Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 5, Mai 2014

Die Geschichte und Entwicklung des Glogauer Heimatbund e.V.

11. Die Bezirksgruppen und Ortsgemeinschaften
11.18 Die Bezirksgruppe Hannover

von Rotraud Horns

 

39. Fortsetzung aus NGA04/2014

 

Rotraud Horns

>Rotraud Horns, Leiterin Bezirksgruppe Hannover<

Die große Figur des GHB ist der ehemalige Glogauer Postinspektor Richard Peschel. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass nach mehrjähriger Vorgeschichte in der Landsmannschaft Schlesien, der Zusammenschluss der Glogauer Heimatvertriebenen am 25. Januar 1954 in der Constructa-Gaststätte in Hannover der „Glogauer Heimatbund e. V" als eigenständiger Verein gegründet wurde (am 3. April 1954 vom Amtsgericht Hannover bestätigt). Hannover ergab sich als Mittelpunkt, weil R. Peschel nach seiner Vertreibung aus Glogau schließlich mit seiner Familie in Hannover seinen endgültigen Wohnsitz gefunden hatte. Auch das Umfeld war für die Gründung des GHB günstig, weil zahlreiche heimatvertriebene Glogauer ihren Wohnsitz in der Umgebung gefunden hatten.Reinhold Hahn

>Reinhold Hahn, Bezirksgruppenleiter von 1964-1974<


In dieser Aufbruchstimmung war es nur konsequent, dass es auch in Hannover zur Bildung einer Bezirksgruppe der Glogauer kam. Am 14.6.1954 trafen sich die Glogauer zunächst im Restaurant „Constructa" in der Hildesheimer Str. 26. Die Glogauer Fleischerei Eduard Wierzejewski hatte sich inzwischen in Hannover-Misburg angesiedelt und unterstützte die Bezirksgruppe Hannover im November 1957 mit ihren leckeren schlesischen Wellwürsten. Weitere Treffen folgten bis 1964 in verschiedenen Lokalen.
Die Stadt Hannover zeigte sich gegenüber den Ostvertriebenen sehr entgegenkommend und aufgeschlossen. 1953 stiftete sie dem Glogauer Heimatbund zunächst einen Raum als Heimatmuseum. Die übrigen Räume wurden zu dieser Zeit als Standesamt genutzt. Als sie dann 1964 komplett frei wurden, stellte die Stadt Hannover die Räumlichkeiten im „Hardenbergschen Haus“, in der Alten Herrenhäuser Str. 10 dem Glogauer Heimatbund zur Verfügung, so dass nun auch die Bezirksgruppe Hannover diese nutzen konnte. Der GHB erhielt auch die Genehmigung, diesem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude den Namen „Haus Glogau“ zu geben.
<<Das „Hardenbergsche Haus" wurde 1747 erbaut und steht unter Denkmalsschutz. 1804 wohnte darin Jean Baptiste Bernadotte, der Marschall Napoleons und spätere König von Schweden und Norwegen. 1866 -1937 befand sich in dem Haus das Familienmuseum der Welfen. 1937 kauft die Stadt Hannover das Haus zusammen mit den Herrenhäuser Gärten und setzt es 1939 von Grund auf Instand. >>Kurt Fischer

>Kurt Fischer, Pressewart (1986)

Wir konnten jetzt unsere Heimatveranstaltungen immer im „Haus Glogau“ durchführen. Das Haus entwickelte sich bald zum Zentrum für alle Glogauer. Für große Veranstaltungen und Tanz war ausreichend Platz. (vergleiche auch NGA 12/2011, S.2).

Die Bezirksgruppe wurde damals immer größer, so dass auch ein größerer Vorstand nötig war. Das ging so bis in die 80iger Jahre. Später wurden die Mitgliederzahlen durch Alter und Tod immer kleiner und es mussten auch immer wieder neue Leiter gewählt werden.

