Der Zusammenbruch des „Deutschen Reiches“ 1945, die Verluste der deutschen Ostgebiete und die damit verbundene Vertreibung der Deutschen aus Schlesien und Ostpreußen war für viele eine Katastrophe. Die Deutschen in den verbliebenen Kerngebieten mussten die nun heimatlos gewordenen Ostflüchtlinge aufnehmen und sich einschränken. Sie reagierten häufig mit Zurückhaltung, Misstrauen bisweilen sogar mit Feindseligkeiten. Die Ankommenden spürten natürlich, dass sie nicht willkommen waren. Die meisten waren in ihrer Heimat gut situiert und angesehen, und jetzt waren sie nach langen Strapazen arm und hoffnungslos angekommen. Hinzu kommt, dass auf beiden Seiten viele Männer gefallen oder noch in Gefangenschaft waren und eine staatliche Ordnung erst langsam wieder Tritt fasste. In dieser Situation war die Sorge, dass sich die Glogauer aus Stadt und Land nach der Flucht und Vertreibung überall in Deutschland - damals noch die 4 Besatzungszonen - zerstreuen und untereinander die Kontakte verlieren würden, war der Grund für Hfrd Richard Peschel, später genannt „Vater der Glogauer", möglichst viele Adressen zu sammeln. Dies war aber in der damaligen Sowjetzone, wo er kurz eine Bleibe fand, schwierig. Erst als er 1949 nach Hannover in die Englische Zone übersiedelte, konnte er sich damit intensiv beschäftigen. Hier traf er seinen früheren Kollegen Willy Winter, der ebenfalls schon zahlreiche Anschriften von Glogauern gesammelt hatte. Beim ersten Schlesiertreffen in Hannover am 17. und 18. 9. 1949 trafen sich etwa 300 Glogauer im Metropoltheater. Der Vorschlag von R. Peschel, eine Glogauer Heimatkreisgruppe zu gründen, fand begeisterte Zustimmung. Es wurde ein Ausschuss gebildet.
Seine Aufgaben waren die Einrichtung einer Heimatkartei, sowie die Organisation von größeren Heimatkreistreffen. Das erste Treffen dieser Art fand am 30.Oktober 1949 in der Gaststätte „Zur Eiche" in Hannover-Buchholz statt. Etwa 300 Heimatfreunde nahmen daran teil.
Aufgaben und Ziele dieser Heimattreffen ergaben sich aus der damaligen Situation:
1. Erleichterung der Suche nach Familienangehörigen.
2. Gegenseitige Hilfe bei der Eingliederung in die neuen Gegebenheiten und bei den Behörden.
3. Unterstützung aller, auch politischer Aktivitäten, die zur Rückkehr in die verlassene Heimat führen konnten.
4. Austausch von Erinnerungen an die verlassene Heimat und Freude an der Gemeinschaft mit Heimatfreunden.
Am 12. Februar 1950 waren die Glogauer eingeladen zum Treffen in der Gaststätte „Zieseniß" in Hannover-Badenstedt. Auch bei den großen Schlesiertreffen am 15./16. Juli 1950 in Hannover und am 16./17. September 1951 in München trafen sich zahlreiche Glogauer.
Ein bedeutendes Ereignis für uns Glogauer war das Schlesiertreffen am 21./22.Juni 1952 in Hannover. Dank der anhaltenden intensiven Bemühungen von Hfrd Peschel übernahm die Stadt Hannover die Patenschaft für die Stadt und den Landkreis Glogau. Über 1000 Glogauer waren bei der Übergabe der Patenschaftsurkunde in der Gaststätte „Döhrener Marschpark" dabei. Die Information der Glogauer wurde ab November 1952 durch das Erscheinen einer Heimatzeitung bedeutend verbessert. (Vergl. hierzu auch Teil 1: Gründung des Glogauer Heimatbundes)
Die in der Regel im Turnus von 2 Jahren stattfindenden Bundesheimattreffen des Glogauer Heimatbundes folgen einem eingespielten, z.T. durch die Satzung vorgegebenen Muster. Seine Punkte sind:
- Bericht des Vorsitzenden des Glogauer Heimatbundes über die abgelaufene Wahlperiode vor dem Beirat mit anschließender Diskussion.
