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Am 3. April 1954 wurde in Hannover der GHB als selbständiger Verein gegründet und amtlich registriert. Das war Anlass und Aufforderung, auch in den Bezirken Heimatgruppen zu bilden. In Stuttgart entstand dann auf Initiative von Herbert Unglaube am 9. November 1957 eine Bezirksgruppe.
Das Interesse der in Stuttgart und Umgebung lebenden Heimatvertriebenen am Glogauer Heimatbund war so groß, dass zur Gründungsversammlung der Bezirksgruppe über 50 Personen aus Glogau und Umgebung zusammenkamen. Es wurde dabei auch ein Bez. Gruppen Vorstand gewählt mit Herbert Unglaube als Bezirksgruppenleiter, Norbert Weniger als Schriftführer, Edith Kunze als Kassenleiterin und Elisabeth Warwel als Beisitzerin.
Der Bez. Gruppen Vorstand kam anfangs jeden 2. Sonnabend zum so genannten „Stammtisch" zusammen. Seine erste Aufgabe war damals, alle in und um Stuttgart lebenden Glogauer zu erfassen und in die Bezirksgruppe zu integrieren. So wuchs die Gruppe im ersten Jahr auf über 70 Mitglieder. Zum 3jährigen Bestehen kamen 91 Glogauer. Der Höhepunkt war 1963, wo wir mit 103 Heimatfreunden den 6. Geburtstag unserer Bezirksgruppe feiern konnten. Damit bildeten die Stuttgarter Heimatfreunde eine der größten Bezirksgruppen des GHB.
>Jubiläumsfeier - 20 Jahre Bez. Gruppe Stuttgart - 1977<
Natürlich haben Alter, Krankheit und Tod auch unsere Heimatgruppe in den folgenden Jahren dezimiert. Bei unseren größeren Feiern kamen 1964 noch 78 Glogauer; 1966 nur noch 50 Glogauer und es wurden in den Folgejahren noch weniger. Bis 1996 sank die Teilnehmerzahl bei unseren Treffen bis auf etwa 30 ab. Auch in unserer Bezirksgruppe zeigt sich, dass die Kinder unserer Mitglieder wenig Interesse am Glogauer Heimatbund und an der Heimat ihrer Eltern zeigen.
Zu den Heimatnachmittagen der Bezirksgruppe haben wir in den ersten Jahren monatlich, später mit dem kleiner werden der Gruppe, nur in größeren Abständen eingeladen.
Die Jahrestage unserer Gründung konnten wir mithilfe befähigter Mitglieder aus unserer Gruppe immer sehr festlich gestalten. So führte unsere Volkstanzgruppe schlesische Tanzweisen auf, am Flügel zeigten sich Hfrdin Otty Klause, mit der Violine Jenny Kaim als Solisten.
Die Themen bei unseren Heimatnachmittagen sind sehr vielfältig. Natürlich haben wir auch versucht, entsprechend der Altersstruktur die Gestattung etwas anzupassen. Gerade in den ersten Gründungsjahren wurde viel über die persönlichen Erlebnisse bei der Vertreibung und der Flucht aus der Heimat gesprochen, neue Bekanntschaften wurden gemacht und alte aufgefrischt. Man war einfach froh, mit Schicksalsgenossen zusammen zu sein und gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. Die jeweiligen Leiter der Heimatgruppe haben es auch verstanden, in den Zusammenkünften bestimmte Themen in den Vordergrund zu stellen und Impulse zu setzen. 1999 gab es eine ausführliche und kontroverse Diskussion zur Umwidmung des „Ebert-Denkmals“ in Glogau. Die Idee, dadurch ein Erinnerungszeichen für die vertriebenen deutschen Glogauer zu setzen, fand lebhafte Zustimmung. Die vom GHB vorgeschlagene Inschrift wurde aber von polnischer Seite abgelehnt. Die schließlich gewählte Inschrift in deutsch und polnisch wurde von unserer Gruppe abgelehnt (vergleiche auch NGA 2012/9, S. 5).
