Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 5, Mai 2002
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Pionier-Denkmal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Laß uns “ein Stück spazieren gehen”. So sagte man wohl damals an einem Frühlingstag in Glogau. Als ich irgendwann in späterer Zeit, in neuer, fremder Umgebung davon sprach “ein Stück spazieren” zu gehen, erntete ich erstauntes Gelächter und ich wusste nicht warum. - Das “Stück” war der Auslöser der Heiterkeit. Trotzdem, gehe ich auch heute noch “ein Stück spazieren”, wenn ich meinen täglichen Gang mache - dem Kreislauf zuliebe. Im Glogau unserer Tage - sagen wir mal in den 30er Jahren, gab es für einen Spaziergang die vielfältigsten Variationen zur Auswahl. Eine besonders reizvolle verlief sich in den Wegen und Besonderheiten der Promenade. Ein weites Feld, ein großer Grüngürtel zog sich im Süden um den Kern der Stadt. Mit einem Spaziergang der üblichen Distanz, war das kaum zu bewältigen, es glich eher einer Tagestour. |
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Glogau Pionier-Denkmal |
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Im Westen der Stadt begann das kultivierte Grün mit dem Pionierwäldchen, entlang der Hohenzollernstraße. Diese vergleichsweise kleine Oase, erfreute sich besonders im Winter großer Beliebtheit. Jung und Alt zog es mit dem Rodelschlitten dorthin, auf den “Hohenzollern”. So nannte man kurz und bündig die Rodelbahn inmitten der Stadt. Seinen Namen trug die kleine, in sich abgeschlossene Anlage, vermutlich durch das Denkmal, welches am westlichen Eingang der Parkanlage, zu Ehren des Glogauer Pionier-Battallions 5 errichtet war. Es bestand aus 6 vertikal stehenden Steinbalken, die einen Querstein trugen. Davor ein Steinsarg mit der Widmung. Es war ein schlichtes Ehrenmal, an dessen Stelle heute ein theatralisches Kunstwerk der Sowjetarmee steht. Auch die Tatsache, dass der ehemals vor den Toren der Stadt gelegene Übungsplatz der Pioniere im Bereich der späteren Weißenburg-, Sedan- und Wörthstraße lag, mag zu diesem Namen geführt haben. Eine weitere Gedenkstätte befand sich am Rande des Pionierwäldchens, parallel zur Hohenzollernstraße. Es war dem Feldartillerie - Regiment 41 gewidmet, dessen einstiger Standort in Posen war und wurde 1926 eingeweiht. Vier säulenartige Obelisken, mit einem davor stehenden Sarkophag trugen deutliche Züge des Zierrats dieser Zeit. Ein eindrucksvolles Bild vor der Grünkulisse des Wäldchens. Die Garnisonsstadt Glogau hatte insgesamt 5 solcher in Stein gehauener Dokumente seiner Regimenter. Das Pionierwäldchen, zu dessen Anlage später auch noch einige Tennisplätze gehörten, verlassen wir nun über den Hauptweg, durch den Schwibbogen, einen Durchgang durch ein Haus der Randbebauung. Vor uns liegt das Milchhäus’chen und über einer großen, ansteigenden Rasenfläche, beginnt die Promenade, welche am Südrand meist höher gelegen ist als das davor befindliche Straßenniveau. Dieses grüne Band, reichte nahtlos bis fast nach Zarkau. Im Süden begrenzt durch die Promenaden- und Raudtener Straße, zog sich das Grün entlang des Soetbeer - Rings, über den Leopold - Ring, bis hin zum Planschbecken. Gleich links, neben dem leicht ansteigenden Weg am Milchhäus’chen, lag die Glogauer Stadtgärtnerei. Den Frauen und Männern dieses stadteigenen Betriebes, die beinahe unsichtbar alles hegten und pflegten, soll an dieser Stelle ein besonderes Dankeschön aller Glogauer gesagt sein! An einen “Promenadenwächter”, so nannten wir ihn als Kinder, erinnere ich mich allerdings mit gemischten Gefühlen. Er tauchte nämlich immer dann wie ein Gnom vor uns auf, wenn wir ein schlechtes Gewissen hatten. Oder hatten wir eigentlich nur ein