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3. Fortsetzung
§ 5. Der Marienaltar und die Kapellen auf der Evangelienseite
Der Marienaltar. Bis zum Jahre 1861 stand dort der “weiße (Mutter Gottes-) Altar”.Dann trat an seine Stelle der jetzige gotische Marienaltar aus der Kunsttischlerei Buhl Breslau mit einem neueren Mutter Gottesbild im Mittelfelde von Hamacher. Die Kosten betritt die Kasse des Rosenkranzvereins. Der alte Altar wurde auf Bitten des Pfarrers Laschinsky von Pfarrer Wittke (1859-1870) dem Barmherzigen Brüderkloster in Steinau überlassen. Die beiden gotischen Fenster in der Nähe stammen auch aus dieser Zeit und zeigen in bunter Glasmalerei von A. Redner-Breslau die Bilder Mariä Verkündigung und Mariä Himmelfahrt. Das letztere Bild ist weniger gelungen. Der Marienaltar mit seinem schmalen, hochragenden Aufbau macht einen etwas schwindsüchtigen Eindruck. Gegenüber dem mächtigen Hochaltaraufbau hält er nicht stand. Zudem verdeckt er größtenteils das dahinter liegende Fenster.
Die Schmerzhafte Mutergottes-Kapelle wurde im Jahre 1879/80 unter Pfarrer Warnatsch restauriert. Die Kosten wurden durch Spenden mehrerer Wohltäter aufgebracht. Den Löwenanteil bestritt Frau Schneidermeister Richter mit 600 Mark. Der Altar erhielt ein neues Altarbild der schmerzhaften Mutter Gottes, das der damalige Oberkaplan Kosche in Wien von dem Porträtmaler M. Johann v. Zadorecki malen ließ. Es kostete ohne die Fracht 132,20 Mark und ist ohne künstlerischen Wert. Das alte Altarbild vom Maler Steinner ist auf dem Sakristeiboden. Es stellte Mariä Heimsuchung dar (1760). Oben im Medaillon befindet sich ein Bild des sogenannten Weltheilandes. Die Neustaffierung des Altares besorgte Mülheim, Glogau, für 277,70 Mark. Maurermeister Gieberich-Glogau, die Abputzung der Kapelle für 90 Mark.
Ehemals stand in dieser Kapelle der Bruderschaftsaltar der alten, marianischen Konfraternität (daher der alte Name “Brüderkapelle”). Das übermalte Steinrelief unter dem Fenster, das Mariä Verkündigung, den Titel der Bruderschaft darstellt, scheint das alte Altarbild und somit ein Überrest aus der Kirche vor dem Brande zu sein. Verunziert wird die Kapelle durch eine Reihe quergestellter Bänke. Diese scheinen dort aufgestellt worden zu sein, als nach der Franzosenzeit 1814 die Glogauer Protestanten das Mitbenutzungsrecht der Kirche erhielten, weil ihre Kirche verwüstet war. Das Fürstbischöfliche General-Vikariat-Amt in Breslau gestattete nämlich unterm 3. Mai 1814 die Aufstellung von Bänken und Sitzen in den Gängen und leeren Plätzen, sofern dadurch nicht die Prozessionen behindert würden. Daher stehen die Bänke auch hier und in der nächsten Kapelle mit der Front nach der Kanzel zu. Katholiken hätten auf den Altar gebührende Rücksicht genommen. Der alte Altar stammt von dem Bildhauer Jerschgerschky, der ihn 1760 zusammen mit dem alten Josephsaltar für 133 Taler 10 Silbergr. lieferte.
Die St. Johannes Baptista-Kapelle. Sie ist seit dem Abbruch der alten “Bäckerkapelle” (S. 15) die neue Innungskapelle. Ihre Restauration erfolgte im Jahr 1881 aus den Überschüssen der Sammlung für die eben beschriebene Kapelle. Der Vergolder Mühlheim erhielt für die Ausbesserung, Staffierung und Vergoldung des Altars 330 Mark. Maler Senftleben für die Auffrischung und Neubearbeitung des großen Bildes (St. Johannes in der Wüste) und des Medaillonbildes im Oberfelde (St. Anna) 54 Mark und Maurermeister Gieberich für die Restauration der Kapellenwände 87 Mark.
