Sie saßen beisammen, bedrückt und in Sorgen,
in Heiliger Nacht mit der Angst vor dem Morgen:
die Muttel, die Ursel, der Jörgel, der Fritze
und hörten von ferne das Grollen der Geschütze.
Kanonen zerschlugen die Heilige Nacht
und ließen erahnen das Grauen der Schlacht.
Es gab keinen Christbaum, da lag nur ein Reis.
Die einsame Kerze drauf flackerte leis.
Sie träumten, wie war doch die Weihnacht einst schön
mit Äpfeln, Gebäck und zur Christmette gehn.
Doch nirgends war Frieden, Gewalt herrschte nur.
Die Koffer, sie standen gepackt schon im Flur.
Sie sahen mit Wehmut im Zimmer sich um
und nahmen schon Abschied, voll Trauer und stumm.
Sie fühlten verlassen sich, waren allein
und dachten an Vater. Wo mochte er sein?
Er kämpfte im Feld irgendwo als Soldat,
und sie hier vermissten so sehr seinen Rat.
Bedrohlicher tobten des Krieges Gewalten.
Würde die Front noch ein paar Tage halten?
Und heut in der Nacht ward der Heiland geboren!
Und morgen schon ging ihre Heimat verloren.
O Heilige Nacht ohne segnende Hände!
Und nichts war mehr gültig. War das nun das Ende?
Und plötzlich! - Im Schnee knirschten Schritte am Tor.
O Gott, stand der Feind schon dort draußen davor?
Ein Klopfen, ein Pochen. - Wer mochte das sein?
„O Muttel, bleib hier und lass niemand herein!"
Die Kinder erstarrten vor Angst und vor Schreck
und bebten und wünschten, sie wären weit weg.
Sie lauschten gespannt. Eine Stimme rief laut.
's war die ihres Vaters, so fest, so vertraut!
Und plötzlich war Weihnacht! Sie konnten's kaum fassen.
Der Hauptmann, der hatte ihn gehen gelassen
für nur kurze Zeit zur Familie nach Haus.
Da brachen, trotz Sorgen, in Jubel sie aus.
Sie saßen beisammen, fünf Menschen im Glück,
und kurz kehrten Frohsinn und Freude zurück.
Sie schauten sich an und vergaßen den Krieg
und sahen beim andern die Liebe im Blick.
Sie neigten die Köpfe und beteten leis
und fragten den Herrgott, warum solcher Preis.
Dann mahnte der Vater: „Nun - seid ihr bereit?
Ihr solltet jetzt gehen; denn noch ist es Zeit."
Er musste jetzt wieder zurück in die Schlacht.
Da zogen auch sie fort, hinaus in die Nacht
mit dem, was sie trugen, das Nötigste bloß.
Hinaus in die Fremde und ------ heimatlos.
Allein mit der Hoffnung, es musste doch werden,
was Engel verkündeten: Friede auf Erden!