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Klein-Kauer
Das Dorf ist in eine malerische Landschaft des Hermsdorfer
Höhenzuges gebettet, die durch mehrere Wasserspiegel eine wohltuende
Bereicherung erfährt. Kauer von kur = Hahn. Der Ort hieß 1266 Curov,
1305 Curow, 1320 Carow, 1360 Cuerow, 1399 Curo. Er gehörte ab 1383
zum königlichen Anteil der Herzöge von Teschen. Während im
herzoglichen Anteil bis 1476 die Glogauer Piasten regierten, war die
andere Hälfte von Herzog Bolko II. von Schweidnitz 1368 an den
Kaiser Karl IV. zurückgefallen, der sie bis zu seinem Tode (1378)
durch Landeshauptleute verwalten ließ. Da Herzog Primko von Teschen
dem Kaiser schätzenswerte Dienste geleistet hatte, so erhielt er zur
Belohnung den ganzen unmittelbaren Besitz der Krone in
Niederschlesien, die Hälfte von Glogau und dazu Steinau und Guhrau.
Die Huldigung und Übergabe der neuen Schenkung an den Herzog von
Teschen erfolgte am 25. Februar 1383 unter der Regierung des Königs
Wenzel von Böhmen. Der Glogau-Teschensche Anteil umfasste im
allgemeinen ein von den Orten Glogau, Beuthen und Tarnau gebildetes
Dreieck, zog sich südwärts zwischen Jätschau und Brostau hindurch
über Nilbau und Dalkau nach Beuthen, reichte westwärts zwischen
Beuthen und Lippen, durch die Oder begrenzt, bis Tarnau und schloss,
östlich zwischen Glogau und Tarnau fortlaufend, Schlawa mit ein.
Klein-Kauer liegt an der Chaussee Hermsdorf-Obisch, 12 km von Glogau
entfernt. Bahnstation Gramschütz. Der Ort hatte zuletzt 159
Einwohner mit einer Feldmark von 432 ha. Das Dominium befand sich im
Besitz von Hermann Seifarth. Die Gemeinde gehörte kirchlich nach
Jakobskirch (ev.) und nach Marienquell (kath.), schulisch nach
Marienquell (Quilitz).
Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Bauer Gustav Grandke
Beigeordnete: Bauer Hermann Pohl, Maurer Hubert Bratke
Gemeinderäte: Landwirt Hermann Seifarth, Landwirt Otto Thiel,
Landwirt und Maurer Albert Schmar, Musiker Paul Gattermann
Kassenwalter: Landwirt Paul Seifert
Schiedsmann: Bauer Josef Rolle in Marienquell
Klein-Kauer gehörte zum Amtsbezirk Obisch, die Gendarmerie befand
sich in Gramschütz. Die Gerichtsbarkeit lag beim Amtsgericht Glogau.
Welcher Heimatfreund weiß mehr über den Ort zu berichten und stellt
uns Fotos zur Verfügung?
Die Feenstweiber im
Butterberge bei Klein Kauer
Etwa 700 m nördlich vom Dominium Klein Kauer durchschneidet der Weg
einen Berg, „Butterberg“ genannt, welcher mit Mischwald bestanden
und am Wege wegen der Entnahme von Boden zum Wegebau uneben und
zerklüftet ist. Auf dem Gipfel steht ein auf dem Messtischblatt
Glogau Nr. 2484 mit der Höhenzahl 199,4 bezeichneter Dreieckspunkt.
An dieser Stelle soll es umgehen, sagt der Volksmund und erzählt
darüber unter anderem von einem Knecht aus Quilitz, der folgendes
Erlebnis hatte. Als er eines Tages am Butterberge ackerte, hörte er
im Berge ein Geräusch, wie wenn in einem Backtrog mit der
„Trogkratze“ der Teig zusammengekratzt würde und schloss daraus,
dass die Bewohnerinnen des Berges, die Hexen oder Feenstweiber, beim
Kuchenbacken waren. In seinem Übermut rief er: „Nu, wenn’r do unten
immerzu backt, do backt mer do au amol an Kuchen mit.“
Zu seinem nicht geringen Schrecken sah er mittags, als er mit seinen
Pferden wieder aufs Feld kam, auf dem Pfluge einen Kuchen liegen.
Beim Herabschieben vom Pfluge zerbrach er und sah inwendig „sehr
unappetitlich“ aus. – Nach einer anderen Quelle war er obenauf mit
Blut befleckt. – Da packte den Knecht die Angst, er schwang sich
aufs Pferd und jagte mit dem Gespann, so schnell die Pferde laufen
konnten, ins Dorf, verfolgt von den Feenstweibern. Diese holten ihn
aber erst im Dorfe ein, wo sie ihm nichts mehr anhaben konnten. Und
so kam er ohne Schaden davon.
Nach einer anderen Sage ging in Quilitz eines Tages eine Wöchnerin
an den Bach, um Wasser zu holen, und wurde seitdem nicht mehr
gesehen. Die Feenstweiber hatten sie in den Butterberg entführt. Da
beschloss die Geistlichkeit, sie zu retten und fuhr mit den
„Heiligtümern“ nach dem Butterberge. Die Feenstweiber wurden
bezwungen und mussten die Frau herausgeben. Dem Kutscher des Wagens
wurde streng verboten, sich auf der Rückfahrt umzusehen. Als sie
aber zu der Furt in dem Graben kamen, der von Klein Kauer kommend
nach Quilitz fließt, vergaß er das Verbot und drehte sich um. Sofort
verschwand die gerettete Frau und kehrte nie mehr zurück. Nur des
Nachts soll sie noch manchmal ihr Kind besucht haben. |
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