- Mitgliederversammlung
- Bericht des Vorsitzenden bei der Mitgliedervollversammlung über die Aktivitäten des Vorstandes in den vergangenen 2 Jahren
- Kassenberichte des Kassenwartes und der Kassenprüfer
- Entlastung des „alten“ Vorstandes und Neuwahl des „neuen“ Vorstandes für 2 Jahre bis zum nächsten Bundesheimattreffen (Entlastung wird erreicht, wenn keine Beanstandungen vorliegen.)
- Evangelische u. katholische bzw. ökumenischer Gottesdienst
- Festliche Stunde mit einem Hauptredner
- Kulturell umrahmtes Beisammensein und Wiedersehensfeier mit alten und neuen Heimatfreunden
Wiederholungen im Text sind daher vorprogrammiert und nicht zu vermeiden. Es gibt auch zahlreiche Berührungspunkte mit anderen Themenkomplexen dieser „Chronik“, wobei die durch die verschiedenen Autoren bedingten jeweiligen Sichtweisen den Informationsgehalt der behandelten Themenkomplexe noch zu erweitern vermögen.
Am 26./27. September 1953 waren die Glogauer in die Stadthalle Hannover eingeladen zum ersten großen Bundesheimattreffen. 3 000 Teilnehmer konnte Hfrd Peschel begrüßen. Besonderer Anlass zu diesem Treffen war die 700 Jahrfeier der Stadt Glogau. Bei dieser festlichen Gelegenheit übergab die Patenstadt Hannover der Heimatgruppe Glogau die Heimatstube in Hannover-Herrenhausen, später als „Haus Glogau" bekannt.
Die Bemühungen von Hfrd Peschel und seiner Mitarbeiter führte Anfang 1954 zur Umbenennung der Heimatgruppe Glogau der Landsmannschaft Schlesien in „Glogauer Heimatbund" und zur Selbstständigkeit durch die Eintragung als e.V. in das Vereinsregister beim Amtsgericht Hannover. Anfang April 1954 gab der Heimatbund auch eine eigene Zeitung heraus, den „Neuen Glogauer Anzeiger"
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Das nächste Bundesheimattreffen fand am 10./11. Juli 1954 in Hannover statt. Man traf sich in der Gaststätte „Herzog Ferdinand", nahe der Heimatstube und in der Niedersachsenhalle zur Wiedersehensfeier. 1200 Glogauer nahmen daran teil. Ein abwechslungsreiches Programm und zahlreiche Sondertreffen ehemaliger Glogauer Vereine erfreuten die Teilnehmer.
Beim 3. Bundestreffen der Glogauer am 25./26.Juni 1955 in unsere Patenstadt Hannover waren die Aula der Wilhelm-Raabe-Schule, die Säle des alten Rathauses und die Niedersachsenhalle die Veranstaltungsorte. Zu Sondertreffen hatten S.C.-Preußen, Glogauer Turnverein, Ruderclub Neptun und die Vago (Vereinigung aller Glogauer Oberschulen) eingeladen.
Am 18./19. August 1956 fand das nächste Bundesheimattreffen statt. Die Niedersachsenhalle in Hannover war dafür vorgesehen. Entsprechend der Satzung fand dabei auch eine Neuwahl des Vorstandes statt. Mit großer Zustimmung wurde der bisherige Vorstand wiedergewählt. Erfreulich waren die Grußworte der Patenstadt und anderer Vertreter, wie auch Geschäfts- und Kassenbericht.
Mit einem gemütlichen Beisammensein fand das Treffen seinen Abschluss.
