Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 8, August 2012

Das Schwusener Wasserparadies

 

Von Wilhelm Mücke

 


Unsere schlesische Mutter Oder erhält von der Katzbachmündung an (zwischen Maltsch und Leubus) bis zum Einfluss des Bober (bei Crossen) nur noch einmal eine größere Verstärkung, nämlich durch die Wasser der Bartsch, die bei Schwusen, etwa 12 km oberhalb Glogaus in die Oder fließt. Dieser bedeutsame, oft wenig beachtete Niederungsfluss, hat die beachtliche Länge von 163 km mit geringem Gefälle.
Von der Bartschmündung an hält die Oder bis in die Gegend von Fürstenberg eine vorwiegend westliche Richtung ein. Bartsch und Oder benützen hier ein uraltes Strombett aus der Eiszeit, das Glogau-Baruther Urstromtal. Die alten, steilen Hänge am Nordrande dieser gewaltigen Auswaschung sind an Bartsch und Oder bei Schwusen noch deutlich sichtbar: Der „Philosophensteg" in der Bamlitz, das steile Ufer bei Park und Schloss, Gärtnerei und Brennerei, die Hänge der Obstgärten an der Fischergasse und das vom Hochwasser angenagte Steilufer der Oder in Richtung auf Golgowitz. Ganz dicht bei der Bartschmündung türmten sich ansehnliche Sandberge auf, die das Rohmaterial für die bekannten Kalksandsteine der Hartsteinfabrik Schwusen lieferten.
Der 500 Einwohner zählende Ort Schwusen war durch diese erdkundlichen Gegebenheiten, den Oder-Bartschwald, den herrlichen Park mit dem großartigen Schloss, der Kirchruine mit dem Storchennest, den Bismarckturm auf dem Sandberg und das von Baumeister Hoffmann vorbildlich erbaute Strandhotel mit seinen gemütlichen, schattigen Kolonnaden ein beliebtes Ausflugsziel der Glogauer, Fraustädter und Guhrauer geworden. Wie romantisch konnte doch eine Dampferfahrt von Glogau nach Schwusen sein! Auch für die Glogauer Segler und den Ruderclub „Neptun" war Schwusen ein beliebtes Ausflugsziel; der Westwind trieb die Segelboote leicht stromauf und die Nachhausefahrt glückte auf alle Fälle für Segler und Ruderer. Im Strandhotel konnte man sich gut und preiswert stärken und erfrischen und nachher beim Tanz amüsieren. Oft spielte draußen im Musikpavillon eine Glogauer Militärkapelle, dass es weithin schallte. Viele fanden auch Gefallen an einer geruhsamen Kahnfahrt die Bartsch aufwärts unter der festen Betonbogenbrücke hindurch vorbei an Schloss und Park, wo die Trauerweiden bis ins Wasser reichten, weiter unter der Hängebrücke entlang bis zum Krötenwinkel (Krietwinkl). Wer wollte, konnte am linken Ufer aussteigen und im „Kirchwald" die uralten Eichen, die „Gottes-Segen-Eiche", die „Luiseneiche" und andere Baumriesen bestaunen. Bei besonderen festlichen Anlässen war für Gäste und Einheimische noch Gelegenheit, nach eingetretener Dunkelheit ein Feuerwerk, das am jenseitigen Bartschufer auf Jauernigs Wiese angebrannt wurde, zu bewundern.
