Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 4, April 2003

Die Glogauer Jesuitenkirche

von Eugen Kretschmer

4. Die Entweihung (1806-1820) und deren allmähliche Beseitigung (1821-1826)

5. Das wiederhergestellte Gotteshaus seit 1826

Neu herausgegeben von Josef Wagner,

Geistlicher Rat in Hildesheim

1. Fortsetzung

3. Die Wiederherstellung im Jahre 1796

Die Erneuerungsarbeiten von 1796 sind uns in ihren Einzelheiten bedauernswerter Weise nicht bekannt. Insbesondere ist nicht klar, welche Schädigungen die Feuersbrunst von 1758 im Innern der Kirche angerichtet hat. Vielleicht war dort der Schaden nicht allzu groß; denn der Stuckvorhang vom Jahre 1713 hat den Brand überdauert. Aber sicher sind die Türme damals neu aufgebaut worden und erhielten die heutige Gestalt. Die diesbezügliche Urkunde, die man bei der Renovation der Kirchenfassade 1886 im Knopf des nördlichen Turmes fand, hat folgenden Wortlaut:
Hae flammarum vi anno MDCCLVIII vastatae turres nunc sub Augustissimi Friderici Wilhelmi II Borussiae Regis Auspiciis Egregiaque Excellentissimi Comitis de Hoym Supremi Silesii Ministri Cura e ruinis erectae novisque fastigiis ornatae sunt, anno MDCCLXXXXVI Poloniae Majoris ad terras Borussicas accessione multisque belli in Germania ab Austriacis Franco - Gallisque gesti vicissitudinibus claro.
Die Übersetzung des Text-Hauptteiles lautet, nach Direktor Jungels: "Diese Turmfassade, welche die Macht des Feuers im Jahre 1758 zerstört, wurde jetzt, unter der erhabenen Regierung König Friedrich Wilhelms II. von Preußen, dank der besonderen Fürsorge des hochgeborenen Grafen von Hoym, des Obersten Ministers von Schlesien, aus den Trümmern wieder aufgerichtet und mit einem neuen Giebel geziert, 1796."

Von 1796 bis 1806, also 10 Jahre lang, diente nun das Gotteshaus wieder seinem rechtmäßigen ehrwürdigen Zwecke.
Aber schon 1806 ward es leider abermals anders.


4. Die Entweihung (1806-1820) und deren allmähliche Beseitigung (1821-1826)
I.

"Mit dem September 1806 begann eine neue, merkwürdige, und in ihren Folgen ewig wichtige Epoche für Glogau und seinen äußeren und inneren Zustand." Preußen hatte gegen Frankreich den Krieg erklärt, in dessen Verlauf die Jesuitenkirche aufs schwerste geschädigt wurde. Noch am Abend der Kapitulation der Festung Glogau (2. Dezember 1806) entstand "ein Aufstand, in welchem die Soldaten - es waren im Solde der Franzosen stehende württembergische Truppen - das Jesuiter-Kollegium und die Kirche, wo mehrere Depots für die Kavallerie und bürgerliches Eigentum verwahrt waren, aufsprengten und zum Teil plünderten, keinem Kommando gehorchten, ja sogar sich an ihren Offizieren vergriffen." Auf Befehl der Kgl.-Preußischen Kriegs- und Domänenkammer vom 20. Dezember (nach Direktor Jungels 27. Dezember) 1808 wurde das Gotteshaus der französischen Besatzung zur Verfügung gestellt und ward nun verwendet als Heu-Magazin, Pferdestall, zur Aufstellung von zwei Oelmühlen, Unterbringung von Pökelfleisch-Tonnen, schließlich als Artillerie-Depot.
Was bei diesem entsetzlichen Mißbrauch aus der schönen Kirche werden musste, verseht sich von selbst. Nur wenig fehlte und sie ging ganz zugrunde:
"In letzerer (in der Jesuitenkirche) kamen am 7. April 1809 in der Nacht 16 000 Zentner Heu zum Brennen. Die Gefahr war groß; es hatte sich selbst in der Tiefe entzündet, war größtenteils zu Mist geworden, und brannte noch beim Ausräumen den dritten Tag mit heller Flamme." Das Deckengemälde war zerstört.
Auch nach dem Abzug der Franzosen 1814 diente das Gotteshaus weiter nur militärischen Zwecken und wurde erst 1820 (nach Direktor Jungels 1818) seitens der preußischen Militärverwaltung geräumt.
Welch ein Anblick bot die Kirche nach ihrer Räumung!
An heiliger Stätte: "der Greuel der Verwüstung". Hochaltar und Kanzel vernichtet; 250 Fliesen des Marmorpflasters zerfahren und zerschlagen; das Orgelgehäuse verbrannt; das Frankenbergsche und Liechtensteinsche Grabdenkmal schwer beschädigt! Und was war aus dem Josephs-, Ignatius- und Anna-Altar geworden? Wo sind die wertvollen Statuen und Bilder der seligen Jungfrau vom heiligen Blute, von Aloysius, Stanislaus und Judas Thaddäus geblieben?
Die Kirche war entweiht und völlig entstellt! Die Angelegenheit stand so trostlos, dass das Gebäude für gottesdienstliche Verwendung überhaupt nicht mehr in Betracht zu kommen schien. Das Militär glaubte, es für seine Zwecke endgültig behalten zu dürfen. Der Kriegsminister bestimmte im Januar 1821 die Jesuitenkirche zur Kanonenremise und das 1. Bataillon des 6. Infanterie-Regiments ersuchte den Gymnasialdirektor, bei schlechtem Wetter in der Kirche die Rekruten einüben zu dürfen.
Aber dem dringenden Verwenden des Gymnasialdirektors Ender und des Prof. Gärtner, die mit ihren Darlegungen das Schul-Konsistorium zu Breslau bestürmten, gelang es, das Schlimmste von der Kirche abzuwenden. Auf ein Gesuch des Konsistoriums an das Berliner Kultus-Ministerium vom 2. März 1821 verfügte der Kultusminister von Altenstein die Wiederaufnahme des Gottesdienstes in der Gymnasialkirche.

