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Liebe Heimatfreunde, meine Damen und Herren,
es ist mir eine besondere Freude, dass ich für das Glogauer Heimattreffen hier in Lichtenfels auserkoren wurde, zu Ihnen zu sprechen. Bin ich doch nach dem Krieg in Hof aufgewachsen und kenne diese Region, ziemlich gut. Kronach, Coburg, Kulmbach, Lichtenfels, Staffelstein, Bamberg damit verbinden sich bei mir Erinnerungen an Radtouren, Schulfahrten, Ausflüge mit den Eltern. Und, lieber Herr Kinzel, meine Mutter hat mir immer vorgeschwärmt von den schönen Treffen, die Sie für die hier in Franken wohnenden Glogauer veranstaltet haben.
Der Glogauer Heimatbund besteht seit mehr als 50 Jahren. Wenn man an seine Gründung zurückdenkt, so ist das nicht die Erinnerung an ein freudiges Ereignis, sondern die Erinnerung an die notwendige und wichtige Gründung einer Anlaufstelle und einer Art kulturellen Zentrums für die Glogauer aus Stadt und Land nach der Vertreibung aus ihrer Heimat.
Der Neue Glogauer Anzeiger, das Heimatblatt für die ehemaligen Einwohner Glogaus und des Kreises Glogau, erscheint inzwischen im 50. Jahrgang. Ich muss nicht darstellen, welch vielfältige Beiträge im Glogauer Anzeiger erscheinen, das wissen Sie als Leser unseres Heimatblattes selbst. Für meinen Vortrag steht im Vordergrund, dass die Redakteure und viele Mitglieder des Heimatbundes über die Jahrzehnte mit Idealismus und Fleiß Beiträge über die Geschichte Glogaus und der Ortschaften des Kreises Glogau entweder selbst geschrieben oder aus alten Quellen zusammengestellt haben: politische Geschichte, Kulturgeschichte, Kirchengeschichte, Vereinsgeschichte, man kann es gar nicht alles aufzählen. Darüber hinaus hat der Glogauer Heimatbund in der Zeit des Vorsitzes von Herrn Schelenz sogar die Kraft aufgebracht, ein Buch herauszubringen, das unter dem Titel “Das war Glogau” die Zeit von 1913 bis 1945 darstellt, in Fortsetzung des bekannten Buches von Julius Blaschke, das 1913 erschien.
Ich werde in meinem Vortrag den Glogauer Heimatbund und seine Publikationen in einen größeren Zusammenhang stellen, unter der Überschrift “Gedanken zum Interesse an der Geschichte Glogaus”. Wenn man zunächst ganz allgemein vom Interesse an der Geschichte spricht, so ist dieses Interesse in unserer Zeit sehr ausgeprägt. Das ist in starkem Maße sicher darauf zurückzuführen, dass Geschichte in der Welt der modernen Medien nicht nur zwischen zwei Buchdeckeln nachzulesen ist, sondern z.B. in interessant gestalteten Ausstellungen und im Fernsehen mit all seinen Möglichkeiten anschaulich präsentiert werden kann. Im vergangenen Jahr haben sicher einige der hier in Franken wohnenden Heimatfreunde die großartige Ausstellung über Kaiser Heinrich II. in Bamberg besucht. Was das Fernsehen betrifft, erinnere ich z.B. an die Serie über die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten oder in diesem Jahr an die Sendungen über Stalingrad.
Die Darstellungen von Geschichte berühren uns ganz unterschiedlich, je nach dem wie fern oder nah uns das Dargestellte ist. Die Geschichte z.B. des alten Ägypten ist einerseits interessant, weil fremdartig. Wir nehmen sie wahr als einen Teil der Geschichte der Menschheit, wir bestaunen, was der menschliche Geist und die Kreativität des Menschen in andern Kulturräumen hervorgebracht haben. Aber wir haben keinen unmittelbaren Bezug dazu. Zur Geschichte Österreichs und Preußens haben z.B. die Schlesier einen näheren Bezug, weil darin die Geschichte Schlesiens vorkommt. Noch einmal eine ganz andere Dimension bezüglich unseres Interesses hat die Darstellung von Zeitgeschichte, von Ereignissen, die 30, 40, 50 Jahre zurückliegen, weil wir an diese Zeit persönliche Erinnerungen haben, oder weil sie Teil der Lebensgeschichte unserer Eltern oder Großeltern sind, wie etwa die Vertreibung der Deutschen aus Schlesien in den Jahren 1945-1947 oder das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Deutschland, in den Jahren von 1933-1945.
