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1939
bis 1941 arbeitete bei Dr. Heidecker im Reservelazarett der in
Nilbau Krs. Glogau geborene Dr. med. Ernst Karl Schindler
geb.am 19.12.1914. Er war der Sohn des Kaufmanns Emil Schindler und
dessen Ehefrau Lina. 1924 bis 1933 besuchte er die Oberrealschule in
Glogau. 1933 bis 1939 Studium der Medizin an den Universitäten Jena,
Rostock, Frankfurt a. M. und Breslau. 1939 Promotionsarbeit am
Breslauer Hygiene-Institut. 1940 Approbation als Arzt. 1939 bis 1945
Kriegsteilnahme als Militärarzt, zuletzt als Stabsarzt d. Reserve.
Nach schwerer Verwundung im Afrikafeldzug kam er als Verwundeter ins
Glogauer Reservelazarett und wurde nach Heilung dort als
Assistenzarzt übernommen und konnte dort seine chirurgische
Fachausbildung vollenden. Nach dem Krieg kam er nach Bad Wildungen.
1948 bis 1956 arbeitete er als Arzt am Stadtkrankenhaus in Fulda und
erwarb dort den Facharzt für Urologie. 1957 wurde er Chefarzt der
Versorgungskuranstalt des Landes Hessen in Bad Wildungen. Dort
führte er von 1961 bis 1998 auch eine urologische Praxis. Er starb
am 9.5.2012 in Bad Wildungen.
Im Januar 1945 wurde Glogau zur Festung erklärt, die die Russen
aufhalten sollte. Deshalb wurden alle Verwundeten innerhalb relativ
kurzer Zeit in Eisenbahnzüge verladen und mit zunächst unbekanntem
Ziel nach Mitteldeutschland, vorwiegend Sachsen-Anhalt, verlegt.
Diesen Lazarettzügen wurden Ärzte des Lazaretts und
Krankenschwestern zur Betreuung mitgegeben. Das Restkommando von
sechzehn Personen, zu dem Dr. Heidecker gehörte, übergab dann das
Reservelazarett mit Gebäuden und Einrichtung an die Besatzung eines
„Kriegslazarettes", das aber nur wenige Tage in Glogau verweilte.
Diese Leute nahmen die wichtigsten ärztlichen Instrumente an sich
und verschwanden danach. Mein Vater mit seinem Restkommando bekam
den Befehl, am 23.Januar 1945 Glogau in Richtung Sachsen zu
verlassen. Er wurde dann in Halle/Saale wieder als Lazarettarzt
eingesetzt. Dort erlebte er das Kriegsende. Kurz davor war es sein
Verdienst, dem Kampfgruppenkommandeur von Halle einen klugen Plan zu
unterbreiten, durch den Halle so verteidigt wurde, dass der Stadt,
ihren Bewohnern und den zahlreichen Verwundeten und Flüchtlingen
nichts mehr passierte und so die Stadt Halle vor der von den
Amerikanern schon angedrohten sinnlosen Zerstörung gerettet wurde.
Darüber hatte ich vor Jahren schon im Neuen Glogauer Anzeiger
genauer berichtet.
Als Assistenzarzt im St. Elisabeth - Hospital arbeitete bei ihm ab
1937 Herr Dr. med. Adolf Kauczor (geb. 10.7.1911 in
Deutsch-Probnitz Krs. Neustadt O/S). Er hatte 1931 am Katholischen
Gymnasium in Glogau sein Abitur bestanden und 1931 bis 1936 an den
Universitäten Breslau und Würzburg Medizin studiert. 1937 Promotion
an der Universitätsklinik Breslau.