II.

Das war bei dem ruinenhaften Zustand des Gotteshauses zunächst nicht durchführbar. Wie verfallen die Kirche auch nach außen gewesen sein muss, zeigt der Absturz ganzer Ziegelreihen, der die Polizei damals zum einschreiten veranlasste; diese sperrte zeitweise die Straße.
Inzwischen hatte die preußische Regierung bei der Liquidations-Kommission in Paris 1821 - nach Direktor Jungels schon 1816 - eine Summe von 7486 Talern eingefordert "zur Ausbesserung der Schäden in der Glogauer Jesuitenkirche".
Freilich langte dieser Betrag bei weitem nicht hin, um das wiedergutzumachen, was in der Kirche vernichtet worden war. Direktor Ender beichtet am 18. Mai 1821: "Pflaster, Pfeiler, Altäre, Fenster sind so beschaffen, dass es, um auch nur eine Kapelle notdürftig einzurichten, viel Zeit und Geld kosten würde".
1825 wurde endlich die Renovation in Anriff genommen.. Leider ließ man dabei nicht dem Maler, sondern dem Maurer die Hauptarbeit: die scher beschädigten Decken- und Wandgemälde wurden nämlich nicht künstlerisch erneuert, sondern mit Kalktünche zugedeckt. "Die Jesuitenkirche, an jetzt katholische Gymnasialkirche", so berichtet Porträtmaler Raschke 1828, "war im Kriege von 1806 zum Militär-Magazin genommen und bis zum Jahre 1825 wüst und leer. Bis dahin hatte sie noch viele schätzbare Fresco-Mahlereyen, die durch die neuere Wiederherstellung sämtlich bis auf zwei der unbedeutendsten in den beiden letzten Kapellen überstrichen wurden. Sie waren von der Hand desjenigen Künstlers gemahlt, der in der Domkirche die Kapellen St. Joseph, St. Nicolaus und St. Martinus ausgemahlt hat und ein Schüler Willmanns war, mit Nahmen Kretschmer."
Immerhin hat das Gotteshaus 1825/26 eine derartige innere und äußere Instandsetzung erfahren, dass es von da ab als Kirche wieder benutzt werden konnte.


5. Das wiederhergestellte Gotteshaus seit 1826

I.

