Im Laufe der Jahre wurden viele Lehrer des Glogauer Katholischen Gymnasiums Fridericianum im Neuen Glogauer Anzeiger" vorgestellt bzw. ist an diese erinnert worden. Über Dr. Zarnewski, der primär zum Hindenburg-Gymnasium gehörte, erschien meines Wissens kein spezieller Text, auch nicht aus der Feder der Glogau-Aktivisten Hans Joachim Schelenz und Hans-Jürgen Lau-Henze, die sicherlich auf dem Evangelischen Gymnasium seine Schüler gewesen sind. Diese Lehranstalt wurde 1708, also vor 300 Jahren, gegründet, und so kann der Text über Zarnewski auch als ein Beitrag zum - leider - nur erinnernden und nicht lebenskräftig gestalteten Jubiläum angesehen werden. Hermann Paul Viktor Kurt Zarnewski wurde am 17. November 1893 als Sohn eines Oberbahnassistenten in Breslau geboren und war evangelisch. Im März 1914 bestand er als Schüler des Breslauer Staatlichen Evangelischen Gymnasiums zu Sankt Maria Magdalena die Reifeprüfung und begann Ostern das Philologiestudium in der schlesischen Hauptstadt, das in demselben Jahre für einige Monate unterbrochen wurde, weil er als Kriegsfreiwilliger im Felde stand und am Feldzug in Ostpreußen (Hindenburg/Ludendorff) teilnahm, wofür ihm das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen wurde. 1917 und 1918 nahm er fast zwei Jahre lang eine Unterrichtsvertretung an einem Breslauer Gymnasium wahr, und im Mai 1920 bestand er die erste Lehramtsprüfung in den Fächern Latein, Griechisch und Deutsch für die Oberstufe mit "gut". Dem Breslauer Seminarjahr folgte 1921 die Pädagogische Prüfung. 1925 erhielt er aufgrund der Dissertation Die Szenerieschilderungen in Ovids Metamorphosen von der philosophischen Fakultät der Universität Breslau den phil. Doktortitel. Im Jahre 1926 ist Zarnewski als Studienassessor am Staatlichen Hindenburg-Gymnasium zu Beuthen/Oberschlesien nachgewiesen, und am 1. Oktober 1931 stieg er auf zum Studienrat am Staatlichen Evangelischen Hindenburg-Reform-Realgymnasium in Glogau, Herrndorfer Str. 1, der "grünen Penne", die später zur "Hindenburg-Schule, Staatl. Oberschule für Jungen" umgewandelt wurde, was aber den 1937 begonnenen Abbau der Anstalt nicht aufhalten konnte. Im Zuge des Eingehens seiner Anstalt und des Austausches von Lehrern der Hindenburg-Schule und des Fridericianums während des Krieges unterrichtete Dr. Zarnewski auch an der blauen Penne", zu deren großenteils katholischer und nicht nationalsozialistischer Lehrer- und Schülerschaft er eigentlich nicht passte; denn er war ein sehr aktives Mitglied der NSDAP und Anfang 1939 aus der (evangelischen) Kirche ausgetreten. In meiner Klasse er erteilte Zarnewski Latein und Griechisch, und er hat mich, den Sohn eines politisch ganz anders eingestellten und von den Nationalsozialisten degradierten Vaters, nicht systematisch benachteiligt. Zur Freude der Schüler übersetzte er den damals allseits bekannten Schlager "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern; keine Angst, keine Angst, Rosmarie" in das Griechische, so dass dieser dann im Unterricht der Klasse mit Begeisterung erklang. Er besaß wohl überhaupt eine liebe zum Gesang, vielleicht in Erinnerung an (auch) fröhliche Studententage. So steht im "Neuen Glogauer Anzeiger", Juli 1989, ein "Dr. Z gezeichneter, ergo sicherlich von ihm stammender Artikel als Nachdruck aus einer Glogauer Zeitung vom Februar 1933, aus dem Zarnewskis redaktionelle Mitwirkung bei der Entstehung der "Schülerhymne des Evgl. Gymnasiums ( Grün-Weiß sind unsere Farben.. ) hervorgeht. Der füllige Studienrat mit dem Mecki-Haarschnitt war verheiratet und hatte drei Söhne, von denen einer, erst achtjährig, 1935 verstarb. Laut Adressbüchern wohnte die Familie 1936 in der Rauschwitzer Str. 28 und 1943 Am Kriegerdenkmal 3 (sehr großer Wohnkomplex!). Aus der Karteikarte des Glogauer Heimatbundes geht einzig und allein hervor, dass Dr. Kurt Zarnewski nach dem Kriege in Heidelberg lebte.