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Die Nachricht von Napoleons Rückkehr von Elba brachte neue Aufregung. Die siegreiche Schlacht bei Belle Alliance beruhigte die Gemüter der Beuthener Bürger. Mit Stolz erzählten sie Freunden und Bekannten, dass Kinder der Stadt an der Bezwingung Napoleons beteiligt gewesen seien; denn das Freystädter Landwehr-Bataillon, dem diese angehörten, hatte das Dorf Planchenoit im entscheidenden Augenblick im Sturm genommen.
Bald nach Beendigung des Krieges (es handelt sich um die Befreiungskriege) ging man an die Befestigung des Oderufers. Sie begann 1816 und verursachte einen Kostenaufwand von 17374 Reichstalern und 6 Silbergroschen. Der Oderarm, der bei jedem Hochwasser neue Stücke der Lantschwiesen fort trug, wurde beseitigt. Nur das Hafenstück blieb bestehen.
Am 17. Juni 1817 wurde Beuthen wieder Garnison. Es erhielt die 3. Schwadron des 1. Ulanenregiments, das bisher in Bonn am Rhein gestanden hatte.
Das Jahr 1820 brachte ein neues Steuersystem. Die Akzise wurde beseitigt und dafür eine allgemeine Klassen- und Gewerbesteuer eingeführt. Die Erhebung derselben verursachte den städtischen Behörden große Schwierigkeiten, denn die Gewerbetreibenden mit Ausnahme der Bäcker und Fleischer sträubten sich mit zäher Hartnäckigkeit gegen die neue Einrichtung.
1821 erhielt Beuthen ein eigenes Schulhaus.
Die Anfänge des Beuthener Schulwesens lassen sich urkundlich nicht nachweisen. Doch ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die erste Schule von den Gründern der Stadt, also zu Anfang des 13. Jahrhunderts, errichtet worden ist. Denn der deutsche Kaufmann und der gewerbetreibende Bürger jener Zeit musste lesen, schreiben und rechnen können, wenn er mit auswärtigen Kunden oder Lieferanten in Verbindung treten wollte. Das Schulhaus stand in der Nähe der Kirche. Urkundlich wird das Vorhandensein desselben am 10. Januar 1360 erwähnt. An diesem Tage teilte Herzog Georg II. von Glogau und Kaiser Karl IV. von Deutschland die Stadt in zwei Teile. Die Grenzlinie ging vom Würbitzer Tore zur Schule und zum Kirchhof. Kirche und Schule benutzten beide Stadtteile gemeinschaftlich. In einem Zinsbrief von 1361 wird ein Schulgarten erwähnt, eine Urkunde von 1438 nennt den Rektor Bartholomäus Brawsonicz. Dieser verwaltete neben dem Schulamte - wahrscheinlich mit Rücksicht auf die Besoldungsfrage - den einflussreichen Posten eines Stadtnotars. Das bekannte Beuthener „Rote Stadtbuch" vom Jahre 1470 wurde von dem damaligen Rektor und Stadtschreiber Johann Schonenborner geführt. Ihm folgte 1482 Martin Petzelt, der in einer Urkunde von 1507 als Bürgermeister erscheint. Rektor und Stadtschreiber war zu jener Zeit Thomas Karisch. Zu seinen Einkünften gehörte ein Posten, der ihn verpflichtete, entweder selbst oder durch seinen Gesellen dem Priester voranzugehen mit zwei Knaben, wenn der heilige Leichnam (die geweihte Hostie) zu den Kranken gebracht wurde. Wahrscheinlich versahen die Rektoren das Stadtschreiberamt bis 1521.