Die Erinnerung an schlesische Heimatdichter fand immer Interesse. Im Nov. 1992 haben wir an den 130. Geburtstag von Gerhart Hauptmann gedacht. Im gleichen Jahr war der 135. Todestag von Eichendorff, der 1857 in Neiße gestorben ist. Das Gedicht „Wie war zu Köln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem . . . " ist vielen bekannt, der Dichter und Maler August Kopisch weniger, übrigens hat er mit einem Freund die „Blaue Grotte" bei Capri entdeckt. An unseren schlesischen Dichter Paul Keller haben wir mit dem „Märchen von den deutschen Flüssen“ erinnert. Natürlich haben wir aus gegebenem Anlass auch an unseren Ludwig Manfred Lommel (Geburtstag am 16. Juni 1891) mit seiner Pauline und dem Sender Runxendorf erinnert. Besonderes Interesse fanden auch immer Lichtbilder-Vorträge über Glogau wie es war und jetzt ist, über die Zerstörungen in der Stadt und den langsamen Wiederaufbau des Stadtkernes. Dabei wurde auch die Geschichte Glogaus beleuchtet. Auch wichtige Ereignisse aus der Vergangenheit Schlesiens haben wir nicht vergessen, z.B. 1921 die Volksabstimmung in Oberschlesien und den Kampf um den Annaberg. Aus mancherlei Gründen konnten viele unserer Mitglieder an den zentralen Bundesheimattreffen nicht teilnehmen. Deshalb haben wir auch immer in der Gruppe über den Verlauf und die Wahl des neu gewählten Vorstandes berichtet.
Für eine aufgeschlossene Stimmung bei unseren Heimatnachmittagen sorgte auch eine ausgiebige Kaffeetafel, häufig mit schlesischem Streusel- und/oder Mohnkuchen. Dabei wurden auch Heimatlieder gesungen und Mundartgedichte z.B. von Ernst Schenke vorgetragen.
In den letzten Jahren haben wir in der kalten Jahreszeit immer wieder mal ein Eisbeinessen in unser Programm eingeschoben und in den ersten Jahren - insbesondere bei besonderen Anlässen wie die 10- oder 20-jährige Feier des Bestehens unserer Bezirksgruppe - auch mit einer Tanzveranstaltung kombiniert. Zu unserem 30jährigen Gründungstag 1987 konnten wir auch unseren damaligen Bundesvorsitzenden Schelenz bei uns begrüßen. Auch bei unserem 40. Gründungsjubiläum war Hfrd Schelenz bei uns und hielt den Festvortrag. Wir hatten immer eine gute Verbindung zur „Zentrale“ in Hannover. So kam z.B. Hfrd Knappe vom Vorstand des GHB einmal zu unserem Heimattreffen nach Stuttgart. Rückblickend können wir festhalten, dass die Heimatgruppe Stuttgart sehr lebendig war und versucht hat, unseren Mitgliedern auch in der neuen Umgebung ein Stückchen Heimat zu bewahren und die Erinnerung an unser Schlesien, sein Brauchtum und seine Kultur wach zu halten.
Als Leiter der Bezirksgruppe Stuttgart haben sich folgende Heimatfreunde verdient gemacht:
- Herbert Unglaube von 1957 – 1976. Architekt. Erhielt 1985 posthum die „Große Goldene Ehrennadel"
- Herbert Welzer von 1976 – 1984. Wurde 1985 mit der „Großen Goldenen Ehrennadel" ausgezeichnet
- Elsbeth Warwel von 1984 - 1994. Erhielt 1985 die „Kleine Goldene Ehrennadel"
- Dr. Rudi Strauch von 1994 – 2003. Zahnarzt. Wurde 2003 mit der „Kleinen Goldenen Ehrennadel" geehrt.
- 2004 - 2013 Wolfgang Röhn. Betriebswirt, HWF.
