Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 3, März 2017

Erinnerungen an das Heimatdorf Fröbel

 

 

Fröbel
277 Einwohner; an der Chaussee Bahnhof Fröbel — Dorf Fröbel - 12,5 km von Glogau; 700 ha Feldmark; Bahnstation: Fröbel (1,5 km); Post am Ort, großer Güterbahnhof.

Bürgermeister: Bauer Bruno Brunzel

Beigeordnete: Bauer Paul Zillmann, Bauer Alfred Hoffmann

Gemeinderäte: Kaufm. Max Bär, Handelsmann Fritz Ernst,.Reichsb.-Arbeiter Alois Machoi, Arbeiter Gustav Nowak, Landw. Alfr. Seidel

Kassenwalter: Landwirt Willi Brunzel

Schiedsmann: Bauer Ernst Menge in Brieg

Standesamt: Kleintschirne, Paul Deutschmann

Amtsbezirk: Kleintschirne-Brieg

Amtsvorsteher: Bäckermeister Müller in Doberwitz

Gendarmerie: Herrndorf, Gendarmerieoberwachtmeister Flieger

Schöffen: Bauer Alfred Hoffmann, Bauer Paul Zillmann

Vereine: Kriegerkameradschaft, Radfahrerverein, Freiw. Feuerwehr, Elektriz.-Genossenschaft

Bahnhof: Vorsteher Paul Rothe, Franz Merkel, Karl Renner

Postverwaltung: Georg Bogedain

Amtsgericht: Glogau

Kirchen: Evangelische in Herrndorf, Katholische in Brieg, katholische Kapelle in Fröbel (pr.)

Schulen: Evangelische in Herrndorf, katholische: Lehrer Weilandt und Kölbe

Gewerbl. Anlagen: Wassermühle (Franz Spieß) - G. Grabisch Windmühle (Arthur Markwerth). Getreide und Futtermittel: Bruno Neumann, Bhf. Fröbel. Maschinenreparatur-Werkstatt: Eduard Pantel. Bäckerei und Kolonialwaren: Arthur Markwerth. Gastwirtschaft: Georg Bogedain. Schreinerei: Erich Rüster. Markthandel: Fritz Ernst

Nachdem die Oder immer mehr begradigt wurde, kam sie nahe an den Ort Fröbel heran. Nachdem der Wilkau-Carolather Deichverband gegründet wurde und jenseits der Oder der genannte Deich gebaut wurde zum Schutz der Felder vor Hochwasser, wurde der Ort Fröbel vom Hochwasser bedroht. Am alten Glockenturm in der Mitte des Dorfes war eine Tafel angebracht mit der Aufschrift: „Höchster Wasserstand Juli 1903". Da konnte man auf der Dorfstraße mit dem Kahn fahren, fast alle Wohngebäude und Ställe standen einen halben Meter unter Wasser. Daraufhin wurde im Jahre 1904 an der Oderseite ein Schutzdamm vor das Dorf gebaut. Es kam wiederholt vor, dass der Wasserspiegel mit dem Damm fast gleich stand. Mehrmals wurden von Glogau Pioniere zum Schutz des Dammes angefordert. Durch Neubau und weiteren Ausbau der Talsperren wurde die Gefahr geringer. Fröbel hatte 8 Bauerngüter und 20 Stellen. Die 700 ha Feldmark waren in zwei Jagdbezirke eingeteilt, 500 ha links der Oder und 200 ha rechts der Oder. Da die Stromoder durch all diese Maßnahmen so nahe an den Ort Fröbel herankam, waren 200 ha Feldmark jenseits der Oder. Wenn auch die Gemeinde einen „Prahm", eine Wagenfähre angeschafft hatte, so war die Bestellung der Felder doch oft sehr schwierig. Wenn Hochwasser war, wurde der Fährbetrieb eingestellt.
Dass hatte zur Folge, dass etwa ab 1860 manche Bauern das Land jenseits der Oder an Skeydener Bauern verkauften, der Resthof wurde auch verkauft und die Bauern siedelten sich wo anders an. Dieser Zustand war etwa 1910 abgeschlossen, fast alles Land (bis auf einige Wiesen) waren verkauft. Über 30 Bauern aus anderen Gemeinden hatten Fröbler Land und zahlten die Gemeindesteuern an die Fröbler Gemeindekasse.
Vor der Oderregulierung hatte Fröbel etwa 400 Einwohner, 14 Bauerngüter und 34 Stellen.

Die kath. Privat-Kapelle in Fröbel hatte die Familie Henke errichten lassen. Den Anlass dazu hatten die Hussitenzüge im 15. Jahrhundert gegeben. Als die Hussiten brandschatzend durch Schlesien zogen, fast alle Nachbargemeinden geplündert wurden, wurde Fröbel verschont. Der damalige Gemeindevorsteher ordnete an, dass kein Feuer im Ofen gemacht wurde und die Hunde mit ins Haus genommen wurden, damit sie nicht herumliefen und durch Bellen den Feind aufmerksam machten. Ansonsten war das Dorf durch einen Wald abgeschirmt. Als dann die Gefahr vorüber war, beschlossen die Einwohner, den 3. Mai als Brandfeiertag festlich zu begehen und Gott zu danken.
Als nach 1933 der 1. Mai als Tag der Arbeit gefeiert wurde, verlegte man den Brandfeiertaq auf den 1. Mai. Da Frau Henke, die letzte Besitzerin des Bauerngutes Fröbel Nr. 18 keinen leiblichen Erben hatte, vermachte sie in den 30er Jahren die Kapelle an die kath. Kirchengemeinde.Fröbel Bildkarte

>Gerichts-Kretscham, Bez. Bogedain; Bahnhof Fröbel; kath. Kirche; Dorfpartie<

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