Ab 1940 arbeitete Dr. med. Gerhard Muschner *20.7.1916 als
Assistent meines Vaters am St. Elisabeth - Hospital. Er stammte aus
Glogau und war der Sohn des Lokomotivführers Arthur Muschner und
seiner Ehefrau Pauline geb. Herbrig. 1926 bis 1935 besuchte er das
Staatl. Hindenburg-Reform-Realgymnasium in Glogau. Nach dem Abitur
studierte er von 1935 bis 1940 Medizin an der Universität Breslau.
1941 promovierte er an der Universitäts-Hautklinik in Breslau bei
Prof. Dr. Gottron. Auch er wurde dann als Militärarzt eingezogen.
Nach dem Krieg wirkte er als Allgemeinarzt in 63263 Neu-Isenburg.
Nach dem Krieg fand Dr. Hanns Heidecker seine Frau Hedwig in
Schierling/ Niederbayern wieder. Ab September 1945 arbeitete er
zunächst in Rüthen an der Mohne Krs. Lippstadt als Chirurg am St.
Pantaleons - Krankenhaus. Dazu betrieb er dort auch eine
Allgemeinpraxis. 1947 wurde er zum Chefarzt des
Heilig-Geist-Hospitals in Bingen gewählt und trat diese Stelle am
15.8.1947 an. Diese Stellung hatte er bis zu seiner Pensionierung am
30.6.1965 inne. Er erlebte in Bingen den ersten Teil des
Wiederaufbaus des Ende des 2. Weltkrieges total zerstörten Hospitals
und erwarb sich dadurch große Verdienste. Er starb am 4.9.1982 in
Bingen.
Am katholischen St. Elisabeth - Krankenhaus in Glogau arbeiteten
außer meinem Vater als weitere Ärzte Herr Georg Pollak als
Gynäkologe und Geburtshelfer, Herr Dr. med. Alex Otto Gummich als
Hals-, Nasen- Ohrenarzt und Dr. med. Karl Hussels als Augenarzt.
Dr. med. Georg Pollak wurde am 24.1.1891 in Eiglau Krs.
Leobschütz/OS geboren. Er besuchte das Gymnasium in Boppard und
machte dort 1912 sein Abitur. Danach studierte er Medizin an den
Universitäten Bonn, Breslau und Münster. 1920 erhielt er in Breslau
die Approbation und wurde dort im gleichen Jahr promoviert. 1926/27
arbeitete er als Arzt in Herrnprotsch Kr. Breslau. Nach Abschluss
seiner Fachausbildung übernahm er am St. Elisabeth - Krankenhaus
Glogau die Stelle des leitenden Gynäkologen und Geburtshelfers. Nach
seiner Vertreibung aus Schlesien fand er in Eisleben am Krankenhaus
eine neue Wirkungsstätte. Als er pensioniert war, kam er in den
Westen und zog zu seinem Sohn Dr. med. Klaus Pollak (geb.
Dez. 1932 in Glogau), der in Ludwigsburg als Gynäkologe und
Geburtshelfer arbeitete und dort am 29.9.2010 verstarb.
Dr. med. Alex Otto Gummich wurde am 12.6.1891 in
Plettenberg/Westfalen als Sohn des Landmessers, Ziegelei-Besitzers
und Rendanten Wilhelm Gummich geboren. 1911 machte er an der
Oberrealschule in Hagen/Westfalen sein Abitur. 1911 bis 1916
studierte er Medizin an den Universitäten München, Freiburg, Kiel
und Berlin, unterbrochen durch Kriegsteilnahme. Während einer
Beurlaubung vom Heeresdienst legte er 1917 sein Staatsexamen an der
Universität Breslau ab. Im gleichen Jahr promovierte er an der
Psychiatrischen und Nervenklinik Breslau. Nach dem Krieg Ausbildung
zum Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten. 1921 wurde er
Leiter der Hals-, Nasen- und Ohrenabteilung am St. Elisabeth
-Krankenhaus in Glogau mit einer Praxis am Markt 51.
