Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 10, Oktober 2016

Die Gryphius-Büste am Stadttheater

In Erinnerung an den 400. Geburtstag (02.10.1616) von Andreas Gryphius

 

 

Theater mit Grypiusbüste

Am 16. Juli 2016 waren 152 Jahre vergangen, seit die Büste dieses großen Glogauers am schönen, von Säulen getragenen Portal unseres Stadttheaters angebracht wurde. Die Anregung zur Schaffung eines Ehrenmals für Andreas Gryphius gab der Dichter des bekannten Schlesier-Verses „Suste nischt — ock heem", Karl von Holtei. Er hielt 1861 einen Vortrag über den Dichter des humorvollen Bauernspiels „Die geliebte Dornrose", dessen Reinertrag den Grundstock zu einem Denkmalsfond bildete. 1863 entschied sich ein Ausschuss des Magistrats und des Wissenschaftlichen Vereins für die Aufstellung einer Büste in der großen halbsteinförmigen Portalöffnung über der Freitreppe des Stadttheaters. An das Brustbild des
Dichters lehnten sich links die Lyra des Sängers und rechts das Glogauer Stadtwappen. Unter der Büste prangte auf rotem Hintergrund die Inschrift „Gryphius 1616 — 1664" in goldenen Lettern. Am 6. Juli 1864,10 Tage vor dem 200. Todestag des Dichters, fand die feierliche Enthüllung des Denkmals statt. Neben diesem Denkmal erinnerte auch noch die Gryphiusstraße in Glogau an den großen Sohn unserer Heimatstadt.

>>Menschliches Elende <<

Was sind wir Menschen doch? Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen,
ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit,
Ein Schauplatz herber Angst und Widerwärtigkeit,
Ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen.

Das Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen.
Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid
Und in das Totenbuch der großen Sterblichkeit
Längst eingeschrieben sind, sind uns aus Sinn und Herzen.

Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfällt
Und wie ein Strom verschießt, den keine Macht aufhält,
So muß auch unser Nam, Lob, Ehr und Ruhm verschwinden.

Was jetz und Atem holt, muß mit der Luft entfliehn,
Was nach uns kommen wird, wird uns ins Grab nachziehn.
Was sag ich! Wir vergehn wie Rauch vor starken Winden.

Andreas Gryphius

zum Seitenanfang

zum Seitenanfang