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>Georg und Hildegard Kaupper<
Niederfeld (früher Klein Gräditz), bekannt seit 1302, war bis 1945 ein Bauerndorf - ein Straßendorf - mit etwa 750 Einwohnern, 4 km von Glogau entfernt. Neben 3 Gasthöfen (nur die „Zur Linde" hatte einen großen Saal) waren alle Gewerke vertreten, die für den Ablauf aller Arbeiten im Dorf nötig waren, also Schmiede, Maschinenschlosserei, Bäcker (2), Gärtnerei, Dampfmühle, Poststelle. Auch einen Bahnhof gab es, aber keine Schule. Die Kinder gingen in die Schule im Nachbardorf Rabsen.
Der größte Betrieb war das Gut (Dominium). Bekannter letzter privater Besitzer war bis in die 20er Jahre nach dem ersten Weltkrieg Wilhelm von Jagwitz. Seine Tochter ist Gabriele von Altrock, die viel für die Vertriebenen und besonders für die in Oberschlesien verbliebenen Deutschen getan hat und heute in Frankfurt/Main lebt (vergleiche Chronik Teil II. 16). Das Dominium hat später die Stadtgemeinde Glogau übernommen, letzter Pächter war Karl Hubrich.
Niederfeld hatte keine eigene Kirche (nur eine kleine Kapelle). Die evangelischen Kinder gingen in Glogau zur Kirche, die katholischen nach Rabsen.
Als die Ostfront immer näher kam, zog im Januar 1945 ein Flüchtlingstreck aus Niederfeld in Richtung Westen. Er kam am 24. März 1945 in Hollfeld/Oberfranken an, nicht von allen Einheimischen freundlich aufgenommen. Es gab aber auch viel Hilfsbereitschaft für die heimatlos gewordenen unter den Einheimischen. Hollfeld war damals auch ein Bauerndorf, es gab nur wenige Arbeitsmöglichkeiten für die Flüchtlinge. Deshalb suchten sich viele eine Tätigkeit in der Umgebung bzw. auch in anderen Bundesländern.
Die Ortsgemeinschaft Niederfeld des GHB wurde offenbar in den 70er Jahren gegründet. Genauere Angaben dazu gibt es nicht im Archiv des Heimatbundes in Hannover und auch die Erinnerung von Überlebenden aus dieser Zeit sind schwach. Die Bereitschaft für engere Kontakte der Niederfelder war aber sehr groß und schon damals hat sich besonders Hildegard Kaupper um ihren Zusammenhalt gekümmert, unterstützt durch ihren Mann und ihre Brüder. Es wurden Zusammenkünfte immer in Hollfeld organisiert, so z.B. 1989 mit 100 Teilnehmern im "Schönefelder Hof“, wobei sich damals auch viele junge Leute unter den Teilnehmern befanden. Schon bald gab es den Wunsch nach gemeinsamen Reisen in die Heimat, nach Niederfeld, nach Glogau. Am 31. Mai 1974 konnten wir, organisiert von meinem Mann und mir, unsere erste Reise nach Schlesien durchführen. Wir haben dann bis 2000 fast jedes Jahr eine Busreise nach Schlesien unternommen. So z.B. vom 6.8. - 10.8.1998 mit 47 Teilnehmern: 5 Tage mit den Stationen Glogau, Beuthen/O, Neusalz, Carolath, Skeyden, Kuttlau, Niederfeld - Riesengebirge, Kirche Wang - Breslau, Schweidnitz, Bunzlau, Dresden. Manchmal hatten wir bei diesen Fahrten auch einen polnischen Reiseleiter.
>Niederfelder Heimattreffen 1995<
Alle diese Fahrten wären ohne Unterstützung durch meine beiden Brüder Albert und Alfons nicht möglich gewesen. Ich möchte ihnen hier dafür herzlich Dank sagen. Neben den Schlesien-Fahrten haben wir auch jedes Jahr zu einem Heimattreffen nach Hollfeld eingeladen. 1989 mit 100 Teilnehmern, 1990 kamen 90, 1996 sogar 130 Personen. Bei diesen jährlichen Heimattreffen gab es immer einen offiziellen Teil mit Totengedenken, Ansprachen des Vorsitzenden, Geburtstagsgrüßen, Mitteilungen aus dem Bundesvorstand, Lesetexten aus/über Schlesien usw. Anschließend dann ein gemütliches Beisammensein mit Gedichten, Heimatliedern, Video-Filmen aus der Heimat und natürlich mit viel Zeit für persönliche Gespräche, für Erinnerungen an die Heimat u.a. Gesprächsstoff gab es immer genug. Und das alles während einer ausgiebigen Kaffeetafel.
Zum Zusammenhalt der Niederfelder haben verschiedene Heimatfreunde beigetragen. Seit der Gründung der Ortsgemeinschaft haben dann Hildegard und Georg Kaupper die Niederfelder im GHB vertreten. Ihr langjähriger Einsatz für die Ortsgemeinschaft und alle Veranstaltungen und Aktivitäten wurden vom GHB mit der „Kleinen Goldenen Ehrennadel" gewürdigt. Sie sind auch bis heute noch Ansprechpartner für die Niederfelder, auch wenn die Zahl der Mitglieder alters- und krankheitsbedingt sehr zusammengeschmolzen ist. Es gibt auch keine gemeinsamen Fahrten in die Heimat mehr und auch die Heimattreffen in Hollfeld finden nur noch unregelmäßig und mit wenigen Teilnehmern statt. |
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