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Liebe Heimatfreundinnen, liebe Heimatfreunde!
Ein neues Jahr 2016 hat begonnen; ein Jahr, auf das wir sicherlich alle voller Erwartungen in unserem Alltag auf die sich ständig verändernden Lebens- und Umweltsituation hoffnungsvoll blicken. Die aktuellen Ereignisse in Deutschland werden nun – wie selten zuvor – von den tragischen Ereignissen in den Krisengebieten der Welt mit geprägt. Menschen, die ihre angestammte Heimat verlassen haben, stehen vor unserer Tür. Die Berichte, die uns täglich über die unterschiedlichsten Medien erreichen, rufen in uns Erinnerungen wach. Sie bringen eigene Erlebnisse in unser Bewusstsein zurück, die lange Zeit dort von uns in unserem Alltag verdrängt worden sind. Erinnerungen an unsere eigenen vergangenen Zeiten, an unsere Kindheit und an unsere Jugendzeit und an die Erfahrungen, die uns aus der Zeit des frühen Erwachsenseins im Gedächtnis geblieben sind. Auch die Erlebnisse im elterlichen Zuhause sind es, die uns nun wieder beschäftigen, diese Zeiten der Geborgenheit, der Harmonie, dem Leben mit den Eltern und Großeltern sowie den Verwandten und den Freunden. Aber dann gab es auch manches, was wir nicht immer so in allerbester Erinnerung behalten haben, wie die zuweilen von uns erwartete Mitarbeit und Hilfe im Haushalt, auf dem Bauernhof oder in dem elterlichen Betrieb … Aber – im Nachhinein betrachtet – war auch das sehr hilfreich für unser weiteres Leben.
Aber dann, gegen Ende des Krieges, veränderte sich unser Leben auf einen Schlag: Innerhalb von Tagen oder wenigen Stunden mussten wir unser Zuhause, unsere angestammte Heimat, die seit Generationen Lebensraum der Familie war, verlassen. Mit einem kleinen Rucksack, gefüllt mit dem in kürzester Zeit für am wichtigsten gehaltenen Gegenständen, wurden wir aus für uns unverständlichsten Gründen, notfalls auch mit brutaler Gewalt, aus diesem heimatlichen Lebensraum - unserer Heimat - vertrieben, ohne zu wissen, wohin uns unser weiterer Lebensweg führen wird. Es lag ein langer Weg vor uns bis wir schließlich – nach vielen Umwegen – ein neues Zuhause gefunden hatten. Ein völlig neues Leben begann, mit den uns bis dahin völlig unbekannten positiven oder negativen menschlichen Erfahrungen. Eine neue Existenz war wieder aufzubauen, eine Familie zu gründen und vielleicht auch wieder ein neues Haus zu bauen… Die dabei gemachten Erfahrungen haben unser weiteres Leben entscheidend geprägt. Und manchmal sind wir nun auch den Menschen dankbar, die uns in dieser, für uns schweren Zeit, nach den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ihre Hilfe angeboten haben. Vielleicht sollten wir auch gerade in dieser Zeit der Veränderungen von außen für Menschen, die heute ihre Heimat verlassen mussten, aufgrund unserer eigenen Erfahrungen ein wenig Verständnis und ein offenes Ohr für manche zu beantwortenden Fragen haben …
Solche Ereignisse wie in unserer Zeit mussten auch unsere Vorfahren – ohne darauf Einfluss nehmen zu können – in ihrem Leben ertragen und, soweit es die Umstände zuließen, nach Auswegen und Lösungen ihrer persönlichen Probleme suchen. Immer wieder veränderten machtpolitische oder religiöse Ereignisse, die oftmals miteinander verknüpft waren, das persönliche Leben der Menschen auch im Erzherzogtum Glogau und hier besonders in der damals einflussreichen Stadt Glogau, die damals neben Liegnitz und Breslau die Machtzentren Schlesiens waren.
Erhebliche tragische Veränderungen erlebten die Glogauer in der Zeit des 30jährigen Krieges. Ständig wechselnde Machtverhältnisse und Kriegshandlungen vor und in der Stadt waren neben den sich immer wieder aufs Neue epidemieartig ausbreitenden Krankheiten die Ursache für den Tod und die Stadtflucht vieler Glogauer.