Am 2. Juli 1826 wurde die renovierte Jesuitenkirche im Auftrage des Fürstbischofs durch Archidiakon Moser neu geweiht. Der inzwischen Propst gewordene Religionslehrer Klamt, welcher 1806 die letzte Predigt vor der Beschlagnahme des Gotteshauses gehalten hatte, hielt jetzt 1826 von der neuen Kanzel die Festpredigt zur Wiederherstellungsfeier.
Das 200jährige Gymnasial-Jubiläum ward am 10. Oktober 1826 durch einen feierlichen Gottesdienst festlich begangen: absichtlich verbunden mit dem 50jährigen Dienstjubiläum des um die Anstalt hochverdienten Professors und Prälaten Gärtner.
1842, am 26. Juli, besichtigte König Friedrich Wilhelm IV. die Jesuitenkirche. Er hatte seine Freude an ihrer "erhabenen und würdigen Bauart" und sprach den nachdrücklich betonten Wunsch aus, dass das herrliche Gotteshaus seiner jetzigen Bestimmung erhalten bleibe.
Am 1. Mai 1851 gestattete Gymnasial-Direktor Wentzel, dass der Militär-Gottesdienst, der seit 1833 ständig in der Stadtpfarrkirche stattgefunden hatte, nach Abschließung einer besonderen Vereinbarung in der Gymnasialkirche abgehalten werden dürfe, zunächst "mit Ausnahme der Sonntage".
Fürstbischof Knauer nahm das Gotteshaus in Augenschein im Juni 1843, Kardinal Melchior von Diepenbrock im Mai 1847 und Fürstbischof Förster im Mai 1862. Letzerer, ein früherer Schüler des Gymnasiums, überwies hierbei 200 Taler zur Wiederherstellung des Marien-Altars und schenkte am 17. Juli 1863 das schöne Aloysius-Bild.
Am 20. Mai 1876 wurde aus Anlass des 250jährigen Gymnasial-Jubiläums Festgottesdienst in der Jesuitenkirche abgehalten.
Die 1886 von Direktor Jungels durchgeführte Renovation der Turmfassade kostete 11 100 Mark. (Verfügung des Provinzialschul-Kollegiums vom 10.4.86. Nr. 2235.)

II.

Auf Direktor Jungels geht auch die umfassende Renovation des Kircheninnern mit der Aufdeckung und Wiederherstellung mehrerer Decken- und Wandgemälde zurück, die in den Jahren 1894-1898 vollzogen wurde und eine Großtat in der Geschichte dieses Gotteshauses bedeutet.
In einem Schreiben vom 18. Dezember 1890 wusste Direktor Jungels den Geh. Baurat von Zschock-Liegnitz für die Wiederaufdeckung der Malereien in der Kirche zu interessieren, die der "barbarischen Renovation 1825/26" zum Opfer gefallen waren. Zschock gab die Anregung nach Breslau und Berlin an die Behörden weiter. Wer weiß, ob viel daraus geworden wäre, hätte nicht Prof. Paul Meyerheim-Berlin, der 1890 das Gotteshaus besuchte und sich "sehr dafür begeisterte", beim Kultusminister 1891 in Anregung gebracht, "die Freilegung der Wandmalereien im Innern der Gymnasialkirche herbeizuführen". Nach langen Verhandlungen verfügte der Minister (Berlin, 25.5.1894) "die Instandsetzungsarbeiten an der Gymnasialkirche in Glogau für 2880 Mark".
