Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 4, April 2004
Erinnerungen an Schlesiersee
wo im Wind die munt're Welle schäumt,
wo auf weiten Fluten Seerosen blüh'n
und Möwen schreiend nach Beute auszieh'n.
Wo die Vögel singen ihr eigenes Lied,
manches Unwetter über den See hinzieht.
Wo Blitze zucken in dunkler Nacht -
Und dröhnend darüber der Donner kracht.
Wo im Park uralte Bäume rauschen
und Liebespärchen heimlich Küsse tauschen,
wenn der Mond lugt durch das grüne Dach,
die weiße Frau umgeht zu Mitternacht.
Wo die Nachtigallen schlagen, die Akazie blüht,
Ente und Wildgans darüber hinzieht,
wo die Störche klappern munter vom Dach -
Durch saftige Wiesen fließt murmelnd ein Bach.
Wo die Rebe blüht auf heißem Sand,
der Bauer seine Furche zeiht auf kargem Land -
wo hart gerungen wird um Korn und Brot -
von wo uns heute grüßt das Morgenrot.
Wo die schlesischen Berge weit grüßen ins Tal -
wo regiert der Berggeist Rübezahl -
wo es gibt viel Wald, Wasser und Sand,
da liegt uns're Heimat, das Schlesierland.
Dort gibt es das "Schlesische Himmelreich"
Kleißel, Kuchen und was nicht noch gleich?
Dort wird gebrannt der "Schlesische Korn" -
Der "Stonsdorfer-Bitter" - ein Lebensborn.
Dort wo auf den Hügeln noch Windmühlen steh'n
Die lustig klappernd im Winde sich dreh'n -
Dort liegt uns're Heimat, dort ruh'n uns're Lieben.
Ein hartes Schicksal hat uns vertrieben.
Dort liegt ein Städtchen idyllisch - verträumt,
vom See und sandigen Hügeln umsäumt,
dort grüßen zwei Türme den Wandrer von Ferne
das ist uns're Heimat, da weilten wir gerne.
Vertrieben hat uns das Nazigeschmeiß,
für ihre Schuld zahlen wir heute den Preis.
Essen in der Fremde ein schweres Brot -
Verfolgt von Hunger, Not und Tod.
Nur in den Träumen sind wir stets Zuhause,
im Wald, am See, in der stillen Klause.
Viele fanden schon in der Ferne ihr Grab.
Unser Los ist so schwer, wer nimmt es uns ab?
Seh'n wir uns wieder im Städtchen a See ?
Das steht in den Sternen dort oben in der Höh'.
Vielleicht ist uns gnädig ein gütig Geschick'
und führt uns noch einmal in die Heimat zurück?
von Paul Tamaske, sen., früher: Schlesiersee, Zumroda, den 19.08.1947