Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 6, Juni 2013

Die Dominikanerplatz

 

 

Dominikanerkloster

>Dominikanerkloster mit Kirche. Nach der vogelperspektivischen Stadtansicht von 1698.<

Zu den weniger auffälligen Verkehrswegen, Straßen oder Plätzen in unserer Heimatstadt Glogau gehört der Dominikanerplatz. (Wie sein Name, so erinnern auch der Franziskanerplatz und die Jesuitenstraße daran, dass bei uns einst auch Orden der Kirche ihre Tätigkeit entfalteten.) Im Mittelpunkt des Platzes war, wie wir uns sicher erinnern, das Standbild des hl. Nepomuk. Es stand auf einem hohen Postament, an der Seite der Heiligenstatue zwei Engel, am Postament einige Basreliefs. Schon Blaschke, unser Geschichtsschreiber, stellte fest, dass sich das Monument, dessen Errichtung er in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts verlegt, seit längerer Zeit in einem „unwürdigen Zustand" befindet. Das war 1912. Leider hat sich an diesem unwürdigen Zustand bis in die jüngste Zeit, als wir noch in Glogau waren, nichts Wesentliches geändert.
Den Namen hat der Platz, weil dort schon Konrad Il. den Dominikanern, einem Predigerorden, den Aufbau eines Klosters einräumte. Der Stiftungsbrief ist am 1. Januar 1258 ausgefertigt. Kirche und Kloster - zu unserer Zeit längst nicht mehr vorhanden - gehörten zu den ältesten Steinbauten Glogaus. Aus der reichen Geschichte des Klosters sei hervorgehoben, dass der Ablassprediger Johann Tetzel („Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt...") im Ordenshaus der Dominikaner zu Glogau als Lehrer und Prior tätig war. Von Glogau aus begann er seine Arbeit, die ihn zur geschichtlichen Persönlichkeit machte: die AbIasspredigten.
In der Dominikanerkirche predigten später aber auch die Jesuiten, die der Förderer der Gegenreformation, Graf von Oppersdorf, am 15. Mai 1625 nach Glogau holte. Der Plan jedoch, am Dominikanerkloster auch ein Jesuiten Kolleg zu errichten, scheiterte. Am 3. November 1625 eröffneten die Mitglieder der Gesellschaft Jesu in den Räumen des Dominikanerklosters eine Freischule, bis sie 1628 den Bau eines Wohn- und Schulgebäudes neben der Dominikanerkirche begannen. (Die uns bekannte Jesuitenkirche und das Kolleg an der Breslauer Straße entstand erst nach 1654).

>Dominikanerplatz mit Pionier-Kaserne<

Am 5. Januar 1827 stürzte bei einem Brande der Turm des ehemaligen Dominikanerklosters zusammen und verschwand für immer. Im Hause des ehemaligen Dominikanerklosters eröffnete die Stadt im Jahre 1857 eine Pfandleihanstalt.
Eine vollständige und zusammenhängende Geschichte der Dominikaner in Glogau, die dem Platz den Namen gaben, ist nicht erhalten und nur in wenigen Einzelheiten bekannt. Anzumerken ist noch, dass im Jahre 1845 die „christkatholische Bewegung" auf dem Dominikanerplatz ihre Gottesdienste unter freiem Himmel abhielten.
Was bleibt in unserer Erinnerung an den Dominikanerplatz? Das Nepomukdenkmal „in unwürdigem Zustand" und ein wenig Geschichte ...
G. D.