"Sobald das Gerüst aufgeschlagen ist, wird die Untersuchung, ob unter der Tünche sich Malereien finden, unter Zuziehung des Provinzial-Konservators Lutsch vorzunehmen sein." Als Geheimrat Lutsch größere Partien des Tünche-Überzuges ablösen ließ, zeigte es sich, dass das Presbyterium "mit den beiden angrenzenden Kapellen, sowie die beiden Kapellen in der Nähe des Hauptportals mit schönen Fresken und die beiden letzteren außerdem mit einer Wandbekleidung von prächtigem italienischen Marmorstuck ausgestattet waren". (Jahresbericht des Gymnasiums, Schuljahr 1894/95.)
Auf den Bericht hierüber nach Berlin forderte der Minister unterm 30. Juli 1895 die Einholung eines Gutachtens von Prof. Prell-Dresden "über die Restauration der in der Kirche aufgedeckten Malereien". Prell sprach sich in seinem Gutachten vom 12. Dezember 1895 für die Wiederherstellung der Gemälde aus und schlug als ausführenden Künstler den Hofrat Prof. Donadini von der Kgl. Kunstgewerbeschule in Dresden vor. Gemäß einem Vertrage vom 30. August 1897 übernahm Donadini "die Ausführung der Restauration der Wand- und Deckengemälde in der kath. Gymnasialkirche zu Glogau für ein Honorar von 16 000 Mark".
Der Künstler hat die dreimal mit Kalk überstrichenen, durch Arbeit mit dem Kratzeisen fast vernichteten Decken- und Wandgemälde teils wieder hergestellt, teils durch neue ersetzt; und zwar die Bildwerke an der Decke und an den oberen Seitenflächen des Presbyteriums, sodann in der hinter der Kanzel gelegenen Marien-Kapelle, desgleichen die Malereien in den beiden Kapellen rechts und links vom Hauptportal (Nepomuk- und Mater-dolorosa-Kapelle).
Hand in Hand mit dieser Tätigkeit Donadinis ging eine vollständige Renovation des gesamten Kircheninnern, ferner die Trockenlegung der Wände und die Reparatur der Fenster und des Marmorstucks in zwei Kapellen. Die Arbeiten sind ausgeführt worden von Tischlermeister Bischoff, Maurermeister Borgmann, Glasermeister Eichner, Malermeister Geisler, Stukkateur Gerbert und Schlossermeister Radda, sämtlich in Glogau. Die Gesamtkosten im Betrage von 26 500 Mark, welche der Kultusminister durch Erlass vom 9. April 1897 genehmigte, wurden auf den schlesischen katholischen Haupt-Schul-Fonds übernommen.
Das vor 70 Jahren am Gotteshause Versäumte war nun in vielen Beziehungen nachgeholt.
Die über vier Jahre lang dem Schüler- und Militärgottesdienste entzogene Jesuitenkirche konnte jetzt wieder ihrer Bestimmung dienen. Zur Reconciliationsfeier am 16. November 1898 erschienen viele Ehrengäste. Den Weiheakt nahm im Auftrag des Fürstbischofs Dr. Kopp der Gymnasial-Religionslehrer Dr. Brudniok mit Levitenamt, Tedeum und hl. Segen vor. Seiner Predigt legte er den Kanzelspruch zugrunde: "Heute ist diesem Hause Heil widerfahren."