Die Heimatgeschichte erzählt von den Ereignissen und Begebenheiten im Horizont einer Stadt oder einer Region. Sie spiegelt in einer kleineren Welt die großen Ereignisse einer Zeit oder Epoche wieder. Der Besuch von Königen und Kaisern wird registriert. Wir fragen: Was hat sich in Glogau im Dreißigjährigen Krieg ereignet? Wie haben die Glogauer die Eroberung Schlesiens durch den Preußenkönig Friedrich II. erlebt? Wie sah Glogau vor dem I. Weltkrieg aus? Was hat sich in Glogau in der Zeit des Nationalsozialismus und am Ende des II. Weltkriegs ereignet?
Die Berichte über lokale Ereignisse haben gleichwohl einen hohen Wert im Rahmen der übergeordneten Geschichte, insbesondere, wenn sie von dem sonst Üblichen abweichen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Heimatfreund Gatzka hat im Glogauer Anzeiger Nummer 11/1998 einen Bericht über seine Lehrzeit in den Jahren 1936 bis 1939 im Kaufhaus Ludwig Haurwitz geschrieben, der mich sehr bewegt hat. Ich zitiere daraus: “Paul Haurwitz, der Chef des Hauses, war jüdischen Glaubens. Sein Compagnon, Sally Licht, der die Geschäftsführung der Firma innehatte, war ebenfalls Jude, wie auch eine große Zahl der im Hause tätigen Mitarbeiter…..Das soziale Klima innerhalb des Hauses, die gegenseitige Achtung unter den Angestellten konnte nicht besser sein. Ich habe diese Zeit sehr bewusst und mit großem Interesse erlebt und kann rückblickend sagen, dass auch die Zusammenarbeit mit den jüdischen Kollegen niemals einen Anlass gab, der dem heutigen Bild dieser Zeit auch nur nahe kommt. Es gab selbst 1936, dem Zeitpunkt meines Eintritts in die Firma unter dem Personal das Wort Jude nicht.” Dies ist im Rahmen der Heimatgeschichte ein Zeugnis über das Miteinander von Glogauer Bürgern in den Jahren 1936-1938 angesichts der von den Nationalsozialisten seit 1933 betriebenen Diskriminierung der jüdischen Mitbürger. Aber das waren die zunächst besonderen Verhältnisse in Glogau, die andererseits nicht verhinderten, dass im November 1938 auch die Glogauer Synagoge in Brand gesteckt wurde.
In der Zeit nach 1945 bis heute ist so viel über die Geschichte Glogaus veröffentlicht worden, wie nie zuvor: in den Publikationen des Glogauer Heimatbundes, der Stiftung Kulturwerk Schlesien, des Herder-Instituts und nicht zuletzt in Polen, die meisten Publikationen von einem Verein, der sich heute Gesellschaft des Glogauer (Towarzistwo Ziemi Glogowskiej) Landes nennt. Ich werde auf die unterschiedlichen Motive dieser Publikationstätigkeit über Glogau auf beiden Seiten der Oder-Neiße-Grenze noch zu sprechen kommen. Zunächst möchte ich aber der Frage nachgehen, wie es mit dem Interesse an der Geschichte Glogaus in früheren Zeiten aussah.
Im Jahre 1913 erschien das Buch von Julius Blaschke "Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes". Das Vorwort schließt mit den Worten: "Möge das Werk liebevolle Aufnahme finden und das Interesse für die Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes neu beleben!”
Das hört sich so an, als ob es zur Zeit Blaschkes mit dem Interesse der Glogauer an der Geschichte ihrer Stadt nicht weit her gewesen sei. Man hätte vielleicht erwartet, dass Blaschke auch auf die Vorarbeiten und Veröffentlichungen eines "Vereins für die Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes" zurückgreifen konnte. Das ist aber nicht der Fall. Er erwähnt nur den “Verein für Geschichte Schlesiens”.
