Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 5, Mai 2011

Die Geschichte und Entwicklung
des Glogauer Heimatbund e.V.

3. Fortsetzung aus NGA4/2011

 

Korrektur aus NGA 4/2011, S. 2: Selbstverständlich war es nicht Herbert Felgenhauer, der die Redaktions- und Schriftleitung 1973 in Hellmut Riegers Hände übergab, sondern G.-Werner Schmidt (zu diesem Zeitpunkt kommissarischer Bundesvorsitzender)

Hellmut Rieger

Hellmut Rieger
* 01.10.1913 † 15.01.2009

Hellmut Rieger war in seiner Jugend ein begeisterter Sportler. Leichtathletik, Handball und Fußball betrieb er aktiv in verschiedenen Glogauer Vereinen. Seine berufliche Ausbildung erhielt er im Glogauer Niederschlesischen Anzeiger. Nach Vertreibung und Flucht engagierte er sich bereits seit 1946 für die Vertriebenen, zunächst in der Landsmannschaft Schlesien. Zusammen mit Richard Peschel und Willy Winter bereitete er am 17. Sept. 1949 den Zusammenschluss der Glogauer als Heimatgruppe in der Landsmannschaft Schlesien vor und später die Gründung des Glogauer Heimatbundes als selbständigen Verein, worin er auch Vorstandsmitglied war. Dabei wahrte er den Kontakt zur Landsmannschaft Schlesien.

Bereits seit Mai 1961 konnte Hellmut Rieger als 2. Verlagsleiter zur Unterstützung Felgenhauers gewonnen werden. Was lag also näher, ihm nach dem plötzlichen Tode Felgenhauers ab 1973 die Redaktions- und Vertriebsleitung unseres NEUEN GLOGAUER ANZEIGERS, dessen Name auch auf seinen Vorschlag zurückgeht, zu übergeben.

25 Jahre lang war er verantwortlich für unser Heimatblatt, das zu seinem Lebenswerk geworden ist. Das Niveau, das der NGA in diesen Jahren unter seiner Regie erreicht hat und das nicht nur in unserem Heimatbund anerkannt wurde, ist sein Verdienst. Unser NGA hat sich in seiner Verantwortung zu einem der besten Zeitschriften unter den Blättern der Heimatvertriebenen entwickelt.

Die Leistungen Hellmut Riegers brachten ihm zahlreiche Ehrungen ein. Vom Heimatbund erhielt er die Große Goldene Ehrennadel und wurde zum Ehrenmitglied ernannt (Siehe dazu auch unter Abschnitt 8: Die Auszeichnungen des Glogauer Heimatbundes). Die Landsmannschaft Schlesien ehrte seinen Einsatz durch das Verleihen des „Schlesierkreuzes".

Gesundheitliche Probleme zwangen unseren Hfrd Hellmut Rieger schließlich, seine Arbeit für den GHB an seinen Nachfolger als Redakteur, Eberhard Schramm, zu übergeben. Das letzte von ihm herausgegebene Heft war die Januar-Ausgabe 1999 des NGA.

An dieser Stelle möchten wir noch unseren Hfrd
Erich Pfitzner einfügen, obwohl er weder Schriftleiter noch Redakteur des NGA war.

Erich Pfitzner

Geboren am 31.05.1908 arbeitete er nach einer kaufmännischen Lehre als Verlags- und Anzeigenvertreter in der Glogauer Neuen Niederschlesischen Zeitung. Neben seiner beruflichen Tätigkeit pflegte er seine musischen Fähigkeiten und spielte als Stehgeiger in einem Konzert-Trio bei verschiedenen gesellschaftlichen Veranstaltungen. Nach dem 2. Weltkrieg und seiner Vertreibung aus Glogau gehörte Erich Pfitzner zu den Männern der ersten Stunde bei der Gründung des GHB. Er diente dem GHB über 3 Jahrzehnte hinweg, bis zu seinem Tode als Anzeigenleiter auf Provisionsbasis und enger Mitarbeiter des NGA, wobei er auch den langen Weg von seinem Wohnort nach Hannover nicht scheute. Er unterstützte dabei die Schriftleitung auch durch eigene Beiträge, Reportagen und Artikelserien, wie „Altbekannte Glogauer am neuen Ort".

Erich Pfitzner starb am 16. Febr. 1990 in Nordwohlde bei Bremen.

 

Nach dem Ausscheiden von Hellmut Rieger im Januar 1999 lag die Schriftleitung und Redaktion des NGA bei

