Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 9, September 2018

 

Erinnerungen an das Heimatdorf Herzogtal (vorher Musternick) mit Ortsteil Arnsdorf

 




Herzogtal
früher Musternick, mit Ortsteil Arnsdorf

Der Ort, 449 Einwohner und 1512 ha Feldmark, lag an der Heerstraße-Neumühle, 22 km von Glogau entfernt.
Wasser und Hügel gaben dem Gelände eine angenehme Abwechslung. Im Gutspark von Arnsdorf ist eine mittelalterliche Kirchenruine von Altertumswert.

In Musternick fand man im April 1890 beim Pflügen auf dem Dominialfelde einen Topf mit 1800 Silbermünzen (21 verschiedene Sorten), die aus dem Jahre 996 und 1000 stammten, meist böhmische Denare. Zur Namensänderung beigetragen hat der „Herzoggraben", der seine Quelle in einem Wald der Arnsdorfer Gemarkung hatte und sich durch die Niederung schlängelte und den „Egelteich" mit Wasser speiste, der die Wiesen in trockenen Zeiten berieselte.
Herzogtal Bildkarte

▲Mosch’s Warenhandlung             ▲ Kriegerdenkmal
▼Thorasch’s Gärtnerei                   ▼Schloss

Der Name des Ortsteiles Arnsdorf war im Laufe der Jahrhunderte geändert worden. Die Gründung geht auf das Jahr 1366 zurück. Arnoldi villa - Dorf des Arnold. So schrieb man auf alten Landkarten oder in Urkunden Arnoldsdorf oder auch Arensdoref. Arnsdorf ist eine deutsche Dorfgründung. Eine alte Flurkarte von Arnsdorf und seiner Gemarkung enthielt eine Fülle von Flurnamen wie „Kalkberg", „Mörderberg", „Herzoggraben", „Egelteich", „Pfarrwidemut", „Kirchsteigschlag", „Mittelfeld", „Fichtengrund", „Buchsbaumschlag", „Jobstfeld", „Lämmerberg", „Grünthalschlag". 1637 wurde das ganze Dorf mit der Kirche durch eine Feuersbrunst zerstört.

Herzogtal hatte zwei Dominien, eins in Herzogtal, Besitzer Hermann Seifarth, und eins im Ortsteil Arnsdorf, Besitzer Erich Balcke. Kirchlich gehörte der Ort zu Heerwegen (Evangelisch) und Hochkirch (Katholisch). Die Schule war im Ort; Lehrer Gotthold Schirmer und Lehrerin Lydia Meindl. An gewerblichen Anlagen besaß der Ort zwei Wassermühlen, Besitzer Adolf Tschierschke und Paul Liebich. Außerdem waren vier Gaststätten im Ort.


Die Gemeindevertretung setzt sich 1943 wie folgt zusammen:
 
Bürgermeister: Stadtsekretär a. D. Paul Graeber

Beigeordnete: Landwirt Heinrich Pürschel und Bauer Paul Langner

Gemeinderäte: Landwirt Bruno Härtel, Maurer Gustav Liebs, Landwirt Wilhelm Mosch, Landwirt Erich Balcke

Kassenwalter: Landwirt Paul Pürschel

Herzogtal gehörte zum Amtsbezirk Sandhofen, Amtsvorsteher war Landwirt und Schmiedemeister Reinhold Tscharntke in Oberzauche. Standesamtlich gehörte der Ort zu Heerwegen. Für die Gerichtsbarkeit war Glogau zuständig.

Flurnamen der Arnsdorfer Feldmark
Denkmäler sprachlicher Ausdrucksfähigkeit der Ahnen