Viele Glogauer schätzen aber auch die frischen, wohlschmeckenden Fische, die von den Schwusener Fischern Heinrich und Ernst Schönfeld fast zu jedem Markttag oder zum bekannten Fischgeschäft Pfandtke gebracht wurden. Der Transport geschah in Holzfässern, die oben Strohbüsche trugen, damit das Wasser nicht herausspritzte, die Fische aber genügend Luft bekamen. Die Pferdefuhrwerke der Fischer waren schon frühzeitig am kühlen Morgen auf dem Weg nach Glogau, denn tote Fische kauften die Glogauer nicht. Da gab es prächtige Hechte, kapitale Zander, stachelige Barsche, goldige Karauschen, fleischige Karpfen, glitschige Schleien, Aalraupen, Aale, Weißfische verschiedener Art und hin und wieder einen gewichtigen Wels. Interessant war es für die Schwusener Bewohner, einem Fischzug mit den langen Schleppnetzen in der Bartsch oder einem der zahlreichen Seitengewässern zuzuschauen, besonders dann, wenn das Netz ans Land gezogen wurde und die vielen Fische im sogenannten Sack zappelten und von den Schönfelds kunstgerecht gegriffen und in den mitgeführten Fischkasten gesperrt wurden. Der Sohn Kurt, des auf so tragische Weise beim Netzewaschen in der Bartsch ums Leben gekommenen Fischers Heinrich Schönfeld, war mein Freund. So hatte ich das Vergnügen, mit diesem hin und wieder Fischerei im kleinen zu betreiben. „Unter den Weiden", in der Nähe der Bartschbrücke, wo ein kleiner Graben zur Bartsch führte, stellten wir beide gern bei abnehmendem Hochwasser eine Reuse, die wir schon frühzeitig vor Schulbeginn hoben. Wie groß war dann die Freude, wenn im letzten, kleinsten Teil des Garnsackes ein Hecht, Barsch oder andere größere Fische zappelten. Die Burschen kamen sofort in den mitgenommenen Kescher. Die Beute wurde geteilt, manchmal, wenn sie gering war, erhielt ich sie ganz. Das Angeln bereitete allen Schwusener Jungen mit wenigen Ausnahmen immer einen Heidenspaß. Die Barsche bissen besonders gern an Regenwürmer. Einmal hatte ich so großes Anglerglück, in einem Wasserloch seitlich der Bartschbrücke in einer halben Stunde 35 von diesen stacheligen Gesellen herauszuziehen. Wir schätzten gerade sie wegen ihres Wohlgeschmackes besonders. Im feinen Bartschsand gab es einen kleinen, aalartigen, 5 bis 10 cm langen schmalen Fisch, von uns Kindern Sandschnapper genannt, der sich bei Gefahr blitzschnell in den Sand einwühlte, wobei er nur noch mit der Kopfspitze herausguckte. Wir überlisteten ihn, indem wir mit beiden Händen sein ganzes Sandversteck aufs Trockene warfen. Ich hätte gern einmal meinen 6 eigenen Kindern diese Jugendfreuden gegönnt! Wir bekamen, als Nachbarn des einen Fischers, unsere Fischgerichte immer besonders billig. Gelegentlich erwischten unsere Fischer auch einen Fischotter, deren Fell in Glogau einen schönen Preis brachte.
Überhaupt war die Bartsch bei Schwusen mit ihren vielen stillen Altwässern mit den zahlreichen großen und kleinen Wasserpflanzen, den ausgedehnten Schilfflächen und dem oft undurchdringlichen Weidengestrüpp ein richtiges Paradies für unzählige Wassertiere. An Wasservögeln belebte die Gegend zunächst der Storch, der in Schwusen auf dem Turm der alten Kirchruine nistete und im Frühling sehnlichst von uns erwartet wurde. Je nach Wunsch riefen wir Kinder ihm zu, wenn er über das Dorf rauschte: „Sturch, Sturch, guder, bring mer 'nen kleenen Bruder!" oder „Sturch, Sturch, bester, bring mer 'ne kleene Schwester!" Jedes Dorf an der Bartsch, ob Tschwirtschen, Kahrau oder Zeippern war stolz auf sein Storchenpaar.
Ein Ereignis in unserer unvergleichlichen Heimat werde ich nie vergessen und auch nirgendwo mehr zu Gesicht bekommen, eine Storchenversammlung im Herbst 1913, wo sich auf den Wiesen von Karl Brettschneider und Hildebrandt, auf der Hutung in der Nähe der Schleuse am Oder-Bartschdamm, Hunderte dieser majestätischen Vögel an Grashüpfern und Fröschen für den Weiterflug nach dem Süden stärkten.
