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Etwa 15 Kilometer nördlich von Glogau in ländlicher Abgeschiedenheit liegt Altkranz. Der Ort wird schon frühzeitig, vor allem in alten Urkunden des Marktfleckens Kuttlau erwähnt. Im Jahre 1242, am 9. August, bestätigte Papst Innozenz IV. die Besitzungen des Bistums Breslau. Darunter befand sich auch das Dorf „Cransow" auf der rechten Oderseite, wahrscheinlich das jetzige Altkranz. Weiter lesen wir in einer alten Verkaufsurkunde vom 23. Mai 1323 von einem Ort „Krenschicz" und in einer anderen Urkunde von 1444 im Text „Crenschicz", außen ist jedoch handschriftlich vermerkt „Kranczicz", so dass mit einiger Bestimmtheit gesagt werden kann, es handelt sich um Alt- oder Neukranz.
1520 war Besitzer von Kranz ein Christoph Kottwitz und 1637 kaufte Leonhard von Poppschütz diese Herrschaft. Poppschütz war außerdem Gutsbesitzer von Klein Gräditz. Zur Zeit der Kirchentrennung wurde die Altkranzer Kirche wie viele andere Kirchen des Kreises Glogau evangelisch. Als jedoch die Gegenreformation mit der sogenannten Kirchenreduktion einsetzte, wurde u. a. auch am 17. Januar 1654 durch kaiserliche und bischöfliche Kommissare, die von Pfarrdorf zu Pfarrdorf reisten, die evangelisch gewordene Kirche von Altkranz den Katholiken zurückgegeben, mit der Weisung, dass sich dieselben an die Kuttlauer Kirche halten sollten. Hier amtierte damals Caspar Lochammer, „ein frommer und ehrbarer Priester", wie es hieß.
Um 1778 war Besitzer von Altkranz Wolf von Poppschütz. Nach 140jährigem Familienbesitz verkaufte dieser Poppschütz das zu Altkranz gehörige Vorwerk und das Dörfchen Neukranz sowie ein Waldstück in der Altkranzer Heide an Wolf Friedrich Graf Cobb, Herr zu Kuttlau. In den dürftigsten Verhältnissen wohnte um das Jahr 1770 in Altkranz mit ihren unerzogenen Kindern Frau von Seherr Thoss, geborene von Luck. Sie hatte ihr gesamtes Vermögen verloren und obwohl ihr Mann 1768 zum Stabs-Rittmeister ernannt worden war, konnte er seiner Frau und seinen Kindern keinen Unterhalt zahlen.
Im Jahre 1790 zählte man in Altkranz ein herrschaftliches Schloss, ein Vorwerk, zwei Kretschams, zwei Freigüter, 13 Dienstbauern, 13 Gärtner, 42 Häusler, vier Windmühlen, 23 weitere Häuser, zusammen „101 Feuerstellen mit 501 Einwohnern", wie die amtliche Statistik damals schrieb.
Gutsbesitzer war damals ein Herr von Luck.
Außerdem waren noch mit dem Dorf verbunden ein Schäferei-Vorwerk mit 12 Einwohnern und Friedenfeld, ein Vorwerk mit fünf Bewohnern.
Im Sommer 1845 kauften die Gebrüder Fengler Altkranz. Der Heimatforscher Knie gibt an, dass sich um diese Zeit 101 Häuser in Altkranz befanden, ein Renaissance-Schloss, 2 Vorwerke, 1 Erbscholtisei, 5 Windmühlen, eine Ziegelei, eine Brauerei, 2 Schankhäuser, 9 Webstühle, 9 andere Handwerker, insgesamt wurden 682 Einwohner gezählt. Darunter waren nur 14 Katholiken, die zur katholischen Kirche in Kuttlau gehörten. Die evangelische Gemeinde des Ortes wurde vom Pfarramt in Tschepplau betreut. Die anfangs erwähnte katholische Kirche war 1845 nur noch eine Ruine mit herumliegenden Trümmern. Darauf wurde 1887 ein Turm gebaut und von da an gab es in Altkranz eine lutherische Gemeinde. Diese ev. Kirchengemeinde baute dann 1896 an ihr „Gotteshaus" einen Kirchturm mit einem Kostenaufwand von ca. 6000 (Gold) Mark. Da die Altkranzer Lutheraner nur 300 Gemeindemitglieder hatten, war es für sie schwer, diese Summe aufzubringen. Der Turm wurde am 15. Oktober 1896 fertig und am 3. November unter feierlichem Glockengeläute eingeweiht. Nachdem die Gemeinde bereits 1859 eine eigene Kirche hatte sowie im Besitz eines Pfarrhauses sowie einer Schule war, wurde diese Einweihung als Vollendung eines eigenen Pfarr- und Schulsystems der separaten ev.-luth. Altkranzer Gemeinde gesehen. Von 1838 bis 1851 war Altkranz eine Zweiggemeinde von Züllichau und bis 1854 für kurze Zeit von Fraustadt. Erst im Jahre 1854 kam Pastor Löfflad als eigener Seelsorger in den Ort, selbständige Kirchengemeinde wurde -Altkranz dann erst 1858. Bis 1859 wurde der Gottesdienst im Schloss abgehalten. In diesem Jahr bauten die Altlutheraner eine eigene massive Kirche. Ab 1863 amtierte an dieser Kirche dann Pastor Berndt. Weitere Pfarrer der Altlutheraner in Altkranz waren Froböss und Güttler. Auf Initiative vom Superintendent und Kreisschulinspektor für die nördliche Hälfte des Kreises Glogau, Fritz Ende, wurde 1902 in Altkranz ein neues ev. Schulhaus errichtet, die Rede bei der Einweihung hielt ein Pastor Roye.