In diesem Jahre übernahm es Pankratius Karisch, der kein Schulmann war. Im Zeitalter der Reformation hatte die Schule solchen Zuspruch, dass eine 3. Lehrerstelle eingerichtet werden musste. Georg von Schönaich ermöglichte begabten Kindern armer Eltern den Besuch der Anstalt, indem er für sie das Schulgeld bezahlte und für ihren Lebensunterhalt sorgte. 1601 betrug die Zahl der Freischüler 15, 1604 stieg sie auf 24. Nach dem 1606 erfolgten Tode des Rektors Fellenberg übernahm Professor Adam Liebig aus Goldberg die Leitung der Schule. Die Zahl der auswärtigen Schüler wuchs von Jahr zu Jahr, und 1611 musste ein Konrektor, bald darauf eine 5. Lehrkraft angestellt werden. Zwei Jahre später trat Balthasar Exner aus Hirschberg in das Lehrerkollegium. Er erhielt den Titel Prorektor und die Anwartschaft auf die Professur der Geschichte an dem akademischen Gymnasium, das Beuthen erhalten sollte. Die bisherige Anstalt hatte sich damit zu einem Gymnasium entwickelt. An ihm unterrichteten 7 Lehrkräfte: der Pädagogiarch (Rektor), der Prorektor, der Konrektor, der Mathematicus, der Kantor, der Baccalaureus und der Auditor. Am 24. November 1614 eröffnete Professor Liebig die Akademie (das akademische Gymnasium). An dieser wirkten 9 Professoren. Die Schülerzahl wuchs von Jahr zu Jahr. Sie betrug über 250. Den Hauptteil derselben bildete der junge Adel Schlesiens, Mährens, Böhmens, Polens und Brandenburgs. Beide Anstalten waren in einem großen Schulhause untergebracht. Dieses stand an der Kirchstraße auf dem Baugrunde der jetzigen evangelischen Kirche und bestand aus einem dreistöckigen Hauptgebäude mit 2 Portalen und 2 langen Flügeln, die weit in die heutigen Pfarrgärten hineinragten. Es enthielt neben Klassenzimmern und Lehrsälen 14 Wohnzimmer für arme Studenten, einen Speisesaal und 7 Lehrerwohnungen. Die blühende Schule wurde ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges. Das Gebäude vernichtete der große Stadtbrand vom Jahre 1694 bis auf ein Portal. Dieses ziert noch heute die Nordseite der evangelischen Kirche.
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Die Gegenreformation schloss die evangelische Schule. Der Altranstädter Vertrag vom Jahre 1707 legte den Keim zu ihrer Auferstehung, und Friedrich der Große erweckte sie zu neuem Leben. Als Winkelschule fristete sie anfangs ein kümmerliches Dasein. Dann übernahm sie die Stadt. Die Schülerzahl stieg auf 400.
Als Klassenräume dienten 4 Mietsräume in den verschiedensten Teilen der Stadt. Ein jeder von ihnen war so klein, dass er nur mit Mühe eine Klasse fassen konnte, denn jede zählte „nur" 100 Schüler. In der Schreibstunde mussten die Fensterbretter zu Hilfe genommen werden. Die kleinen Fenster vermochten nicht dem Raume genügend Licht zu geben. Die Luft wurde bald sauerstoffarm, und die Feuchtigkeit der Wände trug nicht zur Förderung der kindlichen Gesundheit bei. Nach jahrelangen Beratungen über Abänderungs- und Verbesserungsmaßnahmen entschloss man sich endlich zur Schaffung eines eigenen Schulhauses. Ein Neubau erübrigte sich, da der Patron der Schule, Fürst von Carolath-Beuthen, der Stadt das „alte Schloss" zu Unterrichtszwecken überließ. Der Umbau der Wohnungen zu Klassenzimmern dauerte nicht allzu lange, und am 4. Juni 1821 wurde das „Schulhaus" in Gegenwart der fürstlichen und städtischen Behörden feierlich geweiht und von den Schülern bezogen. In den folgenden Jahren nahm die Schülerzahl beständig zu. Das alte Schloss vermochte sie nicht mehr zu fassen. Da entschloss man sich zu einem Neubau. Zu gleicher Zeit fasste die Kirchengemeinde den Beschluss, ein Pfarrhaus zu errichten. In einer Sitzung der kirchlichen und städtischen Körperschaften entschied man sich für den Bau eines gemeinsamen Pfarr- und Schulhauses. Den Bauplatz schenkte der Fürst von Carolath-Beuthen. Am 13. April 1835 wurde der Grundstein zu diesem Gebäude gelegt. Die feierliche Weihe desselben vollzog am 23. November 1836 Pastor Patrunky. Bis 1808 leitete ein Fachmann die Schule. Nach dem Abgang des Rektors Schneider wurde das Rektorat mit der zweiten Predigerstelle verbunden. Der erste Rektor und Nachmittagsprediger war der Theologe Lessel, der letzte Friedrich Feist. 