Oft kreisten riesige Scharen von Wildenten über dem Dorf und dem Bartschtal, besonders dann, wenn unser Gutsherr Gilka oder sein Förster Manzek sie bei der Jagd an der alten Bartsch oder anderen stillen Seitengewässern aufgeschreckt hatten. Im Herbst und im Frühjahr gewährte man hoch in der Luft die spitzen Züge der Wildgänse, deren Formation die Gestalt einer großen 1 hatte. An der Bartsch waren zahlreiche Fischreiher, schmucke Bläßhühner, stolze Haubentaucher, scheue Rohrdommeln, Schnepfen, Uferschwalben, buntschillernde Eisvögel, flinke Bachstelzen und Strandläufer zu Hause. Im Frühjahr, wenn oft noch der Schnee die Fluren bedeckte, die Gewässer aber schon in der Sonne blitzten, erklang von den Bartschwiesen her der vertraute Kiiwitt-Ruf der schmucken Kiebitze. Zuerst flatterten sie in großen Scharen umher; später flogen sie paarweise über den Niederungswiesen, um schließlich ein einfaches, flaches Nest im fahlen Grase oder auf einem Ackerrande am Saatfelde zu bauen und 4 bis 5 Eier zu legen. Diese galten immer als besondere Delikatesse. Der Apotheker in Schlichtingsheim kaufte sie gern und bezahlte einen schönen Preis dafür und unser großer Kanzler Bismarck nahm sie gern am 1. April als Geburtstagsgeschenk entgegen, wie mir mein Vater erzählte. Kiebitzeier aber waren nur schwer zu finden, da die schlauen Vögel weit weg vom Nest unter ängstlichen Kiiwitt-Rufen herumhüpften, um uns von den Brutstellen wegzulocken. An die sehr scheuen aber klugen Fischreiher konnte man nur näher herankommen, wenn man sich im kleinen Boot vom Wind an sie herantreiben ließ. Mit dem Fernglas war es nun möglich, sie ganz nahe zu haben. Bei der kleinsten Bewegung strichen sie aber sofort ab. Beim Hochwasser, wenn das ganze Niederungsgelände um Schwusen bis hinauf nach Milchau an der Oder, bis hinüber zur Dreigrenzenbrücke, zur Bahnstrecke nach Guhrau, bartschaufwärts bis Hockenau und Zeippern einen einzigen großen See bildete, bereitete das Fahren mit meinem Paddelboot, der treuen „Nixe", eine ganz besondere Freude. Das Reizvolle war dabei, dass man nun überall dorthin paddeln konnte, wo man sonst nur zu Fuß oder per Rad hinkam. Diese Landschaft hatte an vielen Stellen ihre ganze Ursprünglichkeit bewahren können. Stundenlang konnte man fahren oder bei Niedrigwasser wandern, ehe man einen Menschen traf. So hatten die Tiere der Gegend ein ungestörtes Leben.
An Wasserpflanzen konnte man dort alles finden, was Mitteleuropa in dieser Beziehung bietet: Das dichte Schilfrohr, das selten zur Ruhe kam, den buschigen Rohrkolben mit seinen dicken, braunen Keulen (bei uns „Bumskeulen" genannt), die dunkelgrünen schwammigen Binsen, die scharfen Riedgräser, die zierlichen Schachtelhalme, das im Wasser schaukelnde Pfeilkraut, den rosa Wasserliesch, den glänzenden Kalmus, die gelbe Schwertlilie, den verzweigten Froschlöffel, die herrlichen gelben Teich- und die weißen Seerosen, den Igelkolben, die Entengrütze (Wasserlinse), ja, das alles bot diese noch weithin ursprüngliche Landschaft! Und im ruhigen Wasser schwammen die verschiedensten Wasserschlingpflanzen, die meterlange Wasserpest, der Wasserpfeffer und die moosartigen Algen. Die langen, dicken Wurzelstöcke des Kalmus benutzten wir Jungen gern als Pfropfen für unsere Holunder- (Hitschel)büchsen, weil gerade die Kalmusstöpsel den lautesten Knall gaben. Den würzigen Geruch der Kalmuswurzeln habe ich noch heute in der Nase.