Im März 1907 verkaufte Oberamtmann Stober das Rittergut Altkranz an den Kaufmann Fritz Pucher aus Fraustadt. Das Gut bestand aus 1800 Morgen Waldbesitz und 900 Morgen Ackertand. Der Preis belief sich auf 430 000 Mark. Im Niederschlesischen Anzeiger vom 7. August 1907 hieß es zu diesem Kauf seinerzeit: „Vor etwa 15 Jahren wurde das Gut durch Herrn Oberamtmann Stober im schlechtesten Zustand erworben. Die Landwirtschaft wurde dadurch rentabler, dass der Schwiegervater des Besitzers, Viehhändler Ockert, dort stets große Mengen von Vieh zur Mast stellte. So war es möglich, dass dem Boden ansehnliche Quantitäten Dünger auf billigem Wege zugeführt werden konnten, wodurch sich der landwirtschaftliche Betrieb sehr rentabel gestaltete. Wie sehr im Laufe der Zeit die Güter im Preise gestiegen sind, beweist der Umstand, dass Anfang der vierziger Jahre das ganze Dominium Altkranz, von dem das Stobersche Gut nur die Hälfte bildete, für 135 000 Mark mit gutem Waldbestande von der Familie Fengler dem früheren Besitzer, Freiherr von Rothkirch-Panthen abgekauft wurde. Ein knappes Drittel des Dominiums Eichberg-Altkranz ist vor kurzem mit schlechten Gebäuden von Herrn Schmidt für 175 000 M. gekauft worden. Da man das übrige Drittel auf 150 000 M. taxierte, so hat das Gesamtgut gegen den früheren Preis von 135 000 M. heute (Sommer 1907) einen Wert von 755 000 M., das ist also eine Wertsteigerung von 620 000 M." Soweit der Niederschlesische Anzeiger.
1907 gab es in Altkranz auch eine landwirtschaftliche Brennerei-Genossenschaft. Am 4. November 1911 wurde dann das Rittergut Altkranz von Fritz Pucher an den Landwirt Ullrich Zabel für einen Preis von 550 000 Mark verkauft. Ullrich Zabel war dann bis 1945 auch der letzte Eigentümer des Gutes.
Was stand früher in Nachschlagewerken über Altkranz? Im Adressbuch 1913 lesen wir: „Bahn Glogischdorf 7 Klm.; Driebitz 7 ½ Klm., Post Tschepplau, Posthilfsstelle a. O.; an der Glogau-Schlawaer Chaussee gelegen; Gutsbezirk 135 Einw., Rittergut Altkranz: Besitzer Ullrich Zabel, SchIossvorwerk: Besitzer Staegemann, Vorwerk Eichberg: Besitzer Alfred Schmidt. Gemeinde 454 Einw., 13 Bauerngüter, 56 Stellen. Amtsbezirk und Standesamt Linden. Evang. Kirche in Tschepplau. Evang. Schule, Lehrer Rabe, ev.-luth. Schule Kantor Lüdke. Die kath. Kinder gehören zur kath. Schule Tschepplau. Genossenschaftsbrennerei und 3 Windmühlen a. O." Die
Eisenbahnstrecke Glogau - Klein Gräditz - Tschepplau - Schlawa mit einer Länge von 29,18 Kilometern wurde erst am 1. Oktober 1913 in Betrieb genommen und konnte deshalb noch nicht berücksichtigt werden.
Der Weg einer Erschließung von Quellen zur Heimatgeschichte ist schwierig und zeitraubend, insbesondere wenn sie zum größten Teil verlorengegangen sind. Der Berichterstatter stützt sich bei dieser Chronik im wesentlichen auf eine Datensammlung von M. Sabisch aus dem Jahre 1926, der sich wiederum bei den ältesten Fakten aus der Altkranzer Vergangenheit auf den Heimatforscher Knie beruft. Bemerkenswert, aber wohl mit einem Fragezeichen zu versehen, nach Knie soll der Ort sogar im Jahre 1497 Stadtrecht erhalten haben. |
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