Ansprache des Stadtpräsidenten Rybka
Ansprache des Vorsitzenden des Glogagauer Heimatbundes |
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Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 7, Juli 2000Denkmalumwidmung in Glogau am 27.05.2000Bei strahlendem Sonnenschein begrüßte der Stadtpräsident, Herr Rybka alle Gäste, die zahlreich zur Umwidmung des Denkmals aus nah und fern erschienen waren. Von deutscher Seite war der Generalkonsul von Breslau, Herr Ohr, der Europaabgeordnete, Herr Böhm und der Vorsitzende der Fried- Als Vertreterin der Partnerstadt Langenhagen war Frau Bürgermeisterin Waltraut Krückeberg zusammen mit den Kollegen und Kolleginnen der Part- |
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Von polnischer Seite waren ein Abgeordneter des polnischen Sejm, der Landrat, der Vorsitzende des Glogauer Stadtrates, der Vorsitzende des Landrates, der Vorstand des Veteranenverbandes und verschiedenen Abordnungen von Jugendorganisationen und viele Bewohner der Stadt gekommen. | ||||||||||||||||||||
Nach dem Abspielen der polnischen und deutschen Nationalhymne führte Herr Stadtpräsident Rybka aus:
Wir sindt doch nunmehr gantz, ja mehr den gantz verheret! Der frechen völcker schwerdt, die donnernde Carthaun Hatt aller schweis und fleis, und vorrath auff gezehret. So schrieb vor über 300 Jahren angesichts des 30.jährigen Krieges einer der berühmtesten Glogauer, Dichter und Dramaturg Andreas Gryphius. Seine Worte sind bis heute aktuell geblieben, unabhängig davon wo und wann ein Krieg wütet, bedeutet er eine Tragödie für einfache Menschen, sie werden zu Opfern, verlieren ihr Hab und Gut, und oft auch ihre Heimat und Leben. Das Denkmal vor dem wir uns heute versammelt haben, wird den polnischen und deutschen Opfern von Krieg, Gewalt und Vertreibung gewidmet, den Bewohnern der früheren polnischen und deutschen Ostgebiete. Genau wie früher Lemberg eine polnische so war Glogau vor dem Krieg eine deutsche Stadt. Wie in Glogau lebten auch in den früheren ostpolnischen Städten und Dörfern einfache Menschen, die keinen direkten Anteil an Kriegsgeschehnissen hatten. Gerade diesen einfachen Menschen wird dieses Denkmal gewidmet . Wir dürfen nicht vergessen, dass es in Glogau ein Übergangslager für polnische Kinder gegeben hat. Wir dürfen nicht vergessen, dass es Konzentrationslager gegeben hat und gemordet wurde. Wir müssen auch an diejenigen denken, die nur deswegen gelitten haben, weil sie Polen oder deutsche waren, weil sie in Städten und Dörfern lebten, die wie Glogau vernichtet wurden. Man muss wissen, dass über den Tod vieler Menschen in Gefängnissen oftmals ihre Angehörigkeit zu der polnischen oder deutschen Nation oder ihr Name auf der entsprechenden "Volksliste" so wie in Potulice entschieden hat und nicht ihre persönliche Schuld. Man muss immer bedenken, dass die polnischen und deutschen Bürger von Potulice, Glogau oder Lemberg vor allem Menschen waren. Wenn wir die Inschrift dieses Denkmals auf diese Weise verstehen, dann sind wir schon einen Schritt weiter. |
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Text der Inschriften: 1945-1939 |
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Der Premierminister Jerzy Buzek hat im vorigen Jahr während des Besuches des deutschen Kanzlers angekündigt, einen der Plätze in Warschau, nach Willy Brandt zu nennen. Dies ist ein Zeichen, dass bei der Pflege des Nationalgedächtnisses die Vergangenheit wirklich zur Vergangenheit wird.