Tatsächlich hat es aber im 19. Jahrhundert in Glogau einen “Verein für die Geschichte der Stadt Groß-Glogau” gegeben. Er wurde im Jahre 1824 gegründet, war aber offenbar am Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr im Gedächtnis der Glogauer vorhanden.
Die Entstehung des “Vereins für die Geschichte der Stadt Groß-Glogau” ist interessanter Weise auch die Folge schlimmer Kriegserfahrungen der Einwohner Glogaus. Im Oktober 1806 hatte Napoleon bei Jena und Auerstädt die preußischen Truppen besiegt. Die mit Napoleon verbündeten Truppen Bayerns und Württembergs eroberten in der Folge die Festungen in Schlesien, darunter im Dezember 1806 auch Glogau. Zu Glogaus Unglück musste die Stadt als eine Art Faustpfand unter französischer Verwaltung bleiben, während die französischen Truppen aus den anderen Städten Schlesiens nach der Eroberung wieder abgezogen wurden.
Die Zeit der Herrschaft Napoleons währte einige Jahre. Im Januar 1813 verlegte der preußische König seine Residenz von Berlin nach Breslau. Von dort ging sein Aufruf “An mein Volk” hinaus. Im Februar 1813 erschienen vor Glogau die ersten russischen, später auch preußische Truppen, um die französische Besatzung aus der Stadt zu vertreiben. Damit begann eine lange Leidenszeit für die Einwohner Glogaus, da die Franzosen erst nach über einem Jahr, am 17. im April 1814, kapitulierten. Glogau war nach den Jahren der Franzosenherrschaft ruiniert. Die Bevölkerungszahl war von ca. 10600 auf 7600 Einwohner gesunken.
Das Trauma der französischen Besatzung mit allen ihren Folgen kommt noch Jahrzehnte später darin zum Ausdruck, dass in dem im Jahre 1850 im neuen Rathaus eingeweihten Weißen Saal ein großformatiges Gemälde von Richard Knötel angebracht wurde, mit dem Titel: "Waffenstreckung der französischen Besatzung und Übergabe Glogaus an die Verbündeten".
Der “Verein für die Geschichte der Stadt Groß-Glogau” wurde zehn Jahre nach dem Abzug der Franzosen, also 1824 gegründet. Der Hauptinitiator für die Gründung des Vereins war der in Glogau ansässige und wirkende Königliche Medicinalrath Doktor Dietrich. Er hatte zunächst nur die Einrichtung eines Gedenktages zur Erinnerung an den Abzug der französischen Truppen im Sinn. In diesem Zusammenhang lag wohl der Gedanke nahe, die vergangenen Zeiten zu erforschen, in denen sicher so manche Generation von Glogauern ihre Gedenktage zu feiern hatte, darunter auch Tage, die schlimmen und leidvollen Zeiten ein Ende setzten und den Einwohnern wieder Mut und Hoffnung gaben, einen Neubeginn zu wagen. Der Arzt und Hobby-Historiker Dietrich hatte selbst bereits im Jahre 1815 ein Buch mit dem Titel "Groß Glogaus Schicksale von 1806 bis 1814" veröffentlicht.
Friedrich Minsberg, der 1853 ein Buch über die Geschichte Glogaus veröffentlichte, versteht sein Werk als ein Ergebnis der Tätigkeit des Vereins. Er erwähnt den Verein und seine Anfänge, er berichtet, dass einzelne Glogauer einiges erforscht und gesammelt hätten, was seinem Buch zugute gekommen sei.
Der Bürgermeister Robert Bernd, der 1879 ein Buch über die Geschichte Glogaus veröffentlichte, erwähnt den Verein für die Geschichte Glogaus nicht mehr. In den Statuten bzw. in der Satzung war übrigens durchaus an das Ende des Vereins gedacht worden: "Ist einst der Zweck des Vereins erfüllt und findet er es für gut, sich aufzulösen, so sollen..." und nun kommen einige Bestimmungen.
