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Julius Blaschke wurde am 21. März 1866 zu Kostenblut, Kreis Neumarkt, in Schlesien geboren. Seine Ausbildung als Lehrer erhielt er von 1880 bis 1886 am katholischen Lehrerseminar zu Breslau, wo er auch das akademische Institut für Kirchenmusik besuchte. Seine erste Lehrerstelle füllte er an der katholischen Schule in Seitendorf, Kreis Waldenburg, voll aus: seine Klasse dort zählte 80 Schüler! (Dass sein Monatsgehalt unter 100 Reichsmark lag, sei nur am Rande vermerkt). Eine interessante Nebenbemerkung: Seine beste Schülerin und Klassenerste war dort Hedwig Plischke, die spätere Ehefrau des Kaufmanns Emil Winkler in Glogau, Lange Str./ Ecke Kiehnstr. Nach einer Tätigkeit an der Schule in Groß-Strenz, Kreis Wohlau, legte Blaschke die zweite Lehrerprüfung 1888 ab (im „Dreikaiserjahr!).
An die Volksschule an der Gryphiusstr. zu Glogau wurde er am 1. Januar 1890 berufen mit gleichzeitiger Anstellung als Organist an der Stadtpfarrkirche. Zu seinen Schülern zählten 32 Jahre hindurch, die Blaschke bis zu seinem Tode in Glogau wirkte, nur Mädchen.
Nebenamtlich war Lehrer Blaschke von 1900 bis 1909 als Zeichenlehrer am humanistischen Gymnasium tätig.
Am 23. Januar 1922, an einem kalten Wintertag, ereilte Julius Blaschke im Schulhof der Tod an der Hand seines damals siebenjährigen Sohnes Franz (der bei Stalingrad vermisst wurde). Julius Blaschke hatte im Mai 1900 Anna Henke aus Fraustadt geheiratet; der Ehe entsprossen außer dem Sohn Franz noch die Töchter Anna, Hedwig, Antonia und Angela.
Blaschkes Arbeit gipfelt in der „Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes". Er war nicht der einzige, der forschend und grabend in die Vergangenheit unserer Heimat eindrang, aber, wie er in seinem Vorwort sagt, die für ihre Zeit gewiss sehr wertvolle Geschichte von Minsberg war vielfach überholt und Ähnliches galt von der Berndtschen Chronik. Also griff er hinein ins volle Menschenleben, wie es einst in der Heimat abrollte, und führte seine Schilderung fort bis in seine Gegenwart, abschließend im Dezember 1912. Nur zehn Jahre überlebte er sein Werk, das Ergebnis einer außerordentlichen, tiefschürfenden Schatzgräberei. Sein Vorwort zählt auf, wie umfangreich sein Quellenmaterial war, es gehörten dazu nicht nur über hundert Jahrgänge der Lokalpresse (man kann sich vielleicht vorstellen, was die Durchsicht dieser Bände an Zeit und Sorgfalt beanspruchte, auch wenn man berücksichtigt, dass frühere Jahresbände der beiden Glogauer Blätter bescheideneren Umfangs waren als die späteren), Blaschke sah 144 Bände Schles. Provinzial-Blätter, 45 Bände der Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens, 33 Verwaltungsberichte des Magistrats usw. usw. durch.
Zu dieser zeitraubenden Forscherarbeit als Geschichtsschreiber, die Blaschke neben seiner Lehrertätigkeit und seinem Musikschaffen ausübte, müsste man heute sagen: Julius Blaschke stand zeitlebens im Stress. Wen wundert es, dass er dabei nicht einmal 56 Jahre alt geworden ist.
Julius Blaschke war ein ernster Mensch, eine strenge, in sich geschlossene Persönlichkeit. Er hat sicher nicht oft gelacht. Aber er würde den Satz wohl mit einem Schmunzeln hören, den viele Glogauer oft ausgesprochen haben und noch aussprechen: „Sieh' doch mal im Blaschke nach!"
Georg Danckert †
Julius Blaschke im Kreise des Lehrerkollegiums der kath. Volksschule in Glogau. (Mai 1919)
Untere Reihe von links n. rechts: Lehrerin Walter, Lehrerin Jablonski, Julius Blaschke, Rektor Sellig, Lehrerin Möckel, Lehrerin Filke, Lehrerin Theuer.
Obere Reihe von links nach rechts: Lehrer Riedel, Kantor Füssel, Lehrer Arndt, Lehrer Senftleben, dahinter erhöht Herr Lamert, Lehrer Sommer, Lehrer Behr, Lehrer Brückner, Lehrer Bogedain.
Die Grabstätte von Julius Blaschke in Glogau, Nordmauer des Friedhofs in der Rauschwitzer Str.
Das Foto erhielten wir von Herrn Joachim Schwingel, Köln |
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