Die symbolische Inschrift auf dem Glogauer Denkmal ist auf dem Weg ein ähnliches Zeichen zu werden. Dieses Denkmal bekommt die Chance zum Fundament der guten Nachbarschaft und der polnisch-deutschen Interessengemeinschaft zu werden, von der 1990 Hans-Dietrich Genscher und Krzysztof Skubiszewski gesprochen haben. In den neunziger Jahren gab es in den Medien eine große Diskussionswelle über die Vertreibungen. Im westlichen Teil Polens hat sich eine Bewegung der Entdeckung der wahren lokalen Geschichte auch der deutschen bemerkbar gemacht. In vielen Städten entstehen regionale Museen die herausragenden deutschen Persönlichkeiten gewidmet sind. Wir in Glogau suchen nach Mitteln für den Wiederaufbau des Andreas-Gryphius-Theaters. Polnische Schriftsteller wie der vor einigen Tagen verstorbene Andrzej Szczypiorski sprechen von gemeinsamer polnisch-deutscher Schande. Von Westfalen bis Lemberg Deutsche und Polen lebten jahrhundertelang Tür an Tür als Nachbar, liebten und hassten sich, heirateten untereinander und wurden geschieden. Von der Verschmelzung der Kulturen und Nationen in Europa gibt es kein Entkommen. Aus dieser Tatsache müssen Konsequenzen für die Zukunft und die europäische Integration gezogen werden. Seit vielen Jahren wird die Idee der Städtepartnerschaften aktiv in Glogau gefördert. Glogau hat Partner nicht nur in Deutschland aber auch in Holland, Frankreich, Schweden und England. Der Europarat hat diese Zusammenarbeit mit der Ehrenfahne des Europarates gewürdigt. In einigen Stunden werde ich die Ehre haben, sie vor dem Glogauer Schloss in Empfang zu nehmen. Die wirkliche europäische Integration muss sich auf der Verständigung, Zusammenarbeit und authentischen Beziehungen zwischen den Bürgern der Städte und Gemeinden stützen. Durch dieses symbolträchtige Denkmal, können die lokalen Gremien einen wesentlichen Beitrag für den Bau des gemeinsamen, vereinigten Europa leisten. Daran anschließend sprach der Bundesvorsitzende des Glogauer Heimatbundes, Herr Liersch: Das Denkmal, das wir heute hier in Glogau enthüllen, wird den Opfern von Krieg, Gewalt und Vertreibung gewidmet. Wir gedenken der Opfer mit Trauer und verneigen uns schweigend. Dieses Denkmal, auf dem demnächst die Jahreszahlen 1939/1945 zu lesen sind, erinnert daran, dass Deutschland in jenen Jahren fast alle Staaten in Europa mit Krieg überzogen hatte und dass in den überfallenen Staaten unschuldige Menschen mit Gewalt aus ihren Wohnungen, Häusern, Dörfern und Städten vertrieben wurden. Unzählige Menschen wurden zu Zwangsarbeit oder in Vernichtungslager verschleppt. Das Denkmal erinnert daran, das die gesamte Bevölkerung Polens und insbesondere der jüdische Teil der Bevölkerung unter dem nationalsozialistischen Terror unsagbar zu leiden hatten. Als ob dies für Polen nicht genug der Leiden gewesen wäre, mussten nach Beendigung des Krieges, infolge der von der damaligen Sowjetunion durchgesetzten Grenzziehungen, die in den östlichen Gebieten Polens wohnenden Menschen erneut Gewalt und Vertreibung erfahren. Das Denkmal erinnert aber auch daran, dass gegen Ende des Krieges und nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands die Schrecken von Rache und Vergeltung über viele Deutsche hereinbrachen. Das galt insbesondere für die Deutschen in Ostdeutschland und in Osteuropa. Es traf Schuldige und Unschuldige. So auch in Schlesien, das die damaligen Siegermächte zugunsten Polens von Deutschland abtrennten. Wieder wurden unschuldige Menschen, diesmal Deutsche, mit Gewalt