Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 3, März 2019

 

Erinnerungen an das Heimatdorf Klein-Kauer






Klein-Kauer

Das Dorf ist in eine malerische Landschaft des Hermsdorfer Höhenzuges gebettet, die durch mehrere Wasserspiegel eine wohltuende Bereicherung erfährt. Kauer von kur = Hahn. Der Ort hieß 1266 Curov, 1305 Curow, 1320 Carow, 1360 Cuerow, 1399 Curo. Er gehörte ab 1383 zum königlichen Anteil der Herzöge von Teschen. Während im herzoglichen Anteil bis 1476 die Glogauer Piasten regierten, war die andere Hälfte von Herzog Bolko II. von Schweidnitz 1368 an den Kaiser Karl IV. zurückgefallen, der sie bis zu seinem Tode (1378) durch Landeshauptleute verwalten ließ. Da Herzog Primko von Teschen dem Kaiser schätzenswerte Dienste geleistet hatte, so erhielt er zur Belohnung den ganzen unmittelbaren Besitz der Krone in Niederschlesien, die Hälfte von Glogau und dazu Steinau und Guhrau. Die Huldigung und Übergabe der neuen Schenkung an den Herzog von Teschen erfolgte am 25. Februar 1383 unter der Regierung des Königs Wenzel von Böhmen. Der Glogau-Teschensche Anteil umfasste im allgemeinen ein von den Orten Glogau, Beuthen und Tarnau gebildetes Dreieck, zog sich südwärts zwischen Jätschau und Brostau hindurch über Nilbau und Dalkau nach Beuthen, reichte westwärts zwischen Beuthen und Lippen, durch die Oder begrenzt, bis Tarnau und schloss, östlich zwischen Glogau und Tarnau fortlaufend, Schlawa mit ein.
Klein-Kauer liegt an der Chaussee Hermsdorf-Obisch, 12 km von Glogau entfernt. Bahnstation Gramschütz. Der Ort hatte zuletzt 159 Einwohner mit einer Feldmark von 432 ha. Das Dominium befand sich im Besitz von Hermann Seifarth. Die Gemeinde gehörte kirchlich nach Jakobskirch (ev.) und nach Marienquell (kath.), schulisch nach Marienquell (Quilitz).

Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Bauer Gustav Grandke

Beigeordnete:
Bauer Hermann Pohl, Maurer Hubert Bratke

Gemeinderäte:
Landwirt Hermann Seifarth, Landwirt Otto Thiel, Landwirt und Maurer Albert Schmar, Musiker Paul Gattermann

Kassenwalter:
Landwirt Paul Seifert

Schiedsmann: Bauer Josef Rolle in Marienquell

Klein-Kauer gehörte zum Amtsbezirk Obisch, die Gendarmerie befand sich in Gramschütz. Die Gerichtsbarkeit lag beim Amtsgericht Glogau.

Welcher Heimatfreund weiß mehr über den Ort zu berichten und stellt uns Fotos zur Verfügung?



Die Feenstweiber im
Butterberge bei Klein Kauer


Etwa 700 m nördlich vom Dominium Klein Kauer durchschneidet der Weg einen Berg, „Butterberg“ genannt, welcher mit Mischwald bestanden und am Wege wegen der Entnahme von Boden zum Wegebau uneben und zerklüftet ist. Auf dem Gipfel steht ein auf dem Messtischblatt Glogau Nr. 2484 mit der Höhenzahl 199,4 bezeichneter Dreieckspunkt.
An dieser Stelle soll es umgehen, sagt der Volksmund und erzählt darüber unter anderem von einem Knecht aus Quilitz, der folgendes Erlebnis hatte. Als er eines Tages am Butterberge ackerte, hörte er im Berge ein Geräusch, wie wenn in einem Backtrog mit der „Trogkratze“ der Teig zusammengekratzt würde und schloss daraus, dass die Bewohnerinnen des Berges, die Hexen oder Feenstweiber, beim Kuchenbacken waren. In seinem Übermut rief er: „Nu, wenn’r do unten immerzu backt, do backt mer do au amol an Kuchen mit.“
Zu seinem nicht geringen Schrecken sah er mittags, als er mit seinen Pferden wieder aufs Feld kam, auf dem Pfluge einen Kuchen liegen. Beim Herabschieben vom Pfluge zerbrach er und sah inwendig „sehr unappetitlich“ aus. – Nach einer anderen Quelle war er obenauf mit Blut befleckt. – Da packte den Knecht die Angst, er schwang sich aufs Pferd und jagte mit dem Gespann, so schnell die Pferde laufen konnten, ins Dorf, verfolgt von den Feenstweibern. Diese holten ihn aber erst im Dorfe ein, wo sie ihm nichts mehr anhaben konnten. Und so kam er ohne Schaden davon.
Nach einer anderen Sage ging in Quilitz eines Tages eine Wöchnerin an den Bach, um Wasser zu holen, und wurde seitdem nicht mehr gesehen. Die Feenstweiber hatten sie in den Butterberg entführt. Da beschloss die Geistlichkeit, sie zu retten und fuhr mit den „Heiligtümern“ nach dem Butterberge. Die Feenstweiber wurden bezwungen und mussten die Frau herausgeben. Dem Kutscher des Wagens wurde streng verboten, sich auf der Rückfahrt umzusehen. Als sie aber zu der Furt in dem Graben kamen, der von Klein Kauer kommend nach Quilitz fließt, vergaß er das Verbot und drehte sich um. Sofort verschwand die gerettete Frau und kehrte nie mehr zurück. Nur des Nachts soll sie noch manchmal ihr Kind besucht haben.



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