schlechtes Gewissen, weil er plötzlich vor uns stand? Er war klein und von schmächtiger Statur. Zu seinem uniformähnlichen Outfit trug er einen Krückstock und im Gesicht einen Schnurrbart. Das machte ihn zu einer Respektsperson. Man hatte das Gefühl, dass er jeden Baum beim Namen kannte und allesamt nur auf seinen Befehl ihre Blatt- oder Blütenkleider anlegten. Er sprach auch kaum ein Wort, sondern gab seine Zeichen bestenfalls mit dem Krückstock zu verstehen. Einem Eselsgespann begegnete man oft im Labyrinth der Wege durch das Grün. Sie zogen, immer ein wenig apathisch dreinblickend, einen kleinen Kastenwagen hinter sich her. Stets beladen mit dem Unkraut oder der Mad von Wiesen und Wegen. Auf Streicheleinheiten von Kinderhänden reagierten die struppigen Grautiere eher gelangweilt. Rechts neben dem Weg, durch einige Meter Buschwerk getrennt, war ein Reitweg angelegt und bis zur Promenadenstraße lag neben diesem Reitweg der Alte Evangelische Friedhof, dessen Gräberfeld bis zur Rauschwitzer Straße reichte. Auch der Garnisons-Friedhof hatte seine Grenze südlich des Weges. Obgleich noch 1945 auf diesem Gebiet eine Reihe frischer Gräber angelegt wurden, entstand dort bald ein Straßennetz über den Ruhestätten. Ein Kreisverkehr im Weichbild des polnischen Glogau. |
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Aber wir wollten ja “ein Stück spazieren” gehen. Deshalb führt uns unser Weg noch immer entlang des Soetbeer-Rings. Ein großer Feldstein liegt in einer kleinen Anlage, der uns an den Turnvater Jahn erinnert. Zugleich kommt ein Spielplatz ins Bild, der seinen Namen trägt. Es war ein recht sandiges Karree, auf dem ich meine ersten und lückenhaft gebliebenen Fußballerfahrungen sammelte. Immerhin weiß ich, dass elf Spieler zu einer Mannschaft gehören. Vielleicht war es der viele Sand in den Schuhen, der mich daran hinderte, jemals die höheren Weihen des runden Leders zu erhalten. Beim Verlassen des sandigen Spielfeldes in Richtung Zarkau, stehen wir am Eingang zu den Glogauer Tennisplätzen. Schon aus einiger Entfernung hörte man das Plop - Plop der aufspringenden Bälle. Oberhalb der Platz-Vierecke führt der Weg daran vorüber und wie von einer Tribüne konnte man den Spielern zuschauen. Im Winter, sobald der Frost einsetzte - und das konnte in Glogau schon im November geschehen, wurde aus dieser Arena die wohl beliebteste Eisbahn unserer Stadt. Der immer wiederkehrende Streit mit Muttern begann: Eislaufen ja, Kniestrümpfe nein! - Das schlesische Winterwetter löste allerdings sehr bald die Fehde auf seine Weise, was ja auch dem Eis des Platzes sehr gut bekam. Sogenannte Trainingshosen milderten das Problem mit den Beinkleidern mitunter auch zu beiderseitigem Einvernehmen, gegen das unverzichtbare Leibchen. Ansonsten konnte nur der Drang aufs Eis vergessen machen, was ein Leibchen in der Psyche eines Knaben anzurichten imstande war. Der weitere Weg am Nordrand der Promenade führt nun am Goethe-Pavillon vorüber und gibt nach links den Blick frei auf einen Teil der Stadtsilhouette. Das Amtsgericht zeigt sich in voller Breite. Es steht mit seiner imposanten Fassade direkt über der Wallgrabenmauer. Diesseits des Wallgrabens breitet sich eine in sich abgeschlossene Anlage aus, die bis hinunter zur Post- oder Arnoldbrücke reicht. Es ist ein gärtnerisches Schmuckstück. Ein kleiner Brunnen, in Gestalt einer Schale, die auf einer Säule ruht, bildet den Mittelpunkt. Große Trauerweiden schmücken die Ruhezone um die Brunnenanlage. |
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Goethe-Pavillon |
