Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 3, März 2014

Die Geschichte und Entwicklung des Glogauer Heimatbund e.V.

11. Die Bezirksgruppen und Ortsgemeinschaften
11.16 Die Bezirksgruppe Frankfurt/Main

von Susanne Jacob

 

37. Fortsetzung aus NGA02/2014

 

Susanne Jacob

>Susanne Jacob, Leiterin Bezirksgruppe Frankfurt/M<

Es war nicht ganz einfach, in einer so großen Stadt wie Frankfurt, die ehemaligen Glogauer zusammenzubringen. Kurt Büttner übernahm zusammen mit seiner Frau diese Aufgabe und lud 1953 zu einem ersten Treffen in die „Unterschweinstiege" im Frankfurter Stadtwald ein. Alle, die durch Mundpropaganda oder briefliche Einladung erreicht werden konnten waren gekommen. Am 29 3.1953 fand dann die Gründung der Heimatgruppe in der Gaststätte „Taunus" in Frankfurt-Griesheim statt. Hfrd Büttner wurde von den 25 Gründungsteilnehmern als Leiter gewählt. Als Initiator und Sprecher der Gruppe hat er mit seiner Frau auch die weiteren Treffen organisiert. Es kamen immer mehr Glogauer, nicht nur aus Frankfurt. Die Frankfurter Bezirksgruppe hat sich damals zum Anziehungs- und Treffpunkt für viele Heimatfreunde aus der näheren und weiteren Umgebung entwickelt. Zu unseren Veranstaltungen kamen auch Heimatfreunde aus Mainz, Fulda und aus Mannheim. Der Raum in der Unterschweinstiege wurde bald zu klein, so dass die folgenden Treffen im Saal des Lokals „Steinernes Haus" in Frankfurt stattfanden, Heimatfreund Büttner hat 1972 aus Altersgranden (er starb auch 1972) die Frankfurter Heimatgruppe an Hans Kesseler übergeben.Hans Kessler

>Hans Kessler, Bezirksgruppenleiter 1972-1979<

Die anfängliche Begeisterung für unsere Heimattreffen klang mit den Jahren ab, 1972 kamen zu unseren Zusammenkünften nur noch etwa 15 - 20 Glogauer. Hans Kesseler versuchte, zusammen mit seiner Frau Leonore gegenzusteuern, z. B. durch ein Gartenfest. Es fand in Kesseler's Garten im Taunus statt. Fast 30 Glogauer waren gekommen. Es wurde gegrillt, Leonore hatte Streuselkuchen gebacken; und es gab selbstgemachten Apfelwein. Die Stimmung war prima und die Sonne tat ihr übriges dazu. Hannover hatte uns Lampions und Gartenlichter geschickt, so dass wir den Garten am Abend prächtig schmücken konnten. Alle waren zufrieden und wollten eine Wiederholung.Gartenfest Kessler

