Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 6, Juni 2014

Die Geschichte und Entwicklung des Glogauer Heimatbund e.V.

11. Die Bezirksgruppen und Ortsgemeinschaften
11.19 Die Ortsgemeinschaft Lindenkranz

von Waltraud Hahn und Eva Radenz

 

40. Fortsetzung aus NGA05/2014

 

Waltraud Hahn

>Waltraud Hahn, Ortsgemeinschaftsleiterin seit 2002<

Bielawe, seit 1936 in Lindenkranz umbenannt, liegt auf der rechten Oderseite am Rande der Carolather Heide. Grochwitz (Heidegrund) und Kuttlau sind die Nachbardörfer, Glogau und Beuthen/Oder liegen in de Nähe. Das Dorf hatte vor dem 2. Weltkrieg über 1100 Einwohner. Es gehörte damit zu den größeren Orten im Landkreis Glogau. Als im Januar 1945 die Fluchtwelle vor der immer näher kommenden Ostfront ihren Anfang nahm, begann auch ein großer Treck von weit über 100 Fuhrwerken von Lindenkranz aufzubrechen. Dabei haben uns unsere Fremdarbeiter aus Polen und der Ukraine sehr geholfen und uns auf der Flucht begleitet. Bei den gegebenen Verhältnissen war aber der Treck viel zu groß, er fiel auch schon nach dem 3. Quartier in kleinere Gruppen auseinander, die getrennt westwärts zogen. So kam es schließlich dazu, dass die Trecks der ehemaligen Lindenkranzer in vier verschiedenen Gegenden einen Neuanfang versucht haben, zwei in Ostdeutschland: Dresden/Meißen – Leipzig/Grimma - die anderen weiter westlich im Landkreis Kulmbach (um Kasendorf) - Umgebung von Bamberg. Eine kleine Gruppe ist dann nach Kriegsende von Sachsen aus in den Oderbruch (Frankfurt/Oder) gezogen und wurde dort als „Umsiedler" sesshaft. So ist es verständlich, dass die Lindenkranzer bis heute überwiegend in den Gebieten verblieben, in die sie 1945 verschlagen wurden. Das hat später auch ihren Zusammenschluss im Glogauer Heimatbund erschwert.

Nach Kriegsende waren es immer einzelne Personen, die sich dafür eingesetzt haben, dass der Kontakt zu den Mitbürgern in ihrer Dorfgemeinschaft erhalten bleibt. Bei den Lindenkranzern waren das Schneidermeister Heinrich Dupke, Briefträger Paul Prüfer und Otto Steffen, die in der damaligen Westzone 1962 zu einem Treffen nach Kasendorf eingeladen haben. Lindenkranz Kirche

>Die Kirche in Lindenkranz<

Unsere in der DDR angesiedelten ehemaligen Lindenkranzer konnten natürlich nicht kommen. Bis jetzt haben wir so jedes Jahr am letzten Sonntag im Juni unsere Heimattreffen durchgeführt. Am Anfang waren es bis zu 200 Personen, die sich bei diesen Treffen zusammenfanden. Jetzt sind es immer noch 80 - 90 Heimatfreunde, die der Einladung nach Kasendorf folgen (die Einladungen verschickt immer Hfrdin Eva Radenz).

Als Sprecherin der Ortsgemeinschaft wurde Margarete Minger gewählt. Später (ab 1979) half ihr dabei Walter Radenz. Er hat dann von 1991 - 2002 die Ortsgemeinschaft Lindenkranz übernommen. Wegen seiner schweren Erkrankung übernahm ab 2002 Waltraud Hahn die Verantwortung und Leitung der Ortsgemeinschaft Lindenkranz. Walter Radenz ist leider 2012 verstorben. Bis heute ist aber seine Frau, Eva Radenz, in und für die Heimatgruppe aktiv.

Seit der Gründung unserer Ortsgemeinschaft haben wir unsere Zusammenkünfte immer in Kasendorf durchgeführt. Die Gemeinde wurde 1998 auch unsere Patengemeinde. Sie hat uns immer wieder unterstützt und so konnten wir 1995 dort auch einen Gedenkstein als Erinnerung an unsere Vertreibung aus Schlesien aufstellen. Immer wieder sind bis heute dort Blumen von unseren Heimatfreunden zu finden. Inschrift des Steines:

„Zum Gedenken an die Opfer
von Krieg, Flucht und Vertreibung
1939-1945
der Gemeinde Lindenkranz
Krs. Glogau Niederschlesien“

Die Heimattreffen dienten meist und vor allem der Absprache und Vorbereitung von Busreisen nach Schlesien/Lindenkranz. Schon von 1979 an hat Walter Radenz in zweijährigem Abstand Busreisen in unsere alte Heimat organisiert, insgesamt 12 mal. Unser Bus war mit 50 Teilnehmern meist voll besetzt. Hauptziel war immer unser Lindenkranz, aber wir haben uns auch in anderen Orten in Schlesien, z.B. Glogau usw. umgesehen. Durch unsere zahlreichen Besuche in Lindenkranz haben wir inzwischen einen guten Kontakt zu den heutigen Bewohnern und werden informiert über alle Veränderungen in unserem Dorf.
So lange Nachkriegsdeutschland zweigeteilt war, haben wir im Westen unsere Treffen in der Regel in unserem Patendorf „Kasendorf“ durchgeführt.Lindenkranzer Heimattreffen 1990

>Lindenkranzer Heimattreffen 1990<

Nach der Wende haben sich die ehemaligen Lindenkranzer aus der DDR ab 1994 uns angeschlossen und nun finden die Treffen im April/Mai in Meißen bzw. Roda b. Riesa und im Juni in Kasendorf statt.
Lindenkranz Fahrt 1990

>Heimatreise nach Lindenkranz im Juni 1996. Übergabe von Geschenken
Von links: Dolmetscherin, Walter Radenz, Eva Radenz, Bürgermeister Stanislaw<

Von unseren Mitgliedern muss ich einen Heimatfreund besonders erwähnen: Heinrich Dupke aus Amalienhof bei Lindenkranz. Er war nach der Flucht Maurer, hat dann studiert und war als Tiefbau-Ingenieur zuletzt in Dortmund Baurat. 2002 erhielt er das „Verdienstkreuz am Bande" des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.Heinrich Dupke

>Heinrich Dupke <

Margarete Minger, Eva und Walter Radenz wurden im Juni 2008 vom Glogauer Heimatbund e.V. mit der kleinen Goldenen Ehrennadel geehrt. (s. NGA 8/2008)Margarete Minger

>Margarete Minger († 30.3.2014), Ortsgemeinschaftsleiterin bis 2002<

Eva Radenz

>Eva Radenz, "Aktivistin" der Lindenkranzer<

 

Walter Radenz

>Walter Radenz<

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