Gerade in der Zeit des 30jährigen Krieges wurden die Einwohner Glogaus durch immer höhere Zahlungen an die wechselnden Besatzer oder Beschützer der Heimatstadt sowie an die jeweiligen Herrscher, sowie durch immer neue Finanzierungen der Stadtbefestigungsanlagen und weiteren militärischen Ausrüstungen an den Rand des Ruins getrieben. Plündernde Soldaten, die in den Häusern der Bürger einquartiert waren, und von diesen , die sie auch unterhalten mussten, immer mehr Geld forderten oder sie sogar erpressten.
Und gerade In dieser schicksalhaft geprägten Zeit erlebte die deutsche Dichtung – besonders in Schlesien – einen Höhepunkt. Große Persönlichkeiten wie Martin Opitz, Friedrich Logau, Johannes Scheffler (Angelus Silesius), Christian Hofmann von Hofmannswaldau und der in Glogau geborene und dort auch verstorbene Andreas Gryphius lebten und prägten diese Zeit im Kaiserreich. Neben Grimmelshausen ist Gryphius als der größte Dichter der Zeit des Hochbarocks in die Literaturgeschichte eingegangen. Diese Dichterpersönlichkeit gilt es aus Anlass des 400. Geburtstages in diesem Jahr 2016 besonders zu würdigen. Seine Auseinandersetzungen mit den schicksalhaften Ereignissen während und nach dem 30jährigen Krieg in seiner Heimat, waren geprägt von dem umfangreichen Wissen, das er während seiner langen Studien an vielen europäischen Bildungsstätten seiner Zeit erworben hatte. Diese Bewältigung von diesen sein Leben prägenden Erfahrungen, Trost für sich selbst zu finden und an andere leitgeprägte Menschen seiner Zeit weiterzugeben, das war neben seinen wichtigen verwaltungstechnischen Aufgaben Inhalt seiner literarischen Arbeiten.
Trost finden und Menschen In Not beizustehen sollte auch in diesem Jahr 2016 Inhalt und Ziel unserer Arbeit in diesem Jahr sein. Die diesjährige Jahreslosung sagt: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet (Jes.66, 13). Und der Vorsitzende des Rates der EKD Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagt dazu u.a.: „Der Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja malt das, was Gott für uns sein will, mit dem Bild von der tröstenden Mutter aus. Und sofort spüren wir, was es für uns bedeutet, wenn Gott uns zusagt, dass er unser Trost sein will. Denn in der Verheißung Ich will euch trösten liegt das Versprechen: Ich bin bei euch, auch und gerade dann, wenn ihr meine Nähe und Unterstützung braucht. Und wie eine liebevolle Mutter, die ihr Kind auf den Arm nimmt, nähre ich damit die Hoffnung in euch, dass es besser werden kann. Dieses beides gehört zum Trost dazu: Die Nähe und die darin liegende Ahnung davon, dass das Leid sich wenden wird.“ Dieses Bild von der ihr Kind tröstenden Mutter ist in seiner Tiefe Ausdruck von Gottes bleibender Zuwendung zu uns Menschen. „Er selbst,“ so schreibt es Bischof Bedford-Strohm weiter, „ ist ja in seinem Sohn Jesus Christus, in dem Kind in der Krippe, ein Mensch geworden. Damit hat er sich ein für alle Mal mit uns in Beziehung gesetzt, ist eine unverbrüchliche Verbindung mit uns eingegangen.“
Das wünsche ich uns allen auch in diesem neuen Jahr 2016
Ihr Klaus Chr. Röhrbein
Andreas Gryphius Medaille
Vorderseite: Wappen v. Glogau – Aufschrift „Glogau in Schlesien 980-1980“
Rückseite: Vers von A. Gryphius
Jeweils im Geschenkkästchen:
Kupfer = 15,40 €
Versilbert = 30,70 €
zuzügl. Porto + Verp.
Zu beziehen: Glogauer Heimatbund e.V., Lavesstr. 76, 30159 Hannover
Tel. 0511/ 79 68 02
Fax: 0511/ 12 34 815 |
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