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Zurück zum Goethe-Tempel. Er entstand durch eine Stiftung der Frau Luise Weisstein, im Jahre 1915. Im Inneren befand sich die Marmor-Büste des Dichterfürsten. Seine klassische Schönheit ließ sich schon von weither bewundern, wenn man aus der Stadt kam und die Wallgrabenbrücke passiert hatte. Zu irgendeiner Zeit jedoch, ich war wohl noch ein Erstklässler, haben weniger gut gesinnte Banausen der Goethe-Büste übles angetan. Sie hatten dem Herrn Goethe die Nase abgeschlagen. Der Pavillon, der stets auch zum besinnlichen Verweilen einlud, ward geschändet. Auch in meiner Seele kam Empörung hoch, ob dieses Frevels, obgleich mir der Herr Geheimrat in seiner ganzen geistigen Größe noch ziemlich unbekannt war. Meine Gedanken suchten nach der Lösung des Problems. Viel später, als ich mich dieser Episode besann, und mir die Büste noch einmal sehr genau anschaute, musste ich feststellen, dass die restaurierte Nasenspitze deutlich sichtbare Spuren der gemeinen Tat zeigte. Meine Ahnung, die ich bereits als Knabe hatte, bestätigte sich. Meine immerwährende, heimliche Hoffnung, dort jemals eine Banane zu ernten, erfüllte sich leider nie. Unser Spaziergang führt nun am Friedrich-Ebert-Denkmal vorüber. Ein Koloss aus weißem, schlesischen Granit, der in den 30er Jahren von den Nazis für das erwachende Deutschland einvernahmt wurde. - “Deutschland erwache” stand auf dem tonnenschweren Monolith. Es wurde dann ein böses Erwachen. Etwa von dieser Stelle zeigt die Titelzeichnung das Teilpanorama von Glogau. Über die Wallgrabenbrücke geht der Blick auf die Mitte der Stadt, mit den Türmen des Rathauses und der Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus. Im Vordergrund das Gebäude der Christlichen Gemeinschaft. |
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Relief Kinderkrippe |
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Geradeaus würde unser Weg nun weiterführen zur “Kinderkrippe”. Sie ist ebenfalls aus dem Geld einer Stiftung errichtet, deren Begründerin die Gräfin Poninska war. Ihre Aufgabe lag in der Betreuung von Säuglingen unter der Aufsicht von einem Facharzt und Pflegeschwestern. Seit 1908 bestand diese soziale Einrichtung. Wir gehen jedoch nach rechts, auf dem quer durch die Promenade führenden Weg. Dabei kommen auf der rechten Seite riesige Palmengewächse ins Bild. Ein exotischer Anblick mitten im schlesischen Glogau. Das Eselgespann hatte damit im Frühjahr und Herbst Schwerarbeit zu leisten, denn die empfindlichen Stauden überwinterten in einem Gewächshaus der Stadtgärtnerei. Hinter diesem Palmenhain überqueren wir einen Reitweg. Nicht selten hörte man dabei das klirrende Geschirr der Pferde, mit irgendeinem Offizier im Sattel. Der weiche Boden, dieser extra als Reitweg angelegten Pfade, verschluckte die stampfenden Geräusche der Hufe. In Glogau gab es außer den militärischen Reitern kaum andere Nutzer dieser Wege. |
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Glogau "Gute Stube" im Park |
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Links wird nun die “Gute Stube” sichtbar. Es war eine besonders schöne Gartengestaltung, mit Pergolen, kleinen begrünten Nischen und vielen exclusiven Exemplaren aus dem Bereich der Flora. Bänke, die ohnehin an markanten Punkten in der Promenade aufgestellt waren, luden zum Verweilen ein. Es gab gottlob noch keine Farbspraydosen, mit denen inzwischen alles noch schöner gemacht wird. Den schönen weißen Bänken der Glogauer Promenaden, die überall an Wegen und Ruheoasen zum Verweil einluden, möchte ich noch ein Wort der Erinnerung beifügen: Allesamt waren sie eine Stiftung des Kaufhausbesitzers Scheier, (später Tietz und Kaufhof). Scheier war jüdischen Glaubens und weil die Nazis meinten, auf diesen jüdischen Bänken dürfen keine Juden sitzen, wurde es Ihnen verboten. Das trübt zwar die Erinnerung an unsere schönen Promenaden aber es gehört nun mal zu ihrer Geschichte, wie der Goethe-Pavillon, mit seinen beiderseits flankierenden weißen Bänken. |