Festliche und gemütliche Stunden verlebten auch die über 3000 Teilnehmer beim Bundestreffen am 15./16. Juni 1958 in Hannover. Die gute Harmonie zwischen Heimatbund und Patenstadt wurde auch in den Grußworten deutlich. Im Rechenschaftsbericht war sehr erfreulich, dass die Mitgliederzahl auf fast 4000 gestiegen war. Die laut Satzung notwendige Wahl des Vorstandes ergab Einstimmig die Wiederwahl des bisherigen Vorstandes: Vorsitzender Richard Peschel, Vertreter Dr. Herrmann, Schriftführer Herbert Felgenhauer, Kassenführer Erich Lange. Rege Unterhaltung beendete das Treffen.
Etwa 2000 Heimatfreunde trafen sich am 6./7. August 1960 in unserer Patenstadt und feierten mit Freunden, Nachbarn, Sport- und Klassenkameraden ein großes Wiedersehen und Bekenntnis zur Heimat. Zu bewundern gab es dabei auch ein eindrucksvolles Modell unserer Heimatstadt Glogau, das der bekannte Bildhauer Erich Jaekel geschaffen hat.
Leider war dieses Treffen auch mit Trauer verbunden für den im Juni 1959 verstorbenen Gründer des Heimatbundes, langjährigen Vorsitzenden und „Vater der Glogauer" Richard Peschel. Wir Glogauer sind ihm zu großem Dank verpflichtet. Zum neuen Vorsitzenden wählte die Hauptversammlung Herbert Felgenhauer, Vertreter wurde Willy Winter und Schriftführer Erich Lange.
Erfolg und Krönung einer bereits zehnjährigen Patenschaft - so berichteten die Tageszeitungen Hannovers über das Bundestreffen der Glogauer am 26./27. Mai 1962. Festlicher Auftakt dazu war der Empfang des Vorstandes unseres Heimatbundes im Rathaus anlässlich dieses Jubiläums der Patenschaft. Bei der Hauptversammlung wurde der bisherige Vorstand für weitere 2 Jahre wiedergewählt. Bei den Veranstaltungen ist besonders der Begrüßungs- und Heimatabend beliebt. Diesmal unterhielt Prof. Wilhelm Menzel - bekannt als Menzel Wilhelm - die zahlreichen Gäste mit lustigen Vorträgen und Liedern.
Ein Wiedersehensfest und Bekenntnis zur Heimat war für die Glogauer das 8. Heimattreffen am 23./24. Mai 1964 in Hannover. Ob Vorstands- und Beiratssitzung, Hauptversammlung, Begrüßungs- und Heimatabend, Gottesdienste, Festliche Stunde - alles verlief in einer aufgeschlossenen guten Atmosphäre. Dazu gehörten auch die Vereins- und Klassentreffen ehemaliger Schüler und Sportler. Lobende Worte kamen vom Oberbürgermeister der Patenstadt. Der BdV Chor Hannover umrahmte die Veranstaltungen mit heimatlichen Gesängen. Einstimmig wurde der neue Vorstand gewählt: Vorsitzender H. Felgenhauer, Vertreter R. Bernhardt, Schriftführer W. Winter, Kassenwart W. Schilling.
„Willkommen Glogauer"! war zu lesen über dem Eingang der Stadthalle, als sich die Glogauer nach 2 Jahren am 2./3. Juli 1966 wieder in der Patenstadt trafen. Im Verlauf der Festlichen Stunde bekam der Vorsitzende Herbert Felgenhauer die Goldene Schlesiernadel der Landsmannschaft Schlesien als Dank für seine Tätigkeit für die Heimatvertriebenen. Ein buntes Programm umrahmte die Wiedersehensveranstaltungen. Die Neuwahl ergab einstimmig die Wiederwahl des bisherigen Vorstandes. Eine Satzungsänderung betreffs der Stärke des Beirates wurde einstimmig beschlossen. Die bei den Veranstaltungen übermittelten Grußworte und Reden erhielten viel Beifall.