Wer hat das Haus gebaut?
Das spätere Hofrat Michaelische Haus am Dominikanerplatz war nach dem siebenjährigen Kriege vom Ingenieurmajor von Schill erbaut worden, und es soll damals in Glogau offenkundig gewesen sein, dass dieser Bau den Major nichts gekostet hatte, da er mit aus der Festungsbaukasse bestritten worden war. Das Gespräch darüber wurde so laut und allgemein, dass es auch der König erfuhr. Er ließ es sich nun angelegen sein, der Sache vollständig auf den Grund zu kommen, und musste sich wohl genügend überzeugt haben, dass es bei dem Bau nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Der König wollte dem Major die Verfehlungen nicht ohne eine, wenn auch verhältnismäßig gelinde Strafe durchgehen lassen.
Bei seiner Anwesenheit in Glogau am 13. August 1769 sagte Friedrich II. auf dem Rückwege von der Besichtigung der Festungswerke zum Kommandanten: „Zeige Er mir doch, wo der Major von Schill wohnt, ich will ihn noch etwas fragen." Beide kamen vor dem Hause an, der König betrachtete es aufmerksam und befahl dann, den Major zu rufen. Dieser kam eiligst herbei und wusste sich die hohe Ehre des Besuches gar nicht zu erklären; aber des Königs ernster Feuerblick, der ihm entgegenblitzte, ließ ihn sofort nichts Gutes ahnen. Der erzürnte König fuhr den Major barsch an: „Wer hat das Haus gebaut?" Diese kurze, gerade auf die Sache hinzielende Frage machte den bestürzten Major noch verwirrter, und es widerfuhr ihm, was Friedrich II. am wenigsten liebte: er wurde verlegen und zögerte mit der Antwort; denn er mochte sich Wohl den Sinn der Frage schon herausgedeutet haben. „Euer Ma ... je ... stät, i ... ch –“ brachte er endlich heraus. „Die Leute sagen aber, ich hätte es gebaut", entgegnete der König mit einem fast unmerkbaren Ausdruck von Humor in Gesicht und Stimme, und nachdem er einen Augenblick den Major mit seinem Adlerblick fixiert hatte, fuhr er fort: „Und mir kommt das auch so vor. Ich werde ihn nach Spandau schicken, dass er dort über die Sache meditieren kann. Ich statuiere keine Häuser für mich, wo ich nicht selber den Anschlag gemacht."Michaelisches Haus

>Nepomukdenkmal u. das Michaelische Haus<

Der König ritt fort, und der Major mochte in nicht geringer Angst sein, was ihm geschehen würde. Friedrich der Große ließ es aber zu keiner Untersuchung kommen, sondern machte selbst kurzen Prozess: Der Major wurde nach Spandau versetzt und musste sein schönes Haus im Stiche lassen. Es ist nicht bekannt, ob später eine ernstere Untersuchung gegen den Major von Schill eingeleitet worden ist.

Hindenburgbrücke NepomukNepomukdenkmal

>Anmerkung der Redaktion:
Wie wir wissen, stand auch eine Nepomuk Figur auf der Hindenburgbrücke. (links) Sie war seit der Sprengung der Oderbrücken im März 1945 verschollen. Die Gesellschaft des Glogauer Landes und der Johannes-von-Nepomuk-Verein stellten im April 2003 eine neue Statue auf. (rechts) Wir berichteten darüber im NGA 8/2003, S. 7.<

. . . und wo war der Dominikanerplatz ?

Der Dominikanerplatz (Adressbuch 1936) lag zwischen der Potsdam- und der Taubenstraße. Er wurde später (Adressbuch 1943) in den Hans-Prufer-Platz umbenannt. Hans Prufer wurde als Ratsherr der Stadt Glogau auf Befehl des Herzogs Hans des Grausamen im Jahre 1488 in den Turm des Glogauer Schlosses geworfen, wo er verhungerte.

Ebenso verhielt es sich mit dem Franziskanerplatz (NGA 4/2013, S. 6). Er wurde in den Dreyßigmarckplatz (Adressbuch 1943) umbenannt. Bernhard Dreyßigmarck war ebenfalls ein Glogauer Ratsherr, den das gleiche Schicksal wie Hans Prufer ereilte.

Plan Dominikanerplatz

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