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Nymphe mit Krug |
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Der Ausgang aus der Guten Stube, führte geradewegs auf die Kreuzung Promenaden- Lindenruher Straße . Ging man, bevor man die Straße erreichte, einige Schritte nach rechts, sah man auf eine große Blumenrabatte, in deren Mitte eine lebensgroße Nymphe stand. Bekleidet mit einer faltenreichen Tunika, trug sie einen Krug in Händen. “Sag‘, was hast du in Deinem Krug?” Zu dieser Frage animierte man seinen ahnungslosen Nchbarn, er möge sie dem Fräulein laut zurufen. Die steinerne Griechin antwortete: “Nichts!” An dieser Stelle war es dann dem Animateur überlassen, seinen Nachbarn darüber aufzuklären, dass die Dame mit dem Krug nichts gesagt habe, also auch nichts im Krug habe. Mit großer Begeisterung haben wir im Kindesalter dieses Spielchen immer und immer wieder gespielt, weil es doch so schön war, albern zu sein. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite befand sich das Promenaden-Cafe. Wir nähern uns nun der Wingenstraße, nach deren überqueren, der vorletzte Teil der Promenade beginnt. Ein ganzes Netz von Wegen und kleinen Plätzen, das allein groß genug wäre, dem Bewegungsdrang genüge zu tun, ist nun aufgetan. Das Schiller-Denkmal ist zu bewundern und weite Rasenflächen, die immer neue Blickachsen aufmachen. |
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Schiller-Denkmal |
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Die Schillerbüste, geschaffen von Dannecker in weißem Laaser-Marmor, wurde am 9. Mai 1910, zu seinem 100. Todestag, aufgestellt. Mitten in einem Rondell, stand sie dort im reichen Blumenschmuck. Der hochgelegene Randweg dieses Promenaden-Abschnitts verlief weiter entlang des Leopold-Rings bis zur Viktoria-Straße, vorüber an den Fassaden der Stadthäuser, die dort nach der Niederlegung der Festungsanlagen errichtet wurden. Es waren durchweg repräsentative Wohnquartiere, zu denen auch das sogenannte “Eulenhaus” gehörte. Die zum Fassadenschmuck gehörenden Eulen gaben dem Haus wohl diesen seltsamen Namen. Unterhalb des hochgelegenen Weges, entstand zwischen dem Städtischen Krankenhaus und der Promenade, zu Beginn der 30er Jahre, eine Platzanlage, in deren Mitte das Denkmal zu Ehren der 1914-1918 Gefallenen des Infanterie-Regiments 58 stand. Die Wege, der von 4 Seiten umschlossenen Parkanlage, liefen auf diesen Mittelpunkt zu. Das Denkmal selbst hatte einen ringförmigen Sockel, auf dem von Pfeilern getragen ein steinerner Ring als Abschluss ruhte. Inmitten dieses offenen Rundbaus stand der Preussische Adler erhöht auf einem Sockel. Früher befand sich an dieser Stelle der Uhligsberg, eine hohe Aufschüttung von den Erdarbeiten und Grabungen der Festungsanlagen. Inzwischen haben wir auf unserem Weg eine kleine Brücke unbeobachtet gelassen, die nach rechts über den Rauschwitzbach, in die Mozartstraße führt. Machen wir also diesen kleinen Schlenker, denn am Ende der Mozartstraße eröffnet uns das grüne Glogau, eine besonders schöne, fast naturbelassene Pflanzenwelt. Die “Bauch‘schen Anlagen” empfangen uns, ein wenig dunkel und kühl, wie ein wildwucherndes Biotop. Sie gehören zwar nicht zur landläufig als Promenade bezeichneten Grünanlage der Stadt - sie zu übergehen wäre jedoch ihrer Bedeutung nicht angemessen. |
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Palmenweg in den Anlagen |