Der Altar wird in einem Visitationsregister vom Jahre 1781 bereits erwähnt. Er ist offenbar ein Werk des eben erwähnten Glogauer Bildhauers Jerschgerschky. Das gar nicht befriedigende St. Johannes-Bild stammt offenbar von einem der Maler, die die übrigen Altarbilder gemalt haben. Die ungeschickten Figuren zur Rechten (Laurentius) und Linken (Augustinus) stammen von demselben Bildhauer. 1793 wurden vom Bildhauer Joseph Dittrich für 4 Rchtlr. Zieraten an dem Altare angebracht.
Die St. Johannes Nepomuk-Kapelle. Der Altar stammt von Jerschgerschky (1762), das Altarbild des hl. Johannes v. Nepomuk von Maler J. M. Steinner aus Frankenstein. Der Bildhauer erhielt 119, der Maler 24 Rchtlr. Die beiden weiblichen Heiligenfiguren zur Rechten und Linken sind schwer zu deuten. Vielleicht ist die linke Figur mit der Kugel neben ihren Füßen die Märtyrin Theodosia und die rechte mit dem Löwen Euphemia oder Thekla oder Priska. Das Medaillonbild zeigt den hl. Bischof Nikolaus. Unter Pfarrer Birambo (+ 1849) wurde der Altar renoviert. In der Kapelle steht ein Beichtstuhl.
Die Ölbergskapelle. Von der Verlegung des Ölbergs nach dem Brande (1758) war schon oben die Rede. Den Altar fertigte 1771 Jerschgerschky für 144 Rchtlr. 23 Silbergr. Das Bild lieferte Maler Spiller für 14 Rchtlr. Es wird flankiert von zwei geschnitzten Engelfiguren, die Leidenswerkzeuge tragen. Über dem Bilde ist in einem Strahlenkranze das heiligste Herz geschnitzt. 1854 erhielt Julius Scheibel 79 Rchtlr. 9 Silbergr. für das Vergolden und Lackieren des Altars. Die geräumige Kapelle dient im rückwärtigen Teile, der durch eine Holzwand abgetrennt ist, zur Aufbewahrung von Kirchen-Utensilien. Zugleich führt hier die Treppe aufs Orgelchor. Einst war hier von Pfarrer Löwenwaldt (um 1441) ein “Kleinchor” zu Ehren der Gottesmutter mit eigenen Vikaren gestiftet worden.
Das hl. Grab. Hinter dem Eisengitter sieht man auf Leinwand gemalt “Jesus im Gefängnis”. Die Ausstattung des hl. Grabes ist sehr einfach. Sie stammt aus der Zeit des Wiederaufbaues der Kirche. Eine aus Brettern ausgeschnittene perspektivische Palmenstraße führt zu dem einfachen Grabaufbau. Die “zwei Wächter”, aus Brettern ausgeschnitten, besorgte 1770 ein Tischler für 1 Rchtlr. 2 Silbergr. Zur Beleuchtung dient u.a. ein zwölfarmiger Messing-Kronleuchter aus der Zeit des Pfarrers Birambo.
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§ 6. Die Kapellen auf der Epistelseite und die Sakristei
Die Kreuzkapelle ist ähnlich wie die gegenüberliegende Kapelle unter Pfarrer Löwenwaldt (um 1441) für Chorgeistliche (Mansionare) gestiftet worden, die täglich das Offizium von der Passion des Herrn zu singen hatten. Bis ins 19. Jahrhundert hatte sich zur Erinnerung daran noch der “Kreuzkurs”, eine bestimmte Andacht zum bittern Leiden und Sterben Christi erhalten, die aber schließlich mit bischöflicher Genehmigung in Wegfall kam.
Den Altar mit dem großen Kruzifix und den Figuren der Gottesmutter und des hl. Johannes verfertigte Jerschgerschky (1774) für 80 Rchtlr. Die bunte Staffierung stammt aus neuester Zeit, ebenso der auf die Wand gemalte Hintergrund, der die hl. Stadt darstellt. An der Ostwand hängt noch ein kleines gerahmtes Ölbild, die Kreuzabnahme Christi.
Die St. Heinrich-Kapelle enthält den ältesten Altar, der sich beim Brande 1758 erhalten hat. Er ist gleichzeitig auch der schönste von den Seitenaltären sowohl im Aufbau als auch in der Staffierung. Letztere wurde 1855 vom Staffierer Scheibel für 56 Rchtlr. erneuert. Das seiner Zeit ergänzte Altarbild ist von Fürstbischof Dr. Heinrich Förster, einem gebürtigen Glogauer, durch ein künstlerisch vollwertiges ersetzt worden. Es stellt den Namenspatron des hohen Gönners, Kaiser Heinrich II., den Heiligen, dar. Der Maler des Bildes ist, wie links unten zu lesen ist, A. H. Zimmermann 1853. Das Medaillonbild zeigt die hl. Barbara. Es wurde 1775 vom Maler Puschmann für 2 Rchtlr. gemalt. In der Kapelle befindet sich ein Beichtstuhl. Der Boden weist noch das alte Ziegelpflaster auf.