Die Ufer der Bartsch und die höher gelegenen Stellen der Niederung waren größtenteils mit Weiden bestanden, die gute Korbweiden lieferten. Die älteren Schwusener werden sich noch gut an das große Weidenschälen im Frühjahr erinnern können, das auf dem weiten Platz vor dem „Magazin" (Salzmagazin) vor sich ging. Die Weiden waren den Winter über in langen Reihen im „Jägerteich" aufgestellt, um im Frühjahr für das Schälen den nötigen Saft zu haben. Für das Aufreißen des Bastes benützte man eiserne Klemmen. Jeder Zoll (Zeinel) geschälte Weiden, in einer zu diesem Zwecke gebauten Presse gemessen, wurde mit einer festgesetzten Geldmenge gelohnt. Es war eine mühsame Arbeit, die vom frühen Morgen bis zum späten Abend dauerte. Einen Spaß hatten die Weidenschäler, wenn der Gutsherr Gilka unversehens am Schälplatz vorbeikam; er wurde nach altem Brauch mit Weidenbast gefesselt und nach einem gezahlten Lösegeld wieder freigelassen, so kamen die Leute zu einem kleinen Extrageld! Schwusen hatte selbstverständlich einige Korbmacher! Der letzte war der Herr Bordes in der Fischergasse.
An den Ufern von Bartsch und Oder und an den Rändern der vielen kleineren und größeren Gewässer spielten im Sommer die zarten hellblauen, hellgrünen und grauen Wasserjungfern und die großen Libellen sausten durch die Luft nach ihrer Beute. Die dunkelblauen und grünen der mittleren Größe nannten wir Kinder wegen ihres Glanzes Goldschmiede. Unerfreulich aber waren an den Sommerabenden die vielen Mücken, besonders in den nassen Jahren mit Sommerhochwasser. Dabei soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass nur die weiblichen Mücken stechen, wie Professor Schmeil zu berichten weiß. Im Wasser konnte man die verschiedensten Käfer und Larven, Gelbrandkäfer, Kolbenkäfer, Libellenlarven, Kaulquappen entdecken und auf der Wasserfläche tummelte sich der flinke Wasserläufer. Ringelnattern, die sich schnell dahinschlängelten, flößten uns Kindern meistens Angst ein, obwohl die harmlos sind.
Die Bauern dieser Gegend hatten auch bei längeren Dürrezeiten immer noch genügend Grünfutter, da das Gras in den tiefer gelegenen Wiesen und Lachen zu dieser Zeit besonders üppig wuchs und grünte und so einen erwünschten Ausgleich schuf.
Das Baden in der Bartsch bereitete allen, besonders aber den Kindern an den sonnigen und heißen Sommertagen eine mächtige Freude. Das Wasser der Bartsch war bei normalem und niedrigem Stand immer klar und sauber. Am Ufer tauchten helle Sandbänke auf, an denen man so herrlich spielen konnte und am Grunde der Bartsch war feiner Dünensand, auf dem es sich so angenehm dahinwaten ließ. Schwimmunterricht und Schwimmgürtel gab es für uns damals leider noch nicht. Wir halfen uns jedoch mit Binsenbündeln von etwa 20 cm Durchmesser, die zusammengeschnürt und mit zwei alten Hosenträgerstrippen in Körperweite zusammengehalten wurden. Manchmal setzten wir uns auch darauf und ließen uns vom Strom dahintreiben. Beim Baden fingen wir auch gern in kleinen, an den Sandbänken gebauten „Teichen" kleinere Fische oder wir sammelten Muscheln, die wir zu unserem Spaß in Reihen gestellt zum „Wettlauf" antreten ließen. Die Muscheln kamen in flacher, breiter und in länglicher, gedrungener Form vor. Manche Schwusener und Wilkauer (Wolfauer) sammelten sie körbeweise, um Enten und Schweine damit zu füttern. Beim Hochwasser gab es für die Badelustigen einen besonderen Sport, das Springen vom Geländer der Bartschbrücke in die hohen Fluten. Wolfgang Günzel, Kurt Hirschfelder, die Münzer-Jungen und ich waren stets unter den Wagemutigen, die von den schaulustigen Dorfbewohnern bestaunt wurden. Genügte uns das Wasser der Bartsch bei niedrigem Stand nicht
mehr, so gingen wir nahe der Bartschmündung in die Fluten der Oder, die zwischen den Buhnen an beiden Ufern saubere Sandbänke aufwiesen, auf denen man sich ungestört aalen und bräunen lassen konnte. Außerdem brachten hier Lastkähne und Dampfer Abwechslung. Die stromaufwärts fahrenden Schleppzüge wurden gern angesteuert, vorsichtiqerweise der letzte kleine Beikahn, um nicht etwa in den Sog der großen Kähne zu kommen; jetzt genossen wir eine oft kilometerlange „Freifahrt" und anschließend das leichte und lustige Talschwimmen. Eine eigenartige Situation ergab sich, wenn nur die Oder Hochwasser führte. Dann sausten die Oberfluten mit starker Strömung unter der Bartschbrücke hindurch bartschaufwärts. Der Strom riss dabei in der Brückengegend tiefe Löcher im Flussbett, die einigen Schwusenern beim Baden gefährlich wurden. Kurt Klugas und die Tochter von Herrn Richard Schönfeld ertranken dort beim Baden, Herr Heinrich Schönfeld durch einen Unfall beim Waschen der Netze.