Dr. med. Karl Hussels erhielt seine Approbation 1912. Seit
1919 war er Augenarzt in Glogau und als solcher auch Belegarzt am
St. Elisabeth - Krankenhaus in Glogau. Mehr ist im Lexikon
Schlesischer Ärzte nicht von ihm erwähnt.
Am evangelischen Krankenhaus Bethanien wirkten der Chirurg Dr.med.
Fritz Metzner, der Frauenarzt Dr. med. Karl Kilian, der Hals-,
Nasen- und Ohrenarzt Dr. med. Georg Ernst Zander und der Augenarzt
Dr. Karl Jaensch.
>Krankenhaus Bethanien<
Dr. med. Fritz Hans Metzner wurde am 2.9.1874 in
Gerswalde Krs. Templin geboren. Seine Approbation erhielt er 1899.
1901 wird er als Assistenzarzt beim Infanterie-Regiment Nr. 51 in
Breslau, danach bis 1905 als Assistenzarzt in den
Garnisonslazaretten in Wittenberg, Breslau und Metz erwähnt. 1903
Promotion an der Universität Leipzig. 1905 bis 1908 Assistenzarzt an
der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg unter den
Professoren Czerny und Narath. 1911 Stabs- und Bataillonsarzt beim
Pionier-Bataillon 5 in Glogau. Ab 1912 leitender Arzt der
Chirurgischen Abteilung des Diakonissen - Krankenhauses Bethanien in
Glogau. 1938 ging Herr Dr. med. Fritz Hans Metzner in den Ruhestand.
Er hatte mit Dr. Heidecker ein sehr gutes Verhältnis. Dr. Metzner
bat meinen Vater, nach seinem Ausscheiden seine Abteilung, die 22
Betten umfasste, mit zu übernehmen. Dies geschah dann im
Einvernehmen mit der Krankenhausleitung. Im Krankenhaus Bethanien
arbeitete als sein Assistenzarzt Herr Krol. Er stammte aus dem
Sudetenland. Als das Bethanien-Krankenhaus Lazarett wurde, musste er
zum Militär einrücken. Er geriet in russische Gefangenschaft und
erlebte in dieser viele absonderliche Dinge, u.a. dass man in
Russland oberflächliche Wunden nicht, wie bei uns, mit sterilen
metallenen Wundklammern verschloss, sondern dadurch, dass man große
Ameisen die Wundränder zusammenbeißen lies. Als Krol nach dem Krieg
meinen Vater wiedergefunden hatte, regte ihn dieser an, seine
ärztlichen Erlebnisse in der Gefangenschaft als Doktorarbeit zu
publizieren. Er fand auch einen interessierten Doktorvater und
promovierte mit dieser Arbeit, die große Anerkennung fand. Nach dem
Krieg arbeitete er dann als Arzt bei einer großen Versicherung.
Dr. med. Karl Kilian wurde approbiert 1910. Nach seiner
Fachausbildung zum Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe wurde
er leitender Arzt der gynäkologischen und Geburtshilflichen
Abteilung des Diakonissenkrankenhauses Bethanien in Glogau. Er starb
am 14.2.1937 in Glogau. Sein Nachfolger wurde Herr
Dr. med. Walter Fiegler geboren am 2.7.1899 in Breslau als
Sohn des praktischen Arztes Dr. med. Hubert Fiegler. Von 1905 bis
1907 besuchte er die Vorschule von Dr. Mittelhaus, anschließend von
1907 bis 1917 das Elisabeth - Gymnasium in Breslau. Von 1917 bis
1919 diente er beim Heer. 1919 machte er nach einem
Kriegsteilnehmerkurs in Liegnitz das Abitur. Von 1920 bis 1925
Studium der Medizin an der Universität Breslau. 1921 wirkte er
dazwischen an der Verteidigung Oberschlesiens in einem Freikorps
mit. Nach der Approbation 1925 absolvierte er ein praktisches Jahr
am Städtischen Krankenhaus in Beuthen/OS. 1926 und 1927 war er
Assistenzarzt am Knappschaftskrankenhaus in
Senftenberg/Niederlausitz. 1927 Promotionsarbeit an der
Universitäts-Frauenklinik bei Prof. Dr. Fraenkel und der
Privatklinik von Dr. Schubert in Beuthen/OS. 1928 bis 1932 war er
Assistenzarzt im Krankenhaus Neustettin in Pommern unter dem
Chefarzt Dr. Grunert. 1933 übernahm er dort die Leitung der
Chirurgischen und der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung.