aus ihren Wohnungen, Häusern, Dörfern und Städten vertrieben. Beide Völker haben Gewalt und Vertreibung erlitten. Heute stehen ehemalige deutsche Einwohner und heutige polnische Einwohner Glogaus an diesem Denkmal. Wir gedenken gemeinsam der Opfer beider Nationen, der Männer, Frauen und Kinder, die während der gewaltsamen Vertreibungen ums Leben kamen. Sie mussten sterben, nur aus dem einen Grund, weil sie Polen oder Deutsche waren. Dieses Denkmal ist eine Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit und zugleich ein Appell zur Menschlichkeit für die Gegenwart und für die Zukunft. Hier in Glogau hat vor nunmehr über zehn Jahren, der Dialog zwischen der Stadt Glogau und dem Glogauer Heimatbund begonnen. Während derselben Jahre, von 1990 bis heute, während derer sich der deutsch/polnische Dialog in Glogau und in vielen anderen Orten in Schlesien entwickelte, nahmen wir alle mit Entsetzen wahr, wie Krieg, Gewalt und Vertreibung in vielen Staaten der Welt und sogar in Europa wüteten. Im Dialog zwischen den polnischen und deutschen Glogauern wurden die Fragen der historischen Wahrheit und des Unrechts von Vertreibungen nicht ausgespart. Hass, Menschenverachtung und Lüge vergiften die Beziehungen zwischen Menschen und Völkern. Das gemeinsame Denkmal soll aufrufen zur Achtung der Menschenrechte, des Heimatrechtes und der Würde eines jeden Menschen sowie zur Anerkennung der Wahrheit. Es ist daher Sinnbild unserer gemeinsamen Vergangenheit und Mahnung unserer gemeinsamen Zukunft. Wir deutschen Glogauer, die wir heute hier an dieser Feier teilnehmen und auch diejenigen, die gerne dabei wären, aber verhindert sind, wir sind dankbar dafür, dass wir uns mit den polnischen Glogauern, an der Spitze Herr Stadtpräsident Rybka, darüber verständigen konnten, das ehemalige Ebert-Denkmal dieser neuen Bestimmung zu übergeben. Es stand über 55 Jahre lang stumm und ohne Zweckbestimmung in unserer alten Heimatstadt. Ab heute spricht es wieder in deutscher und in polnischer Sprache. Es ist ein Zeichen für Verständigung und wachsende Versöhnung. Es bedeutet Hoffnung für uns und für die Zukunft unserer Völker. Wir gedenken aller Opfer von Krieg, Gewalt und Vertreibung. Herr Müntefering sagte dann nach der Begrüßung: Ich freue mich ganz besonders, dass so viele Kinder und junge Menschen dabei sind, wir versprechen euch heute, dass wir, die wir jetzt handeln in der Politik, alles dafür tun, dass in Polen, in Deutschland, in ganz Europa wir auf eine gute und friedliche Zukunft zugehen, das ist eure Zeit, die da kommt, wir wollen alles dafür tun, dass ihr in Frieden und Freundschaft miteinander leben könnt. Friedrich Ebert (1871-1925) und die deutsche DemokratieDieses Denkmal, das wir heute dem Gedenken an die deutschen und die polnischen Opfer von Krieg, Gewalt und Vertreibung widmen, ist 1926 von Sozialdemokraten für Friedrich Ebert errichtet worden. Mich freut es natürlich, dass dieses Symbol deutsch-polnischer Aussöhnung in Niederschlesien sich mit dem Gedenken an Friedrich Ebert verbindet. Damit knüpft es an die besseren Traditionen deutscher Geschichte an. Friedrich Ebert war über eine lange Zeit Vorsitzender der SPD. Er war Mitglied einer demokratischen Partei, der ältesten in Deutschland. Und er war das erste demokratisch gewählte deutsche Staatsoberhaupt nach dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches im Ersten Weltkrieg. Dass ein ehemaliger Sattler, und ein Mitglied einer über lange Jahre im Kaiserreich verbotenen demokratischen