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Gramschütz
ist eines der stattlichsten Dörfer des Kreises mit Staatsdomäne (beachtliches Schlossportal). Zwei Kirchen, Arzt, Apotheke, Molkerei, Maschinenfabrik. Das schöne Landschaftsbild wird durch einige Mühlen bereichert.
Die Gemeindevertretung 1943:
Bürgermeister: Landwirt Willi Thor
Beigeordnete: Bauer Oswald Fechner, Maschinenbaumeister Albert Kapsch, Bauer Erich Hirschfelder
Gemeinderäte: Bauer Friedrich Linke, Bauer Hermann Walter, Bauer Albert Jander, Landwirt Alexander Metscher, Frisör Georg Tauer, Schmied Paul Jahner, Straßenwärter Hermann Jungnickel, Klempner Erich Nixdorf
Kassenwalter: Landwirt Alfred Schulz
Öffentliche Einrichtungen:
Schiedsmann: Posthalter Georg Albrecht
Hebamme: Ida Altmann
Standesamt: Posthalter Georg Albrecht
Amtsbezirk: Gramschütz
Amtsvorsteher: Bauer Gottheit Schulz
Gendarmerie: Gramschütz, Gendarmeriemeister Franz Hohensee
Bahnhofsvorsteher: Reichsbahn-Betriebssekretär Otto Mattheus
Postverwalter: Georg Albrecht
Amtsgericht: Glogau
Dominium: Staatsdomäne, Pächter Landwirt Alexander Metscher, Inspektor Bernhard Ursel
Kirchen: Evangelische: Pfarrer Johannes Wieder, Küster Artur Kretschmer. Katholische: Pfarrer Karl Kinne; Schule am Ort, Lehrer Johannes Polte, Georg Kantschick und Lehrerin Herta Klimke
Gewerbliche Anlagen: Zwei Wassermühlen, Besitzer Otto Wittwer und Georg Hoffmann, Genossenschaftsmolkerei e.G.m.b.H., Direktor Werner Schmidt, Maschinenfabrik Gebr. Kapsch (Albert und Willi Kapsch)
Gaststatten: Gasthaus „Zur Hoffnung", Selma Handke; Gasthaus „Zum Jägerhof", Emma Schultz; Stiegers Hotel, Erich Stieger; Bahnhofswirtschaft, Albert Doneck; „Deutsche Haus", Paul Jahner
>Der Bahnhof in Gramschütz<
Mit 1339 Einwohnern im Jahre 1943 stand es nach den uns vorliegenden Angaben an vierter Stelle; ein Rittergut, 26 Bauerngüter, 104 Stellen und 4 Reststellen in sich schließend, stellte es eine wohlhabende, ansehnliche Ortschaft dar. Dafür sprachen auch die gewerblichen Betriebe, die dort vielen schaffenden Händen den Lebensunterhalt gaben. So besaß Gramschütz eine Genossenschafts-Molkerei, zwei Maschinenfabriken, ein Sägewerk, drei Wassermühlen, sogar zwei Windmühlen und eine Betriebsstelle des Städtischen Elektrizitätswerkes. Beträchtlich war auch das Vereinsleben, das einen Krieger-, einen Feuerwehr-, einen Gesang- und Handwerkerverein, einen Radfahrer-, Schützen-, Turn-, Arbeiter-, Kleintierzuchtverein aufwies. Dass der Landwirtschaftliche Verein nicht fehlte, verstand sich bei dem Gewicht, das die Bauernschaft in der Gemeinde besaß, von selbst. Es gab sogar einen Reiterverein und — eine Rarität in einer Landgemeinde — einen pädagogischen Verein. Erschöpft ist damit die Liste noch nicht. Die Gemeindevertretung umfasste 12 Personen. Die Reihe der Gewerbetreibenden ging über mehr als 30 Berufe, zu denen dann noch die Ärzte, die Apotheke, der Tierarzt und der Zahnarzt traten. Es war
also alles vorhanden, auch die Kirchen für beide Konfessionen, selbstverständlich auch die Schulen.
Gramschütz, 10,5 Kilometer von Glogau entfernt, wurde 1298 als Grambociz, den Namen seines Gründers tragend, zum ersten Mal urkundlich genannt. Aus einem seiner Geschlechter ist einmal ein sehr „gelehrtes Haus" hervorgegangen: Hieronymus Scultetus, aus der Scholtisei des Ortes stammend, der wegen seiner Tüchtigkeit und Beredsamkeit beim Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg in so hohem Ansehen stand, dass er ihn zum Bischof von Havelberg und Brandenburg erhob. Eine Gedenktafel in der katholischen Kirche seines Heimatortes bewahrte sein Andenken, als er 1591 starb, wurde ihm im Dom zu Glogau ein Gedenkstein errichtet. Von Friedrich dem Großen wurde Gramschütz dem damaligen Besitzer von Loos abgekauft. Den evangelischen Gottesdienst mussten die Andächtigen bis zu der am ersten Adventssonntag 1754 erfolgten Einweihung der neuerbauten Kirche in einer Reitschule hören.