1860 ging die Leitung wieder in fachmännische Hände über. Rektor Reinhold Heumann übernahm am 1. März die Schule mit 480 Schülern in 6 Klassen. Neben der Stadtschule bestand damals noch eine Frei- oder Armenschule mit über 80 Schülern in einem besonderen Gebäude. Ihre Schüler setzten sich aus Kindern solcher Eltern zusammen; die nicht im Stande waren, das geringe Schulgeld zu entrichten. Der letzte Lehrer der Beuthener Freischule war H. Gregorius. Er starb am 3. Mai 1879. Seine Schüler erhielten keinen neuen Lehrer. Sie wurden vielmehr der Stadtschule überwiesen. Dadurch stieg ihre Schülerzahl auf ungefähr 600. Damit wurde die Schule neunklassig. Die Zahl der Unterrichtsstufen betrug 6. Vom 1. Oktober 1867 bis 1892 amtierte Rektor Eichler, ein Königsberger Philologe. Ihm folgte Ernst Gerloff bis 1896. Friedrich Jakobasch leitete die Schule von 1896 bis 1899, Otto Miethke von 1899 bis 1905 und Krüger von 1905 bis 1911. Zu seiner Zeit wurde eine gewerbliche Berufsschule ins Leben gerufen. Ihre Eröffnung fand am 27. April 1907 mit 2 Klassen und 58 Schülern statt. Am 1. Oktober 1911 ernannte die Regierung den Rektor Adolf Schiller zum Leiter der Schule. 1912 wurde eine Chorgesangabteilung gegründet. Diese besteht aus den Sängern der ersten 4 Klassen und pflegt besonders das Volkslied im mehrstimmigen Chor. Im Herbst 1912 bewilligte die Schuldeputation die Mittel zur Einführung des Fördergruppensystems. Ostern 1913 wurde eine Knabenhandfertigkeitsabteilung gegründet.
Die Schulkriegsstrickstube, die sich aus den Schülerinnen der 1. Mädchenklasse zusammensetzte, sandte im September und November 1914 an die Beuthener Landsturmmänner des Landsturm-Bataillons Neusalz II 160 Paar Strümpfe, 76 Paar Pulswärmer, 115 Paar Fußlappen und die von den Beuthener Bürgern der Schule überwiesenen Liebesgaben: Speck, Wurst, Zigarren und Rum. Während des Krieges 1914 -1918 sammelte die Schule: 434 kg Kupfer, 50 kg Weißblech, 210 kg Gummi, 854 kg Pflaumenkerne, 2494 kg Kastanien, 1302 kg Eicheln, 383 kg Brennesseln, 2383 kg Papier, 10225 kg Laub, 379 Mark für die Jugendspende für Kriegerwaisen, 4000 Mark Goldmünzen und 14.000 Mark Schülerkriegsanleihe in kleinsten Posten. 1919 wurde ein Schülergarten eröffnet.
Am 1. November 1924 wurde an die gewerbliche Berufsschule eine ländliche Berufsschulklasse angeschlossen. Diese wird von den jugendlichen Landwirten der Stadt Beuthen und der Landgemeinde Nenkersdorf besucht. Schullastenträger ist der Kreis. Die Stadt hat für den Unterrichtsraum, die Beheizung und die Beleuchtung zu sorgen.
Am 1. April 1925 wurde der Haushaltungsunterricht eingeführt. Er besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil und macht die Mädchen des letzten Jahrgangs nicht nur mit den einfachsten Begriffen der Nahrungsmittellehre bekannt, sondern führt sie auch in die Anfangsgründe der praktischen Koch- und Backkunst ein. Doch bildet er nicht etwa „Köchinnen" aus, sondern er hat die Aufgabe, die Mädchen an Pünktlichkeit, Ordnung, Sauberkeit, Sparsamkeit und Fleiß zu gewöhnen, ihren Schönheitssinn durch Anordnung und Pflege der Gebrauchsgegenstände zu entwickeln, Interesse für häusliche Arbeiten wachzurufen und ihre hausmütterliche Veranlagung zu pflegen. Die Schulküche wurde in dem Ziegelmeisterhause der ehemaligen Wendeltschen Ziegelei untergebracht.
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