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Paul Gryphius starb am 5.1.1621, morgens kurz vor 7 Uhr, im Alter von 60 Jahren an einer Lungenentzündung. Andreas war zu diesem Zeitpunkt gerade vier Jahre alt.
Das Leben muss nach dem Tod des Vaters sehr schwer gewesen sein. 1622 heiratete die Mutter den Magister Michael Eder († 1648), der an der evangelischen Glogauer Stadtschule tätig war. Nach nur sechs Jahren Ehe starb 1628 Andreas Gryphius Mutter Anna an der Schwindsucht.
Kurz nach ihrem Tod begann der kaiserliche Landeshauptmann mit der Zwangsrekatholisierung Glogaus und auch der Stiefvater verlor seine Arbeit. Er fand im benachbarten Driebitz (Drzewce), im polnischen Kreis Fraustadt (Wschowa), eine Anstellung als Pastor. Diese Pfarrei war damals eine wichtige Zufluchtsstätte für verfolgte schlesische Protestanten, denn im Königreich Polen herrschte Glaubensfreiheit. Für Gryphius war es eine unruhige Zeit. Er besuchte Schulen in Görlitz und Glogau, ehe er 1632 seine Ausbildung in Fraustadt einigermaßen geregelt fortsetzen konnte. Michael Eder hatte 1631 die Stelle des Pastors in Fraustadt angeboten bekommen. Der strenggläubige Eder war kränklich und litt an Gedächtnisschwäche, weshalb ihm bald Johann Hayn (1600-1663) zur Seite gestellt wurde, der später auch sein Nachfolger wurde.
Obwohl Gryphius bereits 1634 Fraustadt wieder verließ und seither in Danzig (Gda?sk) seine Ausbildung am Akademischen Gymnasium fortsetzte, blieb er der Stadt durch seine Familie und Freunde verbunden. Der spätere, bekannte Fraustädter Stadtarzt, Scholarch und Bürgermeister, Dr. phil. et med. Adam Henning (1622-1655) war sein Freund und gemeinsam gingen sie zum Studium nach Danzig.
Über Gryphius Kontakt nach Fraustadt ist nur wenig bekannt, aber er muss eng gewesen sein, denn kurz nach dem Tod des Stiefvaters, am 12.1.1649 heiratete er Rosina Deutschländer, die Tochter des Fraustädter Kaufmanns und Ratsherren Jonas Deutschländer d. Ä.. († 1661) und der Anna Sachse, mit der er vier Söhne und drei Töchter bekam. Der Tod des Stiefvaters am 12.7.1648 hatte ihn nach Fraustadt zurückgeführt und bereits im November hatte er sich mit ihr verlobt.
Vier der gemeinsamen Kinder starben früh und die Tochter Anna Rosina erkrankte mit fünf Jahren an Kinderlähmung und starb mit 44 Jahren in einem Hospital. Sein jüngerer Sohn Daniel Gryphius (1663-1687), über den sich ansonsten nicht viel finden ließ, starb in Neapel. Bekanntheit erreichte dagegen der Ältere, Christian Gryphius (1649-1706). Er ist nicht nur in Fraustadt geboren worden, sondern hat hier auch die Lateinschule besucht, ehe er zum Gymnasium nach Gotha ging und dann Jura in Jena, Breslau und Straßburg i. Elsass studierte. Er machte sich in Breslau einen Namen als Lehrer, Rektor Gelehrter, Dichter und Bibliothekar. 1698 gab er das Werk seines Vaters heraus.
Gryphius lebte offenbar viele Jahre in Fraustadt, auch wenn er sehr häufig auf Reisen war. Als er 1647 aus Straßburg im Elsass zurückkehrte, nahm er im November 1647 eine Anstellung als Advokat in Fraustadt an, ehe ihn 1650 die Landstände des Fürstentums Glogau zum Syndikus wählten, obwohl er im benachbarten polnischen „Ausland“ lebte.
Aus dem Jahr 1657 ist noch bekannt, dass sein Haus in Fraustadt abbrannte.
Literatur: Andreas Gryphius und seine Beziehungen zu Fraustadt, Fraustädter Ländchen Nr.4-5/1922.
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