Die St. Karolus-Kapelle hat wieder einen Altar von Jerschgerschky. Auf dem Altarbilde des hl. Karl Borromäus ist links unten zu lesen: “ Erfun(den) u. gemahlt von Johann Michael Steinner-Frankenstein 1763 da Frid war” (nach dem 7jährigen Kriege). Das Medaillonbild stellt die hl. Katharina dar. Es stammt aus dem Jahre 1767 und kostete 3 Rchtlr. Auch in dieser Kapelle steht ein Beichtstuhl. Die Steinfliesen wurden 1855 von Maurermeister Brüger gelegt. Die Arbeit kostete 31,90 Mark. Die Steine wurden ihm geliefert.
Die St. Joseph-Kapelle befindet sich im besten Zustande. Sie weist modernes buntes Pflaster auf, ist bunt ausgemalt und hat ein buntes Glasfenster von A. Redner, Breslau, das die hl. Familie auf der Flucht darstellt. Das Fenster wurde, wie bereits erwähnt, unter Pfarrer Warnatsch 1879 eingesetzt. Die Renovation der übrigen Kapelle stammt aus neuester Zeit und hatte folgenden Anlaß: Am 2. Juli 1909 feierte Stadtpfarrer Mache sein goldenes Priesterjubiläum. Der Jubilar lehnte jede öffentliche Feier ab. Daher suchte der Kirchenvorstand wenigstens einen Lieblingswunsch des Gefeierten zu erfüllen durch Errichtung eines neuen Altars in der St. Josephs-Kapelle. Es bildete sich zu diesem Zwecke aus Mitgliedern des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung ein Ausschuß, der eine Sammelzeichnung veranstaltete. Die Kosten wurden auf 1500-1600 Mark veranschlagt. Die Sammlung ergab 1809,15 Mark. Das Altarbild stammt von dem alten Altar und wurde von Kunstmaler Baecker in Breslau kunstgerecht für 75 Mark wiederhergestellt. Das Bild wurde 1760 der Kirche geschenkt. Die Staffier- und Vergoldungssarbeiten übernahm J. Krachwitz in Frankenstein für 450 Mark. Den Rohbau und die Kanontafeln des Altars stammen vom Holzbildhauer A. Jaekel aus Glogau und kosteten 960 Mark. Ebenso wurden neue Fliesen und Stufen gelegt. In der Kapelle steht ein Beichtstuhl, der entsprechend staffiert ist.
Die Nikolauskapelle verdankt ihre jetzige Ausstattung dem Stadtpfarrer Warnatsch, der sich hierfür etwa 8500 Mark aus vorhandenen Mitteln bewilligen ließ. Die Rippen und Gesimse der Decke wurden durch den Bildhauer Hoffmann aus Gips angefertigt. Kunsttischler Buhl sen. aus Breslau lieferte den gotischen Altar aus Kiefernholz für 2640 Mark, das Kanzell (Kommunionbank) für 225 Mark, den Taufbrunnen aus Sandstein für 135 Mark, den Deckel hierzu mit gotischem Aufsatz für 180 Mark, das zinnerne Taufbecken für 59,50 Mark und das Sakrarium für 78 Mark. Aus der Kunstanstalt Mayer-München stammen die Altarfiguren: St. Nikolaus für 451 Mark, St. Petrus und Paulus, St. Hedwig und St. Barbara zusammen für 230 Mark. Die bronzierte Messing-Hängelampe kostete bei Hoeptner in Breslau 36 Mark. Glasmaler Seiler in Breslau setzte ein neues Fenster für 525 Mark ein. Die Ausmalung übernahm die Breslauer Firma Schultze und Küker. Da aber die Wände dieser Kapelle früher arg unter Feuchtigkeit zu leiden hatten, so verdarb dadurch auch bald die neue Malerei. Daher ließ Warnatsch im Jahre 1893 anstatt den gemalten Sockel zu erneuern, ihm ein dauernd angenehmes Aussehen durch eine Ziegelwand mit farbigen Verblendern geben. In der Kapelle steht ein Notbeichtstuhl, der kleine Baldachin und zur Weihnachtszeit die gern besuchte “Krippe”. Die beiden letztgenannten Stücke wurden unter Pfarrer R. Kastner im Jahre 1915 angeschafft.