und sozialistischen Partei, der Nachfolger des Hohenzollern-Kaisers Wilhelm wurde, war ein Bruch in der Geschichte Deutschlands. Aber es hat nicht ausgereicht, um mit den antidemokratischen Traditionen dieses Landes ganz zu brechen. Es hat nicht ausgereicht, um die aggressive Politik Deutschlands gegenüber seinen Nachbarn zu beenden. Eberts Arbeit hat die Weimarer Republik über die instabilen ersten Jahre ihrer Existenz gebracht. Er hat sie gegen rechte Freikorps und den Kapp-Putsch verteidigt. Sein Eintreten für die erste deutsche Demokratie hat ihn deshalb zur Zielscheibe schlimmer Anwürfe von Rechts gemacht. Friedrich Eberts Tod im Februar 1925 hinterließ eine Lücke, die nicht mehr auszufüllen war. Die Anstrengungen deutscher Demokraten in der Weimarer Republik konnten den Zusammenbruch der Republik und die Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht verhindern. Eberts Nachfolger als Reichspräsident, der kaiserliche Feldmarschall Paul von Hindenburg, war kein Demokrat mehr. Er war es, der am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Nationalsozialismus, Krieg und VertreibungMeine Damen und Herren, die nationalsozialistische Schreckensherrschaft begann damit, dass die innenpolitischen Gegner des neuen Regimes verfolgt wurden. Die Beseitigung der Hinweise auf den demokratischen Präsidenten Ebert von diesem Denkmal ist nur ein kleines Beispiel dafür, wie in Deutschland eine Volksgemeinschaft durch die Ausrottung aller Andersdenkenden erzwungen werden sollte. Dabei ist es nicht geblieben: Deutschland hat unter nationalsozialistischer Herrschaft den Versuch unternommen, ganz Europa gewaltsam zu unterjochen und zu versklaven. Polen wurde das erste Opfer dieser Politik. An ihrem Ende standen Millionen von Toten, und die Vertreibung von vielen Millionen Menschen aus Willy Brandt hat es formuliert! Wir wollen gute Nachbarn sein, nach innen und nach außen. Patriot sein, das ist stolz sein auf sein Land und sein Volk. Nationalist sein, das heißt, andere Völker zu verachten. Deshalb wollen wir gute Patrioten sein, aber nie mehr Nationalisten. Europa, Polen und DeutschlandDas Denkmal, das einst für Friedrich Ebert errichtet wurde, steht heute für eine gemeinsame Geschichte von Polen und Deutschen in dieser Region. Dass sie dieses Ereignis gemeinsam begehen, lässt sich kaum genügend würdigen. Ich weiß, der Weg der Aussöhnung war und ist für viele Polen schmerzhaft. Zuviel an Leid, an Not, an Demütigung und an Hass war dabei zu verarbeiten. Das kann man nicht vergessen, das darf man nicht verdrängen. Für viele Deutsche ist es nach dem Zweiten Weltkrieg schwer gewesen, ihre Heimat endgültig verlassen zu müssen. Über viele Jahre haben Vertreter der Vertriebenen dazu geneigt, die Ursache der Vertreibung Hitlers mörderischen Krieg besonders gegen seine östlichen Nachbarn und die schlimmen Folgen für die Vertriebenen und Flüchtlinge gegeneinander aufzurechnen. Wollen wir Versöhnung, darf es keine Aufrechnung geben. Sie hilft keinem der Opfer. Wichtig ist es, in Deutschland den Gott sei Dank nicht sehr lauten Rufen nach einem 'Schlussstrich' unter die Verbrechen der Vergangenheit entgegenzutreten. Die Erinnerung an die Nazi-Greuel darf nicht verdrängt werden. Einen Schlussstrich kann und wird es nicht geben. Der heutige Festakt ist ein mutmachendes Ereignis: Lebendige Erinnerung steht Freundschaft zwischen beiden Ländern nicht im Weg. Im Gegenteil: Inzwischen ist ein enges Netz von Verbindungen zwischen Polen und Deutschen geknüpft worden, das sich weiter entwickelt. Persönliche Bindungen vor allem zwischen jungen Deutschen und Polen müssen hinzu kommen. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Deutschland ist Mitglied der Europäischen Union, Polen will Mitglied werden. Das bietet die zusätzliche Chance, ein sicheres Fundament für vielfältige Beziehungen über Grenzen hinweg aufzubauen. Der Prozess der schrittweisen Versöhnung zwischen Deutschen und Polen ist möglich geworden durch die Bereitschaft zur Vergebung in Polen, und durch den Willen auf beiden Seiten, die Erinnerung an die Vergangenheit und damit an die deutschen Nazi-Verbrechen wach zu halten. Das war nicht einfach. Größer noch waren auf beiden Seiten die Hindernisse für eine Aussöhnung zwischen deutschen Vertriebenen und der polnischen Bevölkerung in Schlesien. Weil dieses Denkmal von den Vertretern beider Seiten unterstützt wurde, habe ich mich besonders gefreut, Ihre gemeinsame Initiative unterstützen zu dürfen. Polens Beitritt in die EU ist auf einem guten Weg. Das haben die bisherigen Beitrittsverhandlungen gezeigt. Seit März 1999 ist Polen auch Mitglied der Nato. Bei den Verhandlungen über Polens Beitritt in die europäische Union und das atlantische Bündnis hat Deutschland die Rolle eines Advokaten übernommen. Es wird dies weiter tun. Zuletzt hat das Gerhard Schröder bei seinem Besuch in Gnesen im April dieses Jahres betont. Der Dialog über die Aussöhnung zwischen beiden Ländern wird deshalb immer mehr von einem Dialog über gemeinsame Zukunft und Zusammenarbeit ergänzt. Bereits heute sind die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen so gut, wie sie es im vergangenen Jahrhundert nie gewesen sind. Beide Länder verbinden enge wirtschaftliche Beziehungen. Politischer Austausch findet in regelmäßigen Abständen statt. Polnische, dänische und deutsche Soldaten üben in einer gemeinsamen Brigade. Fast nicht zu glauben, wenn man bedenkt, welche Erfahrungen unsere Nachbarn mit deutschen Soldaten haben. Nicht stark genug in den Beziehungen Deutschlands und Polens kann eine Dimension sein, die bisher noch immer zu kurz kommt. Ich spreche von der Begegnung zwischen den Menschen in beiden Ländern, der Begegnung im Alltag über die Grenzen hinweg. Noch hat zwar der Kultur- und Jugendaustausch nicht die Intensität deutsch-französischer Begegnungen erreicht. Aber wir wünschen uns, dass dieses Vorbild Maßstab auch für die Kontakte zwischen jungen Deutschen und Polen sein wird. Die gemeinsame Mitgliedschaft in der EU wird viele andere Dimensionen von Kontakten hinzufügen. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten gesehen, dass besonders die Grenzregionen von den guten Beziehungen profitieren. Das ist von beiderseitigem Nutzen. Nach dem Beitritt Polens wird sich das verstärken. Schon jetzt gibt es über die Grenze zwischen Deutschland und Polen hinweg einen regen Austausch von Gütern. Auch die Freizügigkeit des europäischen Arbeitsmarktes wird zu einer Vertiefung der Bindungen zwischen beiden Ländern beitragen. Und ich habe mir sagen lassen, dass auch die Neu-Berliner, die nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin gezogen sind, Polen inzwischen als Reiseland entdeckt haben. Eine Kleinigkeit, aber eine erfreuliche. Die Annäherung zwischen Deutschland und Polen verändert auch die Rolle der deutschen Minderheit in Polen. Über eine lange Zeit war sie wegen der unterschiedlichen Auffassungen der deutschen und der polnischen Regierung über ihren Status ein Problem für die