>1978 Gartenfest beim Ehepaar Kessler<

Vier mal haben wir in den folgenden Jahren mit unserer Bezirksgruppe solche Gartenfeste veranstaltet. Dabei nahm die Zahl der Teilnehmer ständig zu, es kamen schließlich über 60 Glogauer. Für ihre Aktivität und den Einsatz zur Durchführung dieser Veranstaltungen wurde Hfrdin Leonore Kesseler vom GHB mit der „Silbernen Ehrennadel" ausgezeichnet.
Unsere Heimattreffen in Frankfurt fanden inzwischen in einem Restaurant im Frankfurter Hauptbahnhof statt. Wir treffen uns bis heute dort. Es wurden oft Lichtbilder und Filmstreifen aus der Heimat gezeigt oder schlesische Gedichte vorgetragen. Während einer reichen Kaffeetafel gab es immer genügend Zeit zu persönlichen Gesprächen, also zum „Labern". Zwischen den Heimatnachmittagen haben wir manche Ausflüge organisiert, u.a. nach Höhr-Grenzhausen, wo unser Heimatfreund Peltner eine Töpferei betrieb. Große Fahrten nach Schlesien/Glogau wurden von unserer Bezirksgruppe 1986 und 1998 durchgeführt.
Höhepunkte - auch in Bezug auf die Anzahl der Teilnehmer - waren unsere Jubiläumsveranstaltungen. Gefeiert wurde im April 1968 zum 15jährigen Bestehen und auch dann zum 30. Jubiläum der Frankfurter Gruppe. Es gibt leider kaum Aufzeichnungen dafür. Sicher ist aber, dass es immer ein frohes Beisammensein mit Gesang, Tanz und Schwelgen in Erinnerungen war. Es gab bei diesen Anlässen auch Ehrungen für verdiente Mitglieder aus unserer Heimatgruppe. Leider sind meine Erinnerungen dazu verblasst und auch die Unterlagen im Archiv in Hannover sind wenig förderlich.
Am 29.3.1998 haben wir dann den 45. Jahrestag des Bestehens unserer Bezirksgruppe gefeiert. Über 80 Heimatfreunde waren gekommen, darunter auch 13 Guhrauer, mit denen uns enge Beziehungen verbanden. Auch der Bundesvorstand aus Hannover war vertreten. Der 1. stellvertr. Vorsitzende Heinz Knappe war mit seiner Frau Irene gekommen. Knappe verband das per Handschlag mit der Einführung meiner Person in mein neues Amt als Leiterin der Bezirksgruppe Frankfurt/M.. Er zeichnete anschließend auch den aus Altersgründen ausscheidenden, verdienten ehemaligen Leiter unser Ehrenmitglied Hans Kelm mit der „Großen Goldenen Ehrennadel" aus.
Ferner wurden an diesem Tag aus unserer Gruppe mit der „Silbernen Ehrennadel" ausgezeichnet: Hildegard Bartsch, Erika Guder, Lucia Jeuthe, Ingrid Sattler, Walter Beyer, Alfred Schwarz, Horst Witt und Martin Katz. Nach dem feierlichen Festakt mit verschiedenen Grußworten wurde mit Gedichten und Liedern ein frohes Beisammensein gefeiert.
Am 30.03.2003 haben wir dann das 50-jährige Bestehen unserer Bezirksgruppe gefeiert. Fast 70 Heimatfreunde waren gekommen. Als Leiterin der Frankfurter Heimatgruppe habe ich den Anwesenden eine Rückschau auf die Entwicklung unserer Heimatgruppe in den vergangenen 50 Jahren gegeben. Als Vertreter des Bundesvorstandes waren wieder Heinz Knappe mit Ehefrau gekommen und haben die Glückwünsche des Vorstandes sowie einen Scheck überreicht. Die Leiter der Heimatgruppen aus Bielefeld, Guhrau, Brostau und weitere überbrachten persönliche bzw. schriftliche Glückwünsche. Lustige und besinnliche Vorträge, Heimatlieder und ein Basar mit Bunzlauer „Tippeln", schlesischem Schriftgut, Handarbeiten u,a. rundeten das Fest ab.
In unserer Frankfurter Bezirksgruppe gibt es auch Heimatfreunde, die durch ihre Arbeit und ihre Tätigkeit für den Heimatbund weit über die Grenzen unserer Bezirksgruppe bekannt wurden. Da ist zunächst Hfrdin Gabriele von Altrock. Wir konnten ihr am 17. Mai 2013 zum 91. Geburtstag gratulieren. Ihre Verwurzelung mit der Heimat hat sie auch nach dem Krieg nicht aufgegeben. Bereits 1987 brachte sie mit einem VW-Bus deutschsprachige Bücher über die Grenze nach Oberschlesien Über 100 Hilfsaktionen hat sie organisiert (und nicht nur Bücher).Gabriele von Altrock

>Gabriele von Altrock bei der Verleihung der Verdienstmedaille des Bundesverdienstordens, 1985<

Ihr über Jahrzehnte gleichbleibendes Engagement wurde auch international gewürdigt. In der BRD z.B. durch die „Verdienstmedaille des Bundesverdienstordens" und die „Goldene Ehrennadel des FhwO" (Freundschafts- und Hilfswerk-Ost e.V.). Ein anderes verdienstvolles Mitglied der Bezirksgruppe Frankfurt war der Glogauer Hans Kelm. Nach dem Krieg kam er nach Pirmasens und übernahm dort in der Stadtverwaltung verschiedene Aufgaben, u. a. als Beauftragter für die Ostumsiedler. Sein Einsatz für die Vertriebenen wurde durch viele Auszeichnungen sowohl von staatlichen Stellen, als auch von der Landsmannschaft Schlesien und dem Glogauer Heimatbund gewürdigt (vergleiche NGA 5/2012, S.3). Auch die Heimatstube in Rodalben ist sein Werk. Von 1990 - 1997 war er auch Leiter unserer Bezirksgruppe - von Pirmasens aus.

Hans Kelm

>Hans Kelm, Bezirksgruppenleiter von 1990-1997<

Hans Kelm hat auch zusammen mit dem verdienstvollen Glogauer Ehrenmitglied Reinhold Hahn, der nach seiner Pensionierung aus Hannover nach Mainz gezogen war und dort eine leider nur kurze Zeit bestehende Heimatgruppe gegründet hatte, dafür gesorgt, dass diese Heimatfreunde sich der Frankfurter Bezirksgruppe anschließen konnten (vergl. NGA 7/2012, S.2). R Hahn war auch von Mainz aus ein treuer Besucher der Heimattreffen Frankfurt.

Wegen der Krankheit von Hans Kesseler hat 1979 Marga Kuhnt, unterstützt von ihrem Mann Hellmut, die Heimatgruppe übernommen.