Von den Mitgliedern der Bezirksgruppe Stuttgart wurde Hfrd Herbrich am 20.6.1994 für seinen Einsatz für die Bezirksgruppe vom Bundesvorstand mit der „Silbernen Ehrennadel" ausgezeichnet.
Das Ausscheiden aus der Leitungsfunktion der Bezirksgruppe Stuttgart war in der Regel krankheits- oder altersbedingt. Es war dann nicht immer einfach einen Nachfolger zu finden, der geeignet und bereit war, die Verantwortung für die Heimatgruppe zu übernehmen. Bis zuletzt ist uns das aber gelungen, zum Teil auch mit Unterstützung des Bundesvorstandes.
Der 40. Jahrestag unserer Bezirksgruppe war auch Anlass für Ehrungen einiger Mitglieder durch den Bundesvorsitzenden Hfrd Schelenz: Margarethe Woitschach, Käthe Menz, Irmgard Schneider, Edith Unglaube (für ihren Mann), Herbert Welzer und Elsbeth Warwel.
>Treffen der Bezirksgruppe am 6. Dezember 2006<
>50jähriges Bestehen der Bezirksgruppe 2007<
Die Jubiläumsveranstaltung am 9. Sept. 2007 zum 50. Gründungstag der Bezirksgruppe war auch ein Grund, weitere Heimatfreunde für ihre langjährige Mitgliedschaft mit einer Ehrenurkunde zu würdigen.
Es sind dies Agathe Blaha, Christa Herbich, Gerti-Anita Herrmann, Brunhild Kaukars, Friedel Koch, Anni Lehmann, Rosemarie Willomitzer, Günther Hilse, Richard Koch, Horst Krummschmidt, Gerhard Pritsch.
>Friedel Koch<
>Günther Hilse<
Bei den Busfahrten in die nähere Umgebung von Stuttgart haben wir auch versucht, unsere Mitglieder mit ihrer „neuen Heimat“ bekannt zu machen.
Es gab auch gegenseitige Beziehungen zwischen den Leitern der süddeutschen Heimatgruppen und regionale Heimattreffen. Es trafen sich z.B. am 23.Sept.1978 die Bezirksgruppen Stuttgart, München und Bodensee gemeinsam in Stuttgart. Etwa 140 Glogauer waren damals angereist.
Unsere erste Fahrt nach Glogau bzw. Schlesien im Mai 1996 haben wir in schlechter Erinnerung, nicht nur wegen des schlechten Wetters. Die Unterkünfte im Hotel „Kastelanski“ (gibt es heute nicht mehr) wurden kritisiert. Kein Fahrstuhl, Waschgelegenheiten und Toiletten primitiv. Es gab später aber immer wieder Einzelreisen unserer Mitglieder nach Glogau und Schlesien. Als positiv wurde dabei registriert, dass viele junge Polen deutsch lernen und dass doch der Neuaufbau besonders von Glogau immer deutlicher wird. Auch an der deutschen Vergangenheit Schlesiens sind viele interessiert.
Die Teilnehmerzahl an unseren Heimatnachmittagen ist in den letzten Jahren so weit abgesunken, dass wir das Treffen am 13. September 2009 (vorerst) als letztes Zusammensein der Bez. Gruppe Stuttgart ansehen müssen.
Während meiner Zeit als Leiter der Bezirksgruppe Stuttgart habe ich in einer umfangreichen Dokumentation alle Zusammenkünfte unserer Bezirksgruppe ausführlich und mit zahlreichen Bildern zusammengestellt. Diese Dokumentation liegt auch in Hannover im Archiv unseres GHB zur Einsicht bereit.
Auf Vorstandsbeschluss des Glogauer Heimatbundes, wurde Wolfgang Röhn mit der „Kleinen Goldenen Ehrennadel“ beim 30. Bundesheimattreffen im September 2012 in Hannover ausgezeichnet.
Die Bez. Gruppe Stuttgart wurde 2013 leider aufgelöst. |
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