Allerdings ist diese Aussage schon etwas merkwürdig. Man möchte doch meinen, dass ein Verein für Geschichte nur dann seinen Zweck erfüllt haben könnte, wenn die Weltgeschichte und damit auch die Geschichte Glogaus zu einem Ende gekommen wäre. Was die Verfasser der Satzung nicht ahnen konnten, ist die Tatsache, dass es 120 Jahre nach der Niederschrift der Vereinsstatuten tatsächlich zu einem Ende der Geschichte kommen sollte, nämlich zum Ende der Geschichte der deutschen Stadt Glogau im Jahre 1945.
Ich erinnere noch einmal an den vorhin schon zitierten Satz und Wunsch von Julius Blaschke: "Möge das Werk liebevolle Aufnahme finden und das Interesse für die Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes neu beleben!” Der Wunsch von Julius Blaschke ist Jahrzehnte später in Erfüllung gegangen. Aber unter welchem Vorzeichen! Das Buch steht heute in den Bücherregalen und Bücherschränken von vieler Glogauer. Sie wohnen freilich nicht mehr in ihrer Heimatstadt, sondern über ganz Deutschland verstreut, weil sie aus ihrer Heimatstadt vertrieben wurden. Die Glogauer, die im 19. Jahrhundert den Verein gründeten, verloren sich bald. Für einen Verein, der sich mit der Vergangenheit und Geschichte der Stadt beschäftigte, bestand damals offensichtlich kein Bedarf.
Ganz anders die Situation nach dem II. Weltkrieg für die aus ihrer Stadt vertriebenen Glogauer. Aus der Beschäftigung mit der Geschichte der Heimatstadt als einem angenehmen Zeitvertreib, den man auch genau so gut lassen kann, wurde die Suche nach den Spuren der verlorenen Heimat, nach den eigenen Wurzeln. In den Publikationen über Glogau suchten vertriebene Glogauer, die sich nach dem Krieg in Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen oder anderswo in Deutschland in fremder Umgebung wiederfanden, Antworten auf viele Fragen: Woher komme ich? In welche Tradition wurde ich hineingeboren? Wie haben die Menschen in der Heimat gelebt? Woher stammen die Bräuche, die z.B. an den großen kirchlichen Festtagen wie Weihnachten und Ostern gepflegt werden? Manches wusste man, aber man interessierte sich plötzlich für Dinge, die in Zusammenhang mit der Heimatstadt oder dem Heimatort stehen, um die man sich unter “normalen” Umständen in der Heimat selbst nie gekümmert hätte. Die kurze Geschichte des “Vereins für die Geschichte der Stadt Groß-Glogau” im 19. Jahrhundert scheint uns das zu lehren. Den Glogauern, die nach Flucht und Vertreibung in der damaligen DDR gestrandet waren, war dieses alles bekanntlich verwehrt, was das Schicksal der Vertreibung noch bedrückender machte.
Nach 1945 ist, wie vorhin schon erwähnt, auch im heutigen polnischen Glogau ein Verein gegründet worden, der sich ebenfalls sehr intensiv mit der Geschichte Glogaus beschäftigte und viel publiziert hat. Die Gründer dieses Vereins hatten ganz andere Motive: Sie wollten gemäß der ideologischen Vorgaben des kommunistischen Regimes (und leider auch der katholischen Kirche Polens) den Nachweis erbringen, dass Glogau eine urpolnische Stadt sei. Aber natürlich fanden die neuen polnischen Siedler in Glogau und den umliegenden Ortschaften, außer der Anknüpfung an die ferne Geschichte der polnischen Piastenfürsten, keine Tradition polnischen Brauchtums, keine polnischen Stadt- oder Gemeindebücher, keine polnischen Kirchenbücher, keine polnischen Friedhöfe.
