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Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 10, Oktober 2006
160 Jahre Glogauer Bahnhofsgeschichte
Am 1. Oktober 1846 verließ der erste Zug den Bahnhof Glogau
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Als im Jahre 1835 die erste deutsche Eisenbahn die Strecke zwischen Nürnberg und Fürth zurückgelegt hatte, war zugleich der Grundstein für eine Entwicklung gelegt, von deren Ausmaß sich damals noch niemand eine rechte Vorstellung zu machen vermochte. Wieviel Gegenstimmen hatten sich in jener Zeit gegen die neue Verkehrseinrichtung erhoben! Man fürchtete für die Gesundheit der Reisenden, die Besitzer weigerten sich, Land für die Anlage der Gleise herzugeben, man prophezeite folgenschwere Zustände, wenn das laut schnaubende und Funken speiende „Dampfross" durch waldreiche Gegenden fahren werde. Und wie schnell haben sich all diese Befürchtungen als haltlos erwiesen! Die Eisenbahn eroberte sich Linie um Linie, und neun Jahre nach der ersten Eisenbahnfahrt beschäftigten sich Vertreter der niederschlesischen Wirtschaft sehr ernsthaft mit der Frage, auch ihr Land dem „Dampfross" zu öffnen.
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Glogaus erster Bahnhof
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Im Frühjahr 1844 wurde mit dem Bau der Niederschlesischen Zweigbahn von Glogau aus begonnen, und schon zweieinhalb Jahre später, am 1. Oktober 1846, verließ die erste Eisenbahn zu einer Probefahrt den behelfsmäßig eingerichteten Glogauer Bahnhof. Die eigentliche Eröffnung der Bahn für das Publikum erfolgte am 1. November 1846, und zwar auf der Strecke Glogau-Sprottau-Sagan. Die Länge der Bahn betrug 71 Kilometer. Eine Meile Gleiskörper kostete etwas über 160-tausend Taler. Die Bahnhofsanlage in Glogau erforderte einen Kostenaufwand von rund 70-tausend Talern, die Haltestelle in Klopschen z. B. kostete rund 20-tausend Taler, die in Quaritz etwa 3000 Taler.
Der dem Heimatbahnhof zur Verfügung stehende Wagenpark war zunächst nur klein. Er bestand anfangs aus etwa 12 Wagen. Aber der Anfang war gemacht!
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Alter Bahnhof Rückansicht mit Gleisanlagen
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Inzwischen war die von Breslau ausgehende „Freiburger Bahn" in Betrieb genommen worden. Der Ausbau der Strecke nach Westen über Wohlau - Steinau machte rasche Fortschritte. Schwierigkeiten traten erst ein, als die Strecke von Schrepau (später Schwarztal genannt) nach Glogau weitergeführt werden sollte. Der Glogauer Bahnhof lag im Westen der Stadt, außerhalb der Festungswerke, die durch die Glogau - Sprottau - Saganer Bahnlinie nicht berührt wurden. Anders lagen aber die Verhältnisse im Osten der Stadt, wo sich hohe Wälle und tiefe Gräben bis an die Oder hinzogen. Die Festungsbauverwaltung weigerte sich hartnäckig, auch nur einen Fußbreit dieses Geländes für Eisenbahnzwecke herzugeben, geschweige denn eine Eisenbahnlinie durch „geheim zu haltendes Festungsgelände" legen zu lassen. So blieb der Eisenbahnverwaltung nichts anderes übrig, als bei Zarkau die Linie enden zu lassen. Reisende, die von Breslau kamen und über Glogau nach Sprottau oder Sagan weiterfahren wollten, mussten in Zarkau den Zug verlassen und sich entweder zu Fuß oder in den bereitstehenden Pferdedroschken zum Bahnhof begeben, wo sie dann ihre Fahrt fortsetzen konnten: Einige Jahre bestand diese „Verkehrsabwicklung", dann gab die Militärverwaltung dem berechtigten Drängen von Eisenbahndirektion und Öffentlichkeit nach und gab einen „Festungsgeländestreifen" für das Legen der Gleiskörper frei. Etwa in der Mitte der 50erJahre des 19. Jahrhunderts war die Verbindung Breslau - Zarkau - Glogau hergestellt.
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Der Anfang 1890 neu errichtete Bahnhof
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Die Gleise der Teilstrecke Zarkau - Glogau waren im Bereich der Festung auf den Wällen angelegt worden. Erst wenige Jahre vor dem ersten Weltkriege wurden diese Wälle abgetragen und die Gleise „niedriger" gelegt. Dabei musste die alte Glogauer Aufziehbrücke, die bei hohem Wasserstand jedesmal hochgezogen werden musste, um Dampfer und Kähne durchzulassen, nochmals - und zwar am Ausgang der großen Oderstraße -„angeschnitten" werden. Man kam sich manchmal wie in drangvoll fürchterlicher Enge vor, wenn man auf jenem, etwa 35 Meter langen Brückenabschnitt stand und beide Durchlässe „hochgezogen" waren, der eine für die Schifffahrt, der andere für die Eisenbahn. Den Schulkindern der Domstadt soll manchmal dieses Brückenhindernis, wenn sie sich auf dem Wege zum Unterricht etwas verspätet hatten, sehr gelegen gekommen sein. „Die Brücke war hochgezogen!" war die beliebte Entschuldigung der Schüler; die Lehrer sollen meistens dazu verständnisvoll gelächelt haben.
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Neuer Bahnhof, 1935
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Ende der 50er Jahre begann der Ausbau der Eisenbahnlinie Glogau - Fraustadt - Lissa - Posen. Über die Oder - unweit des alten Schützenhauses auf der einen und des Malakoff, des Pionier-Übungsplatzes, auf der anderen Oderseite - wurden zwei Eisenbahnbrücken gebaut, die in den 30erJahren des vorigen Jahrhunderts durch neue ersetzt wurden. Dabei kam der stark abkürzende Fußgängerweg neben der einen Eisenbahnbrücke in Fortfall.
Am 11. April 1900 erfolgte die landespolizeiliche Abnahme der 18 Kilometer langen Kleinbahnstrecke Raudten - Polkwitz. Am 1. Juli 1906 wurde die 13 Kilometer lange Teilstrecke Glogau - Schlichtingsheim und am 1. Oktober die ganze Strecke bis Guhrau dem Verkehr übergeben.
Im Jahre 1913 wurde die Kleinbahnstrecke Glogau - Schlawa (Schlesiersee) in Betrieb genommen.
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