Margarete (Marga) Kuhnt

>Margarete (Marga) Kuhnt, Bezirksgruppenleiterin von 1979-1990<

Wegen Ihres Wohnungswechsels nach Nürnberg übernahm dann Hans Kelm von Pirmasens aus - wo er auch Vorsitzender des BdV - Pirmasens war - die Leitung der Frankfurter Gruppe, unterstützt von Horst Hachmuth. Seit 1998 ist dann Frau Susanne Jacob Leiterin der Bezirksgruppe Frankfurt. Auch mit ihren nunmehr 90 Jahren (2013) ist sie noch aktiv, organisiert die Heimatnachmittage und hofft, bald einen Nachfolger/in zu finden. In all diesen Jahren wurde sie unterstützt von Hfrdin Erika Hachmuth, die die Berichte über die Heimatnachmittage unserer Bezirksgruppe im NGA schrieb.

Erika Hachmuth

>Erika Hachmuth, Schriftführerin der Bezirksgruppe<

Der Werdegang der Bezirksgruppe Frankfurt/M. wurde wesentlich getragen und bestimmt von ihren jeweiligen Leitern:
Kurt Büttner: 1953 Gründer und Leiter bis zu seinem Tod 1979
Hans Kesseler (und Frau Lore): Von 1972 -1979
Marga Kuhnt: Von 1979 -1990
Hans Kelm: Leiter von 1990 -1998 (Rücktritt wegen Alters- und Gesundheitsproblemen)
Susanne Jacob: Ab 1998
Der Vorstand des GHB hat in der Vergangenheit den langjährigen ehrenamtlichen Einsatz und die Bemühungen folgender Heimatfreunde der Bezirksgruppe mit der „Großen Goldenen Ehrennadel" gewürdigt:
Kurt Büttner, Hans Kesseler, Marga Kuhnt, Susanne Jacob, Erika Hachmuth, Richard Scholz (Bez. Gr. Franken).

Die Jahre gingen schnell dahin und wieder gab es ein Jubiläum; 60 Jahre Bezirksgruppe Frankfurt/M., das war doch ein Grund zum Feiern. Wir taten das auch. Am 21.4.2o13 kamen 27 Heimatfreunde, z.T. von weit her ins „Cosmopolitan" im Frankfurter Hauptbahnhof. Der Raum war festlich geschmückt, Schlesische Heimatlieder klangen vom Band und auch eine große Karte von Schlesien erinnerte an unsere Heimat. Es waren auch Ehrengäste gekommen: Dr. Martin Sprungala vom Vorstand des GHB, Dr. Erdmann Schott von der Gemeinschaft Evangelischer Schlesier und Vertreter der Guhrauer Heimatfreunde. Nach der persönlichen Begrüßung aller Teilnehmer durch unsere Vorsitzende gab Dr. Sprungala einen kurzen Überblick der Geschichte unserer Frankfurter Heimatgruppe. Pastor i.R. Dr. Schott bedankte sich für seine in vielen Jahren gezeigte herzliche Aufnahme in der Gruppe und überreichte Hfrdin Jacob sein Buch „Brücken nach Polen". Einige Heimatfreunde konnten auch für langjährige treue Mitgliedschaft im GHB ausgezeichnet werden, was Dr. Sprungalla als stellvertretender Vorsitzender des GHB übernahm. Käte Hofmann erhielt die „Kleine Goldene Ehrennadel" und Richard Scholz die „Große Goldene Ehrennadel". Außerdem erhielten eine „Silberne Ehrennadel“ Gisela Weisheit und das Ehepaar Krüger, beide aus der Guhrauer Heimatgruppe. So ging dieser Ehrentag mit gemeinsamem Singen, kleinen humorigen Vorträgen, vielen Erinnerungsgesprächen, Informationen über den Heimatbund und unsere Bezirksgruppe und natürlich mit einer ausgedehnten Kaffeetafel leider zu schnell zu Ende.
Wie es nun mit unserer Bezirksgruppe weitergeht ist offen. Bei meinem hohen Alter kann ich die Leitung nicht mehr lange weiter übernehmen. Aber wer kann oder will künftig die Verantwortung für unsere Bezirksgruppe tragen?
Unser ehemaliger Leiter, Hans Kelm, hatte schon im Dezember 1997 angeregt, die Frankfurter Bezirksgruppe mit der Heimatgruppe der Guhrauer zusammenzulegen. Die Guhrauer Heimatfreunde können auch auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits 1953 wurde sie von Gisela Bobke und Ernst-Dieter Scholz gegründet. Einige Jahre später übernahm Frau Storch die Gruppe mit damals etwa 120 Mitgliedern und führte sie viele Jahre. Nach ihrem Tod übernahm Manfred Marsfeld die Leitung und schließlich Hfrdin Gisela Weisheit mit noch 80 Mitgliedern. Sie leitete die Gruppe 14 Jahre lang trotz ihres hohen Alters und gesundheitlicher Probleme. Der bei allen Heimatgruppen durch Krankheit und Tod deutliche Mitgliederschwund, machte einen Zusammenschluss von Heimatgruppen sinnvoll. So wurden am 9.3.1997 die Frankfurter und Guhrauer Bezirksgruppen mit beiderseitigem Einverständnis zusammengeführt. Die Guhrauer Heimatfreunde nehmen seitdem an den Veranstaltungen der Frankfurter teil.

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