Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 7, Juli 2018

 

Ärzte in Glogau

vor dem zweiten Weltkrieg

2.Fortsetzung aus NGA 6/2018

von Dr. Karl Maria Heidecker

 




Als Hals- Nasen- Ohrenarzt arbeitete am Bethanien - Krankenhaus Herr Dr. med. Georg Ernst Zander, geboren am 13.2.1902 in Steinborn. Er absolvierte sein Medizinstudium an der Universität Greifswald. Er war Corps-Student und hatte einen großen Schmiss in seinem Gesicht. Seine Fachausbildung machte er in der Universitätsklink Breslau bei Prof. Dr. Hinsberg. 1932 heiratete er die Breslauerin Liliane ??. Gleich zu Anfang des Krieges wurde er als Militärarzt eingezogen. Nach dem Krieg eröffnete er in Essen eine Facharztpraxis. Als er in den Ruhestand eingetreten war, zog er nach Bad Honnef, wo er am 12.2.1977 an einer Krebserkrankung starb.

Dr. med. Karl Georg Jaensch wurde als Sohn eines Lehrers am 3.8.1896 in Augustwalde Krs. Stargard/Pommern geboren. Der Vater war zeitweilig Lehrer in Wohlau/Schlesien. Im 1. Weltkrieg war Dr. Karl Jaensch Soldat und wurde als Offizier 1916 schwer verwundet. 1918 legte er am Matthias-Gymnasium in Breslau das Abitur ab. Danach studierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau Medizin und erhielt 1923 die Approbation und Promotion. Von 1924 bis 1927 war er Volontärassistent an der Universitäts-Augenklinik Breslau. 1928 bis 1934 war er Augenarzt in Neusalz/Oder. Ab 1934 wurde er Augenarzt in Glogau am evangelischen Bethanien-Krankenhaus mit Praxis in der Martinsstraße. Schon 1938 wurde er zum Militär eingezogen. Er wurde Divisionsarzt und Leiter eines Kriegslazarettes bis 1945. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft war er von 1946 bis 1966 Belegarzt am Kreiskrankenhaus in Sonneberg/Thüringen. Er starb dort am 25.1.1973. Seine Frau stammte aus Wölfelsgrund in der Grafschaft Glatz. Sein Sohn Dr. rer.nat. Peter Jaensch geb. am 19.6.1929, wohnte zuletzt in 41564 Kaarst in der Karlsforster Straße 81.

Als Allgemeinärzte arbeiteten in Glogau meine Mutter, Frau Dr. Hedwig Heidecker und Dr. med. Siegfried Mehlhausen.