Es ergab sich folgende Abfolge der Vorsitzenden unserer Bezirksgruppe:
von 1957 -1962 Rektor Otto Gottschalk,
von 1963 -1964 Rudolf Berndt, mit Unterstützung durch Willy Winter.
1964 - 1974 - Reinhold Hahn mit Eberhard Göbel als stellv. Vorsitzender, Ursula Rösler als Kassiererin, Erich Lange als Schriftführer und Kurt Fischer als Pressewart. 1968 wurde zusätzlich noch Alfred Stritzke als Beisitzer gewählt.
1976 - F W. Springer
1977 - Max Michel
1979 - Helmut Heinrich
1983 - Alfred Stritzke
1989 - Maria Schalm (kommissarisch)
1992 - Reinhold Marquardt (1992 - 2002 und 2004 bis zu seinem plötzlichen Tod 2005)
Unter der Leitung von Alfred Stritzke fanden auch Grillfeste im Haus Glogau statt. Dazu konnte der Garten genutzt werden. Seine Schwester, Magdalena Ranzau sorgte während seiner Zeit für das leibliche Wohl der Glogauer Heimatfreunde, egal ob für den Vorstand des GHB oder für die Bez. Gruppen Mitglieder. Ihr Schwiegersohn war Koch bei der Bundeswehr und so konnte die Bezirksgruppe Hannover durch diese Verbindungen prächtige Eisbeinessen, geschmackvolle Grillfeste usw. veranstalten. Auch Hfrdin Ranzau war eine begnadete Köchin und Bäckerin. Leider verstarb sie viel zu früh und plötzlich.Alfred Stritzke

>Alfred Stritzke, Bezirksgruppenleiter von 1983-1989<


Die engen räumlichen Verbindungen zwischen dem Gesamtvorstand des GHB und der Leitung der Bezirksgruppe Hannover waren offenbar für beide Seiten günstig. So konnte zwischenzeitlich Hfdin M. Schalm vom Vorstand die Leitung der Bezirksgruppe übernehmen. Andererseits hat Hfrd. R. Marquardt auch nach seiner Wahl zum Vorsitzenden des GHB seine Bez. Gruppe weiter betreut.Reinhold Marquardt

>Reinhold Marquardt, Bezirksgruppenleiter von 1992-2005<


Bis 1998 konnten alle Veranstaltungen der Bezirksgruppe im „Haus Glogau" stattfinden. Wegen Veränderung der Besitzverhältnisse des Hauses musste der GHB das „Haus Glogau“ verlassen und in Büroräume in der Lavesstraße 80 umziehen. Die Bezirksgruppe war natürlich auch betroffen und verlegte ihre Treffen in das MTV-Heim, Am Großen Garten. Erst als die Teilnehmerzahlen kleiner wurden, nutzte die Bezirksgruppe ab 2005 dann wieder die Geschäftsräume des Vorstandes in der Lavesstraße für ihre Zusammenkünfte.
Seit dem Tod von Reinhold Marquardt betreue ich, Rotraud Horns, die Bezirksgruppe Hannover. Angesichts der geschrumpften Mitgliederzahl musste der GHB 2007 erneut umziehen - in kleinere Räume in der Lavesstr. 76. Dort finden seitdem die Heimattreffen unserer Bezirksgruppe statt.

Obwohl wir bis 2011 noch 85 eingetragene Mitglieder, verstreut in Hannover und Umgebung, haben, kamen in den letzten 2 Jahren nur noch 7 Personen, alles Frauen zwischen 77 und 92 Jahren zu unseren Treffen. Natürlich fällt es manchen schwer, die Treppen in unsere Heimatstube in der Lavesstr. zu steigen. Unsere Zusammenkünfte sind immer recht fröhlich - mitunter kommen auch liebe Gäste hinzu. Das „Feiern" haben wir „Alten" aber nicht verlernt, z.B. „Fasching", „Sommersingen", „Nikolaus". Auch Gedichte und Geschichten in schlesischer Mundart werden vorgetragen. Leider zeigt sich dabei oft, dass jüngere Gäste unseren schlesischen Dialekt nicht mehr verstehen. Auch das „Labern" kommt nicht zu kurz, jeder hat immer etwas zum Erzählen. Auch über Tagesereignisse wird diskutiert und wie es mit unserem GHB weitergeht.
Kontakte zu den heutigen Bewohnern unserer Heimat bestehen kaum: Es gab zwar Reisen einzelner Hfrde in die Heimat, aber eine gemeinsame Busreise nach Schlesien haben wir nicht organisieren können. Die Liebe zur ehemaligen Heimat ist aber nicht erloschen, für uns ist jetzt der NGA ein lieber Botschafter, der uns mit Glogau und seinem Landkreis verbindet und den Kontakt zur Heimat wach hält.

Heute ist unsere Bezirksgruppe eingeschlafen. Es gibt nur noch 4 Heimatfreundinnen, die sich gelegentlich privat treffen.

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