Im Juni 2007 unternahm ich mit unseren Söhnen Markus und Arndt eine Reise nach Klopschen und Glogau. Wir übernachteten in Cottbus bei Geschäftsfreunden von Arndt und erreichten am nächsten Tag vormittags meinen Geburtsort Klopschen. Heute heißt Klopschen wieder Klobuczyn. Wie früher einmal. Ich hatte damals in Heimatkunde bei unserem Lehrer, Herrn Roschinsky, und unserer Lehrerin, Frl. Anneliese Rothe, gelernt, dass Klopschen unter dem Namen Klobuskow 1221 gegründet wurde, später Klobuczyn und Klobschyn hieß und dann endlich den Namen Klopschen erhielt. Vor der Kirche parkten wir unser Auto. Jeder Quadratmeter dort birgt noch sehr intensive Erinnerungen. Wir gingen in die Kirche und beteten in unserer Bank . Erinnerungen an Erstkommunion und Firmung wurden wach. Auch an ein Erlebnis mit unserem Herrn Rat, Carl Hausdorf, will ich mich noch gerne erinnern: Es war wohl Ende 1944, Sonntag, Nachmittagsandacht. Ich saß mit mehreren Jungen auf dem Chor in der ersten Bank. Nach den Einführungsgebeten kam der Herr Rat zu uns herauf und bat mich, vor dem Segen das tantum ergo anzustimmen, weil ja unser Organist, Herr Schellakowski, nicht da war. Ich glaube, er war auch zum Volkssturm eingezogen. Herr Rat wollte den Chor wieder verlassen, doch er hörte nichts. Ich sehe ihn noch heute, wie er sich an der Treppe hinter der Orgel umdrehte und mir ermunternd zuwinkte. Ich nahm alle meine Kraft zusammen und schmetterte das Tantum ergo sacramentum veneremur cernui & in den Kirchenraum. Und die ganze Gemeinde sang freudig mit. Der anschließende Segen war für uns alle sicher besonders gnadenvoll. Nach dem Besuch der Kirche gingen wir zu unserem früheren Wohnhaus. Erbaut 1721 belegt durch eine Jahreszahl Einkerbung im Holzbalken der früheren Wohnstube liegt das Häuschen versteckt hinter einer hohen Hecke. Daneben die Flachsscheune, errichtet 1880 durch Friedrich Peltner. Markus und Arndt nahmen gern zur Kenntnis, dass der Name ihres Ururgroßvaters Friedrich Peltner mit der Jahreszahl 1880 noch heute über dem Scheunentor auf einer Tafel prangt. Wohl einer der wenigen Hinweise im Dorf auf frühere deutsche Bewohner. Später fuhren wir zur Badeanstalt , der alten Sandgrube. Hier haben wir als Kinder im Sommer und im Winter einen großen Teil unserer Freizeit verbracht. Rodeln im Winter, baden im Sommer. Und auch das Feuerwehrfest im Wäldchen soll erwähnt werden. Bei einem dieser Feste war eine Kletterstange für uns Kinder errichtet worden. Die Stange war ca. 5m hoch. Über eine Rolle an der Spitze lief eine Schnur, an deren Ende ein Metallring hing. Ein Feuerwehrmann spornte die einzelnen Kinder durch Ziehen und Nachlassen der Schnur zum Klettern solange an, bis jeder etwas erwischt hatte. Die Reihe kam an mich. Ein absoluter Nichtkletterer! Am Ring hingen neben Würstchen und Süßigkeiten ein Paar Ringelsocken. Damals etwas Besonderes. Die musste ich haben! Ein Feuerwehrmann schob mich an der Stange immer höher, und ich wollte gerade nach den Socken greifen, da wurde die Schnur ruckartig nach oben gezogen, und ein Paar Würstchen fielen mir in die Arme. Enttäuscht und traurig zugleich überließ ich anderen die Kletterstange. Plötzlich klopfte mir jemand auf die Schulter. Der Feuerwehrmann hatte wohl mein Missgeschick bemerkt und gab mir doch noch die heiß ersehnten Ringelsocken. Welch eine Freude für mich. Wir hatten in Klopschen halt Feuerwehrleute mit Herz! Auf dem Weg nach Glogau hielten wir gegenüber dem Bahnhof auf den früheren Verladerampen an. Der Bahnhof liegt verwaist. Ich erinnerte mich hier an die täglichen Fahrten als Fahrschüler nach Glogau. Gemeinsam mit Klaus Scharf aus Quaritz, mit Norbert und Peter Schellakowski, mit Paul Jende, mit Heinz Kampe (Fleischer Heinz) und Wolfgang Quanz (Bieler Wolfgang) belegten wir immer das letzte Abteil des Zuges. Wir alle wussten, dass wir auf dem Weg nach Glogau 3 x den 16. Längengrad passierten. War doch die Bahntrasse zwischen Klopschen und Glogau in einer S-Kurve verlegt, über die genau der 16. Längengrad verlief. Bei der Bahnfahrt selbst merkte man aber davon nichts!!! In Glogau waren wir angenehm überrascht von der baulichen Veränderung der Innenstadt seit unserem letzten Aufenthalt dort im Jahre 1995. Vor dem früheren Cafe Janke am Markt stärkten wir uns noch mit Kaffee und Kuchen für die lange Heimfahrt nach Nürnberg.