Die Geschichte der Glogauer Feuerwehren ist so alt wie Glogau selbst. Bei allen Bränden seit dem Bestehen unserer Heimatstadt löschten tapfere Bürger die Flammen ein ganzes Jahrtausend hindurch. Mehr als fünfzigmal brannten Häuser, einzelne Stadtteile oder gar die ganze Stadt Glogau nieder. Erst als sich im vorletzten Jahrhundert aus den uralten Bürgerfeuerwehren der freiwilligen Feuerwehr eine besondere Berufsfeuerwehr entwickelte, wurde die Brandbekämpfung nachhaltig wirksamer und schließlich ganz erfolgreich. Als Geburtsjahr der Glogauer Berufsfeuerwehr ist das Jahr 1858 zu nennen. Sie war die erste Berufsfeuerwehr in Schlesien und der Stolz der Bürger unserer Heimatstadt!
Wie kam es dazu? Schauen wir noch weiter zurück...
Auch unser Glogau hat im Lauf seiner Jahrhunderte oft genug erfahren, was Brände bedeuten und zwar nicht nur in Kriegszeiten. Die Chronik verzeichnet in ihrem Register dieses verhängnisvolle Wort nicht weniger als 30mal. Die Stadt war - als solche - knapp 40 Jahre alt, als im Winter 1291 eine große Feuersbrunst das herzogliche Schloss und den ganzen, längs der Oder gelegenen Stadtteil vernichtete. 1420 legte ein Großfeuer die obere Stadt nieder, 1431 verzehrten die Flammen, bei der Einweihungsfeier der wiederhergestellten Pfarrkirche ausbrechend, den größten Teil der Stadt, 1442 ging das Judenviertel in Flammen auf, 1517 zerstörte ein Brand ganz Glogau bis auf die Nikolaikirche, über 80 Menschen kamen dabei ums Leben. Die größte Katastrophe traf Glogau am 28. Juli 1615. Nicht weit vom Brostauer Tor brachen die Flammen in einem Malzhause aus, der Sturm jagte sie in kürzester Zeit über alle Stadtteile, 1042 Gebäude sanken in Asche, auch das Rathaus wurde ein Opfer, 20 Menschen kamen um. Der Anblick der Stadt war so jämmerlich, dass, wenn der Erbfeind, die Türken, in die Stadt eingedrungen und sie mit fliegendem Feuer und Pech angezündet, dieselbe nicht übler hätte zugerichtet werden können. Auch in der Folgezeit hat es nicht an solchem Unglück gefehlt, zum letzten kam es am Pfingstsonnabend 1758, 148 Brandstellen zeigten seinen Umfang. Die Stadtpfarrkirche brannte hierbei bis auf die Mauem nieder. Erschöpft ist mit dieser Aufzählung die Liste der großen Feuersbrünste in der Stadt nicht. Als im Anfang des 18. Jahrhunderts die Stadt in fünf Quartiere aufgeteilt war, hatte jedes von ihnen einen Quartier- oder Feuermeister. Zu einer eigentlichen Organisation der Brandabwehr kam es erst vor nunmehr 150 Jahren auf Grund der bitteren Lehren, die man durch die Feuersbrünste im vorangegangenen Jahrhundert erhalten hatte. In der Geschichte der Stadt Groß-Glogau , von Bürgermeister Berndt im Jahre 1879 herausgegeben, steht folgendes geschrieben: In der Nacht vom 11. zum 12. August 1858", so heißt es da, brannte die auf dem Dom gelegene Zuckersiederei vollständig aus. Wenn auch ein Umsichgreifen des Brandes verhindert werden konnte, so war dies für die Stadtbehörden das Signal, fühlbare Verbesserungen im Stadtlöschwesen zu schaffen. Rettungsleitern und Rettungssäcke wurden von Berlin beschafft und die Söhne der Schornsteinfegermeister Pioletti und Battig wurden auf acht Wochen zu einer Übung zur Berliner Feuerwehr geschickt, um als Instrukteure für die Glogauer Berufsfeuerwehr ausgebildet zu werden. Nach ihrer Rückkehr erfolgte auf Grund ihrer umfassenden Vorschläge eine Reorganisation des Glogauer Löschwesens, und man kann diesen Zeitpunkt den Anfang der nach Berliner Muster organisierten Feuerwehr nennen." Der ersten Übung der Berufsfeuerwehr im September des Jahres 1858 wohnten der Stadtkommandant und der Ingenieur-Offizier vom Platz bei, die von dem Ergebnis so befriedigt waren, dass sie den Magistrat um Überlassung der städtischen Löschgeräte und des Kletterturmes zur Ausbildung einer Militärfeuerwehr baten. Dieser Wunsch wurde genehmigt und der Instrukteur Julius Friedrich Jakob Pioletti (1834 bis 1909) mit der Ausbildung der kommandierten Mannschaften betraut. Dieser, um das Feuerlöschwesen unserer Stadt hochverdiente Mann, der das Amt eines 1. Brandmeisters 42 Jahre lang bis zum Jahre 1900 innehatte, setzte sich während seiner Amtszeit, auch als Stadtrat, erfolgreich für eine fortgesetzte Verbesserung der Geräte und der Feuerlöschordnung ein. Er erreichte die Einsetzung einer Nachtwache, die Vermehrung der besoldeten Mannschaft und die Aufhebung der Bestimmung, dass jeder männliche Einwohner, der einen eigenen Hausstand habe, zum Feuerlöschdienst verpflichtet sei. In Zukunft konnte sich jeder durch einen jährlichen Betrag von 15 Silbergroschen von diesem Dienst ablösen. Damit hatte eine vielhundertjährige Einrichtung einer Bürgerfeuerwehr ihr Ende erreicht und die Errichtung einer Berufsfeuerwehr als erste in Schlesien ihren Anfang genommen. In die Amtszeit von Julius Friedrich Jakob Pioletti fällt auch die Errichtung des Gurkauer Wasserwerkes und des angeschlossenen Wasserleitungsnetzes, das bei einer großen Einsatzübung am Glogauer Stadttheater im Jahre 1883 erprobt und als ausreichend befunden wurde.
