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Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 3, März 2005
Die Gärtnerei Gürich
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Die Anregung, über Glogauer Geschäfte und Firmen zu berichten, hatte ich wohl übersehen oder nicht genügend beachtet, nicht aber die Werbung für Eberhard Schramms Buch - "Glogau - Gewerbe, Handel, Handwerk, Industrie". Dort stieß ich auch auf eine Geschäftsanzeige meines Großvaters, Georg Gürich, Gärtnerei und Blumengeschäft.
Im NGA 8/2004 auf Seite 5 fand ich inzwischen noch die Erinnerungen der Herren Koniczek und Babisch an ihren sommerlichen Weg von der Stadtrandsiedlung ins Wiesenstrandbad. Auf dem Ausschnitt des Stadtplans ist am unteren rechten Bildrand das Anwesen "Kunst- und Handelsgärtnerei Gürich" verzeichnet.
Zur Firmengeschichte gibt es aus dem Jahr 1967 ein Tonbandprotokoll meines Großvaters Georg Gürich, der am 10. November 1970 in Vohenstrauß/Oberpfalz starb (Nachruf im NGA 1/71, S.12). Er war der letzte Namensträger einer langen Reihe von Gärtnern in dieser Linie der Familie Gürich.
Sie begann urkundlich belegt mit einem Lust- und Ziergärtner Frantz Guerich (1705-1796) aus Kittlitzstreben bei Bunzlau und seiner Frau Anna Susanne, geb. Wolfin (1711 - 1795). Für beide existieren noch die Leichenpredigten. Sie waren die Eltern von Johann Friedrich Gürich in Modlau. Die Linie setzte sich fort mit dessen Sohn Gottlieb (1774-1830), Lust- und Ziergärtner in Greifenberg. Sein Sohn Johann Julius (1814-1887) wiederum ist als Kunst- und Ziergärtner in Rietschütz genannt. Vier von dessen Söhnen wurden ebenfalls Gärtner - die älteren: Julius in Steinau und Gustav in Raudten, der jüngere, Paul in Urschkau.
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Carl Louis Gürich, dritter Sohn des Johann Julius Gürich, war der Vater von Georg Gürich. Er wurde 1851 in Rietschütz geboren und arbeitete zunächst als gärtnerischer Angestellter der Gutsbesitzersfamilie von Mittelstädt. Eine Tochter aus dieser Familie hatte in die Weingroßhandlung Johann und Carl Bauch geheiratet. Mittelstädt und die Bauchs besaßen Gewächshäuser, und dort war CarI Gürich angestellt. Die Gebrüder Bauch kamen als Weinhändler auch nach Frankreich und lernten dort den Spargelanbau kennen. Da sie meinten, Spargel könne auch "bei uns in Schlesien" angebaut werden, wurde Carl Gürich
zwischen 1874 und 1876 beauftragt, nach einer französischen Kulturanleitung für die Firma Bauch in Glogau die erste Spargelplantage anzulegen, vier Morgen oder einen Hektar groß. Der Versuch gelang so gut, dass CarI Gürich an dem Erlös aus dem Verkauf des Spargels Anteile bekam. Davon konnte er dann von dem jüdischen Bankier Caro am 1. April 1889 ein Grundstück für eine eigene Gärtnerei kaufen - das auf den zeitgenössischen Stadtplänen verzeichnete Anwesen an der Gurkauer-, später Bismarckstraße. (siehe Foto oben). Seine Frau, eine geb. Arlt aus der Kirchengemeinde Rostersdorf (Schneiderei und Gastwirtschaft) hatte sich mittlerweile in Breslau in Blumenbinderei ausbilden lassen. Von Caro erwarb der offenbar inzwischen wohlhabende Carl Louis Gürich dann noch ein Grundstück an der Promenade, worauf er zwei Häuser baute, die Nummern 12 und 14. Carl Louis Gürich starb am 5. Juni1943 in Glogau.
Sein Sohn Georg Martin Gürich hatte inzwischen zusammen mit seiner Frau Else, geb. Neumann aus dem Steinweg in der Domvorstadt, den Gartenbaubetrieb, ebenso das Blumengeschäft in Glogau, Markt 11, übernommen. Es ist auf alten Ansichtskarten erkennbar, z.B. auch im NGA 8/91, S.4, zwischen den Geschäften B. Valentin und Richard Breslauer, neben der "Kath.Gymnasialkirche" = Jesuitenkirche, gegenüber der Conditorei Otto Janke.
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Im Zweiten Weltkrieg war Georg Gürich als Angehöriger des letzten Volkssturmjahrgangs bis 15. Februar 1945 mit seinen 1,5 ha Grund als Gemüsebauer verantwortlich für die Verpflegungskompanie und hatte mit zwölf polnischen Frauen und Mädchen auch die restliche Bevölkerung mit Kartoffeln und Kraut, zuletzt auch aus Kellervorräten, zu versorgen. Bei Luftalarm wurden die Keller am Stadtrand aufgesucht, so auch am 16.3.45 nahe dem Bahnhof. Zu der Zeit lag die Gärtnerei schon unter Beschuss. Georg Gürich war bis zur Kapitulation 1945 als Volkssturmmann in Glogau verpflichtet, geriet schließlich mit weiteren Glogauern in russische Gefangenschaft und war bis 25. Juni 1945 unter russischer und polnischer Herrschaft in Tauer bei Glogau interniert. Von dort suchte er noch ein oder zwei Mal die von Schützengräben durchzogene, zerstörte und abgebrannte Gärtnerei auf.
Das Gelände ist seit langem von einer Plattenbausiedlung überlagert, aber vor dreißig Jahren fanden meine Mutter, ihre Schwester und deren Ehemann noch Reste einer Thujahecke, von Frühbeetkästen und Ziegelfundamente eines Gewächshauses.
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Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft fand mein Großvater dann zunächst Anstellung in den Baum- und Rosenschulen von Victor Teschendorff in Cossebaude bei Dresden. Mit dieser Firma hatte er schon vor dem Krieg geschäftliche Verbindung gehabt. Dort wurde ihm die Obst- und Gemüseverkaufsstelle übertragen, bis er sich entschloss, am 31. Oktober 1945 zu seiner Frau und den Töchtern nach Bayern überzusiedeln.
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Der Rest der Familie hatte nämlich mittlerweile in Erbendorf/Oberpfalz nicht nur eine Bleibe gefunden, sondern auch das Glück, in einer Privatgärtnerei Arbeit zu finden. Georg Gürich konnte diese Gärtnerei sogar pachten, in eigener Regie führen, für sich und die Familie somit eine neue Existenz aufbauen, eine Anzahl Lehrlinge ausbilden und dazu noch zusammen mit seiner Frau Else und seiner Tochter Dorothea Skriebeleit, geb. Gürich, meiner Mutter, ein Blumengeschäft führen:
Aus Altersgründen, weil ein Kauf der Gärtnerei nicht möglich war, und weil kein Nachfolger bereit stand, wurde der Pachtvertrag im Herbst 1958 gelöst. Nach dem Tod des Eigentümers erwarb ein Gärtnermeister Bösl die Gärtnerei, die in Erbendorf weiter besteht.
Georg und Else Gürich, geb. Neumann, zogen dann zu einer Tochter nach Vohenstrauß, wo sie als Hobbygärtner ihren Lebensabend verbrachten.
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