- Zum bevorstehenden Osterfest möchte ich auf schlesische Osterbräuche, an die sich viele unserer älteren Heimatvertrieben erinnere können, hinweisen.
Ich gehe davon aus, dass das Osterbrauchtum unserer Vorfahren auch für die jüngere Generation von Interesse sein kann.
Das Osterfest der Heimat war von altem, innigen Brauchtum umrahm Die volkstümlichen Osterbräuche weisen neben den heut vorherrschen. den christlichen Zügen noch eine ganze Reihe vorchristlicher Bestas teile auf, die von der Kirche übernommen, geduldet und in ein christliches Symbol gekleidet wurden. Der Anlass der ursprünglichen germanischen Festfeier war das Wiedererwachen der Natur aus dem langen Winterschlaf. Der christliche Glaube setzte dafür das Fest der Auferstehung des Heilandes. Die Osterfeuer, wie man sie in Westfalen am Abend des ersten Ostertages entzündet, wurden in der vorchristlichen Zeit zu Ehren der der Lichtgöttin Ostara entflammt.
Als vor 700 Jahren westfälische Bauern das oberschlesische Neißegebiet besiedelten, kam der Brauch des Osterfeuers nach Schlesien.
In den katholischen Kirchen wurden am Palmsonntag die Palmenwedel ein Strauß von Weidenkätzchen, geweiht. Mit dieser Handlung sollten die Gläubigen vor Unglück und Krankheit geschützt werden. So wurden auch Kirschzweige ins warme Zimmer geholt, damit sie zum Osterfest blühen. War dies der Fall, dann war es ein gutes Zeichen für die jung heiratslustigen Mädchen im Hause.
Ebenso wie beim Weihnachtsfest , finden wir auch im Brauchtum des Osterfestes Symbole der Zukunftsbefragung der Dämonenvertreibung und des Einholens der guten Kräfte. So schrieb der Volksmund dem Osterwasser heilende Eigenschaften zu. In den frühen Morgenstunden des Gründonnerstags - in anderen Gegenden auch Karfreitag oder Ostersonntag - meist bereits schon vor dem Sonnenaufgang, schöpften Frauen und Mädchen aus klaren Bächen das heilkräftige Osterwasser: Dabei durfte kein Wort gesprochen werden, weil man um die Heilkraft des geschöpften Wassers in großer Sorge war. Das eingeholte Osterwasser zur Gesichtswäsche .Ziel dieser Waschung war eine frische, gesunde und reine Haut. Auch die Sommerprossen sollten vergehen.
:Das Ostereiersuchen am Ostermorgen war für uns Kinder eine ganz besondere Freude. Meine Mutter färbte die Einer mit Saatgrün und Zwiebelschalen. Oft gab es neben den Eiern auch andere kleine Geschenke.
In einigen Gegenden war das Osterreiten und Saatenreiten üblich. Dieses Brauchtum brachten die Franken aus ihrer Heimat mit.
Ostern war auch die Zeit für heiratslustige Mädchen. Sie hatten ih Vergnügen mit dem Kranzwerfen. Aus den ersten Frühlingsblumen oder auch Buchsbaum wurden kleine Kränzchen gebunden, die unter Aufsage von Sprüchen rückwärts über den Kopf in die Zweige der Bäume geworfen werden mussten. Verfing sich der Kranz in den Ästen, so war die Hochzeit nicht mehr weit. Fiel aber der Kranz zu Boden, so musste der Wurf so lange wiederholt werden, bis das Spiel gelang. Jeder miss lungene Wurf bedeutete aber ein Jahr Wartezeit bis zum Hochzeitstage. Die Mädchen hatten dabei viel Spaß, und manche wurde bei diesem Kranzwerfen allerdings nu ,zur alten Jungfer. Auch die
" Ausschmückostern", auch "Schmackostern", war vielen bekannt. Mit geschmückten Weidenruten oder Birkenreisern wurden am Ostersonntag die jungen Mädchen in aller Frühe geweckt und aus den Federn gejagt.
Die Auferstehungsandacht, die der Fastenzeit ein Ende macht, fand in Schlesien wohl überall am Ostersonnabendnachmittag statt. In vielen Gegenden war danach das Osterschinkenessen. Dabei wurde der Magen für die lange Fastenzeit reichlich entschädigt. Ein saftiger Schinken war in einem Brotteig gebacken worden und bekam dadurch einen feinen, aromatischen Geschmack. Sehr vielseitig war die Zubereitung des Ostergebäcks. In Mittelschlesien wurden die
" Galbrutla"-Gelbbrot, ein Milchgebäck- und die Osterzöpfe gebacken. Der Streuselkuchen und die über alles geliebte Mohnbabe fehlten natürlich nicht, denn sonst wäre es ja kein Fest gewesen.
Den Tagen der Karwoche wurden Attribute gegeben, die den Charakter eines jeden Tages näher umschrieben: der blaue Montag, der gelbe Dienstag, der krumme Mittwoch, der grüne Donnerstag, Karfreitag, der stille Samstag und der strahlende Ostersonntag.
In den Gebirgsgegenden war es am Gründonnerstag üblich, dass die Jungen mit Schnarren und Klappern von Haus zu Haus zogen, um die Gründonnerstag-Gaben einzusammeln.
Mein Streifzug durch ein Stück Kulturgeschichte Schlesiens .ist von Wehmut begleitet.
Heinz Trautmann, Sohnreystr.2,
37178 Nörten-Hardenberg Tel.: 0 55 03 - 23 53
|