektor hieß Rauer. Der
Grundsteuerreinertrag wird mit 7060 Mark angegeben Als
Viehzuchtschwerpunkt wird die Rinderrasse „Rote Ostfriesen" genannt.
Späterer Besitzer von Gut und Schloss war die Familie von Mutius.
1945 wurde Schloss Mahnau, wie so viele andere ostdeutsche
Herrenhäuser auch, von den Polen zunächst ausgeraubt und dann
niedergebrannt. Neben dem Gute gab es vier Bauern mit etwa 30 Morgen
Land (Franke, Hansel, Kliem, Meisel). Zum Einkaufen fuhr man ins 3 ½
km entfernte Jakobskirch, da sich in Mahnau nur Schmied, Schuhmacher
und Gastwirtschaft befanden. Standesamtsangelegenheiten wurden in
Klein-Logisch und Haselquell erledigt; für die geistliche Betreuung
waren die Kirchen in Jakobskirch zuständig (letzter ev. Geistlicher:
Pastor Erich Lenski). Die meisten Straßen waren Feldwege mit Gräben
an der Seite. Befestigte Straßen führten von Mahnau nach
Klein-Logisch, zum Gut und in ein Teilstück des Dorfes. Die
Wasserversorgung erfolgte durch Brunnen; nur das Schloss hatte eine
Wasserleitung. Es gab vor dem Kriege 14 Pferde in Mahnau und ein
Auto. Telefonanschlüsse waren zweimal vorhanden: im Gut und in der
Schmiede. An das Elektrizitätsnetz war dagegen der gesamte Ort
angeschlossen.
Über das Ende 1945 berichtet meine Mutter, dass der Befehl zur
Flucht am 5. Februar gekommen sei. „Mitnehmen konnten wir nur, was
wir tragen konnten. Das andere musste daheim gelassen werden. Die
Wäsche hatten wir verpackt und im Garten vergraben. Wir dachten ja,
dass wir bald nach daheim zurück könnten." Für Frauen mit kleinen
Kindern ging es vom Bahnhof Klopschen aus mit dem Zuge westwärts;
andere mussten trecken. — Diesen kurzen Bericht über mein Heimatdorf
habe ich (Jahrgang 1941) aufgrund jener Informationen
zusammengestellt, die mir aus Büchern, Briefen und mündlichen
Erzählungen zur Verfügung standen. Ergänzungen und Berichtigungen
sind daher willkommen. |
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