Nach dem Tod von Dr. Karl Kilian im Februar 1937 übernahm er in
Glogau am Diakonissenkrankenhaus Bethanien die Leitung der
geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung. 1942 erlitt Dr. Fiegler
einen Herzinfarkt. Deswegen fuhr er mit Frau und Sohn für drei
Monate nach Bad Kudowa in der Grafschaft Glatz, um sich dort
auszukurieren. Da Dr. Fiegler ein Anti-Nazi war, zwang ihn der
nazistische Leiter der Ärztlichen Bezirksvereinigung in Glogau Dr.
Mehlhausen, Glogau zu verlassen und in Freystadt in einer verwaisten
Praxis als Allgemeinarzt zu arbeiten. Nach dem Zeugnis seines Sohnes
gelang es seiner kämpferischen Mutter bei den Gesundheitsbehörden in
Berlin durchzusetzen, dass Dr. Fiegler wieder in Glogau am
Krankenhaus Bethanien arbeiten durfte, bis dieses Lazarett wurde.
Danach arbeitete er in seiner ambulanten Praxis weiter. 1945 musste
die Familie Glogau verlassen. Nach einer komplizierten Flucht mit
dem eigenen Auto kam Dr. Fiegler nach Itzehoe/Holstein, später nach
Düsseldorf. Da er in Westdeutschland keine Chefarztstelle an einem
Krankenhaus bekam, übersiedelte er nach Köthen/Anhalt, wo Dr.
Fiegler wieder eine Möglichkeit fand als Gynäkologe und
Geburtshelfer am Krankenhaus zu arbeiten. Die Verhältnisse in der
kommunistisch beherrschten DDR waren aber so unerträglich, dass sich
Familie Fiegler entschloss, wieder in den Westen zu gehen. Das
gelang ihr im Juni 1946. Sie fanden erneut Aufnahme bei Verwandten
in Düsseldorf. Schließlich erhielt Dr. Fiegler 1947 die Stelle des
Chefarztes der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung im
Krankenhaus Tirschenreuth/Oberpfalz. Hier baute er sich eine neue
Existenz auf. Aber er litt zunehmend wieder unter Herzbeschwerden
und erlitt im Juli 1954 einen zweiten Herzinfarkt, an dem er am
12.7.1954 starb.
Sein Sohn Christian Fiegler studierte zuerst in Erlangen,
danach in Frankfurt/Main Medizin. 1957 erhielt er die Approbation
und im November dieses Jahres auch die Promotion. Nach einer
Assistentenzeit in der Pathologie wurde er dann ab 1.10.1959 für
vier Jahre Assistent der Chirurgischen Universitätsklink Frankfurt
unter Professor Dr. Geißendörfer. Danach wechselte er an das
Nordwest-Krankenhaus, wo Prof Dr. Ungeheuer sein chirurgischer Chef
wurde, bei dem er seine Fachausbildung zum Abschluss brachte und zum
Oberarzt aufstieg. 1972 wurde er Chefarzt der Chirurgischen
Abteilung des Diakonie-Krankenhauses in Bad Kreuznach. Dort plante
und erlebte er den Neubau des Krankenhauses als Ärztlicher Direktor
und konnte in diesem Neubau noch elf Jahre arbeiten, bis er
31.8.1997 in Pension ging.
Fortsetzung folgt . . . |
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