III.

1901 erwies der Landes-Konservator Dr. Lutsch der Kirche einen großen Dienst, indem er das als Kopie nicht gerade wertvolle, durch den Brand von 1809 beschädigte große Abendmahlsbild über dem Hochaltar wegnahm und dadurch die Plastik der Ostwand freilegte. Leider machte er nur halbe Arbeit, da die große Wandnische mit ihrer wertvollen Malerei unter Staub und Schmutz liegen blieb. Als neuen Hochaltar ließ Lutsch einen der Breslauer Sankt-Bernhardin-Kirche entlehnten Altar aufstellen und schmückte ihn mit dem für lebensfrohe Gymnasiasten wohl kaum richtig gewählten Gemälde Donadinis "Tod des heiligen Joseph".
In demselben Jahre (1901) erhielt die Kirche eine neue Orgel mit 14 klingenden Stimmen, die zweiteilige Aufstellung des Orgelwerks ermöglichte glücklicherweise die Freilegung der beiden Chorfenster.
Nahe an 20 Jahre lang (1901-1920) blieb das Gotteshaus fast unverändert.
Es wurde von den beiden Kirchenfürsten Kardinal Kopp und Kardinal Bertram gelegentlich ihrer Firmungsreisen und Besuch des Gymnasiums, am 2. Mai 1904, bzw. am 12. Mai 1915, mit hohem Interesse besichtigt.
Während des Weltkrieges (1914-1918) war die Gymnasialkirche als katholische Garnisonkirche für mehrere Tausend deutscher Soldaten wahrhaft die Hütte Gottes, in der sie vor der Begegnung mit dem Feinde durch Empfang der heiligen Sakramente den Frieden ihrer Seele suchten und fanden.
1920 erhielt die Nepomuk-Kapelle an Stelle des seit mehreren Jahren irrtümlich dort aufgestellten Aloysius-Bildes ein neues, von Gymnasial-Zeichenlehrer Kunstmaler Rindfleisch geschaffenes Bild des heiligen Johannes von Nepomuk.
Auch eine Herz-Jesu-Statue ward von Studiendirektor Dr. Wahner beschafft.
Im Juni 1921 überreichten die Glogauer Katholiken dem Gymnasial-Religionslehrer Kretschmer anlässlich seines silbernen Priester-Jubiläums eine namhafte Geldsumme, die alsbald - mit besonderer Genehmigung des Landes-Konservators Dr. Burgemeister - zur Aufdeckung und Erneuerung der Wandmalerei in der Nische der Hochaltarswand verwendet wurde. Kunstmaler Kristen-Breslau führte diese Arbeit recht geschickt aus. Noch 1921 regte Direktor Dr. Wahner an, die Halle unter dem Orgelchor durch eine von Bildhauer Jäkel-Glogau geschnitzte Gedenktafel dem Andenken der im Weltkriege gefallenen Schüler des Gymnasiums zu widmen. In derselben Halle ehrten die Glogauer Truppenteile ihre Gefallenen mit eigenen Heldentafeln.
Ebenfalls 1921, am 3. Juli, erhielt die Statue des heiligen Judas Thaddäus in der Kapelle unmittelbar von der Kanzel ihre Weihe. Das Bildwerk dient als Gegenstück zur Franziscus-Xaverius-Statue in der gegenüberliegenden Kapelle. Es ist eine treffliche Arbeit des Bildhauers Baumeister-Breslau. Die Erben des Glogauer Archidiakon Prälat Himmel haben es geschenkt.
1922, am 18. Juni, wurde der Aloysius-Altar geweiht. Ihn stiftete der Kaufmann und Stadtrat Alois Hoffmann-Glogau. Das dort angebrachte Aloysius-Bild hatte bereits 1863 Fürstbischof Förster seiner Gymnasialkirche verehrt.
Am 4. November 1923 fand die Weihe des von Kunstmaler Nüttgens-Berlin geschaffenen Sankt-Felix-Bildes statt. Der 1926 (4. Juli) geweihte Felix-Altar ist ein Geschenk des Vizepräsidenten des Preußischen Landtags, Geheimart Dr. Porsch-Breslau. Das Kreuz und die zwei silberfarbigen Leuchter dieses Felix-Altars sind eine kunstvolle Handschnitzarbeit des Erzpriesters Skobel, damals in Kamenz. Der Altar-Entwurf stammt, wie beim Aloysius-Altar, aus dem Atelier des Landes-Konservators Dr. Burgemeister. Die Aufstellung des Felix-Altars machte es notwendig, den in jener Kapelle bis dahin stehenden Militärgemeinde-Taufstein in die Marienkapelle hinter die Kanzel zu versetzen. Das beim Taufstein befindliche große Missionskreuz wurde damals von Kantor Sirot aus Schrepau für die dortige Kirche erworben.
In den Jahren 1921-1926 sind durch die Beihilfe edler Wohltäter die Franz-Xaver-, Felix-, Aloysius und Judas-Thaddäus-Kapelle ausgemalt worden, und zwar zwei Kapellen von den Glogauer Meistern Strauch und Lagotzki, während die anderen beiden Kunstmaler Kristen-Breslau ausmalte, der auch die Umrahmung der vier Militär-Helden-Gedenktafeln, des Hauptportals, der Herz-Jesu-Nische und des Marienbildes in der Marien-Kapelle ausführte.
Aus Anlass des 300jährigen Jubiläums des Gymnasiums feierte Kardinal Dr. Bertram am 27. September 1926 ein Ponitifikal-Hochamt in der Gymnasialkirche mit einer herzlichen, eindringlichen Predigt an die Schüler.