Bei der Anlage der Eisenbahnverkehrslinien hieß es für Gramschütz ebenso wie für die Kreisstadt Glogau Geduld haben. Die Strecke Striegau — Jauer — Liegnitz war bereits 1854 fertig, ehe sie aber über Gramschütz nach Glogau weitergeführt wurde, dauerte es noch 14 Jahre. 1868 wurde die Strecke in Angriff genommen und am 9. Januar 1871 dem öffentlichen Verkehr übergeben. Damit war aber noch längst nicht die Möglichkeit gegeben, so wenig für die Gramschützer wie für alle Reisenden dieser Richtung, in einem Zuge nach Glogau zu kommen, denn wegen der Festungseigenschaft der Stadt mussten sie schon in Zarkau aussteigen und mit der Droschke nach Glogau fahren.
Großvorwerk
Der Ort hatte 1943 123 Einwohner und 608 ha Feldmark, Bahnstation Lerchenberg-Ost, Post am Ort.
An der Kreisstraße Glogau – Alt Lerchenberg – Guhlau, 7 Kilometer von Glogau entfernt, liegt das Dorf Großvorwerk.
DieGemeindevertretung 1943:
Bürgermeister: Walter Jacob in Lerchenberg; Stellvertreter Otto Fechner
Beigeordnete: Bauer Hermann Kade und Bauer Alois Nerlich
Gemeinderäte: Bauer Heinrich Jantke, Bauer Josef Müller, Bauer Albert Michel, Bauer Heinrich Kothe
Kassenwalter: Bauer Josef Schwengber
Öffentliche Einrichtungen
Standesamt in Guhlau
Amtsbezirk: Guhlau
Amtsvorsteher: Paul Riesner in Guhlau
Gendarmerie: Lerchenberg; Postverwalter Gerhard Juntke
Amtsgericht: Glogau
Kirchen: Evangelische in Schlichtingsheim, Katholische in Guhlau; Schule in Lerchenberg
Die Funde aus der mittleren Bronzezeit geben uns den Beweis, dass schon hier während der vorrömischen Eisenzeit, der Kaiserzeit und der Zeit bis zum Ende der Völkerwanderung, also 500 Jahre vor und 500 Jahre nach der heutigen Zeitrechnung, germanische Siedlungen bestanden haben, die sich bis in die Gegend von Dalkau, Friedenshagen, Bismarckhöhe, Gramschütz, Urstetten, dann bis Klein- und Großvorwerk und Stadtforst verbreiteten.
Großvorwerk ist eine deutsche Siedlung. Im Jahre 1298 kaufte die Stadt Glogau von Herzog Heinrich III. einen Teil der Beuthener Heide. In diesem Teil wurde im Jahre 1319 die Meierei Großvorwerk gegründet, die sich nach und nach zu einem Dorf entwickelte.
Jahrhundertelang war Großvorwerk im Besitz der Stadtgemeinde Glogau, später ging es in private Hände über. Die Stadt verpachtete 1692 ihre städtischen Vorwerke Groß- und Kleinvorwerk an den Hofrichter Nerlich für 1500 Taler. Im Jahre 1701 wurde es wieder in eigene Verwaltung übernommen; 1740 war Pächter der städtische Amtmann Wiesner, 1778 pachtete es Amtsrat Hartmann. Nach ihm war bis 1829 Oberamtmann Kretschmer Pächter des Gutes. Von 1829 bis 1849 war Hauptmann von Jagwitz Pächter und von 1849 bis 1870 pachtete der Ökonom Förster das Gut für einen jährlichen Pachtzins von 1800 Reichstalern. Im Jahre 1870 kaufte der Bauergutsbesitzer Christian Pfarr aus Kotzemeuschel das Gut Großvorwerk von der Stadt Glogau für 29 800 Taler. 1926 übernahm es sein Sohn Martin Pfarr. 1930 wurde es ein Siedlungsgut und ging in den Besitz des Bauern Florian Hoffmann über. Im Jahre 1472 erwarb die Stadt Glogau das zwischen Groß- und Kleinvorwerk gelegene Banko, welches Hans Banyk und seinem Sohn Matheßen gehörte. Das Gut wurde abgebrochen und die Felder dem Gut Kleinvorwerk zugeteilt.
Nach dem Grundbuch der Stadt Glogau vom 30. November 1614 zählte Großvorwerk mit dem Gut noch 17 Gärtner, Namen wurden nicht angegeben. Die Gärtner waren Untertanen des Gutes und mussten Frondienste leisten. In Großvorwerk bestand eine Revierförsterei. Die Großen des Landes und der Regierung hielten dort ihre Jagden ab. So bestritt die Stadt Glogau noch im Jahre 1699 die Bewirtung des Landeshauptmannes bei der Jagd in Großvorwerk. Auf der Försterei wohnte 1786 der Forstinspektor von Bomsdorf. Am 12. August 1834 erwarb der Heideläufer Christian Kutzner das Förstereigrundstück. Im Jahre 1840 ging es in den Besitz von Gottlob Juntke über.
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