Eberhard Schramm

Eberhard Schramm
* 10.04.1929 † 04.04.2004

Er kam als 8 -jähriger mit seinen Eltern - der Vater war Staatsanwalt - nach Glogau. Blaue Penne und Flucht/Vertreibung waren die nächsten Stationen seines Lebens. Sie führten ihn zunächst in die „Ostzone", wo er im Raum Torgau eine Lehre als Maurer begann. Seinen Wunsch zum Studium konnte er dort nicht verwirklichen und so ging er nach Stuttgart, wo er ein Architekturstudium aufnahm. Danach zunächst Arbeit in einem Architekturbüro, später und bis zum 70. Lebensjahr selbstständig. Vorstand und Beirat des GHB haben ihn noch im letzten Jahr seiner beruflichen Aktivitäten als Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen ausscheidenden Hfrd Hellmut Rieger vorgeschlagen und gewählt. Die räumliche Entfernung von Hannover spielte bei der fortschreitenden Technik nunmehr keine große Rolle. Eberhard Schramm nahm an. Er hat sich, befreit von beruflichen Verpflichtungen voll für den GHB eingesetzt. So konnte er das durch seinen Vorgänger Hellmut Rieger erreichte Niveau unserer Heimatzeitschrift fortsetzen und durch seine Artikel, Bilder und Filme eigene Akzente setzen. Auch den neuen Kopfteil des NGA hat er eingeführt. Er zeigt nach der Vorlage des Bildes eines Künstlers von der Oder aus, die markanten Gebäude der Stadt Glogau. Es gab dazu manche Diskussion unter den Heimatfreunden, die ja über viele Jahre hinweg an eine andere Aufmachung ihres NGA gewöhnt waren. Aber schließlich haben alle den neuen Kopf des Heimatblattes akzeptiert, der uns nun schon über 1 Jahrzehnt begleitet hat.

Kopf NGA

(Abb. Neuer Kopf des NGA ab 2000)

Eberhard Schramm war auch als Buchautor aktiv. Seine Bearbeitung „Gewerbe, Handel, Handwerk, Industrie in Glogau, bis 1945 – nach 1945“ ist eine Fundgrube für Historiker und eine etwas schmerzliche Erinnerung für alle Glogauer.
Der unerwartet plötzliche Tod unseres verdienstvollen Heimatfreundes und Redakteurs Eberhard Schramm hat den Vorstand vor ein ernstes Problem gestellt. Wer sollte und konnte die Schriftleitung und Redaktion unseres NGA künftig übernehmen?
Eine Suchanzeige für die Nachfolge unseres E. Schramm war erfolglos. Die Zahl unserer Mitglieder war schon deutlich geschrumpft und potentielle Kandidaten für einen Nachfolger nicht in Sicht. Aber die Zeitschrift, unser NGA, musste ja weiter geführt werden?!

Damit sind wir bei dem Heute, bei der Nachfolgerin von Eberhard Schramm. Hier zunächst einige Lebensdaten

Marion Letz

Marion Letz
* 13.07.1958

in Hannover, wo sie auch die Handelsschule besucht hat. Durch den Tod der bisherigen Sekretärin, Frau Hilde Schmidt, war es notwendig geworden, eine neue Mitarbeiterin einzustellen. Am 15. August 1977 konnte Frau Letz als Sekretärin im GHB unter dem damaligen Bundesvorsitzenden, G.-Werner Schmidt, ihre Arbeit in unserer Geschäftsstelle beginnen. Sie war damals 19 Jahre alt, und es war ihre erste Anstellung. Natürlich gab es Vorbehalte. Sie war jung und beruflich unerfahren, ihr Chef und die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle lebenserfahrene und gereifte Senioren. Und es war für sie abzusehen, dass es auch künftig so bleiben würde. Marion Letz ließ sich davon nicht abschrecken. Sie vertiefte sich als Hannoveranerin ohne irgendwelche Beziehungen zu Schlesien bzw. Glogau in ihr neues Arbeitsgebiet und kam auch mit den wechselnden Vorsitzenden Werner Schmidt, Erwin Groke, Paul Hielscher, Hans-Joachim Schelenz, Manfred Liersch, Maria Schalm, Reinhold Marquardt, Alfred Palissa, Hans-Karl Hänel gut aus. Dabei half ihr, dass sie bald mit ihrem Arbeitsgebiet und allen Belangen des GHB so gut vertraut war, dass sie sich für den jeweiligen Bundesvorsitzenden als ihren Chef als kompetente Auskunftsstelle erwiesen und unentbehrlich gemacht hatte. Zu ihren täglichen Arbeiten gehörten anfangs die Buchhaltung, der Schrift- und Fernsprechverkehr, die Führung der Heimatkartei, das Zusammenstellen des Geburtstagskalenders und der Verstorbenenliste für den NGA und der Versand unserer Verkaufsangebote. Sie hatte damals noch keinen Arbeitsvertrag, nur ein Einstellungsschreiben. Die finanziellen Angelegenheiten um ihr Angestelltenverhältnis wurden auf Drängen des neu gewählten Bundeskassenwartes Martin Liersch, erst im Februar 1982 (fast 6 Jahre nach ihrer Einstellung), geregelt. Sie erhielt einen Arbeitsvertrag für Verwaltungsangestellte, und die Bezahlung erfolgte in Anlehnung an den BAT (Bundesangestelltentarif).