Auch dieser Verein der polnischen Glogauer existiert heute noch. Nicht zuletzt deswegen, weil seit 1989 auch in Glogau Persönlichkeiten dem Verdrängen und Verschweigen der Wahrheit über die Geschichte Schlesiens entgegentreten und sich auch mit der deutschen Geschichte Glogaus vor 1945 beschäftigen, darunter sehr engagiert der ehemalige Vorsitzende des Gesellschaft des Glogauer Landes, Jerzy Sadowski. Die bedeutende Warschauer Tageszeitung “Reczpospolita” schrieb 1998 in einem großen Artikel über Glogau und die Gesellschaft: “Sie wissen, dass es nicht leicht ist, Bindungen mit einer Stadt aufzubauen, die so lange Zeit deutsch war”. Und Stadtpräsident Rybka sprach im letzten Jahr bei der Einweihung des Rathauses davon, dass es zwei Glogau gebe, das polnische Glogau und das “Glogau für Deutsche, eine Stadt mit herrlichen Gebäuden, Architektur, zauberhaften Grünanlagen, eine Stadt der schönen Erinnerungen aus der eigenen Kindheit”. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Gesellschaft des Glogauer Landes (ihr Vorsitzender ist heute der ehemalige Stadtpräsident Jacek Zielinski) und die Stiftung Kulturwerk Schlesien im Oktober diesen Jahres gemeinsam in Glogau eine Tagung durchführen werden, welche die Neugründung Glogaus nach deutschem Recht vor 750 Jahren, also 1253, zum Thema hat.
Die Hunderte von Seiten über die Geschichte der deutschen Stadt Glogau, die der Glogauer Heimatbund in über 50 Jahren veröffentlicht hat, haben nicht nur eine Bedeutung für die kleiner werdende Schar der vertriebenen Glogauer. Sie sind und bleiben ein wertvoller Schatz und eine Fundgrube für alle Menschen, die sich in zukünftigen Zeiten mit der Geschichte Glogaus beschäftigen werden.
Ich erlaube mir, zum Schluss etwas sentimental zu werden, und einen Blick in die Zukunft zu tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich, langfristig gesehen, Menschen in Deutschland, in Hannover oder Langenhagen oder anderswo, intensiv mit der speziellen Geschichte Glogaus befassen werden, ist nicht so groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass das Menschen tun werden, die im polnischen Glogau leben oder dort geboren sind. Die Beschäftigung mit der Geschichte der deutschen Stadt Glogau wird für historisch Interessierte im polnischen Glogau in dem Maße immer selbstverständlicher und emotional einfacher werden, je weiter die deutsche Zeit zurückliegen wird. Nehmen Sie zum Vergleich die Einwohner von Trier oder von Köln. Deren Vorfahren waren nicht Römer oder Italiener, sondern Germanen. Trotzdem sind die Kölner heute stolz auf “ihre” römische Vergangenheit, auf “ihre” Denkmäler aus römischer Zeit. So ähnlich, denke ich, wird das Glogauer Museum eines Tages eine große Abteilung über die Geschichte der deutschen Zeit Glogaus, über die Vertreibung der Einwohner 1945-1947 und über den Glogauer Heimatbund haben. Im Übrigen ist der Name “Glogauer Heimatbund” bereits auf dem deutsch-polnischen Denkmal für die Opfer von Krieg, Gewalt und Vertreibung für die kommenden Generationen eingraviert.
Wir, die letzten Jahrgänge der Erlebnisgeneration der deutschen Einwohner Glogaus, sind aufgerufen, unser Wissen über die Geschichte der Stadt auch für die Zukunft zu dokumentieren. Deshalb mein Appell an Sie: Wenn Sie zum Festhalten der von Ihnen erlebten Geschichte Glogaus noch etwas in der Schublade oder auch erst im Kopf haben, (so wie der zitierte Beitrag von Heimatfreund Gatzka, der zwar ein ganz persönlicher Bericht ist, und doch zugleich einen kleinen Ausschnitt aus der Glogauer Geschichte aufleuchten lässt), dann schreiben Sie es nieder und lassen Sie es im Glogauer Anzeiger drucken. Dem Appell von Dr. Abmeier in der letzten Ausgabe des Glogauer Anzeigers, jede Ortschaft des Kreises Glogau müsste eine Beschreibung bekommen, kann ich in diesem Zusammenhang nur beipflichten. Solche Beiträge sind für uns, die ehemaligen Einwohner der Stadt Glogau und des Kreises Glogau von großem Interesse, und sie sind wichtige Dokumente für alle, die in künftigen Zeiten, der Wahrheit verpflichtet, die Geschichte der Stadt erforschen und beschreiben werden.
Dr. Klaus Schneider, Leipzig
ehem. Glogau
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