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Die “Bauch‘schen Anlagen” waren übrigens im Besitz der Brüder Johann und Carl Bauch, Weinhändler in Glogau, die sie 1839 anlegten und den Bürgern der Stadt kostenlos zur Erholung überließen. Ein kleiner Teich, von dessen Grund das Laub von Jahrzehnten heraufschimmerte, lag in der Mitte des Eingangsbereiches, das sich am Ende in einen breiten Spazierweg ordnete. Parallel des Weges plätscherte uns unterhalb einer Böschung der Rauschwitzbach entgegen. Wenn wir den Weg bis an sein Ende gehen, stehen wir am Ausgang auf der Lindenruher Straße, an der Zierdruckanstalt, kurz vor Rauschwitz und dem Evangl. Friedhof. Auf halbem Weg führt ein Steg über den Bach. Er mündet in eine Allee, an deren linker Seite die “Häuslermühle” liegt. Sie war ein beliebtes Glogauer Gartenlokal, mit großem, schattigem Kaffeegarten. Als Attraktion lief dort stets ein Tier zur Begrüßung umher, an dessen Gattung ich leider keine Erinnerung mehr habe. Wir fanden es jedenfalls sensationell, weil es so zahm und zutraulich war, wie es seinem Ruf eigentlich nicht entsprach. In den kleinen Teich, den wir auf unserem Rückweg nochmals sehen, ist eines Tages, bei den üblichen Wasserspielereien mein Blechdampfer versunken. Aus buntem Blech war er und man mußte seinen Motor an einem seiner Schornsteine aufziehen. Das ging eine ganze Weile gut, bis er auf einmal aus dem Ruder lief, seine Maschine stoppte und kurz darauf in den Fluten versank. Der Grund des Teiches war aber von dem vielen Blattwerk so versumpft, dass niemand den Mut fassen konnte, dort hineinzusteigen, das Schiff zu heben. So gibt es in den Bauch’schen Anlagen seither auch einen Schiffsfriedhof. Über die Mozartbrücke erreichen wir nun wieder die Promenade und setzen den Spaziergang dort fort, wo wir ihn durch den kurzen Schlenker unterbrochen haben. Die Viktoria-Straße ist nun die zweite Trennlinie, die wir überschreiten, um in den letzten Teil der Promenade zu gelangen, an dessen Ende sich der “Dreihocker” und das Planschbecken befinden. Der Hauptweg führt gleich am Beginn an der “Plantage” vorüber. Die Bezeichnung “Friedenstal-Plantage”, ging darauf zurück, dass auf dem Gelände des späteren Gartenlokals gleichen Namens, Maulbeerbäume zur Seidenraupenzucht angepflanzt wurden. Das geschah auf Anregung und Anordnung des Preußenkönigs Friedrich II. Der Umbau zu einem Vergnügungsort der oberen Stände, erfolgte erst 1910. Kinderfeste, Kegeln und sonntägliche Kaffeenachmittage gab es dort zu erleben. Die Kapelle Horschler, ein beliebtes Glogauer Orchester spielte zu Konzerten auf. |
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Das Planschbecken fand man an der tiefsten Stelle der Promenade, unterhalb der Zarkauer Straße. Es war ein betoniertes Wasserbecken, gedacht für Kleinkinder. Ganz seichtes Flachwasser führte bis in eine Tiefe von etwa 50 cm. Liegewiesen um den kleinen See, machten es zu einem beliebten Ruheort für Mütter mit Kleinkindern. An einer Seite der großen Fläche, die sich auf einem Weg begehen ließ, floss der Rauschwitzbach dahin, in Richtung Oder. An der ehem. Pionierbadeanstalt mündete er, schon nach wenigen 100 Metern ins Oderwasser. Oberhalb des Planschbeckens gab es zur Winterfreude den “Dreihocker”. Es war ein in 3 Stufen auslaufender Festungsgraben, dessen schlittenmordende Abfahrtspiste, trotz dieses Risikos sehr beliebt war besonders beim “männlichen” Nachwuchs. Wie mir bereits korrigierend berichtet wurde, haben dort aber auch weibliche Schlittenlenker, dort ihrer Wirbelsäule erste Schäden zugefügt. Viele Erinnerungen führen dorthin zurück, nicht immer verbunden mit Freude und dem Glanz kindlichen Erlebens. Das Unheil des Krieges hat das reine Grün zerstört, es wurde für viele zum Totenacker. Paradiese sind eben dazu da, aus ihnen vertrieben zu werden.
Hans J. Gatzka |
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