Freiwillige Feuerwehren Im Kreis
Im Jahre 1900 wurde der Neffe des 1. Brandmeisters Julius Pioletti, der Schornsteinfegermeister Friedrich Pioletti (1860 bis 1938) zum Nachfolger seines Onkels bestimmt. Dieser Friedrich (Fritz) Pioletti hatte sein Amt als 1. Brandmeister noch bis 1913 inne und übernahm anschließend die Leitung des Deutschen Roten Kreuzes. Als etwa 70jähriger erhielt er um 1930 vom Landrat den Auftrag, im Kreise Glogau freiwillige Feuerwehren zu gründen. Nach einigen Jahren konnte man schon viele neue Wehren zählen. Karl Göbel schrieb 1953 lobende Zeiten über die weitere Geschichte der Glogauer Feuerwehr: Es darf unser Stolz sein, dass Glogau als Mittelstadt von über 30 000 Einwohnern über eine Berufsfeuerwehr und über einen Löschpark verfügte, der den vieler erheblich größerer Städte weit übertraf. Unsere städtischen Körperschaften hatten in der Sorge um die Sicherheit der Bürger vor Brandfällen eine offene Hand, die Kampfmittel waren erstklassig und die Stärke der Wehr war nach ihrer Zahl wie nach dem Grad der Ausbildung jeder Gefahr gewachsen. Es ist sicherlich noch einigen Glogauern aufs beste bekannt, wie glänzend Brandinspektor Heinrich seine Wehr im Zuge hatte. Wir müssen auch hier wiederholen, was Heimatfreund E. Schubert über die Tiere der Wehr schrieb: Die Glogauer Wehr hatte einen sehr guten Pferdebestand, und die beiden starken, hochbeinigen Braunen, welche die Bespannung der Spritze bildeten, ebenso die Füchse und Braunen des Leiterwagens und der Gerätewagen wussten genau, dass es auf sie ankam. Nachdem Brandmeister Heinrich die Leitung der Berufsfeuerwehr übernommen hatte, schreibt Schubert weiter, wurde vieles getan, um auch den höchsten Anforderungen gerecht zu werden. Eine moderne Motorspritze, eine Magyrusleiter waren sichtbare Neuanschaffungen neben vielen anderen Verbesserungen wie ausreichende Sauerstoffapparate, Rauchmasken, Springtücher und dergleichen.
Glogauer Wehr - Mädchen für alles
Neben dem Feuerlöschwesen, das die Feuerwehrmänner so beherrschten, dass sie bei Besichtigungen übergeordneter Stellen oder bei Einsätzen immer wieder höchste Anerkennung fanden, war auch die Glogauer Wehr bei Unfällen das Mädchen für alles. Einsätze bei Hochwassergefahr, Behebung von Rohrschäden und Einsätze des Krankenautos waren einige Beispiele ihrer vielseitigen Verwendung. Auch die Straßenreinigung unserer Heimatstadt unterstand der Feuerwehr, und da Glogau als saubere Stadt allgemein bekannt war, darf dieses Lob der Wehr gelten. Die städtische Müllabfuhr wurde ebenfalls von der Feuerwehr vorbildlich ausgeführt, und das städtische Warmbad auf dem Dom stand schließlich auch unter ihrer Verwaltung. Eine letzte Ausdehnung erfuhr das Feuerwehrdepot mit der Erweiterung auf den früheren Kasernenplatz hinter der Kommandantur, der als Park für den ansehnlich gewachsenen Wagenvorrat und als Übungsgelände für die gesamte Wehr sehr gut geeignet war. Unsere Wehr schafft's", war die allgemeine Gefühls-Sympathie der Glogauer Bürger. Und sie schaffte fast alles, unsere bekannte Glogauer Feuerwehr. Dem letzten großen Kriegsbrand 1945 stand sie freilich machtlos gegenüber. Keine Wehr der Welt hätte ihn löschen können. NGA 2/1955, 6/1980