Frau Dr. med. Hedwig Heidecker wurde als zweites Kind des Sanitätsrates Dr. med. Paul Hoffmann am 11.3.1899 in Bad Warmbrunn geboren. Sie besuchte das Oberlyzeum in Hirschberg. Im 1. Weltkrieg arbeitete sie als Krankenschwester im Lazarett Warmbrunn. Nach dem Abitur studierte sie Medizin an den Universitäten Breslau und Königsberg. 1923 machte Frau Hedwig Hoffmann ihr medizinisches Staatsexamen an der Universität Breslau und promovierte im gleichen Jahr mit einer Arbeit über sozialtherapeutische Maßnahmen bei gefährdeten Jugendlichen bei Prof. Dr. Puppe. Anschließend wurde sie Assistenzärztin am St. Hedwigs-Krankenhaus in Bad Warmbrunn, das alle Fachabteilungen umfasste und über 450 Betten verfügte. Sie arbeitete dort auf der internen, später auf der chirurgischen Abteilung unter dem
Chefarzt Dr. Jedin. Auf diese Abteilung kam dann mein Vater, Dr. Hanns Heidecker als Assistenzarzt. Dadurch lernten sich meine Eltern kennen. Sie heirateten am 22.11.1926 und zogen danach nach Breslau, wo mein Vater eine Assistenzarztstelle an der Chirurgischen Abteilung des Allerheiligen-Hospitals unter Prof. Dr. Alexander Tietze bekam. In den Sommermonaten 1927, 1928 und 1929 arbeitete Frau Dr. Hedwig Heidecker als Assistenzärztin bei ihrem Vater Paul Hoffmann in dessen Sanatorium und Praxis mit.
Am 6.1.1930 eröffnete Frau Dr.med. Hedwig Heidecker in Glogau, Wingenstraße 6 eine Allgemeinpraxis. Diese erstreckte sich nicht nur auf die Stadt Glogau, sondern auch auf umliegende Dörfer beidseits der Oder wie Jätschau, Jakobskirch, Hermsdorf, Gramschütz, Zerbau, Rabsen, Lerchenberg, Brostau, Herrndorf und andere. Neben den Sprechstunden in ihrer Praxis bewältigte Frau Dr. Heidecker viele Krankenbesuche in diesen Orten, die sie anfangs mit einer Taxe, ab 1932 aber mit dem eigenen Auto erledigte. Sie hatte bereits 1921 ihren Führerschein erworben. Der Schwerpunkt ihrer Behandlungen lag in der Behandlung von Frauen und Kindern. Sie übte ihren Beruf bis zu ihrer Flucht am 23.1.1945 aus. Mit ihren drei jüngeren Kindern floh sie Ende Januar 1945 nach Rottenburg in Niederbayern zu ihrer ältesten Schwester. In Rottenburg übernahm sie die für die vielen dort angekommenen Flüchtlinge eingerichtete Gemeinschaftsküche. Als diese richtig lief, übergab sie diese an ihre Schwester Barbara Theuner und ihre Schwägerin Ilse Hoffmann. Im Juni 1945 eröffnete sie in Schierling Krs. Mallersdorf eine Allgemeinpraxis und erwarb sich auch dort bald den Ruf einer guten Ärztin. Besuche machte sie auch in drei umliegenden Dörfern mit einem Fahrrad. Im Oktober 1946 übersiedelte die Familie nach Rüthen an der Mohne Krs. Lippstadt, wo ihr Mann vorübergehend das St. Pantaleons-Krankenhaus leitete, bis er im August 1947 in Bingen am Rhein die Stelle des Chefarztes der Chirurgischen Abteilung übernahm. In Bingen hielt Frau Dr. Heidecker noch Vorträge an der Volkshochschule und arbeitete im Büro der Praxis ihres Mannes mit. Frau Dr. Hedwig Heidecker starb am 12.1.1970 in Bingen an den Folgen einer coronaren Herzerkrankung.
Lazareth

Dr. med. Siegfried Mehlhausen erhielt seine Approbation 1922 und promovierte 1926 an der Universitätsklinik Breslau. 1926/27 war er Arzt in Seitsch Krs. Guhrau. 1933 ist er in Guhrau Fürsorgearzt und Vertrauensarzt. 1936 lässt er sich als Allgemeinarzt mit Geburtshilfe in Glogau nieder. Er war Nazionalsozialist und in Glogau der ärztliche Exponent dieser Partei. 1936 wurde er ordentliches Mitglied der Ärztekammer der Provinz Nieder- und Oberschlesien. 1936 wurde er vom Reichsärzteführer Dr. Wagner zum Leiter der Ärztlichen Bezirksvereinigung in Glogau ernannt.

Dr. med. Alois Ziegler, geb. am 29.12.1889 in Dzielau Krs. Cosel/OS als Sohn des Landwirts Wilhelm Ziegler und seiner Ehefrau Monika, geb. Wanjek, beide vor 1920 gestorben, katholisch. 1911 Reifezeugnis am Gymnasium zu Königshütte OS. 1911 bis 1917 Studium der Medizin an der Universität Breslau, seit 1915 als Feldunterarzt am Festungslazarett Breslau. Approbation 1917. Nach Kriegsende 1918 und 1920 Assistenzarzt bei Prof. Dr. Jadassohn an der Universitäts-Hautklinik Breslau. Seit 1926 Hautarzt in Glogau, möglicherweise auch Belegarzt am St. Elisabeth-Krankenhaus. Nach Flucht aus Schlesien nach dem Krieg in Köthen/Anhalt.
Aus der näheren Umgebung von Glogau ist mir noch bekannt Herr Dr. med. Hermann Scharf, geboren am 5.4.1900 in Beuthen/OS. Er besuchte von 1911 bis 1918 das Katholische Gymnasium in Glogau. Nach dem Abitur studierte er in Breslau Medizin. 1927 promovierte er zum Doktor der Medizin. Ab 1933 war er in Quaritz als Landarzt niedergelassen. An sprechstundenfreien Nachmittagen (Mittwochs und Samstags) spielte er vor dem Krieg im Sommer wiederholt mit Dr. Hanns Heidecker Tennis.



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