Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 1, Januar 2019

 

Erinnerungen an das Heimatdorf Jakobskirch




Jakobskirch

an der Chaussee Hahnenfeld-Andersdorf gelegen, etwa zehn Kilometer südwestlich yon Glogau, 573 ha Feldmark, zuletzt 245 Einwohner. Stark besuchter Ausflugsort in prachtvoller Umgebung (Jakobskircher Grund mit Jakobsquelle). Wertvolle kath. Kirche. Eigenartige friderizianische ev. Bethauskirche. Stattliches Schloss des Grafen Rittberg.

Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Landwirt Ewald Aurich

Beigeordnete: Bäckermeister Alfred Brandt, Landwirt Gustav Winter

Gemeinderäte: Lehrer Alfred Gasse, Landwirt Alfred Anders, Wirtschaftsvogt Bernhard Werner, Fleischermeister Hermann Knappe, Maurer Paul Roil

Kassenwalter: Tischler Otto Drawer.

Verwaltungsmäßig gehörte der Ort zum Amtsbezirk Kleinlogisch; Amtsvorsteher war Bauunternehmer Paul Walter in Buchenhang. Die Gerichtsbarkeit lag beim Amtsgericht Glogau. Bahnstation Nilbau (4 km vom Ort).

Sonstige Einrichtungen:

Dominium: Besitzer Graf Aurel von Rittberg

Kath. Kirche: Pfarrer Waldemar Kuck

Ev. Kirche: Pfarrer Erich Lenski

Schule am Ort: Lehrer Alfred Gasse und Karl Bienwald

Gewerbliche Anlagen: Baugeschäft und Sägewerk von Wilhelm Girke

Gaststätten: Gasthof „Zum Eichenwald", Besitzer Richard Heilscher; Gasthof „Zum Deutschen Reich", Besitzer Erich Berner

Vereine: Kriegerkameradschaft, Vorsitzender Bauer Alfred Hirschfelder, Kleinlogisch.

Jakobskirch liegt auf dem Höhenzug, welcher zunächst Raudten, Grögersdorf und Hochkirch berührt, sich hinter den Dalkauer Bergen den Neustädteler, Grünberger und Crossener Erhebungen anschließt. Diese Hügelkette fällt bei Jakobskirch in steilen, romantischen Hängen zur Talniederung der Oder ab, gewährt hier an manchen Stellen einen bezaubernden Fernblick auf den Oderstrom und die Konturen des fernen Riesengebirges.
Bei Jakobskirch steigt der Schlossberg als ziemlich steiler Kegel aus tiefem, bewaldeten Grunde bis fast zur gleichen Höhe der ihn ringsum einschließenden Berghöhen empor. Den Gipfel bildet ein kleines, fast kreisförmiges Plateau von etwa 25 Meter Durchmesser, an dessen südlichem Ende sich eine etwa zwei Meter hohe und kaum fünf Meter im Durchmesser haltende Terrasse erhebt. Durch eine niedrige, schmale Eingrenzung ist der Schlossberg im Südosten mit der Höhe verbunden, auf welcher die alte, aus Bruchsteinen erbaute, katholische Kirche steht. Der Volkssage nach führt ein unterirdischer Gang von dem mitten im Dorfe stehenden herrschaftlichen Schlosse aus bis in den Schlossberg. Tatsächlich ist auch ein solcher Gang aufgedeckt worden, er scheint aber nur bis zur Kirche zu führen.
Bemerkenswert sind die Reste eines alten Burgwalles zwischen Jakobskirch und Buchenhang. Die zahlreichen in Jakobskirch zutage geförderten keramischen Funde gehören dem sogenannten Burgwalltypus an. Es ist die letzte der vorgeschichtlichen Zeitstufen, die besser schon als frühgeschichtlich bezeichnet werden kann. Sie brachte das allmähliche Einrücken der Slawen in die durch Abwanderung erheblicher Teile der germanischen Bevölkerung freiwerdenden Stellen.
Der Name des urkundlich erst 1376 erwähnten Dorfes weist aus, dass es eine deutsche Dorfgründung ist, trotzdem es schon vor Jahrtausenden besiedelt war. Nach einer Überlieferung war Jakobskirch im 12. und 13. Jahrhundert einer der berühmtesten Wallfahrtsorte. Noch vor etwa 180 Jahren wurde Jakobskirch von den Geschichtsschreibern als Wallfahrtsort bezeichnet. Am Jakobitag, dem 25. Juli, wurde alljährlich die Kirchweih abgehalten, zu der viele Menschen aus Glogau und Umgegend nach hier kamen. Jakobskirch hatte eine katholische und eine evangelische Kirche, zwei Schulhäuser, ein herrschaftliches Wohnhaus, ein Vorwerk, das 1920 den Namen Karlshorst erhielt. 1926 waren noch 29 Grundstücksbesitzer vorhanden. Durch freiwillige Gemeinschaftsarbeit wurde eine Dorfbadeanstalt geschaffen. Das Schwimmbad wurde 1938 in einer Feierstunde seiner Bestimmung übergeben.

>Die Katholische Pfarrkirche von Jakobskirch<

Nach alten Aufzeichnungen im Pfarrarchiv zu Jakobskirch soll daselbst Bischof Martin von Schmograu (983—1005) im Jahre 991 zu Ehren des Apostels Jakobus eine Kirche geweiht haben. Die Christen machten den von der Kirche abseits stehenden Turm zu einer Glaubenswarte und setzten über den Eingang das Bild des Apostels mit der Inschrift laCobo Malorl (1103). Die Glocke stammt aus dem Jahre 1506 und hat folgende Inschrift: o rex glorie veni com pace anno MLLCCVI (1506).
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Jakobskirche von Freund und Feind seiner Kostbarkeiten beraubt. Diese altehrwürdige Kirche umgibt noch eine aus Feldsteinen errichtete Mauer, die am Ortseingang eine kleine Pforte aufweist, über die ein sinniger Spruch angebacht ist:
„So stolz Ihr Euch gebardet
Und seyd voll Eitelkeit
Des Ruhms und Rang Euch freut —
O seht hier, was Ihr werdet
Dann lernt Ihr, was Ihr seyd."


Die Evangelische Kirche, die in Holzfachwerkbau errichtet wurde, erhielt unter Anlehnung an den Weihetag Weihnachten 1753 die Bezeichnung „Kripplein Christi". Sie hatte 1200 Sitzplätze. Im Kirchenvorraum befand sich ein aus rohen Brettern gezimmerter Altar, der aus der Zeit stammt, wo die evangelischen Gottesdienste noch vor dem Bau in einer Scheune abgehalten wurden. Die Kirche steht nicht mehr. Ebenso die evangelische Schule.
Denkmäler verschiedener Zeiten sind neben den Kirchen, dem Park und dem Schloss die zwölf Figurengrabmäler der Familien Berge, Kittlitz, Knobelsdorf, Kreckwitz und Niebelschütz. Sie stammen aus der Zeit von 1555—1628.




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