Beziehungen beider Länder. Heute kann sie zu einer Brücke werden für den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Polen. Die Voraussetzungen dafür sind mit dem Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrag vom Juni 1991 geschaffen worden. Die deutsche Minderheit kann ihre sprachlichen, kulturellen und religiösen Eigenarten pflegen. Das ist wichtig für eine gute Nachbarschaft. Natürlich löst die Annäherung an Europa und damit an Deutschland auch Ängste in Polen aus. Alles Neue und Fremde macht Menschen immer auch Sorgen. Viele befürchten einen Identitätsverlust oder sogar einen Ausverkauf des Landes. Das ist in Deutschland aus anderen Gründen manchmal nicht viel anders. Wir, die handelnden Politiker in beiden Ländern, müssen das ernst nehmen. Lassen Sie mich aber als Vertreter eines Landes, das bald fünf Jahrzehnte Erfahrung mit der Vereinigung Europas gesammelt hat, eines versichern: Europa verdrängt nichts, es bereichert. Deutschland und Polen haben alte Konflikte überwunden. Die Bedeutung dessen ist zum Beispiel bei der grenzüberschreitenden Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe an der Oder vor drei Jahren jedermann sichtbar geworden. Ich hoffe, dass auch dieses Denkmal für die deutschen und die polnischen Opfer von Krieg, Gewalt und Vertreibung ein kraftvolles Symbol guter Nachbarschaft wird. Ich wende mich noch einmal an die Jugendlichen und Kinder, die hier dabei sind: zu solchen Feierstunden gehören unvermeidlicher Weise Reden und manchmal lange Reden, aber ihr könnt euch darauf verlassen, wir reden nicht nur schön, wir sorgen im konkreten politischem Alltag dafür, dass Polen, Deutschland und Europa gemeinsam in eine gute Zukunft gehen können. Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit und begrüße sie mit einem Gruß, den ich aus meinem Heimatland Westfalen kenne, der aber auch bei ihnen in Niederschlesien bekannt ist. Herzliches Glückauf! Daran anschließend durchschnitten Herr Stadtpräsident Rybka und der Bundesvorsitzende Herr Liersch gemeinsam das Band am Denkmal und reichten sich die Hände. Darauf legten Frau Happe und Herr Liersch an den polnischen Tafeln und Herr Rybka mit zwei Herren an der deutschen Seite je ein Blumengebinde zum Gedenken der Opfer von Krieg und Vertreibung nieder. Die Abordnungen der Partnerstädte, der Veteranen und der Jugendverbände schlossen sich dem an. Nach der Feierlichkeit am Denkmal wurde alle Gäste in das Rathaus zur Eröffnung der Cuprum-Bank gebeten. Alle konnten in der sehr reich ausgestatteten Eingangshalle des alten Rathauses und in den Räumen, in denen die Glogauer Stadtsparkasse einst war, mit einem Gläschen Sekt das Wiedererstehen erleben. Im Anschluss daran gab die Stadtverwaltung im Rohbau des Ratskellers für alle geladenen Gäste und alle angereisten ehemaligen Glogauer einen festlichen Empfang. Bei einem reichlichen kalten Buffet konnten sich alle laben und gute Gespräche führen. Der Glogauer Heimatbund bedankt sich für diese großartige Geste recht herzlich. E. Schramm |
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Text der Inschrift: Dieses Denkmal wurde im Jahre 1926 zum Gedenken an Friedrich Ebert errichtet, der von 1919 bis 1925 der erste Präsident eines demokratischen deutschen Staates war. Von 1933 trug es eine von der nationalsozialistischen Diktatur verordnete Inschrift. Danach blieb es ohne Zweckbestimmung. Die Umwidmung für die Opfer des Zweiten Weltkrieges erfolgte am |
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