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Jakobskirch
an der Chaussee Hahnenfeld-Andersdorf gelegen, etwa zehn Kilometer
südwestlich yon Glogau, 573 ha Feldmark, zuletzt 245 Einwohner.
Stark besuchter Ausflugsort in prachtvoller Umgebung (Jakobskircher
Grund mit Jakobsquelle). Wertvolle kath. Kirche. Eigenartige
friderizianische ev. Bethauskirche. Stattliches Schloss des Grafen
Rittberg.
Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Landwirt Ewald Aurich
Beigeordnete: Bäckermeister Alfred Brandt, Landwirt Gustav
Winter
Gemeinderäte: Lehrer Alfred Gasse, Landwirt Alfred Anders,
Wirtschaftsvogt Bernhard Werner, Fleischermeister Hermann Knappe,
Maurer Paul Roil
Kassenwalter: Tischler Otto Drawer.
Verwaltungsmäßig gehörte der Ort zum Amtsbezirk Kleinlogisch;
Amtsvorsteher war Bauunternehmer Paul Walter in Buchenhang. Die
Gerichtsbarkeit lag beim Amtsgericht Glogau. Bahnstation Nilbau (4
km vom Ort).
Sonstige Einrichtungen:
Dominium: Besitzer Graf Aurel von Rittberg
Kath. Kirche: Pfarrer Waldemar Kuck
Ev. Kirche: Pfarrer Erich Lenski
Schule am Ort: Lehrer Alfred Gasse und Karl Bienwald
Gewerbliche Anlagen: Baugeschäft und Sägewerk von Wilhelm
Girke
Gaststätten: Gasthof „Zum Eichenwald", Besitzer Richard
Heilscher; Gasthof „Zum Deutschen Reich", Besitzer Erich Berner
Vereine: Kriegerkameradschaft, Vorsitzender Bauer Alfred
Hirschfelder, Kleinlogisch.
Jakobskirch liegt auf dem Höhenzug, welcher zunächst Raudten,
Grögersdorf und Hochkirch berührt, sich hinter den Dalkauer Bergen
den Neustädteler, Grünberger und Crossener Erhebungen anschließt.
Diese Hügelkette fällt bei Jakobskirch in steilen, romantischen
Hängen zur Talniederung der Oder ab, gewährt hier an manchen Stellen
einen bezaubernden Fernblick auf den Oderstrom und die Konturen des
fernen Riesengebirges.
Bei Jakobskirch steigt der Schlossberg als ziemlich steiler Kegel
aus tiefem, bewaldeten Grunde bis fast zur gleichen Höhe der ihn
ringsum einschließenden Berghöhen empor. Den Gipfel bildet ein
kleines, fast kreisförmiges Plateau von etwa 25 Meter Durchmesser,
an dessen südlichem Ende sich eine etwa zwei Meter hohe und kaum
fünf Meter im Durchmesser haltende Terrasse erhebt. Durch eine
niedrige, schmale Eingrenzung ist der Schlossberg im Südosten mit
der Höhe verbunden, auf welcher die alte, aus Bruchsteinen erbaute,
katholische Kirche steht. Der Volkssage nach führt ein
unterirdischer Gang von dem mitten im Dorfe stehenden
herrschaftlichen Schlosse aus bis in den Schlossberg. Tatsächlich
ist auch ein solcher Gang aufgedeckt worden, er scheint aber nur bis
zur Kirche zu führen.
Bemerkenswert sind die Reste eines alten Burgwalles zwischen
Jakobskirch und Buchenhang. Die zahlreichen in Jakobskirch zutage
geförderten keramischen Funde gehören dem sogenannten Burgwalltypus
an. Es ist die letzte der vorgeschichtlichen Zeitstufen, die besser
schon als frühgeschichtlich bezeichnet werden kann. Sie brachte das
allmähliche Einrücken der Slawen in die durch Abwanderung
erheblicher Teile der germanischen Bevölkerung freiwerdenden
Stellen.
Der Name des urkundlich erst 1376 erwähnten Dorfes weist aus, dass
es eine deutsche Dorfgründung ist, trotzdem es schon vor
Jahrtausenden besiedelt war. Nach einer Überlieferung war
Jakobskirch im 12. und 13. Jahrhundert einer der berühmtesten
Wallfahrtsorte. Noch vor etwa 180 Jahren wurde Jakobskirch von den
Geschichtsschreibern als Wallfahrtsort bezeichnet. Am Jakobitag, dem
25. Juli, wurde alljährlich die Kirchweih abgehalten, zu der viele
Menschen aus Glogau und Umgegend nach hier kamen. Jakobskirch hatte
eine katholische und eine evangelische Kirche, zwei Schulhäuser, ein
herrschaftliches Wohnhaus, ein Vorwerk, das 1920 den Namen
Karlshorst erhielt. 1926 waren noch 29 Grundstücksbesitzer
vorhanden. Durch freiwillige Gemeinschaftsarbeit wurde eine
Dorfbadeanstalt geschaffen. Das Schwimmbad wurde 1938 in einer
Feierstunde seiner Bestimmung übergeben.
>Die Katholische Pfarrkirche von Jakobskirch<
Nach alten Aufzeichnungen im Pfarrarchiv zu Jakobskirch soll
daselbst Bischof Martin von Schmograu (983—1005) im Jahre 991 zu
Ehren des Apostels Jakobus eine Kirche geweiht haben. Die Christen
machten den von der Kirche abseits stehenden Turm zu einer
Glaubenswarte und setzten über den Eingang das Bild des Apostels mit
der Inschrift laCobo Malorl (1103). Die Glocke stammt aus dem Jahre
1506 und hat folgende Inschrift: o rex glorie veni com pace anno
MLLCCVI (1506).
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Jakobskirche von
Freund und Feind seiner Kostbarkeiten beraubt. Diese altehrwürdige
Kirche umgibt noch eine aus Feldsteinen errichtete Mauer, die am
Ortseingang eine kleine Pforte aufweist, über die ein sinniger
Spruch angebacht ist:
„So stolz Ihr Euch gebardet
Und seyd voll Eitelkeit
Des Ruhms und Rang Euch freut —
O seht hier, was Ihr werdet
Dann lernt Ihr, was Ihr seyd."
Die Evangelische Kirche, die in Holzfachwerkbau errichtet wurde,
erhielt unter Anlehnung an den Weihetag Weihnachten 1753 die
Bezeichnung „Kripplein Christi". Sie hatte 1200 Sitzplätze. Im
Kirchenvorraum befand sich ein aus rohen Brettern gezimmerter Altar,
der aus der Zeit stammt, wo die evangelischen Gottesdienste noch vor
dem Bau in einer Scheune abgehalten wurden. Die Kirche steht nicht
mehr. Ebenso die evangelische Schule.
Denkmäler verschiedener Zeiten sind neben den Kirchen, dem Park und
dem Schloss die zwölf Figurengrabmäler der Familien Berge, Kittlitz,
Knobelsdorf, Kreckwitz und Niebelschütz. Sie stammen aus der Zeit
von 1555—1628.
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