Diese Nikolauskapelle ist seit ihrer Renovation die Trägerin einer ehrwürdigen Glogauer Legende geworden. Das wunderbare Ereignis fand im 15. Jahrhundert statt und ist mit der Geschichte des “grausamen Hans” verknüpft. So nennt die Geschichte Herzog Johann II. von Sagan (1435-1504), der sich namentlich in seinen Kämpfen um den Besitz des Glogauer Landes die ärgsten Gewalttätigkeiten zuschulden kommen ließ. Am bekanntesten ist sein grausames Verhalten gegenüber sieben Glogauer Ratsherren, die schließlich im Jahre 1488 dem Hungertode überantwortet wurden, weil sie sich geweigert hatten, durch Verrat zu ihm abzufallen. In einem anderen Kerker wurde ein Bürger vom Rat eingesperrt, den wohl das gleiche Schicksal getroffen, wenn ihn nicht, wie die Chronik meldet, der hl. Nikolaus gerettet hätte. Wir geben die schlichte Schilderung so wieder, wie sie G. Fritz in seinen “Denkwürdigkeiten, Erzählungen und Sagen von Gr. Glogau” (im Selbstverlag des Herausgebers ebendort 1861) überliefert hat:
“Zu den in den Schloßturm Eingesperrten gehörte auch der Ratsmann Nikolaus Fisch. Den hl. Nikolaus, den Schutzpatron der Pfarrkirche zu Glogau, verehrte auch die Familie Fisch seit vielen Jahren, und auch als das Unglück so furchtbar in der Familie einbrach, flehte man den Heiligen um Hilfe an. Und die Gebete wurden erhört. Der Gefangene war aus dem Schloßturm verschwunden. Auf seinem harten Lager im Schloßturm eingeschlummert, erwachte er auf einem der Felder von Rauschwitz, unweit der Klingnermühle. Das Ereignis wurde erst bekannt, als Stadt und Land kurz darauf von dem grausamen Hans befreit war. Bald fanden sich fromme Seelen, welche an der Stelle eine Kapelle stifteten.”
Diese Kapelle mit dem in der Nähe befindlichen “Nikolausbrunnen” bestand bis zur Franzosenzeit 1813, wurde aber dann von den feindlichen Truppen bis auf die Grundmauern niedergerissen. Da sie wegen der geschichtlichen Erinnerung sich großer Beliebtheit erfreute, dachte man nach den Befreiungskriegen öfter daran, sie wieder aufzubauen. (Hierzu vgl. Kastner, “Eine Wundertat des hl. Nikolaus in der Glogauer Stadtpfarrei”, Schlesisches Pastoralblatt 42, 1921, S. 44 f und Blaschke, Geschichte der Stadt Glogau).
Pfarrer Birambo hätte gern etwas für den Wiederaufbau der Nikolauskapelle in der Nähe der Hauenschild-, später Pätzoldschen Mühle am Wege nach Gurkau getan. Die Trümmer waren noch deutlich zu sehen. Es wurde daher (1820) geplant, eine Sammelliste herumzuschicken, um Gelder für den Wiederaufbau aufzubringen. Ein etwaiger Überschuß sollte zu einer Fundation für den Unterhalt der Kapelle verwendet werden. Der Plan fand in allen Kreisen der Bürgerschaft Billigung. Auch Bürger anderer Konfessionen wollten Beiträge liefern. Birambo ließ von dem Maurermeister Reinhold Zeichnung und Kostenanschlag anfertigen. Danach sollte der Bau 377 Rchtlr. 7 Silbergr. kosten. Der noch vorhandene Bauplan sah ein Werk vor, das dem Goethe-Pavillon auf der Glogauer Promenade sehr ähnlich sieht. Zum Bau mußte aber erst die Kommandantur ihre Genehmigung erteilen. Birambo schlug vor, die Kapelle aus leicht zu zernehmenden Werkstücken herzustellen, damit sie zu Verteidigungszwecken der Stadt leicht entfernt, aber ebenso schnell später wieder aufgebaut werden könnte. Der Kommandant v. Valentini erhielt hierfür die Genehmigung vom Kriegsministerium unterm 13. März 1821. Der Plan kam aber nicht zur Ausführung. Daher wandten sich die Bürger ohne Unterschied der Konfession am 5. Juli 1829 an Pfarrer Birambo und erneuerten ihr Gesuch, die Kapelle errichten zu dürfen am 19. August desselben Jahres. Gleich darauf erhielt der Absender des Schreibens, Destillateur Öttinger, am 19. August die Antwort des Kirchenkollegiums und seines Vorsitzenden, Pfarrers Birambo, daß die Mittel zum Bau nicht ausreichten und eine “anderweitige Einmischung in diese Baunangelegenheit” nicht gestattet werden könnte.
