>Hubert Starzonek, Bez. Gr. Leiter Forst<
Wer sich in Forst umsieht, dem wird an der ehemaligen Neissebrücke eine Gedenktafel auffallen, die an die vielen Toten erinnert, die 1944/45 bei der Flucht aus unseren Ostgebieten in Oder und Neisse ertranken.
Mit Unterstützung durch viele Heimatfreunde, haben wir nach der Wende das Anbringen einer Erinnerungstafel mit dieser Inschrift erreicht: „Im Gedenken an alle unbekannten Flüchtlinge, die in Oder und Neisse bei dem Versuch, Verfolgung und Not zu entgehen, ertranken".
In der ehemaligen DDR war es für die heimatvertriebenen Schlesier nicht möglich, sich nach dem Vorbild der Bundesrepublik in Heimatgruppen zu organisieren, um das Gedenken an die verlorene Heimat und das schlesische Kulturgut zu pflegen und zu erhalten. Als nach dem Fall der Mauer auch DDR Bürger 1990 erstmals ungehindert am Heimattreffen der Glogauer in Hannover teilnehmen konnten, war ein direkter Kontakt der Glogauer aus Ost und West möglich. So kam es auch zu einem Gespräch zwischen dem damaligen Vorsitzenden des GHB, Hfrd. Schelenz und mir mit dem Ergebnis: Ich entschloss mich, auch in Forst eine Glogauer Heimatgruppe zu bilden. Ich hatte dazu mir bekannte ehemalige Glogauer nach Forst zu einer Zusammenkunft eingeladen. Durch Mundpropaganda wurde das weiter gegeben. Mit etwa 40 Teilnehmern wurde gerechnet und dafür ein Lokal in Forst vorgesehen. Es hatten sich dann aber etwa 200 Teilnehmer angemeldet, 286 kamen! Das für dieses Treffen vorgesehene Lokal war damit viel zu klein, so dass ich schnell umdisponieren musste. Und so wurde am 11. Okt. 1992 in der Gaststätte Sacro in Forst die Bezirksgruppe Forst/Lausitz gegründet und ich als Leiter gewählt.
Es war wohl die 1. Bezirksgruppe des GHB in der ehemaligen DDR. Entsprechend der Bedeutung dieser Gründung für den ganzen Heimatbund waren vom Vorstand des GHB der Vorsitzende Schelenz und mit Frau Schalm ein weiteres Vorstandsmitglied nach Forst gekommen.
Die Heimattreffen finden bei uns 2 mal jährlich statt, im Frühjahr und im Herbst. Im Frühjahr meist verbunden mit einer Busfahrt nach Schlesien/Glogau. Bei diesen Zusammenkünften geht es meist um die Vorbereitung der Busreisen, aber auch andere Themen wurden behandelt, z.B. wurden Fotos herumgereicht oder Erlebnisse ausgetauscht. Es kamen damals bis zu 40 Personen zu unseren Heimattreffen. In den letzten Jahren ist diese Zahl aber aus Altersgründen und zahlreichen Todesfällen unserer Mitglieder stark gesunken. Es kommen jetzt zu unseren Heimatnachmittagen nur noch 10 - 20 Heimatfreunde. Nur bei den Fahrten nach Glogau/Schlesien sind es mehr.
Die von unserer Gruppe durchgeführten Busreisen wurden immer von mir organisiert. Sie waren und sind bei den Heimatfreunden sehr gefragt und beliebt. Besonders unsere erste Busfahrt nach Glogau ist mir und vielen Teilnehmern noch heute in Erinnerung. Wir hatten 2 Busse bestellt, die voll besetzt wurden. Es war 1992 und unsere erste Gruppenfahrt nach Glogau. Alle waren etwas unsicher, was uns wohl in „Polen" erwarten würde, auch in Bezug auf das Essen und die Kosten. Deshalb hatten wir in einem Essenkübel heiße Bockwürste für alle mitgenommen. Auf dem Parkplatz in Wiesau machten wir dann Pause und ließen uns das „Mitgebrachte" schmecken. Für die Mitreisenden war das ein Erlebnis, von dem sie heute noch sprechen.
Bei unseren Busreisen haben wir neben Glogau auch andere Orte besucht. Zweimal führte uns eine Reise mit dem Schiff nach Schlesien, Ziel war dabei immer Glogau. In Neusalz und Beuthen/0. gab es immer einen Zwischenaufenthalt, teilweise auch mit Übernachtung. Die erste Schiffsreise (21.5. - 24.5.2002) ging von Eisenhüttenstadt mit 47 Teilnehmern auf der „MS Uckermark" über Neusalz - Beuthen - Carolath nach Glogau und zurück. Unterwegs gab es immer kleine Beiträge zur Geschichte der Orte an unseren Haltepunkten. In den letzten Jahren sind aber alle Schiffsfahrten so teuer geworden, so dass wir sie unseren Heimatfreunden nicht mehr anbieten können.
Bei den Busreisen nach Glogau war eine Übernachtung nötig. Freundlicherweise konnten wir meist im Exerzitienhaus auf der Dominsel unterkommen. Unsere Reisen nach Glogau und anderen schlesischen Orten sind trotz unserer immer kleiner werdenden Bezirksgruppe stets ausgebucht. Als Teilnehmer kommen oft auch Personen aus anderen Heimatgruppen der Bundesrepublik mit uns. 2013 hatte sich auch die Vorsitzende des Beirats, Hfrdin Schildt mit einigen Berliner Heimatfreunden angeschlossen (s. NGA 8/13), was von allen Teilnehmern sehr begrüßt wurde.
Die Kontakte der Forster Heimatgruppe zum Vorstand in Hannover sind gering. Zwar haben immer einige Mitglieder unserer Bezirksgruppe auch die Bundesheimattreffen besucht, aber aus Hannover war seit der Gründungsversammlung 1992 kein Vorstandsmitglied bei uns. Eine Ausnahme bildete die Hfrdin Liebach aus Gera, die wegen ihrer guten Verbindungen zur Forster Gruppe auch manchmal an unseren Heimattreffen teilnahm.
Meine Kontakte zu Frau Liebach führten auch dazu, dass durch unsere Initiative 1994 die Bezirksgruppe Gera gegründet wurde. |