Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 10, Oktober 2014

Erinnerungen an das Heimatdorf Biegnitz

mit Ortsteil Ziebern-Vorwerk, Weinberg-Vorwerk und Kolonie Herrndorf

 

Bedeutender Fundplatz wandalischer Bodenaltertümer.

405 Einwohner; 778 ha Feldmark; an der Chaussee Glogau-Carolath; 8 km von Glogau;

Bahnstation: Biegnitz und Ziebern-Vorwerk; Post: Biegnitz und Ziebern-Vorwerk.

Gemeindevertretung, öffentliche Einrichtungen, Handel und Gewerbe, Vereine (Stand 1943)
Bürgermeister: Bauer Alfred Zeihn.

Beigeordneter: Lehrer Alfred Abramowski,

Gemeinderäte: Otto Zeidler, Bauer Ewald Thiel, Bauer Georg Kube, Schmiedemeister Richard Nerlich.

Kassenwalter: Bäckermeister Paul Lichter.

Schiedsmann: Kaufmann Ernst Adam.

Standesamt: Niederfeld. Amtsbezirk: Niederfeld.

Amtsvorsteher: Schlosser Wilhelm Fröhlich, Niederfeld.

Gendarmerie: Biegnitz.

Bahnhofsvorsteher: Bahnhof Biegnitz, Assistent Richard Waßner.

Postverwalter: in Biegnitz Frau Käthe Wurm, in Ziebern-Vorwerk Frau Helene Hauf.

Amtsgericht: Glogau.

Dominium: Besitzer Oberstleutnant Wilhelm von Jagwitz; Dominium Ziebern-Vorwerk, Pächter Landwirt Willi Oehlmann.

Kirchen: Evangelische in Glogau, Katholische in Rabsen.

Schule am Ort, Lehrer Alfred Abramowski,

Gaststätten: Geschwister Kühne, Gasthaus „Zur Eisenbahn", Besitzer Robert Beil in Ziebern, Pächter Schmiedemeister Richard Nerlich in Ziebern-Vorwerk.

Es war nur ein kleiner, bescheidener Ort im südlichen Kreisteil, aber er hat manch größerem etwas voraus. Sein hohes Alter. Schon im 12. Jahrhundert wurde er genannt. Er erfreute sich einer malerischen Lage in einer busch- und wasserreichen Gegend, die eine starke Viehzucht ermöglichte. Von den ersten, die einst dort zum Gottesdienst wandelten; zeugte noch das Grabmal des Adelsgeschlechts von Dihrn, das aus dem Jahre 1586 datiert, von ihren Häusern und Gütern das Gutshaus; das wir hier im Bilde zeigen.
Gutshaus Biegnitz

>Gemälde vom Schloss Biegnitz um 1838. Leider wurde das Gutshaus nach Aussagen eines polnischen Bauern 1987 beseitigt, und 1988 ist das ganze Dorf verschwunden.<

Luftaufnahme 1917

>Luftbild von 1917, Teilansicht vom Dorf Biegnitz
In der Mitte sieht man das Rittergut Biegnitz, Krs. Glogau = Schloss, Park, Vorderhof, Hinterhof und rechts bis zur Dorfstraße Wohnhäuser und Scheunen und Wirtschaftsgebäude. Rechts der Dorfstraße sind die Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude der Bauern zu sehen. Besonders gut sind die Göpel zu sehen, die zum Dreschen dienten:
Das Bild wurde im geretteten Original in der Mitte geknickt, daher kommt die weiße Linie, die das Bild in 2 Teile teilt.<

Im Jahre 1930 hatte Altwasser 217 Einwohner, 1936 wurden „nur noch" 200 gezählt. Zuletzt waren es mit dem Ortsteil Wiesengrund 410 Einwohner. Also wirklich ein bescheidener Ort, der dennoch sein Leben hatte, sein Schaffen, seinen Betrieb, von dem alle notwendigen Geschäfte, aber auch seine Vereine zeugen. Besaß er doch eine Freiwillige Feuerwehr, der Jugend war eine Jugendherberge offen, sicher auch für die der weiteren Umgebung. Die evangelischen Gemeindemitglieder wurden von Gramschütz aus betreut, die katholischen von Hochkirch, schulisch waren Porschütz und Hochkirch zuständig.
Altwasser gehörte nicht zu den Ausflusorten, um die man die 15 Kilometer Glogau aus zurücklegte, aber hatte es nicht auch seine landschaftliche Anmut, wenn man hinüberblickte zu den letzten Hügeln, die sich unfern emporhoben?

Das Denkmal im Schlosspark
Im Jägergang im Schlosspark des Rittergutes Altwasser stand ein steinernes Denkmal mit der Jahreszahl 1809. Es stellt einen weinenden Jäger dar. Die Chronik berichtet darüber folgendes: 1809 gehörte Gut Altwasser zwei Brüdern: Eines Abends gingen diese getrennt auf die Jagd. Der als letzter gegangene Bruder glaubte im hohen Gras ein Reh zu sehen und schoss darauf. Es war kein Reh, er erschoss den eigenen Bruder.

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