Damit ruhte diese Angelegenheit, bis Pfarrer Karker in einem Schreiben vom 18. September 1858 an das General-Vikariat-Amt die Sache in Fluß zu bringen suchte. Er fragte an, ob die Kirche Eigentümerin des Ruinenplatzes sei und ob das Geld der Schmidtschen Fundation zu einem Neubau verwendet werden solle, ehe der Platz anderweitig bebaut würde. Über das Besitzrecht wurde Karker auf den Weg der Nachforschung verwiesen und ihm der Gedanke nahegelegt, vielleicht von den vorhandenen Mitteln eine Begräbniskapelle zu Ehren des hl. Nikolaus auf dem Kirchhofe zu erbauen. Karker legte aber am 5. Juni 1860 einen neuen Plan vor, nämlich die Schmidt’sche Fundation zur gänzlichen Restaurierung der in die Südseite der Stadtpfarrkirche eingebauten und sehr verfallenen Nikolauskapelle zu verwenden. Der Plan kam indes unter ihm nicht zur Ausführung, da er nicht lange darauf als Propst an die St. Hedwigskirche nach Berlin ging. Sein Nachfolger Wittke ließ die Sache liegen.
Erst Warnatsch griff den letzten Plan Karkers wieder auf und erneuerte das Gesuch an das geistliche Amt, am 23. Juli 1872, das ihm umgehend die nachgesuchte Erlaubnis erteilte. Außer der Schmidt'schen Fundation wurde auch das Helwing’sche Register und die Strinskysche Stiftung für den inneren Ausschmuck der Kirche in Anspruch genommen.
Der Glogauer Kanonikus Ludwig Nikolaus Hellwing hatte nämlich 1778 der Kirche 66 Rchtlr., die er später auf 70 erhöhte, mit der Bestimmung übergeben, es solle während der St. Nikolausoktav in der Pfarrkirche eine Lampe brennen. Das geschieht noch heutzutage alljährlich. Hierzu kam noch eine andere Stiftung.
Damit die vor dem Breslauer Tore gelegene Nikolauskapelle in baulichem Zustande erhalten werden könne, hatte die Jungfrau Eleonore Georgin, Universalerbin des Glogauer Kaufmanns Benjamin Schmidt, 50 Rechtlr. am 15. Juli 1785 der Pfarrkirche als Fundationskapital übergeben.
Somit ist die Erinnerung an den gnädigen Schutz des hl. Nikolaus nach dem spurlosen Verschwinden der alten Votivkapelle auf die geräumige Taufkapelle der Pfarrkirche übertragen worden. An die Stelle des oben erwähnten Nikolausbrunnens ist der Taufbrunnen getreten, und so werden die Kinder der Stadtpfarrei gleichsam unter den Augen des hl. Bischofs und Kinderfreundes getauft.
Die Loretokapelle. Die Rokokoverzierungen an den Außenwänden sind Überarbeitungen aus dem 18. Jahrhundert. Vor dem Brande (1758) stand die schlichte Marienstatue in einer kleinen Mauernische, und davor befand sich der Altartisch. Pfarrer Scholtze ließ 1768 für diese Figur einen kleinen Altaraufbau für 15 Rchtlr. errichten. Pfarrer Francheville ergänzte diesen Aufbau durch ein Gitter, das der Stadtschmied Lorentz 1773 für nur 16 Rchtlr. anfertigte, da ihm ein altes zur Verarbeitung übergeben worden war. Vor dieses wurde jetzt der Altartisch gestellt. Während früher das Allerheiligste an den drei letzten Kartagen in der Sakristei und zwar in dem Mauerschränkchen des Pfeilers aufbewahrt wurde, reponierte es Pfarrer Birambo (+ 1849) in dem Tabernakel, den er auf dem Loretoaltar aufstellen ließ. So ist es bis zur Gegenwart geblieben. Der Altar freilich mußte, weil er infolge der Feuchtigkeit leicht vermorschte, wiederholt erneuert werden. Der jetzige stammt aus dem Jahre 1902 und ist von Holzbildhauer Jäkel-Glogau angefertigt worden.
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