Es treten uns „Denkmäler der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit unserer Ahnen" entgegen. Sie vermitteln uns einen Einblick, wie einst vor Zeiten die Dorfflur bewirtschaftet, wie das Land urbar gemacht wurde und man die Feldstücke unter die Bewohner der Dorfgemeinde aufteilte. Oft aber wurden manche Orts- und Flurnamen, deren Entstehung Jahrhunderte zurückreicht, im Laufe der Zeiten umgewandelt, so dass der ursprüngliche Sinn kaum noch erfasst werden kann.
Schon der Name des Ortes „Arnsdorf" war im Laufe der Jahrhunderte geändert worden. So schrieb man auf alten Landkarten oder in Urkunden auch „Arensdorf" oder auch „Arnoldsdorf". Durch Verkürzung entstand dann: Arnsdorf, ein alter deutscher Name. Eine alte Flurkarte von Arnsdorf und seiner Gemarkung enthielt eine Fülle von Flurnamen, über die ich jetzt aus der Erinnerung berichten möchte. Da in unserer Heimat schon jede kleine Anhöhe mit „Berg" bezeichnet wurde, hatten wir einige „Berge". Angeführt sei nur der „Kalkberg", der an der Straße von Heerwegen nach Glogau lag und der „Mörderberg" (mit Kiefernwald) an der Landstraße nach Herzogtal (Musternick). Wir waren auch stolz auf unseren „Herzoggraben", der seine Quelle in einem Wald der Arnsdorfer Gemarkung hatte und sich durch die Niederung schlängelte, den „Egelteich" mit Wasser speiste, der die Wiesen in trockenen Zeiten berieselte, durch den Gutspark und weiter in Richtung Herzogtal floss, um dann seine Wasser an die Oder abzugeben. Dieser Herzoggraben hat dazu beigetragen, dass eines Tages der Nachbarort Musternick in „Herzogtal" umgetauft wurde. So war es nicht verwunderlich, dass die Feldmark des Gutes einen großen Schlag mit Namen „Herzog" hatte, der zur besseren Bearbeitung wegen des unterschiedlichen Bodens in vier Stücke aufgeteilt war. Ein Acker hieß auch „Egelteichschlag", da dieser neben dem „Egelteich" lag. Es sollen früher in diesem Teich viele „Blutegel" vorhanden gewesen sein. Das störte aber niemanden und somit war dieser Platz im Sommer das ideale Badeparadies für alle Arnsdorfer.
Gutshaus Arnsdorf

>Gutshaus Arnsdorf, Bes. Erich Balcke<

Der Acker „Pfarrwidemut" war wohl früher einmal der Arnsdorfer Kirche (die im 30jährigen Krieg zerstört wurde und als sehenswerte Ruine im Gutspark stand) als sogenannte „Widmut" gegeben worden. Als dann die Kirche von Arnsdorf, die mit 2½ Hufen Ackerland fundiert war, zur Widmut von Polkwitz (Heerwegen) geschlagen wurde, ist das Ackerland wohl eines Tages an das Gut verkauft worden, behielt aber als Flurname weiterhin den Namen „Pfarrwidemut". Die Annahme, dass dieses Stück Land vor Zeiten einmal zur Kirche gehörte, wird noch dadurch bekräftigt, dass gleich anschließend daran der alte Friedhof lag, dessen Gräber bis 1945 im besten Zustand erhalten wurden.
Als nun nach Zerstörung der Arnsdorfer Kirche die Dorfbewohner den Fußweg nach Polkwitz zum Gottesdienst machen mussten und sie natürlich den kürzesten Weg durch die Feldmark wählten, hatte man einen Namen für ein Ackerland, das an diesem „Kirchsteg" lag: Es fand sich auf der Flurkarte als „Kirchsteigschlag". Fast jedes Gut hat oft ein Stück Land, welches ziemlich in der Mitte der Gemarkung liegt. Das heißt dann „Mittelfeld" und so war auch eins in Arnsdorf vorhanden. Weiterhin gab es einen „Fichtengrund". Früher standen wohl Fichten auf diesem Land und als es gerodet wurde, behielt man den Namen bei. An ehemaligen Waldbestand erinnerte auch der „Buchsbaumschlag".
Das sogenannte „Jobstfeld" hat evtl. früher einmal einem Bauern mit Namen „Jobst" od. „Jobke" gehört - oder es grenzte an das Land von diesem Bauern.

Zwei „Berge" hatte ich schon zu Anfang erwähnt. Vergessen sei aber nicht der „Lämmerberg". Dieser Schlag ist nicht weit vom Hof entfernt. Es kann daher angenommen werden, dass im Frühjahr, wenn die Schafe wieder geweidet wurden, auch bis dahin die kleinen Lammer mitgenommen werden konnten.
Zum Schluss nun noch der „Grünthalschlag". Dieser lag an der alten Heeresstraße gegenüber der Gastwirtschaft Grünthal. Die Gastwirtschaft lag in der Niederung des Dorfes und war auch Haltestelle des Postomnibusses von Heerwegen nach Glogau. Da in trockenen Jahren die in der Nachbarschaft gelesenen Wiesen immer grün blieben, so nahm man wohl die Worte „Grünes Thal" für die Bezeichnung der Gastwirtschaft und eines benachbarten Ackerstückes.
Der vorstehende Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 




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