1927, am Sonntag Quinquagesima (27.Februar), erhielt das neue, feuer- und diebessichere Tabernakel seine Weihe. Der Glogauer Schlossermeister Zanke hat es gefertigt. In demselben Jahre, am Christ-Königsfest (30. Oktober 1927) ward der Broschürenstand in der Mater-dolorosa-Kapelle eröffnet, zur Verbreitung guter, volkstümlicher, religiöser Lektüre.
Durch große private Opferwilligkeit, unter Mitwirkung des Reichsgrafen Schaffgotsch-Warmbrunn, konnte im November 1928 für 1000 Mark der Schmuck der beiden Gymnasial-Kirchtürme (Weltkugel, Kelch und Kreuz) von Malermeister Strauch neu vergoldet werden.
Unmittelbar darauf fand im Innern der Kirche die Reinigung der gesamten Kirchen-Ostwand hinter dem Hochaltar statt mit Wiederherstellung des Heiligen Geist-Bildes (Taube) in der Laterne.
Im Anschluss an den 1928 ausgeführten Abputz des Gymnasial- und Kirchengebäudes hat das Preuß. Hochbauamt (Regierungs- und Baurat Grosser) 1929 eine sehr wertvolle Renovationsarbeit an den drei Portalen der Jesuitenkirche vorgenommen; mit einem Kostenaufwand von 9912,71 Mark wurden die schadhaften Stellen an den Säulen, Pilastern und Einfassungen der drei Tore ausgebessert und teilweise erneuert. Eine besonders sorgsame Wiederherstellung ward den vier Engelsfiguren über den beiden Seitentüren zuteil. Sie boten mit ihren arg verstümmelten Gliedmaßen einen unschönen Anblick; sie sind nun wieder ein Schmuck der Kirche.
1930 war es möglich, mit Unterstützung der Staatlichen Schulbehörde, welche 3000 Mark, und Seiner Eminenz Kardinal Bertram, der 1000 Mark gütigst bewilligte, und mehrerer gütiger Spender im Gotteshause einen neuen Hochaltar für 4500 Mark aufzustellen. Durch ihn ist endlich die gesamte Ostwand der Kirche völlig freigelegt worden: sie kommt jetzt mit ihrem ganzen plastischen und malerischen Schmuck ungehemmt aufs schönste zur Geltung. Der Entwurf und die Ausführung des Hochaltars lag in den Händen des Architekten Schlicht-Breslau. Die feierliche Altarweihe vollzog an Mariä Lichtmeß 1930 Kanonikus Dr. Otte-Liegnitz.
1931 und 1932 ließ sich endlich durch sehr reichliche Gaben vieler Freunde des Gotteshauses aus allen, auch den ärmsten Kreisen der Bevölkerung der lang ersehnte Kreuzweg beschaffen. Seit der Ausmalung der Kirche, ca. 1730, war der Eingang zur Mater-dolorosa-Kapelle mit zwei Bildern geschmückt, rechts: Christi Kreuzigung, links: Christi Grablegung; man konnte sie als 12. und 14. Kreuzweg-Station ansprechen. Prof. Donadini hat diese zwei Bilder bei der großen Renovation 1898 restauriert. Es lag nahe, die fehlenden Stationsbilder in den übrigen, noch leeren Medaillons an den Eingängen der anderen Seitenkapellen anzubringen. Nur musste der Künstler darauf bedacht sein, die neuen zwölf Bilder den zwei vorhandenen in Komposition und Farbengebung möglichst genau anzupassen. Kunstmaler Platzek-Breslau hat diese Aufgabe gut gelöst: der Kreuzweg schmiegt sich der ganzen Innenausstattung der Kirche aufs beste an und ist selbst ein Schmuckstück des Gotteshauses geworden. Seine Einweihung nahm am 1. Fastensonntag 1932 ein früherer Schüler des Gymnasiums, der Franziskaner-Pater Norbert Bombis-Breslau vor. Die Kosten des Kreuzwegs betrugen 2500 Mark.
Im Frühjahr 1932 wurde seitens des Staatl. Hochbauamtes Glogau das Pflaster der Kirche im Schiff ausgebessert; in der Nepomuk- und Mater-dolorosa-Kapelle ward es vollständig erneuert.
Die bis dahin ganz schmucklosen und sehr kahl wirkenden sechs Emporen über den Seitenkapellen erfuhren im Sommer 1932 durch Kunstmaler Platzek und Malermeister Junger ihre Ausmalung. Der aus dem Dienste scheidende Direktor Wahner hatte die Mittel hierfür besorgt. Nachdem bereits 1930 elektrisches Licht am Hochaltar angebracht worden war, konnte im Sommer 1934 dem Gotteshause die recht notwendige Beleuchtungsanlage beschafft werden. Sie wurde von Ingenieur Widera ausgeführt. Sechs elektrische Lampen an den oberen Emporen geben dem Kirchenschiff Licht und zwei kleine Scheinwerfer beleuchten die gesamte schöne Altarwand bis hinein in die Laterne. Opferfreudige Gläubige haben die Kosten (1000 Mark) zusammengebracht.
Gott, der allen lebenden und verstorbenen Wohltätern dieses Gotteshauses überreich vergelten wolle, helfe, dass die Jesuitenkirche außer einer stilgerechten Kanzel und der Ausschmückung der Beichtstühle noch einmal eine Heizung und das Deckengemälde im Kirchenschiff erhalte!

Fortsetzung folgt

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