Auch die technische Entwicklung machte vor dem Glogauer Heimatbund nicht halt. Mitte der 80ger Jahre hielt der 1. Computer Einzug in die Geschäftsstelle, und Marion Letz wurde von Manfred Liersch, Sohn von Martin Liersch, in die neue Elektronik eingewiesen.
Sie hat sich in ihren langen Berufsjahren beim Heimatbund immer besser eingearbeitet, und auch ihr Aufgabengebiet ist immer größer geworden, denn die scheidenden Mitarbeiter konnten nicht durch neue ersetzt werden. So übernahm Marion Letz diese Arbeiten auch noch, genauer gesagt, alle Aufgaben rund um den Zeitungsbezug und deren Abonnenten. Sie ist heute in unserer Geschäftsstelle in Hannover die zentrale Anlauf- und Auskunftsperson.

Nach dem Tode unseres letzten Redakteurs Eberhard Schramm übernahm Marion Letz, am 05.04.2004, von einem Tag auf den anderen seine Position, obwohl sie mit den redaktionellen Arbeiten nicht vertraut war. Hatte sie doch die ganzen Jahre hindurch den Redakteuren Rieger und Schramm nur zugearbeitet, was soviel heißt, wie handschriftliche Manuskripte in den Computer eingetippt. Das Wissen, dass das Weiterbestehen des Glogauer Heimatbundes ohne seine Heimatzeitung fraglich ist und damit auch ihr Arbeitsplatz, war ihr Ansporn, sich in dieses neue Aufgabengebiet „reinzuknien“. So hat also Marion Letz die Schriftleitung des NGA verantwortlich übernommen - neben den verbleibenden Aufgaben als Sekretärin.
Was zunächst als Zwischenlösung gedacht war, ein anderer Redakteur ließ sich ja nicht finden, wird inzwischen als Dauerlösung verstanden. Die Reaktionen auf die ersten Ausgaben des NGA unter ihrer Regie waren sowohl beim Vorstand wie auch bei unseren Mitgliedern positiv. Eine regelmäßige Rätselecke und Informationen für die Briefmarkensammler unter unseren Mitgliedern kamen hinzu. Auch die ganze Aufmachung unserer Heimatzeitung hat sich verändert, Blumen und andere manchmal spielerische Schmuckelemente bringen eine Auflockerung, man spürt den weiblichen Einfluss.
Heute (2011) nach fast 7 Jahren NGA unter der Schriftleitung von Marion Letz kann man feststellen, dass es zufriedene Leser gibt und dass der NGA nach wie vor auf gleich bleibendem anerkanntem Niveau die von ihren Gründern festgelegten Aufgaben erfüllt, ein Verdienst unserer Marion Letz!

Die Trennung vom Goldammer Verlag und die neuen Aufgaben als Redaktion und Herausgeber unserer Heimatzeitung waren natürlich mit großen Veränderungen im Vorstand und in der Geschäftsstelle verbunden. Der Vertrieb der Zeitschrift musste neu geregelt werden, ebenso auch die Kassenführung. Es musste eine geeignete Druckerei für den NGA gefunden werden, und natürlich sollte sie auch kostengünstig sein. Die Ansprüche an die Druckerei wechselten z.T. auch mit den verschiedenen Redakteuren unserer Heimatzeitung, ihren Vorstellungen und Ansprüchen und auch mit ihren Wohnsitzen. Die damaligen Kommunikationsmittel waren ja nicht vergleichbar mit unseren heutigen technischen Möglichkeiten. Der NGA wurde nur bis Dezember 1954 in Hannover gedruckt, entschied man sich für eine Druckerei in Bremen, um dann wieder 1957 an den Standort Hannover zurückzukehren. 1999 wurde aus Kostengründen dann der Druck und der Versand der Zeitung nach Passau verlegt. Unstimmigkeiten zwischen dem Redakteur (Schramm) und dem Druckereibesitzer führten schon im Mai 2001 zu einem erneuten Wechsel der Druckerei. Diesmal direkt am Wohnort des Redakteurs in Stuttgart. Auch nach dem Tode unseres Hfrdes Schramm wird bis heute, dank der Datenelektronik (E-Mail, Fax), noch in Stuttgart unser NGA gedruckt und versandt.

Auch die Anzahl der gedruckten Exemplare des NGA veränderte sich, etwa parallel zur Anzahl der Mitglieder des GHB. Seit dem Start der „Glogauer Heimatzeitung" (1952) und der Weiterführung als NGA am 1. April 1954 ist die Auflage unserer Heimatzeitung 1958 sprunghaft auf 3500 Exemplare gestiegen. Mit dem Alterstod vieler Mitglieder nahm diese Anzahl langsam ab, bekam aber 1989 mit der Wiedervereinigung und dem Zuwachs von Glogauer Heimatfreunden aus der ehemaligen DDR wieder einen zahlenmäßigen Auftrieb. In den folgenden Jahren machte sich dann durch altersbedingte Abgänge der Mitgliederschwund immer stärker bemerkbar. Zurzeit (2011) werden nur noch 1700 Exemplare des NGA gedruckt.
Seit 1992 die finanzielle Unterstützung des GHB durch seine Patenstadt Hannover aufgehört hat, ist der Heimatbund allein auf den Erlös seiner Mitgliedsbeiträge und Spenden seiner Mitglieder angewiesen. Der Mitgliedsbeitrag (einschl. Bezug des Neuen Glogauer Anzeigers) beträgt zzt. (2011) 50,-- Euro im Jahr.

Fortsetzung folgt . . .

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