Am 25./26. Mai 1968 waren die Glogauer wieder zusammengekommen. Das Programm verlief wie gewohnt. Die Stadthalle/Niedersachsenhalle in Hannover waren die Veranstaltungsorte. Bei der Wahl in der Hauptversammlung erklärte sich der bisherige Vorstand zur Weiterarbeit bereit.
Die Festliche Stunde wurde eröffnet vom Vorsitzenden H. Felgenhauer. Herr Oberbürgermeister Holweg überbrachte die Grüße der Patenstadt.
Bei der Wiedersehensfeier trug der Schlesierchor zur Unterhaltung bei. Der von Hfrd Rudi Berndt gezeigte Diavortrag „Glogau heute" wurde mit Beifall aufgenommen.
Etwa 2000 Glogauer waren der Einladung zum großen Glogauertreffen am 23./24. Mai 1970 in Hannover gefolgt. Dafür bedankte sich der Vorsitzende H. Felgenhauer ganz herzlich. In der Sitzung des Beirates, die von Hfrd Artur Pusewey eröffnet wurde, diskutierte man intensiv über die Arbeit in den Bezirksgruppen, wie auch die Mitarbeit im Vorstand. In der Hauptversammlung wurde der zur Weiterarbeit bereite Vorstand nach Entlastung wiedergewählt. In der Niedersachsenhalle fand die Festliche Stunde unter großer Anteilnahme statt. Zahlreiche Grüße wurden überbracht und erhielten, wie auch der Festvortrag, den der Vorsitzende der LM Schlesien von Berlin hielt, herzlichen Beifall. Großes Wiedersehen wurde auch bei den Sondertreffen Glogauer Vereine gefeiert.
Der Begrüßungs- und Heimatabend, wie auch die Wiedersehensfeier, wurde von der Seelzer Trachtengruppe und dem Schlesierchor kulturell umrahmt.
Zwei Jahre waren vergangen, als sich viele Glogauer in der Patenstadt am 27./28. Mai 1972 versammelten. Die Vorstands- und Beiratsmitglieder trafen sich am Sonnabend in den Casino-Sälen zur Sitzung, wo u.a. rege über die Annahme der Ostverträge diskutiert wurde. Bei der Hauptversammlung wurde Hfrd Georg Werner Schmidt zum 2. Vorsitzenden gewählt, da Willy Winter altershalber auf eine Wiederwahl verzichtete. In der Festlichen Stunde überbrachte Ratsherr W. Hedrich die Grüße der Stadt. Der Beiratsvorsitzende A. Pusewey ging in seiner Festansprache besonders auf das 20jährige Bestehen der Patenschaft ein und auf die Ostverträge. Höhepunkte des Treffens waren natürlich der Heimatabend am Sonnabend und die Wiedersehensfeier am Sonntag. Für Unterhaltung sorgte der Singkreis „Aloe". Besichtigt werden konnte auch eine Gedenkausstellung im „Haus Glogau". Es waren erlebnisreiche Tage für die etwa 2000 Teilnehmer.
Der Heimat die Treue! Das bewiesen erneut fast 2000 Glogauer aus Stadt und Land, die zum 13. Bundesheimattreffen am 25./26. Mai 1974 in unsere Patenstadt gekommen waren. Beiratssitzung und Hauptversammlung waren durch den Tod des bisherigen Vorsitzenden Herbert Felgenhauer überschattet. Als Nachfolger wurde Hfrd Werner Schmidt gewählt, Vertreter Erich Lange, Schriftführer Erich Schilling, Kassenleiterin Frau Ella Leukert. Erinnert wurde auch an das Jubiläum unserer Heimatzeitung. Vor 20 Jahren, am 1. April 1954, erschien die erste Ausgabe. Den Begrüßungsabend gestaltete der Spiel- und Tanzkreis Seelze. Zahlreiche Ehrengäste kamen am Sonntag zur Stunde der Heimat. An der Spitze
Herr Oberbürgermeister Schmalstieg.
Gottesdienste und die große Wiedersehensfeier rundeten das Programm ab. Eine Ehrung gab es für die ältesten 5 Teilnehmer. |