Stieg das Hochwasser besonders hoch so überschwemmte es die Straße nach Tschwirtschen (Hortingen). Wo sonst Fahrräder, Wagen und Autos dahinrollten, konnte man zu dieser Zeit mit Kahn und Paddelboot entlangflitzen. Die alte Schwusener Bartschfähre bekam dann wieder Beschäftigung. Schwusener Häuser aber kamen beim Hochwasser nie zu Schaden, da das Dorf ja auf den hohen Nordrand der Bartsch gebaut war. Nur beim Fährhaus Fröhlich und beim Bauer Münzer sickerte es in die Keller.
Im Winter gab es weite Eislaufflächen, die sich bei überschwemmten Wiesen bartschaufwärts bis Hockenau und Zeippern erstreckten. Spaß bereitete neben dem Schlittschuhlauf auch das Fahren mit „Krackeln", die man mit „Spickern" zum Sausen brachte, was bei spiegelglatter Eisfläche und Rückenwind besonders gut gelang. Unterhalb des Strandhotels aber überwinterten in der breiten Bartschmündung zahlreiche Oderkähne, die hier vor dem Treibeis der Oder gute Zuflucht fanden. Oft kam bei strenger Kälte das Grundeis auf der Oder zum Stehen und eine feste Eisdecke konnte sich bilden. Bei der Golgowitzer Fähre war es so möglich, dass Fuhrwerke und Autos die vom Fährmann gekennzeichnete „Eisbrücke“ der Oder überqueren konnten. Der Eisgang, der im Frühjahr einsetzte, war immer eine aufregende Sache. Wie türmten sich da unter Krachen und Getöse Eisberge auf und verschwanden wieder. Manchmal bildeten die Eismassen einen richtigen Staudamm, der dann das Wasser in kurzer Zeit hoch ansteigen ließ. Uns Schwusener Jungen, die es vor lauter Neugierde bis zur Golgowitzer Fähre gelockt hatte, wurde dadurch einmal der Rückweg nach Hause abgeschnitten. Wir sahen zu, dass wir schleunigst den höher gelegenen Kiefernwald auf die Glogauer Straße zu erreichten. Auf der Bartsch war inzwischen durch den Rückstau der Oder der Wasserspiegel weit über einen Meter angestiegen und überschwemmte die niedrig gelegenen Obstgärten. Die Besitzer der Grundstücke an der Bartsch nützten die günstige Lage am Wasser dazu aus, Scharen von Gänsen und Enten zu halten, die in der warmen Jahreszeit das Niederungsgelände und den FIuss bevölkerten. So wuchsen Kirmes- und Weihnachtsbraten heran und viele Glogauer waren Stammkunden für Schwusener Weihnachtsgänse. Meine Mutter lieferte immer um die Mitte des Dezember herum diese begehrten Vögel an die Glogauer Kaufleute Engwitz, Gambke, Hofmann und Brose, die ein stattliches Gewicht von 30 Pfund und mehr aufwiesen.
Nun sind wir, liebe Heimatfreunde, zusammen im Mündungsgebiet der Bartsch auf und ab gewandert oder gefahren und werden dabei gemerkt haben, dass unsere Heimat viel und Mannigfaltiges zu jeder Jahreszeit zu bieten hatte, dass wir sagen müssen: „Was haben wir darin für eine goldene Zeit verbracht!

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